Von Eiern und Pfannkuchen

Pfannkuchen mit eingemachten Frückten Granola und Ahornsirup

Dinnae teach yer Granny tae suck eggs!

Versuch nicht, den Leuten etwas beizubringen, was sie bereits wissen – mit anderen Worten, sei kein Klugscheißer. Und der Teil mit den Eiern? Der ist ein Hinweis darauf, dass ältere Schotten früher oft wenige gesunde Zähne hatten und nur weiche Nahrung wie Eier essen konnten.

Diese schottische Redewendung bringt mich unweigerlich zu der Pfannkuchen Geschichte. Da spielen zwar auch Eier eine Rolle, aber keine Sorge, niemand hat an rohen Eiern gesaugt. Bäh! Was für eine gruslige Vorstellung!

Wie zuletzt häufig, ist der Enkel des Mannes bei uns. Ich habe bereits im letzten Buch (Abenteuer Highlands 2.0) über den Krümel geschrieben. Inzwischen ist er sechs Jahre alt und natürlich kein Krümel mehr. Ich bekäme einen vorwurfsvollen Blick, wenn ich das behaupten würde. Als er noch ein Krümel war, hat er alles gegessen was man ihm vorgesetzt hat: Obst, Gemüse, alles. Nun, als Steppke, ist er wählerisch geworden. Dies isst er nicht und das auch nicht und Karotten nur roh, aber nicht gekocht. Tomaten dagegen nur auf der Pizza oder im Ketchup, aber nicht roh.

Der Kurze nähert sich immer mehr dem Mann an, der Obst und Gemüse ja nur mit höchster Vorsicht begegnet. Die beiden frühstücken Berge von Würstchen mit Eiern, während ich mein Müsli löffle. Das ist doch doof und ich schlage vor, ob wir nicht alle zusammen Pfannkuchen essen wollen, mit Früchten und Ahornsirup. Der Mann hat nichts dagegen, weil dann nicht er in die Küche muss, sondern ich, um das Frühstück zu machen. Der Kurze überlegt für eine Weile und entscheidet sich dafür.

„Ich habe keine Pfannkuchen am Pfannkuchen Tag bekommen“, sagt er vorwurfsvoll und wohl in der Hoffnung, dass ich wegen der kulinarischen Versäumnisseein ernstes Wörtchen mit seiner Mutter rede.

Der Pfannkuchen Tag wird hier im Vereinigten Königreich begangen, weil sie kein Faschingsdienstag haben und die Fastenzeit hier im öffentlichen Leben keine Rolle spielt. In Deutschland kennt man ja auch die Faschingskrapfen. Wenn auch eher nicht zum Frühstück.

Der Kurze hat also eine Pfannkuchen Unterversorgung und ich machen mich dran, Abhilfe zu schaffen. Schnell mixe ich die Zutaten, hebe das geschlagene Eiweiß unter und gebe den Teig und in die Pfanne. Als die ersten fertig sind, lade ich sie auf zwei Teller, garniere mit Früchten und weise auf den Ahorn Sirup und das Zimt-Zucker-Gemisch hin, das auf dem Tisch steht, um wieder in der Küche zu verschwinden und den Rest auszubacken.

Als ich mit der nächsten Ladung wieder zurück am Tisch bin, starrt der Kurze trotzig auf seinen Teller. Er hat die Pfannkuchen nicht angerührt. Der Mann versucht ihn gerade davon zu überzeugen, dass man sie sehr wohl essen kann und sie sehr lecker sind, aber nein, er isst sie nicht.

„Was stimmt denn nicht, mit meinen Pfannkuchen?“ frage ich. Ich kann keinen Fehler entdecken.

„Sie sind nicht in der richtigen Form“, trotzt der Kleine und ich weiß sofort, was er meint.

Seine Generation kennt Pfannkuchen als perfekte, runde Gebäckstücke, gestapelt und mit Sirup übergossen. Meine sind zwar rund, aber keine perfekten Kreise. Form und Aussehen aber gehen ihm vor Inhalt.

Nichts leichter als das“, sage ich und nehme seinen Teller mit in die Küche. Dort steche ich mit den runden Ausstech-Formen für Hilda Plätzchen die runden Pfannkuchen zu perfekten Kreisen und serviere sie erneut. Der Kurze ist zufrieden und isst. Ich esse die ausgestochenen Ränder. Heimlich. In der Küche.

Hm, lecker!

Wähle deine Worte weise

Sommerzeit

„Oh, Schatz“, sage ich mit Blick auf den Kalender in meinem Telefon. „Das hätte ich fast verpasst. Am Wochenende beginnt die Sommerzeit.“

Der Mann runzelt ebenso misstrauisch wie spöttisch die Stirn.

„Ist März nicht ein bisschen früh für Sommer?“

Ich habe es wieder gemacht! Mal schnell so daher gesagt und nicht nachgedacht. Wenn mir das passiert, ist der Mann sofort mit einer Korrektur am Start.

Sommerzeit ist nicht summertime, sondern daylight saving time. Nur wenige nutzen das Wort summertime. Weiß ich eigentlich. Wieso sage ich es dann nicht? Ich war mit meinen Gedanken schon wieder zwei Ecken weiter.

„Wichtig ist ja nicht, ob die Bezeichnung das Wort Sommer beinhaltet oder nicht. Wichtig ist, dass die Uhren umgestellt werden!“ merke ich an.

Ich, die ich mit Wörtern meinen Unterhalt verdiene als Journalistin und Autorin, sollte etwas feinfühliger in meiner Wortwahl sein. Präziser. Denn hinter den Wörter stecken oft ganze Konzepte, die man mitdenken muss.

Für mich steht weder das Umstellen der Uhr noch der Prozess der Zeitumstellung eine Rolle bei der Sommerzeit. Für mich bedeutet die Umstellung Sommer, Licht und lange Tage. Für den Mann das praktische Umstellen der analogen Uhren, der Energiesparaspekt und die Implikationen, die das für sein Morgenfoto hat, bevor er zur Arbeit fährt. Zwei Konzepte eben.

Noch liegt Schnee auf dem Bergen, deshalb ist mir das Wort Sommer wahrscheinlich so wichtig. Der Winter zieht sich gefühlt ewig hin. Es ist Zeit für Wärme und Licht. Und gerne auch fürs Energiesparen. Horrend, was wir diesen Winter für Strom und Heizung bezahlt haben.

Viellicht ist daylight saving time ja doch kein so seltsames Konzept.

Also gut, ich gebe dem Mann recht. Aber nur hier und ganz leise. Ihr haltet dicht, oder?

Und außerdem: Es ist nie zu früh für Sommer! März hin oder her!

Schneetage sind Schreibtage

Der März ist frostig und immer wieder schneit es kräftig. Es ist kalt genug, dass der Schnee auch liegen bleibt. Ich liebe den Blick auf die Berge, wenn die Luft frisch und alles weiß ist und Himmel und See ihr klares Blau dazu geben.

Der Schneepflug kommt morgens gegen sieben Uhr vorbei und streut eine Prise Sand-Salz Gemisch in vereinzelte Kurven. Ansonsten muss jeder sehen wie er klar kommt. Was zur Folge hat, dass alle Schulen schließen, sobald man auch nur aus der Ferne eine Schneeflocke erahnt. Aus Sicherheitsgründen. Health and safety, heißt das Schlagwort.

Wenn die Kinder nicht in der Schule sind, gehen die Mütter und Väter auch nicht arbeiten, weil sie die Kinder nicht alleine lassen sollen, solange sie unter zwölf Jahren sind. Das ist zwar kein Gesetz, aber ein dringlicher Rat der Regierung. Somit findet einfach gar nichts statt, wenn es schneit. Ruhe. Herrlich!

Wie gut so ein Leben mit einer Schreibhütte ist, obwohl ich zugeben muss, wenn es richtig kalt wird, arbeite ich lieber im Haus. Die Hütte ist nicht isoliert, es steht nur ein Heizlüfter drin. Außerdem ist an Schneetagen der Mann zu Hause statt bei der Arbeit. Somit sind Schneetage wie Wochenenden ruhig und entspannt.

Ich gebe zu, ein wenig amüsiert mich die schottische Haltung zum Schnee schon so als Schwarzwälderin. Schade, dass es hier keine Loipen gibt, die Pisten sagen wir mal, locken mich nicht.

Selbst unsere Dachse kommen an Schneetagen selten vorbei. Die schlafen lieber, als sich durch Eis und Schnee zu unserem Futter vorzukämpfen. Ich habe also Zeit. Zeit! Wann hat man schon Zeit in Deutschland?

Schneetage sind Schreibtage, ganz eindeutig. Die Frage ist nur, was schreibe ich?

Von Januar bis Ende Februar habe ich den zweiten Band der Highland Crime Reihe um DI Robert Campbell geschrieben. Bis Anfang März dann noch einmal drüber gearbeitet und feingeschrieben und nun ist das Manuskript bei der zweiten Testleserin. Ich bin manuskriptlos. Was soll ich sagen? Es ist ein komisches Gefühl, wenn ein Autor ohne Manuskript ist.

Mir fehlt was!

Natürlich gilt es jede Menge andere Dinge zu organisieren. Social Media zum Beispiel. Ich arbeite mit Facebook, Instagram, TikTok und LinkedIn. Es müssen Posts entworfen und bearbeitet werden. Die Werbung braucht auch Zeit. Auf Facebook sind Anzeigen recht intuitiv zu begreifen und zu managen. Bei Amazon sieht das schon anders aus. Seit Tagen mache ich Tutorials für Amazon Ads. Jetzt ist mir klar, wie es funktioniert, aber noch scheue ich die Ausgaben, die dafür notwendig sind. Nach Steuern und Kosten für Coverdesigner, Formatierer und Korrektorat sind die Einnahmen nicht so, dass man gerne noch mehr Ausgaben generieren möchte. Und so gerne ich Marketing und Management mache, die eigentliche Leidenschaft ist das Schreiben.

Was macht also eine Autorin ohne Manuskript, wenn es Schnee hat?

Sie beginnt ein neues Buch!

Doch welche Reihe will ich fortsetzen. Schreibe ich Band 3 der Highland Crime Serie. Die Idee zum Plot ist schon recht weit gereift und ich bin gerade im Thema und gedanklich in der Welt des Verbrechens. Aber ein Krimi schreibt sich schlecht in Happen. Man muss alle Fäden in der Hand halten und darf die Übersicht nicht verlieren. Das wird schwierig, denn sobald das Manuskript von Band 2 von der Testleserin zurückkommt, muss ich es überarbeiten und an die nächste Testleserin schicken.

Damit ist die Entscheidung gefallen: Ich beginne Abenteuer Highlands 3!

Es ist schließlich einiges passiert, seit Abenteuer Highlands 2.0. Schon komisch, eigentlich war Abenteuer Highlands als einmaliges Buch gedacht. Dann kam noch ein zweites dazu, hauptsächlich deshalb, weil viele danach gefragt haben, wann und wie es weitergeht mit meinem Abenteuer. Und ganz offensichtlich ist es ja auch nicht zu Ende. Ich lebe das Abenteuer seit zwölf Jahren.

Also mache ich auf Amazon aus Abenteuer Highlands eine Reihe. Damit wird die Struktur klarer, man kann der Serie folgen und wird automatisch benachrichtigt, wenn es einen neuen Band gibt. Als Nächstes mache ich mir Gedanken über den Untertitel und entscheide mich schnell: Ja, hört das denn nie auf. Das ist ein guter Titel. Was denkt ihr?

Abenteuer Highlands 3: Ja, hört das denn nie auf?

Doch noch immer komme ich nicht zum Schreiben, denn bevor ich loslege, sammle ich, was es schon gibt. Schließlich habe ich auf dem Blog Abenteuer Highlands ja auch schon den ein oder anderen Post geschrieben seit Abenteuer Highlands 2.0.

Nach dem Sammeln sortiere ich, ergänze weitere Ideen für die einzelnen Kapitel und bringe alles in eine ungefähre Reihenfolge. Jetzt habe ich ein Gerüst. Danach kann ich endlich wieder schreiben. Bis Ende Juni habe ich Zeit, dann geht es zurück nach Deutschland und zur Arbeit. Dort ist keine Luft für Bücher und Schnee hat es dann auch nicht. Deshalb gilt es jetzt, die Schnee- und Schreibtage zu nutzen, die man bekommt.

Ich mach dann mal weiter!

Magische Wintermomente

Glen Gloy @nme 2023 Nellie Merthe Erkenbach Abenteuer Highlands

Oft sind die Wintertage schneelos in den Highlands, zumindest, wenn man wie wir auf Meereshöhe lebt. Dann bleibt allenfalls der Blick auf ein paar Schneeflecken weiter oben in den Bergen. Aber gerade dann, wenn alles so trübe scheint, sind die Farben ganz besonders.

Glen Gloy 2023 @nme Nellie Merthe Erkenbach

Inzwischen ist der Winter meine liebste Jahreszeit. Diese Fotos habe ich auf dem Heimweg von Supermarkt gemacht. Nur ein kurzer Fußweg abseits der Hauptverkehrsader und schon ist man in einer anderen Welt. Schön!

Glen Gloy 2023 @nme Nellie Merthe Erkenbach

5 Tipps zur Buchveröffentlichung im Selbstverlag

Ab wann fühlt man sich als Autorin oder als Autor? Wenn man das erste Buch veröffentlicht hat? Bei mir hat das in der Tat länger gedauert, bis ich selbstbewusst gesagt habe – ja, ich bin Autorin. Das ist, was ich mache. Ich schreibe Bücher! Und ja, im Selbstverlag.

Schreibhüttenblick

Abenteuer Highlands – mein etwas anders Leben im schottischen Hochland war mein erstes Buch im Selbstverlag. Eigentlich hatte ich es für eine Reihe im Herder Verlag geschrieben. Doch der stellte die Reihe ein und brauchte das Manuskript nicht mehr. Das war mein Startschuss, denn ich hatte das „Buch“, es musste nur noch raus. Das war 2018. Seither, habe ich viel gelernt.

Hab keine Angst

Du hast das Gefühl, etwas sagen bzw. schreiben zu müssen. Tu es! Und tu es unabhängig davon, ob es jemand veröffentlichen will. Denn ob ein Verlag Interesse an deinem Manuskript hat oder nicht, liegt nicht unbedingt an dessen Qualität, sondern daran, was der Verlag für Ziele hat: die Fortsetzung einer Reihe, das Füllen von Lücken im Portfolio, die Betreuung Autoren, die bereits einen Namen haben usw. Das hat mit deinem Buch garn nichts zu tun.

Dann kam Riding Towards Shadows und ich stellte fest, vieles ist anders, wenn man in einer anderen Sprache schreibt und veröffentlicht.

Hab Geduld

Schreiben kann ein langer aber auch ein schneller Prozess sein, das hängt natürlich vom Buch und vom Autor ab. Die Veröffentlichung dauert immer länger als das Schreiben. Lektorat, Korrektorat und Layout brauchen Zeit und kosten Geld. Und dann kommen Marketing und Vertrieb hinzu, die neben Zeit vor allem auch Geld kosten.


Ich nehme mir inzwischen ein Jahr für ein Buch Zeit. Das klingt viel, ist es aber nicht. Vor allem nicht, wenn man neben dem Schreiben noch einem Beruf nachgeht.

Ich schreibe drei bis vier Monate, dann gebe ich dem Lektorat einen Monat, um in einem weiteren das Manuskript umzuschreiben. Das Korrektorat braucht noch einen Monat und die Einarbeitung und Prüfung der Korrekturen einen weiteren. Dann lasse ich einen Monat für Cover und Formatierung, auch hier sollte man Zeit für Prüfung und Überarbeitungsschleifen im Folgemonat einplanen. Und die letzte zwei Monate widme ich der Verbreitung auf Social Media, dem Marketing und der Distribution. Und dann gilt es schon wieder den Kopf freizukriegen für das nächste Buchprojekt. Dann kommt wieder die schönste Zeit – das Schreiben.

Schottland für stille Stunden und Scotland for Quiet Moments folgten – ein Buch in zwei Sprachen.

Nimm Kritik an

Es ist sehr schwer, Kritik nicht persönlich zu nehmen. Du hast gerade ein Jahr mit deinem Buch verbracht und viel Zeit und Liebe hineingesteckt. Natürlich wissen wir alle, wie schön sich tolle Kritiken anfühlen und welche Motivation sie bringen, genau so weiterzumachen wie bisher. Das sollte auf jeden Fall auch so sein. Genieße diese Momente.

Doch es gibt eben auch die andere Seite und die fühlt sich oft sehr ungerecht an. Leser beschweren sich über zu viel Sex oder zu wenig Sex. Sie lesen die Geschichte lieber im erzählerischen Präteritum oder im Präsens. Du kannst es nie allen recht machen. Aber nimm ernst, was sie sagen und versuche, daraus Lehren zu ziehen. Kritik ist eine Chance, Dinge künftig besser zu machen. Deshalb solltest du Kritik einfordern, wo immer es geht. Vor allem auch von Menschen, die dich nicht kennen. Sie haben keine Scheu, dir zu sagen, was ihnen nicht gefällt. Aber frage dich immer, ob das was sie wollen auch das ist, was du schreiben willst.

Kenne deine Zielgruppe

Sind die Kritiken oft negativ, dann kann es natürlich an der Qualität des Manuskripts liegen und es ist wichtig, sich ehrlich zu fragen, ob man einen zu subjektiven Blick auf das Produkt hatte. Du solltest dir aber auf jeden Fall Gedanken machen, was deine Zielgruppe angeht. Was will sie lesen? Und was willst du schreiben? Erreichst du die richtige Zielgruppe mit deinen Marketingmaßnahmen? Es macht z.B. wenig Sinn, auf Instagram zu posten, wenn du die Altersgruppe zwischen 40 und 50 erreichen möchtest. Hier bist du auf Facebook besser aufgehoben. Medienschaffende erreichst du mit Twitter und mit TikTok zwar eine recht junge, aber auch sehr buchorientierte Gruppe. Es ist auf jeden Fall im Selbstverlag einfacher, wenn deine Bücher alle weitgehend dieselbe Zielgruppe ansprechen. Auf mehreren Plattformen erfolgreich zu agieren kostet Zeit.

Meine Leser haben sich einen zweiten Teil von Abenteuer Highlands gewünscht – ich hab ihn geschrienen: Abenteuer Highlands 2.0 – zwischen Schwarzwald und Schottland.

©nme Abenteuer Highlands 2.0 promo pic

Sei nahbar

Nach sechs Büchern im Selbstverlag kann ich sagen: Es ist etwas Wunderbares, eine kleine Fanbase zu haben, die dich über die Jahre und über deine Bücher hinweg begleitet und wertschätzt. Ich wollte nicht mehr ohne sie sein. Und ich ziehe auch viel Nutzen aus dem Austausch auf Social Media, denn oft sind es selbst Autorinnen und Autoren, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und diese gerne teilen. Und natürlich ist diese Base auch immer bereit, deine Bücher nicht nur zu kaufen und zu lesen, sie hinterlassen wohlwollende Kritiken und teilen sie in ihrer Bubble. Besseres Marketing gibt es nicht. Auch meinen ersten Krimi haben meine Followerinnen und Follower in der Entstehung mit begleitet. Er kam im Ende 2022 raus

Das waren meine fünf Tipps zur Veröfentlichung im Selbstverlag.

Und hier sind die fünf Gründe, warum ich überhaupt im Selbstverlag veröffentliche: freie Entscheidungen, kein externer Zeitdruck, ich kann in mehreren Sprachen schreiben, ich liebe jeden der Schritte auf dem Weg und ich kann mich über jedes einzelne Buch freuen, das ich verkaufe, weil es sich nicht nur beim Schreiben, sondern auch am Ende ganz wie mein Buch anfühlt.

Und was hat dich zum Schreiben motiviert? Schreib es mir gerne in die Kommentare.

Hier findest du meine Bücher

Zeitreise ohne Steinkreis

Fort George ist wieder einmal Gastgeber der Celebration of the Centuries. Von Samstag, 13. August 2022 bis Sonntag, 14. August 2022 werden Reenactors die mächtige Festung mit einer lebendigen Zeitleiste, die über zweitausend Jahre schottische Geschichte darstellt, zum Leben erwecken.

So die offizielle Ankündigung von Historic Scotland. Mehr Infos gibt es hier.

Aber wie fühlt sich das an? Diese schottische Zeitreise ganz ohne Steinkreis?

Celebration of the Centuries, Fort George (82)

von schottischen Schlachten und anderen schrägen Wochenendveranstaltungen

Sonntag war Zeitreisetag. Der Mann und ich sind früh aufgestanden und nach Norden gefahren, um in die Welt der Pikten, Kelten und Römer einzutauchen, um Mittelalter zu erleben und uns den Ersten und Zweiten Weltkrieg anzusehen. Alles hinter 12 Meter hohen Sandsteinmauern.

Celebration of the Centuries, Fort George (59)

Fort George, ein paar Meilen außerhalb von Inverness, der Hauptstadt der Highlands, gleich neben dem Flughafen. Eine Befestigungsanlage aus dem 18. Jahrhundert, gebaut von den Engländern um das aufrührerische Schottland nach dem gescheiterten jakobitischen Aufstand von 1745 zu befrieden.

Die Anlage dient heute noch als Garnison und beherbergt die Soldaten der sogenannten Black Watch, das 3. Bataillon des Royal Regiment of Scotland. Eine alte und hochdekorierte Einheit. Sie sind so was wie die Superstars der schottischen Militärgeschichte. Allerdings geht auch ihre Zeit in Fort George zu Ende.

Celebration of the Centuries, Fort George (12)

Am Wochenende war hier alles anders: Celebration of the Centuries. Für die Freunde längst vergangener Tage. Ein geschauspielerter Einblick in diverse Volksgruppen und Jahrhunderte – ein wenig wie Braveheart trifft die Ritter der Tafelrunde bevor der mit Indiana Jones dann Zurück in die Zukunft fliegt.

Sie waren alle da, die Schotten, die bei der Schlacht von Bannockburn 1314 einen ihrer wichtigsten Siege über die Engländer feierten.

Die Römer, die Britannien besetzten aber im Norden nach Schottland hin eine Mauer bauen mussten, um vor den wilden Pikten Ruhe zu haben.

Celebration of the Centuries, Fort George (18)

Die wiederum saßen friedlich und blau tätowiert am Feuer.

Celebration of the Centuries, Fort George (120)

Mittelalterliche Ritter pflegten Schwerter und Schilde. Die Frauen bereiteten die traditionellen Bannocks auf offenem Feuer zu.

Und die Soldaten hatte Weltkrieg.

Wir hatten nach drei Stunden und insgesamt 1500 Jahren Geschichte genug gesehen und gingen mit ein paar mittelalterlichen Bauern, einem Pestarzt und Soldaten mit Hellebarden dem Ausgang entgegen.

Celebration of the Centuries, Fort George (2)

Im Auto hab ich sicherheitshalber mal das Smartphone angemacht und den Kalender geprüft. Nur um ganz sicher zu sein, daß wir auch im richtigen Jahrhundert nach Hause fahren.

 

Familienbesuch – Take 3

Heute nun der dritte und letzte Teil der Familiensaga zum Besuch. Nachdem wir die Frage geklärt hatten, wann ein Frühstück ein Frühstück ist und was genau in einem schottischen Kühlschrank Standard ist, klären wir hier die Frage Home oder Away.

Take Away oder Home Cooking?

Ich zeige dem Mann die Speisekarte des Café Sia. „Schau doch mal, das ist unsere Lösung. Hier ist für jeden was drauf. Es gibt auch Pizza mit Würstchen.“

Er ist nicht überzeugt und auch wenn seine Familie umgekehrt so gut wie nie was kocht, wenn Besuch kommt, er hätte es wohl gerne gesehen, wenn wir unseren Gästen home cooking geboten hätten. Take Away ist in Glasgow eher Standard als die Ausnahme. Das ist in Deutschland sicherlich anders. Aber so richtig klar sagt er auch nicht, was er will,

Ich beschließe, taktisch klug zu agieren in diesem potenziellen deutsch-schottischen Mienenfeld.

„Lass es uns doch heute Abend mal testen. Hast du Lust? Wir fahren einfach hin und schauen, ob sie das mit der Pizza nach machen. Sie bieten ja auch noch andere Sachen an, da laufen wir keine Gefahr, an zwei Abenden hintereinander das Gleiche zu essen.“

Er brummt etwas Unverständliches und schickt sich in sein Schicksal.

Am Abend fahren wir auf die Isle of Skye. Telefonisch haben wir zwei Pizzen für 18 Uhr bestellt. Mit zwei göttlich duftenden Kartons kommt er zurück ins Auto und überbringt die schlechte Nachricht.

Take away machen sie eigentlich nicht mehr, auch wenn es noch auf der Webseite steht. Und die Preise sind happig, die zwei Pizzen haben £ 25 gekostet.“ erklärt er, während er sich mit den Kartons auf dem Beifahrersitz niederlässt.

Pizza vegetarisch Café Sia, Broadford, Isle of Skye

Pizzaduft füllt das Auto, durch das Fenster kommt die salzige Luft vom Meer. Die Möwen beobachten uns aufmerksam von oben, während sich die Sonne langsam anschickt unterzugehen.

„Lass uns ein paar Meter fahren“, schlage ich vor. Der Pizzamann auf dem Beifahrertisch nickt.

Mi einem Blick auf die Sonne steuere ich direkt Carr Brae an, der allerbeste Ort auf der Welt, um eine Pizza aus dem Karton zu essen. Oder habt ihr einen besseren?

Sonnenuntergang Eilean Donan Castle

Noch am selben Abend habe ich vier Lachsfilets aus der Gefriertruhe genommen und sie am nächsten Tag mit Reis und wahlweise Gemüse im Garten unter der Pergola serviert.

Und was sagt der Cousin des Mannes?

„Ich dachte, es gibt Würstchen!“

Familienbesuch – Take 2

Wir bekommen Besuch. Eigentlich keine besondere Sache, aber in Corona Zeiten wirklich nicht einfach und schon gar nicht, wenn der Mann mitmischt.

Wir freuen uns, denn sein Cousin samt Frau haben sich angekündigt, beides Biker, die Männer schon seit der Kindheit eng miteinander verbunden und auch wir Frauen verstehen uns gut. Wir organisieren also ein Treffen? Äh, ja…. alles nicht so einfach, wie ihr bei der Frage des Frühstücks in Teil 1 sicher bemerkt habt.

schottischer Kühlschrank Standard

Zwei Tag vor dem geplanten Besuch frage ich vorsichtig nach, wie er sich das mit den Würstchen so gedacht hat. Er sagt, er macht Bacon, Eggs and Sausages. Zu seinen Würstchen haben sich gedanklich also Eier und Speck gesellt. So etwas hatte ich fast vermutet. Eben doch ein Frühstück.

„Und wo sind der Speck, die Brötchen und alles andere, was man dazu braucht? Gehst du einkaufen?“ frage ich.

Er schaut verwirrt. Er hatte wohl angenommen, dass auf eine magische Art einfach alles so in der Küche erscheint, weil es sich ja um nichts großes, sondern nur um Eier, Würstchen und Speck handelt. Schottischer Kühlschrankstandard quasi. Eier, Würstchen und Speck stehen aber nicht auf meinem Essensplan und sind im germanischen Kühlschrank absolut verzichtbar. Ich stelle fest, dass wir ein Planungsproblem haben.

Gluten, Laktose, Cholesterin

Ich komme wohl um das Kochen nicht drumrum, denke ich. Ich arbeite gerade viel und Vollzeit von Schottland aus und habe unter der Woche definitiv keine Zeit einkaufen zu fahren. Frühestens Samstag aber da kommen sie ja schon um 12 Uhr und zum Supermarkt sind es im Sommer knapp zwei Stunden Fahrt. Im Winter ohne Touristen schafft man es in 90 Minuten. Jetzt im Herbst sind wir irgendwo dazwischen. Dennoch. Ich müsste um 6 Uhr losfahren, wenn ich um 12 Uhr gekocht haben will…

„Wie ist das noch mal mit ihrer Diät?“ erkundige ich mich beim Mann.

Er startet eine neue Konversation auf WhatsApp. Dann berichtet er.

„Also, er isst alles, außer Salat und Gemüse. Sie isst Salat und Gemüse, außerdem gluten- und laktosefrei. Beide essen Fleisch nur extrem durchgebraten.“ Der Mann nickt zufrieden. Alles ganz simpel.


In meinem Kopf stehen ganz viele Fragezeichen, denn ich muss diese zwei Diäten mit der des Mannes und mit meiner kombinieren. Wegen der Magenprobleme bin ich weg von scharf und fettig, aus ideologischen Gründen weitgehend weg vom Fleisch, ich esse mit Vorliebe italienisch. Der der Mann mag keine Pasta.


Die nächste Nacht kann ich nicht schlafen, weil mein Kopf verzweifelt versucht zu ergründen, was ich kochen kann für vier Personen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, ohne gleich vier verschiedene Mahlzeiten zubereiten zu müssen, zumal man die ja auch noch draußen im Regen servieren muss. Ein Rätsel, das mir Nerven und Schlaf raubt.

Am nächsten Morgen bin ich schlecht gelaunt und beschließe, wir besorgen Essen. Das Café Sia auf der Isle of Skye macht auch glutenfreie Pizza. Inzwischen haben die nicht nur das Restaurant, sondern auch noch einen Imbiss übernommen. Da kann man Pizza holen. Einen Tisch bestellen können wir ja nicht, weil Cousin und Frau wegen Corona nicht in andere Häuser gehen. Ich habe die Lösung, Pizza essen alle. Heureka!

Nächstes Mal: Warum ist es am heimischen Herd so schön und der schottische Pizzamann.

Grüße zur Wochenmitte

©nme Nellie Merthe Erkenbach Abenteuer Highlands 2022 Winterblick

Am Wochenende hat es hier in den Highlands ziemlich gewütet und ein Sturm folgte auf den nächsten. Tagsüber war mal kurz Zeit zum Luft holen. Wie ich diese Momente genieße. Einfach mal Stille, Natur und Raum, die Gedanken schweifen zu lassen. Ich bin gespannt, wie es diese Woche hier aussieht und ob bald der Schnee kommt, der sonst den Januar so schön macht. Statt dessen tauchen hier schon die ersten Frühlingsblumen auf.

©nme Nellie Merthe Erkenbach Abenteuer Highlands 2022
Frühlingsgrüße

Es lebt sich am Meer einfach so viel enger mit der Natur, als man das von zu Hause und den Städten kennt.

Jeder Tag ist anders. Selbst wenn man auf dieselbe Szenerie schaut. Die Sonne, die Wolken, das Wasser, die Berge, Schnee oder kein Schnee, Regen oder trocken. Ich freue mich über alles und über die Abwechslung.

©nme Nellie Merthe Erkenbach Abenteuer Highlands 2022
Schreibhüttenblick

Ich hoffe ihr hattet alle ein wunderbares Wochenende und seid entspannt in der Mitte der neuen Arbeitswoche angekommen

Familienbesuch – Take 1

Wir bekommen Besuch. Eigentlich keine besondere Sache, aber in Corona Zeiten wirklich nicht einfach und schon gar nicht, wenn der Mann mitmischt.

Wir freuen uns, denn sein Cousin samt Frau haben sich angekündigt, beides Biker, die Männer schon seit der Kindheit eng miteinander verbunden und auch wir Frauen verstehen uns gut. Wir organisieren also ein Treffen? Äh, ja….

Es ist der Sommer 2021. Allein schon die Wahl des richtigen Wochenende ist schwierig, obwohl ich noch einen ganzen Monat habe, bevor ich mich wieder nach Deutschland verabschiede. Am ersten Wochenende bekommen sie Holz für den Ofen, am zweiten haben sie Hochzeitstag und am dritten regnet es in Strömen. Nun also, an meinem letzten Wochenende in Schottland, klappt es endlich. Allerdings regnet es auch an diesem Wochenende. Ist aber ja auch nichts Neues hier in den Highlands. Das Problem mit dem Regen ist nur, wir treffen uns draußen und nicht drinnen, weil sie wegen diverser Krankheiten nicht gegen Corona geimpft werden kann. Um die Sicherheit für alle zu gewährleisten, müssen wir Abstand waren und uns draußen treffen.

Wie machen wir das mit der Toilette, frage ich mich. Ich frage mich noch 1000 andere Sachen und versuche alle zu lösen, während der Mann das alles fröhlich vor sich hin ignoriert. Wird schon irgendwie…. denkt der Schotte und entspannt. Aber was, wenn…. denkt die Deutsche und hadert. Ich mache also die ersten Pläne. Was kochen wir, wie kochen wir, wo sitzen wir. Klingt leichter als es ist.

Grillen und al fresco dining in Schottland

In der leisen Hoffnung, dass der Mann sich an der Organisation irgendwie mit beteiligt, frage ich: „Wie wäre es mit BBQ?“ Schließlich übernehmen andere Männer im Sommer auch das Kochen im Freien. Es ist August also kalendarisch durchaus Sommer.

„Haben wir nicht noch eines dieser fertigen BBQs in der Scheune? Die, die man als Ganzes im Supermarkt kaufen kann, mit Kohle und allem?“

Ich hatte ihm ja mal einen ziemlich coolen amerikanischen Smoker gekauft, aber der ist unbenutzt vor sich hingerostet, weil der Mann in seiner schottischen Panik vor rohem Fleisch Smoker zwar toll findet, sie aber nie selbst benutzen würde. Ich streiche den Gedanken an BBQ, zumal das auch eine andere Problematik hat.

Wir haben eine Sitzecke im Garten, die ist aber direkt neben dem Öltank.

„Wollen wir da nicht woanders sitzen, wenn wir ein Feuer machen wollen“, frage ich.

„Wir können nicht woanders sitzen, weil wir die Pergola da aufgestellt haben wir brauchen die Pergola, weil es regnen wird“, sagt der Mann.

„Können wir nicht die Pergola mal woanders aufstellen?“ will ich wissen.

Der Mann meint nein, weil es keinen anderen Fleck gibt, der großflächig eben wäre und weil die Pergola umständlich zu transportieren ist.

„Dann stellen wir die Pergola auf den Strand. Das wird super mit dem Blick auf die Berge und dem Rauschen der Wellen.“

Der Mann sieht mich an als hätte ich ihm vorgeschlagen, in der Hudson Bay eine Beach Party zu veranstalten.

Okay! Also aus Sicherheits- und Positionsgründen kein BBQ. Schade eigentlich!

Die schottische Definition von Frühstück

Also beschließe ich, zu kochen, aber was nur? Und vor allem wann?

„Kannst du mal nachfragen, wann sie kommen wollen: zum Frühstück, Mittagessen oder Abendessen?“

Der Mann beginnt eine WhatsApp-Konversation mit seinem Cousin, weil ich wissen will, wann sie kommen, morgens mittags oder abends. Das könnte ja Einfluss auf das Essen haben. Bei dem Mann hat sich aber das Grillen von Würstchen im Kopf festgesetzt und er denkt über schottisches Frühstück nach. Dabei spielt die Uhrzeit keine Rolle, denn offensichtlich kann man Frühstück zu jeder Tageszeit machen. Das wäre bei uns dann eher Brunch und schon in der Mitte des Tages, aber mit etwas Mühe kann ich mich da auch reindenken. Die Definition, ob es sich bei den Würstchen um Frühstück handelt oder nicht, ist noch aus einem anderen Grund wichtig: Frühstück macht der Mann, den er ist viel besser im Wurstwaren und Speck braten als ich.

„Also machst du Frühstück?“ frage ich.

„Nein“, sagt er.“Ich brate doch nur Würstchen.“

Den Gedankengang verstehe ich nicht ganz, aber ich nehme das mal so hin

„Sie kommen um zwölf?“

Der Mann nickt. Gut. Das wäre geklärt. Ich kann mich entspannen und das Kochen den Mann überlassen.

Nächstes Mal: Wie vermeintliche Grundnahrungsmittel in schottische Kühlschränke gelangen – oder eben auch nicht!