Goonie Day

Ich bin nicht die Einzige, die manchmal keine Lust hat, sich anzuziehen und lieber den ganzen Tag im Bademantel abhängt. Hier ist das ein durchaus bekanntes Phänomen, man nennt es einen goonie day, das Wort ist die Verniedlichung von dressing gown, dem Bade- oder Morgenmantel. Das würde ja nicht annähern so gut klingen, so ein dressing gown day. Gehört habe ich allerdings von den dressing down days. Das sind die Freitage ohne Krawatte, aber die trägt man hier ohnehin nur zu Beerdigungen. Also die Krawatten, nicht die Bademäntel!

Zurück zum Thema. Ich habe also einen dieser goonie days und nach einer Weile, spätestens im Laufe des Nachmittags, wäre man durchaus bereit, sich anzuziehen. Doch dann kann man ja nicht mehr. Man hat ja einen goonie day und kann nicht so einfach wieder in einen normalen Rhythmus zurück. Das ist dann Germanischer Starrsinn, schätze ich. Einmal entschieden, muss man das durchziehen. Sei’s drum.

Ich hänge also den ganzen Tag im Morgenmantel ab, ich lesen, schaue eine Serie, lackiere die Fußnägel, so ein Zeug. Es ist Sonntag und das Wetter ist schlecht. Was sollte man sonst anfangen? Denn eins ist mal klar, sobald man die Entscheidung für den Morgenmantel und gegen ordentliche Kleidung getroffen hat, ist man gleich viel entspannter. Wer einen Morgenmantel trägt, ist relaxed. Der Mann trägt es mit Fassung.

Gegen Abend wird das dann allerdings eine Herausforderung. Ich koche und Bademantel mit Küchenschürze zusammen sehen weder entspannt noch relaxed aus. Ich koche trotzdem fröhlich vor mich hin und verlasse die Küche auf der Suche nach Kartoffeln, die ich anderswo lagere. Keine fünf Sekunden später höre ich den Mann rufe.

„Da ist Andy. Er steht vor der Tür.“

Damit meint er Andy von der Fischfarm und die Küchentür, zu der hier alle rein und rausgehen. Die Haustür benutzen wir nicht. Ich habe inzwischen das Bügelbrett und den Wäscheständer von innen drangehängt. Kommt ja eh keiner rein. Aber Andy an der Küchentür?

ARRGL!

Da stand ich vor fünf Sekunden noch in meinem Morgenmantel-Schürzen-Outfit. Die Küche ist hell erleuchtet und die Tür ist in der oberen Hälfte aus Glas. Ich stand also wie auf einer Bühne für jeden, der auf dem Grundstück war. In diesem Fall Andy.

OMG!

Ich schlage innerlich beide Hände vors Gesicht und rase errötend ins Schlafzimmer, nicht ohne dem Mann zuzurufen, dass ich nicht an die Tür kann. Der denkt natürlich überhaupt nicht mehr an meinen Bademantel-Tag und brummt vor sich hin, weil er nun seinen Computer verlassen und sich kümmern muss.

Ich höre die beiden Männer in der Küche murmeln, während ich alles von mir werfe und in meine Jeans hüpfe. Pullover drüber, geht auch mal ohne Socken, aber ein Haargummi brauche ich, meine Haare haben auch einen goonie day.

Sogleich rase ich in Richtung Küche. Da steht der Mann, ohne Andy und hält ein wenig ratlos aber erfreut einen riesigen Fisch in der Hand. Meine Augen fragen stumm.

„Er ist wieder weg“, sagt der Mann.

Soweit kann ich mithalten. Mich interessiert eher das tote Tier in seiner Hand. Wortlos zeige ich drauf.

„Lachs“, sagt der Mann. „Für uns.“

Er meint wohl eher für sich, weil ich inzwischen Tiere nur noch in Ausnahmefällen esse.

Ich nicke und greife nach dem größten Backblech, das wir haben. Der Lachs ist größer, aber diagonal passt er einigermaßen drauf. Wirklich sehr lieb von den fish farm boys, an uns zu denken.

„Okay“, sage ich. „Ich bereite ihn gerne für dich zu. Aber filetieren kann ich ihn nicht.“

Die Vorstellung, ein Messer in einen Tierleib zu stoßen, lässt mich schaudern. Nie!

Ich fahre mit dem Kochen fort und versuche nicht nach dem toten Fisch zu sehen, der da in unsere Küche liegt. Nach einer Weile lege ich ein Küchentuch über ihn. Die Krimiautorin kann keine Tierleichen sehen! Der Mann surft inzwischen durchs Internet und schaut auf YouTube Filettiervideos. Ja, gibt es.

Nach dem Essen filetiert er den Lachs und ich friere die Tranchen ein. Die Reste trägt er runter an den Strand. Die Möwen werden sich freuen. Ich schreibe derweil der Fischfrau einen WhatsApp, die einmal die Woche mit dem Transporter unterwegs ist und frischen Fisch verkauft. Nett, neutral und ohne Köpfe, gekühlt in weißen Wannen. Fürs erste braucht sie nicht mehr bei uns halten.

Wir haben einen Lachs. Und wir haben die Leichenteile fein säuberlich in die Gefriertruhe gepackt.

Abenteuer Highlands 3 – Ja hört das denn nie auf!

Nach den ersten Erfahrungen mit den Highlands habe ich das erste Buch geschrieben: Abenteuer Highlands – mein etwas anderes Leben im schottischen Hochland. Damals noch ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es vielleicht mehrere geben könnte. 

Die Jahre gingen ins Land und die Abenteuer wurden nicht weniger. Deshalb, und weil ich immer wieder gefragt wurde, ob es nicht bald einen zweiten Teil von Abenteuer Highlands gäbe, habe ich ihn geschrieben. Abenteuer Highlands 2.0 – zwischen Schwarzwald und Schottland – alles, was ein Doppelleben in zwei Ländern aufregend und erzählenswert macht. 

Nun ist Abenteuer Highlands offiziell eine Serie und der nächste Band Abenteuer Highlands 3 – Ja hört das denn nie auf! seit Oktober 2023 als Taschenbuch und eBook bei Amazon verfügbar. 

Nellie Merthe Erkenbach

last chance saloon

Wollen wir uns diese Woche treffen?

Die andere Nellie kann Gedanken lesen, daran hatte ich auch gerade gedacht. Ich hatte nämlich gelesen, dass eines der Hotels in der Gegend wieder aufmacht. Im Januar hat hier alles zu und viele hängen auch noch den Februar oder gar den März dran. Will man im Winter Essen gehen, hat man nur sehr wenig Auswahl und muss oft weit dafür fahren. Umso willkommener die Erkenntnis, dass es einen Koch in der Nähe gab, der etwas gegen hungrige deutsche Mägen unternehmen konnte. Mann musste nur einen Berg rauf und wieder runter, schon war man da.

Sehr gerne schreibe ich zurück und schlage das Hotel vor. Da waren wir letzten Sommer zusammen Essen gewesen und hatten es beide großartig gefunden. Wir verabreden uns auf Freitag, denn donnerstags ist dem Facebook-Account zufolge Quiznacht. Das dann doch lieber nicht.

Das Gleiche denkt auch der Mann, als ich ihn frage, ob er mit will.

„Beim Frauenabend?“ Er lacht. Zwei Nellies sind wohl ein bisschen zu viel für ihn.

Ich aber freue mich sehr. Endlich mal wieder raus aus dem Haus und einmal nicht kochen!

Der Schotte der anderen Nellie hat auch keine Lust, an einem kalten und regnerischen Winterabend das Haus zu verlassen. Wir schon und das Wetter stört uns nicht, Nellie ist eine souveräne und sicher Fahrerin mit deutschen Allwetterreifen.

Zur Sicherheit schreibe ich am Nachmittag noch eine Mail ans Hotel und bitte um einen Tisch für zwei. Ich glaube zwar nicht, dass sehr viel los sein wird, aber sicher ist sicher. Allerdings kommt keine Antwort, was nicht untypisch ist, meist macht einer alles um diese Jahreszeit und vielleicht hat der Koch keine Zeit, am PC zu sitzen.

Pünktlich holt Nellie mich ab und wir fahren los. Auch Emma darf natürlich mit. In den meisten Pubs und Cafés hier sind Hunde kein Problem und wir haben schließlich Mädelsabend. Da darf sie nicht fehlen!

Eine knappe halbe Stunde später betreten wir das Hotel. Ein kalter, kaum beleuchteter Vorraum führt zur Bar. Vorsichtig tasten wir uns voran. Ob da wirklich auf ist. In der dunkel getäfelten Bar brennt ein Kaminfeuer, verbreitet aber weder Wärme noch Wohlfühl-Atmosphäre.

An der Bar steht ein Dutzend Männer, die Hälfte davon in wasserdichter Kleidung und Gummistiefeln, Farmer und Jungs von der Fischfarm. Einer der Männer ohne Gummistiefel hat ebenfalls eine Hündin, die er eng an der Leine hält. Alle starren und entgegen. Nellie und ich sind die einzigen Frauen und man möchte meinen die einzigen Frauen auf dem Planeten.

Nellies erste Reaktion ist, die Flucht zu ergreifen und für eine Sekunde geht es mir genauso, doch kann kommt sofort die störrische Feministin in mir durch: Nicht mit mir, meine Herren!

Emma und die andere Hündin beschnuppern sich misstrauisch, während wir feststellen, dass zwar das Pub aufhat, aber nicht die dazugehörige Küche. Es wird also kein Abendessen geben. Mein Magen knurrt.

Was also tun? Es gibt ein anderes Hotel, das vielleicht Essen serviert, aber da müssen wir wieder zurück, wo wir hergekommen sind.

„Sollen wir erst was trinken?“ fragt die andere Nellie.

Das finde ich eine gute Idee. Schließlich hat keine von uns dreien vor, feige den Rückzug anzutreten, nur weil wir in einem Pub voller angetrunkener Männer gelandet sind, die uns mustern als hätten sie noch nie eine Frau gesehen. Die andere Nellie ist auch Biker und taff.

dann halt ein Bier @nme Abenteure Highlands

Eine der Männer in wasserdichten Hosen, wirrem grauem Bart und prominentem Bauch macht anzüglich Bemerkungen über die two bitches, die man besser nicht von der Leine lässt Es ist ziemlich klar, dass er damit uns und nicht Emma und die andere Hündin meint. Das Wort bitch bedeutet sowohl „Hündin“ als auch „Schlampe“, zumindest in der Altersgruppe des Mannes, der es benutzt hat. Die Generation TikTok verwendet es anders.

Ich überlege, ob ich ihm an die Gurgel gehe, entscheide mich jedoch für Gnade wegen verminderter Zurechnungsfähigkeit. Aber ich grolle wie ein gereizter Hund. Wir trinken unser Bier, meins mit Alkohol, das der anderen Nellie ohne und treten den geordneten Rückzug an.

Kurz bevor wir die Bar verlassen, bringt das Röhren ein ausgewachsenen Hirschs die Gläser zum Klirren. Unsere Köpfe fahren herum. Ein Hirsch? Im Pub?

Schuldbewusst blickt der Besitzer des anderen Hunds zu Boden. Dann entschuldigt er sich hektisch. Die anderen Männer schauen mit offenen Mündern den Schauspiel zu. Wenn Frauen in der Bar sind, darf man nicht mal mehr ungestört rülpsen!

Was für ein Auftakt zu unserem Mädelsabend!

Draußen lachen wir uns schepps und machen und fröhlich auf den Weg zum nächsten Pub. Wir haben so einen Hunger! Unterwegs wird aus dem Regen langsam Schnee. Bis morgen früh ist hier alles weiß. Emma schaut erwartungsfroh. Sie liebt Schnee.

Es ist kurz nach acht Uhr und der Parkplatz des anderen Pubs ist bis auf den letzten Platz besetzt. Hier ist die Hölle los. Wären wir nur gleich hierhergekommen.

in der Nacht sind die Burgen schön und die Mägen leer @nme Abenteure Highlands

Nellie öffnet die Tür und geht voran. Drinnen herrscht ein wildes Durcheinander von Menschen, Stimmen und Musik. Wir arbeiten uns zur Bar vor. Im Essbereich sind die Tische zu einer großen Tafel zusammengestellt worden und eine große 80 aus Luftballons hängt an der Wand. Hier findet wohl gerade ein Geburtstag statt. Wenige Sekunden später drückt und küsst mich der Jubilar. Es ist Löwenbändiger, der Mann aus dem Nachbardorf, der früher wohl mal beim Zirkus war. Wann und wo weiß keiner mehr so genau. Und wie er wirklich heißt, weiß wohl nur der Postbote. Und seine Frau vermutlich. Während Löwenbändiger und ich plaudern, recherchiert Nellie die Küchenlage. Sie arbeitet in dem Bereich und kennt sich aus.

Wie befürchtet hat die Küche um acht Uhr zugemacht. Wir haben unser Abendessen um wenige Minuten verpasst. Mist!

Nellie plaudert mit einem älteren Paar, das gerade aus dem Süden hergezogen ist. Sie nicken zögerlich in meine Richtung und schweigen. Man merkt nicht nur am Akzent, wer Schotte ist und wer nicht.

„Sollen wir hier noch was trinken?“ frage ich. Bier hilft ja durchaus gegen Hunger.

Essen bleibt ein frommer Wunsch @nme Abenteure Highlands

„Nein“, sagt Nellie organisiert wie immer. „Es gibt noch ein Pub mit Hotel. Da sind wir in einer Viertelstunde. Die Küche könnte noch auf haben.“

Wir verabschieden uns von den angelsächsischen Austern und geben Gas. Im Auto knurren unsere Mägen laut. Ich muss wieder kichern. Bier auf leeren Magen!

Auf dem Parkplatz vor Pub Nummer drei angekommen, springen wir aus dem Auto und rennen förmlich hinein. Es ist 8:33 Uhr.

„Gibt es noch was zu essen?“ rufe ich atemlos, laut, ohne auch nur hallo oder Guten Abend zu sagen.

Hinterm Tresen zapft eine junge Frau gerade ein Bier. Ihr breites Gesicht lächelt und freundlich an.

„Sorry!“ sagt sie. „Die Küche schließt um halb neun.“

Das war’s. Last chance saloon. Der letzte Strohhalm. Geknickt. Wir müssen hungrig ins Bett, heute Nacht.

Emma schaut und vorwurfsvoll an. Ich zucke mit den Schultern und bestelle zwei Bier und zwei Päckchen Chips. Hilft ja nix.

Als ich nach Hause komme, will der Mann wissen, wie das Essen war. Ich berichte hungrig von unserer Odyssee und der Pub erprobte Schotte meint nur trocken:

„Ihr hättet ein paar Sandwiches mitnehmen sollen.“

Abenteuer Highlands 3 – Ja hört das denn nie auf!

Nach den ersten Erfahrungen mit den Highlands habe ich das erste Buch geschrieben: Abenteuer Highlands – mein etwas anderes Leben im schottischen Hochland. Damals noch ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es vielleicht mehrere geben könnte. 

Die Jahre gingen ins Land und die Abenteuer wurden nicht weniger. Deshalb, und weil ich immer wieder gefragt wurde, ob es nicht bald einen zweiten Teil von Abenteuer Highlands gäbe, habe ich ihn geschrieben. Abenteuer Highlands 2.0 – zwischen Schwarzwald und Schottland – alles, was ein Doppelleben in zwei Ländern aufregend und erzählenswert macht. 

Nun ist Abenteuer Highlands offiziell eine Serie und der nächste Band Abenteuer Highlands 3 – Ja hört das denn nie auf! seit Oktober 2023 als Taschenbuch und eBook bei Amazon verfügbar. 

Nellie Merthe Erkenbach

Das Bilderbuchdorf der Prophetin

Fordyce ist zunächst mal eins – wunderschön. Wenn man ein idyllisches schottisches Dörflein malen müsste, es sähe ganz genauso aus mit den steinernen Häusern, den gewundenen Sträßchen und den gepflegten Gärten. Hier gibt es nichts, was die Idylle stören könnte. Nicht mal ein Pub. Früher aber gab es das schon. Früher gab es auch einen jährlichen Markt, der Abwechslung brachte, aber der den örtlichen Geistlichen recht unglücklich machte, wegen der Betrunkenen oder sonstiger Unordnung, die den Frieden des Dörfchens störte.

Fordyce castle

Es gibt ein kleines castle an der Straßenecke und eine uralte Kirche samt Friedhof, geweiht dem ungewöhnlichen Talarican, einem katholischen Priester aus Irland. Hier wurde über 1000 Jahre lang zu Gott gebetet und von hier stammt eine Frau, die sich selbst anbetete und die wohl ungewöhnlichste Sekte Schottlands (the Buchanites) gründen sollte: Elspeth Simpson.

Baby Elspeth wurde 1739 in der Gemeinde Fordyce geboren. Ihr Vater war John Simpson, ihm gehörte ein Inn in der Nähe, die Mutter war Margaret Gordon. Als ihre Mutter starb, kümmerte sich eine Verwandte um Elspeth, sie soll ihre eine gute Erziehung gegeben haben. Diese Verwandte heiratete einen Farmer von den Westindischen Inseln und machte sich daran, zu ihm auszuwandern. Elspeth aber sprang in der sprichwörtlich letzten Sekunde ab und blieb im Greenock. Das Leben dort muss ihr wild und aufregend erschienen sein nach der Ruhe von Fordyce. Von nun an war sie auf sich allein gestellt.

Sie arbeitete als Dienstmädchen und heiratete einen Töpfer namens Robert Buchan, ursprünglich aus Banff. Sie bekamen drei Kinder. Robert wollte lieber wieder zurück in seinen Heimatort Banff, also zog die Familie wieder nach Norden, doch Roberts Töpferei war nicht gerade erfolgreich und die Ehe war auch nicht glücklich. Er verließ Frau und Kinder und verschwand nach Glasgow. Seine Frau war ihm wohl schnell nicht ganz geheuer.

Banff Hafen

Elspeth veränderte sich. Aus der eigenwilligen jungen Frau wurde eine religiöse Fanatikerin. Manchmal fastetet sie über Wochen und vernachlässigte ihre Kinder, sie nervte die Nachbarn und die machten ihr schließlich das Leben so schwer, dass sie sich gezwungen sah, nach Glasgow zu ihrem Mann zu gehen. Dort lernte sie Reverend Hugh White aus Irvine kennen, der so einige Probleme mit der Kirche hatte, weil er unorthodoxe Lehren verbreitete. Durch ihn wurde auch Elspeth immer extremer, bis sie schließlich der festen Überzeugung war, eine Prophetin und Figur aus der Bibel zu sein, die nicht nur unsterblich war, sondern die auch ihre Mitmenschen unsterblich machen konnte, indem sie auf sie herab atmete.

Steinbecken in Herzform

Es gab Menschen, die ihr das glaubten und eine kleine Sekte voller Suchender mit dem Wunsch nach Unsterblichkeit, bildete sich um die Frau aus Fordyce. Die Gruppe reiste in Schottland von Ort zu Ort, versuchte sich niederzulassen und wurde oft mit Gewalt wieder vertrieben, sobald man ihre Ansichten erkannte. Nach Fordyce ist Elspeth wohl nicht zurück gekommen.

Diese so außergewöhnliche wie befremdliche Frau soll eine aufsehenerregende rote Robe getragen haben. Ihre Anhänger waren meist sehr junge Frauen. Deshalb auch der Name Mutter Buchan. Die Gruppe schaffte die Ehe ab, Kinder wurden von allen gemeinsam erzogen. Nach zwei abgebrochenen und recht chaotischen Versuchen, gemeinsam in den Himmel aufzusteigen, verließen einige Anhänger die Gruppe. Elspeth Buchan starb am 29. März 1791, versprach aber den anderen Sektenmitgliedern in sechs Tagen wieder zurück zu kommen. Schließlich war sie ja unsterblich. Aber nur, wenn der Glaube der Anhänger fest genug war. Wenn nicht, würde es länger dauern, bis sie zurückkäme.

Ihr Körper wurde nicht beerdigt, wie man die anderen und vor allem die Behörden glauben ließ, sondern in der Küche der Farm verscharrt, auf der die Gruppe lebte. Der 50. Todestag von Mutter Buchan kam und ging und sie war noch immer nicht zurückgekommen. Als einer der letzten noch übrige gebliebenen Anhänger dem Tod entgegensah, wollte er, dass sein Körper über dem ihren begraben würde. So würde sie ihn wecken, sollte sie sich erheben und endlich auferstehen.

Elspeth Buchans mumifizierter Körper wurde noch im selben Jahr in Newhouse, Crocketford (Dumfriesshire) entdeckt. Auf einem kleinen Friedhof auf dem Gelände der Farm sollen auch die restlichen Anhänger der Sekte nach deren Tod begraben worden sein.

Noch immer ist keiner von ihnen auferstanden.

alte KIrche und Kirchhof Fordyce

In Fordyce erinnert nichts an Elspeth Buchan. Wahrscheinlich ist man nicht sonderlich stolz.

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schottische Küche

Die Welt braucht mehr Kochsendungen! Ja, ganz im Ernst. Obwohl sie so inflationär sind im deutschen Fernsehen. Für mich jedenfalls gilt: Lieber Kochesendungen als Dokumentationen.

foto by the man

foto by the man

Wenn wir den Dokumentationen im deutschen Fernsehen glauben dürfen, dann ist Schottland voller einsamer, felsiger Berge, wo zwischen purpurnen Heideflächen glückliche Schafe und majestätische Hochlandrinder weiden. Die Schotten produzieren den ganzen Tag entweder Whisky oder scheren ihre Schafe, die Alten sitzen vor ihren weiß gekalten Steinhäusern und singen traurige gälische Lieder, die Jungen stehen mit Kilt und Dudelsack an jeder größeren Straßenecke. Dann gibt es noch ein Unterwassermonster (Loch Ness) samt Experten, einen glücklosen Möchtegernkönig (Bonnie Prince Charlie) sowie einen ebenso tragischen Revolutionär (Braveheart) und für die Intellektuellen vielleicht noch einen Schriftsteller (George Orwell zum Beispiel, die Auswahl ist groß), der sich zu Inspirationszwecken auf irgend eine Hebriden-Insel zurückgezogen hat. Im Herbst röhrt der Hirsch, springt der Lachs und balzt der Auerhahn. Der Rest ist Runrig.

Und natürlich ist das Essen schlecht und der Wein kommt von der Mosel, die Restaurants sind sonntags geschlossen, haben häßliche Gardinen und draußen regnets.

Ja, das kann tatsächlich alles ganz genau so sein. Kann sein, muß aber nicht!

Die Alten, die ich kenne, haben Ipads und bestellen ihre Einkäufe online. Vor den weißgekalkten Häusern sitzen allenfalls die Touristen, die haben sie nämlich für viel Geld gemietet. Karierte Röcke tragen vornehmlich Teenager aus Japan. Und wer sich aus Inspirationszwecken in die schottische Einsamkeit zurückzieht, ist zumeist eine malende oder töpfernde englische Ehefrau aus der oberen Mittelklasse. Und ja, es gibt sie noch die fetttriefenden Würste und Pommes im Brötchen.

Aber es geht auch ganz anders.

Lecker, mit gutem Wein und so herrlich frischem Fisch, dass man nie mehr weg möchte aus diesem Land der unendliche Köstlichkeiten.

Zuletzt erlebt im Café Fish in Tobermory auf der Isle of Mull. Man sollte aber unbedingt einen Tisch reservieren, der Andrang ist vor allem in der Saison sehr groß. Und mit typisch schottischem Humor werben sie mit dem Slogan:

Das Einzige was bei uns tiefgefroren ist, ist der Fischer, nicht der Fisch.

Vielleicht sollte man statt Dokumentationen lieber Kochsendungen über Schottland produzieren. Solche wie die Hairy Bikers (BBC): Zwei langhaarige Motorradfahrer röhren durch die Lande und kochen.

In den Dokumentationen röhrt immer nur der Hirsch!

http://www.thecafefish.com/

http://www.hairybikers.com/