Magische Wintermomente

Glen Gloy @nme 2023 Nellie Merthe Erkenbach Abenteuer Highlands

Oft sind die Wintertage schneelos in den Highlands, zumindest, wenn man wie wir auf Meereshöhe lebt. Dann bleibt allenfalls der Blick auf ein paar Schneeflecken weiter oben in den Bergen. Aber gerade dann, wenn alles so trübe scheint, sind die Farben ganz besonders.

Glen Gloy 2023 @nme Nellie Merthe Erkenbach

Inzwischen ist der Winter meine liebste Jahreszeit. Diese Fotos habe ich auf dem Heimweg von Supermarkt gemacht. Nur ein kurzer Fußweg abseits der Hauptverkehrsader und schon ist man in einer anderen Welt. Schön!

Glen Gloy 2023 @nme Nellie Merthe Erkenbach

Wintersonnwende

Heute ist ein magischer Tag, der kürzeste im Jahr und man hat das das Gefühl, es will gar nicht mehr hell werden. Wo ist die Sonne?

Doch nun werden die Tage wieder länger und heller – es ist Wintersonnwende!

Die Wintersonnenwende ist im schottischen Gälisch als Oidhche nan Seachd Suipearan bekannt: die Nacht der sieben Abendessen. So genannt weil man sich hinsetzen und siebenmal vor Sonnenaufgang zu Abend essen könnte. Man geht hier wohl von ausführlichen Mahlzeite n aus. Der genaue Moment der Wintersonnwende ist am 21.12.2021 um 21:47 Uhr schottischer Zeit. Es ist die kürzeste Tageslichtperiode im Jahr.

Der Winter ist eine bedeutende Jahreszeit in der gälischen und vielen andere Kulturen, mit Festen und Ritualen, die den symbolischen Tod markieren und Wiedergeburt der Sonne, wenn sich das allmähliche Abnehmen der Tageslichtstunden umgekehrt und die Tage sich wieder weiter strecken und wachsen.


Der Januar ist als Am Faoilleach bekannt oder „Wolf Monat“. Die Tiere waren in freier Wildbahn angeblich am schönsten aber auch sehr gefährlich wegen ihres Hungers.


Anfang Februar ist der Latha Fèill Brìde, der Festtag der Braut, eine besondere Zeit im gälischen Kalender, verbunden mit der alten heidnischen Figur Bride und ihr späteren christlichen Namensvetterin Bride.

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Halloween – Re-Post: Der Zauberer von Gordonstoun

Dies ist eine Geschichte über den Teufel, der eine Seele jagt und sie dann an den heiligen Boden von Birnie Kirkyard verliert. Dies ist ein Ort der Legenden, die Kirche selbst eine der ältesten in Schottland, die noch aktiv ist.

Christen beten hier seit dem 12. Jahrhundert und die Kelten haben noch einige Jahrhunderte zuvor hier ihren Glauben ausgeübt. Birnie war die Kathedrale des Bischofs von Moray, eine der wichtigsten Diözesen des katholischen Schottland unter König David I. Das Bistum endete mit der Reformation.

Aber zurück zum Teufel und zur Geschichte von Sir Robert Gordon, auch bekannt als der Zauberer von Gordonstoun, der hier 1704 starb, angeblich auf diesem Friedhof. Der Teufel war hinter ihm her und Gordon sprang in einer wilden Verfolgungsjagd über die Mauer, um sich zu retten und heiligen Boden zu erreichen. Ein sicherer Ort vor Teufel, der ihn verfolgte. Gordon rettete seine Seele, sein Leben jedoch nicht. Sir Robert Gordon brach sich den Hals, als er über die Kirchhofsmauer fiel.

Der angebliche Zauberer war der 3. Earl of Gordon und ein hochgebildeter Mann. Dies war zu der Zeit ein Grund für Verdacht. Gordon war eher ein Wissenschaftler als ein Spiritist. Er hatte in Italien studiert und fühlte sich den Menschen in Moray wahrscheinlich fremd. Die wiederum beschuldigten ihn, sich mit dem Teufel zu unterhalten, mit nackten Frauen zu tanzen und (am schlimmsten) keinen Schatten zu besitzen. Ein sicheres Zeichen, zu dieser Zeit, ein Zauberer zu sein. Die nackten Frauen schienen da nicht ganz so wesentlich ,aber immerhin nicht zu vernachlässigen.

Zu seinen Lebzeiten war er vor Strafverfolgung geschützt, schließlich war er der Earl und nicht nur einflussreich, sondern auch reich. Manch eine Frau hatte in den Tagen der Hexenjagden nicht so viel Glück wie Gordon.
Sehr wahrscheinlich war er nicht viel mehr als ein nerdiger und etwas seltsamer Wissenschaftler, aber für die Leute von Moray war Sir Robert Gordon ein Zauberer. Und er starb hier auf dem Kirchhof von Birnie im Jahr 1704.

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Die Linkshänderfamilie

Der Teviot ist ein deutlich kleinerer Fluss als der mächtige Tweed, der über Jahrhunderte die Grenze markierte. Über ihm ragen die Cheviot Hills auf. Wie auch der Fluss ist das Tal enger als der Tweed und etwas wilder: Teviotdale (Dale ist im Süden Schottlands und im Norden Englands der oft verwendete Name für Tal.). In den Highlands ist das das Wort Glen.

Die Ruine von Cessford Castle ragt zwischen Jedburgh und Kelso über dem Wasser auf. Die Burg stammt aus dem 15. Jahrhundert, erbaut von der Familie Ker (manchmal auch Kerr), deren Clanoberhaupt der Duke of Roxburghe ist. Ab dem 18. Jahrhundert residierte der dann im sehr beeindruckenden Floors Castle, etwas 7 Meilen nördlich der Ruine. Ein weiterer aber weniger glanzvoller Familiensitz war Ferniehurst Castle.

Die Kerrs waren eine außergewöhnliche Familie, denn sie waren fast ausschließlich alle Linkshänder. Das war so auffällig, dass es sprichwörtlich wurde. Wenn man also jemanden als kerry-pawed (oder carry-pawed) bezeichnet, dann meint man, er ist Linkshänder. Wahrscheinlich bedeutete der Nachname das bereits, er stammt aus dem Gälischen, wo  cearragach (sprich: kiarragach) linkshändig bedeutet.

Angeblich wurden die Treppen der Wehrtürme der Burgen der Kers entgegen dem Uhrzeigersinn statt im Uhrzeigersinn nach oben drehend gebaut, damit die Linkshänder, die ihr Schwert dann natürlich rechts trugen, beim hinauflaufen nicht behindert wurden.

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Der Stein von Picardy

Der Stein von Picardy markiert eine Grabstätte. Wer der Verstorbene war, wird für immer unbekannt bleiben. Er oder sie wurde vor etwa 1.500 Jahren im ländlichen Aberdeenshire beigesetzt. Es gibt nichts Spektakuläres hier aber dennoch ist der Ort in vielerlei Hinsicht bemerkenswert.

Stehende Steine ​​markieren selten Grabstellen. Die meisten von ihnen wurden im Laufe der Geschichte an einen anderen Ort gebracht oder in ein Museum gegeben. Einige wurden in der Vergangenheit sogar als Baumaterialien verwendet. Der Picardy Symbol Stein ist anders und besonders.

Es ist immer noch dort, wo er einst aufgestellt wurde.  Unter ihm wurde eine kleine Grabstelle gefunden. Die Doppelscheiben- und Z-Schnitzerei und die Schlange sind wahrscheinlich Indikatoren dafür, wer vor so langer Zeit hier begraben wurde. Leider bleibt das, was die Symbole bedeuten, ein Rätsel. Sie dokumentieren dennoch eine lebendige und außergewöhnliche Kultur eines Volkes, das aufgrund des Mangels an schriftlichen Aufzeichnungen oder mündlicher Überlieferung schwer fassbar geblieben ist.

Die Pikten waren weder eine rückständige noch eine primitive Kultur, sondern eine, die mit den gälisch-sprachigen Bewohnern des frühen Schottlands verschmolz und dabei nur wenige Identitätsmerkmale behalten hat.

Wen der Stein von Picardy nur sprechen könnte!

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3 Geistergeschichten von der Isle of Skye

Überall in Schottland, aber besonders in den Highlands, werden Geschichten von übernatürlichen Trauerzügen erzählt. Diese Prozessionen können nur wenige sehen, eigentlich nur Menschen, die für übernatürlich Phänomene empfänglich sind, aber für sie sehen diese Geister-Prozessionen so echt, aus wie eine echte Beerdigung. Nicht jeder weiß, ob er oder sie diese Gabe hat, Vorsicht ist also geboten. Diese Phantom Prozessionen weisen normalerweise auf einen bevorstehenden Todesfall hin, einige auf einen gerade eingetretenen. Sie führen alle zu einem Friedhof.

In Schottland war es in der Vergangenheit üblich, niemals mitten auf der Straße zu gehen, besonders an einsamen Orten und nachts, denn Sie wollten nicht in einem Trauerzug gehen, den Sie nicht sehen konnten, die Geister konnten Menschen zwingen, mit ihnen zu gehen.

Scavaig, Insel Skye

Straße von Heasta

Eine Skye-Frau sah einmal einen Trauerzug mit mehreren Särgen, aber, und das war ungewöhnlich, ging der nicht auf einer Straße, sondern über den Hang und unebenes Gelände. Dies geschah in Scavaig, einer abgelegenen Ecke auf der Isle of Skye. Die Frau starb. Zwei Jahre nach ihrer Vision ertranken drei Männer in Loch Scavaig. Ihre Leichen wurden in Ufernähe begraben und später wieder ausgegraben, um sie auf dem gleichen Weg, den die Frau gezeigt hatte, zum nächsten Friedhof zu tragen.

Strathaird, Insel Skye

Kilmarie Wanderweg

Eine andere übernatürliche Prozession wurde nicht weit davon in Strathaird, in der Nähe des Friedhofs von Kilmarie, gesehen. Die Männer trugen die Leiche eines Mannes in einem grauen Plaid, der im Fluss ertrunken war. Seine Leiche wurde Wochen später gefunden.

Portree, Insel Skye

Portree Friedhof

Ein tatsächlicher Hotspot für übernatürliche Ereignisse rund um Friedhöfe scheint Portree gewesen zu sein. Eines Nachts wachte ein Mann auf, als er einen Anruf von seinem Arbeitskollegen hörte, mit dem er normalerweise von The Braes nach Portree ging. Er stand auf und folgte der Stimme, die ihn, nachdem er immer wieder gerufen hatte, schließlich auf den Friedhof dort führte. Erst jetzt bemerkte er, dass sein Gefährte tot war und er eine Stimme hörte, die nicht von dieser Erde war.

In einer anderen Mondnacht in Portree ging schließlich ein Mann mit der Prozession. Als er fragte, an wessen Beerdigung er teilnehme, wurde ihm geantwortet: „Es ist deine eigene.“

Quelle:

Ronald Black (ed.): The Gaelic Otherworld. John Georgson Campbell’s Superstitions of the Highlands & Islands of Scotland and Witchcraft & Second Sight in the Highlands & Islands. Edinburgh, Birlinn Origin; 2019

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Nether Largie – heiliger Ort

Nether Largie South war eines der ersten Denkmäler im Kilmartin Tal, uralt, heilig und immer noch geheimnisvoll. Ein außergewöhnlicher Ort, der vor 5500 Jahren entstand.

Ungefähr tausend Jahre später wurde das Grab erneut für weitere Bestattungen verwendet. Diesmal wurden Töpfe und Pfeilspitzen mit den Leichen begraben. Noch später, während der Bronzezeit, wurde das Grab umgebaut und in einen kreisförmigen Steinhaufen umgewandelt.

In den Köpfen der Menschen, die dort lebten, war dies ein besonderer Ort und das schon seit Generationen, mitten zwischen den Siedlungen, mitten auf den Feldern. Im Grab wurden auch Ochsenknochen gefunden, ein Zeichen dafür, dass einige Männer mit ihren weltlichen Besitztümern begraben wurden.

Wenn die Steine nur erzählen könnten.

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Die Kurzschlacht von Prestonpans

Schottische Schlachten, wie in der Tat viele andere Schlachte auch, brannten sich aus mehreren Gründen in das Gedächtnis ihrer Nation ein:  wegen der vielen Verluste, die auf einer oder beiden Seiten erlitten wurden, wegen der Heldentaten Einzelner oder der Dauer, in der sie wüteten. Prestonpans war eine der kürzesten Schlachten in der Geschichte Schottlands, sie dauerte nur knappe 10 Minuten.

Es war der 21. September 1745. Prince Charles war gekommen, das Land zu regieren und es von der englischen Herrschaft zu befreien. Gerade hatte er die Hauptstadt, Edinburgh, eingenommen, wo man den (so hoffte man) künftigen König der Schotten euphorisch feierte.

Keine guten Nachrichten für die Engländer und ihren General Sir John Cope, denn der führte eine Truppe Soldaten an, die wenig Erfahrung hatte im Kriegsgeschäft. Dennoch musste er eingreifen und marschierte gen Edinburgh.

Küstenlinie East Lothian

Auf dem Weg dorthin lagerten sie in Haddington, was den Jakobiten in Edinburgh nicht verborgen blieb. Am Abend hielt Charles Edward Stuart Kriegsrat. Man wollte Cope und seine Truppen schon auf ihrem Weg nach Edinburgh zur Schlacht zwingen und sie nicht erst in der Hauptstadt erwarten. Die Schotten marschierten los, und als General Cope das vernahm, ging er auf einem Feld, das auf der einen Seite von einem unzugänglichen Moor geschützt war, in Stellung, um den schottischen Rebellenprinzen und dessen Männer zu erwarten. Hier sollte die Schlacht von Prestonpans geschlagen werden.

Prestonpans Friedhof

Cope kommandierte 2000 Männer und verfügte über Artillerie. Die Rebellen bezogen auf einer Erhebung Stellung, von der aus sie das Camp des General Cope gut übersehen konnten. Sie hatten nur wenig Musketen, keine Artillerie, nur ihre Breitschwerter und die dirks, die typischen Messer der Highlander. Es blieb ihnen also keine andere Möglichkeit, als frontal anzugreifen. Der Abend kam, der nächste Morgen würde Sieg, Tod oder Gefangenschaft bringen.

An diesem Abend meldete sich der junge Robert Anderson zu Wort. Er kam aus Whitburgh und kannte sich in der Gegend gut aus. Er wusste, es gab einen Pfad durch das Moor, auf dem man die englischen Truppen würde erreichen können, ohne dass man sie dort erwarten würde. Es war dunkel und vom Meer her zog dichter Nebel über das Moor. Robert Anderson führte die Highlander bei Nacht und Nebel durch das Moor, in kleinen Gruppen auf dem schmalen Pfad, eine potenziell tödliche Route, doch Anderson hielt was er versprochen hatte und führte die Männer sicher ans Ziel.

Wolken über dem Forth of Forth

Als die ersten Sonnenstrahlen den Nebel auflösten, standen die Schotten überraschend an der Ostflanke der englischen Truppen. Die Artillerie blickte direkt in die aufgehende Sonne und war damit ihrer Stärke beraubt. Cope saß in der Falle und mit ihm seine Männer. Nach 10 Minuten waren 150 Mann der Regierungstruppen tot oder verwundet, einige flohen, der Rest wurde gefangengenommen. Die Highlander hatten nicht nur einen großen Sieg für die Moral errungen, sie hatten auch Waffen und Munition erbeutet. Und sie hatten an Ansehen gewonnen, denn nun sah man auch in London, dass die Highlander nicht nur wilde Einzelkämpfer, sondern vielmehr auch kluge Strategen waren.

Cope selbst entkam mit ein paar seiner Männer und brachte seinen Vorgesetzten die Nachricht seiner Niederlage persönlich. In den nachfolgenden Jahrhunderten waren spöttische Gedichte und Lieder über General Cope eine beliebte Art, sich an die Schlacht von Prestonpans zu erinnern.

Hey, Johnnie Cope are ye wauking yet? Hey Johnnie Cope, bist du schon wach? ist bis heute ein sehr beliebtes Lied mit einprägsamer Melodie. So ziemlich jede schottische Band hat das Lied irgendwann einmal aufgenommen, so auch die Corries und die Tannahill Weavers.

Einige der in der Schlacht von Prestonpans gefallenen Soldaten wurden auf dem Friedhof in Prestonpans begraben. Leider sind einige der alten Grabsteine zerstört worden. Eine bleibt jedoch, die von John Stuart von Phisgul, der im Regiment von Generalleutnant Peregrine Lascelles gegen die Jakobiten gekämpft hatte.

Hier liegen die Überreste on John Stuart of Phisgul, ein Galloway Gentleman and Captain in Lassel’sRegiment. Ein Mann von wahrer Tapferkeit, der ehrenhaft starb in Verteidigung seines Königs und seines Landes sowie der heiligen und bürgerlichen Freiheit, bis er gegen Ende der Schlacht auf dem Gebiet von Preston am 21. September 1745 von vier Highlandern barbarisch ermordet wurde.

Bei meinem Besuch auf dem Friedhof traf eich eine ausgesprochen liebenswerte ältere Dame, die mit großer Hingabe säuberte, pflanzte und goss. Ihr Sohn (sehr scheu und verschlossen) half ihr, wenig später kam ihr Mann, um sie abzuholen. Sie führte mich stolz zu dem Grab des gefallenen Captains, stolz, weil der Grabstein ihr persönlicher Bezug zur berühmten schottischen Schlacht war.

„Machen Sie das Tor gut zu.“ sagte sie, bevor sie zu ihrem Mann ins Auto stieg und mich allein lies mit ihrem Friedhof.

„Und bringen Sie das nächste Mal eine Drohne mit, da sieht man alles besser!“ rief der Gatte mir aus dem Auto zu. Er war offensichtlich nicht minder stolz darauf, Teil der schottischen Geschichte zu sein.

So ist das eben mit Friedhöfen in Schottland. Sie lassen einen nicht mehr los, weil sie die Verbindung sind zwischen persönlichem Erfahren und dem Erbe einer ganzen Nation. Egal ob man Schottin ist oder Deutsche.

Friedhofs-Attacke

Ein paar von euch haben es vielleicht auf Instagram verfolgt: Ich war mal wieder auf Friedhofstour, einmal ging es nach East Lothian und einmal nach Caithness, wobei die Reise in den nördlicheren Landesteil deutlich aufregender war.

wind farm near Camster @nme Nellie Merthe Erkenbach Graveyards of Scotland

Wir schreiben einen Samstag Mitte September, das Wetter ist gnädig, es ist relativ warm wenn auch windig, aber trocken, ideal also, um Friedhöfe zu erkunden und Fotos zu machen für den Blog Graveyards of Scotland. Ich fotografiere mich langsam nach Norden, der erste Friedhof auf der Liste, ist Dingwall. Da war ich zwar schon einige Male, aber habe es irgendwie nie geschafft, den Friedhof zu besuchen.

Danach arbeite ich mich Meile um Meile nach Norden, wo ich in der Nähe von Thurso ein Hotel gebucht habe. Der Tag neigt sich seinem Ende entgegen und weil das Hotel klein ist, hat die Rezeption nur bis 19:30 geöffnet. Ich bin zuversichtlich, dass ich das schaffe. Zehn Friedhöfe habe ich an dem Tag schon fotografiert und einen letzten will ich noch besuchen, bevor ich dann Feierabend mache und mich ins Hotel zurückziehe.

Langsam geht der Nachmittag in den Abend über. Ich fahre durch eine öde Wildnis, in der es nichts zu geben scheint als Weite, Wind und Windräder. Irgendwoher hier muss Camster sein. Es gibt nur eine einzige Abfahrt aber die ist Privatstraße und gesperrt. Ein rostiges Schild am Gatter weist auf die Farm hin, die denselben Namen trägt wie der Friedhof, zu dem ich mich jetzt aufmache. Spannend, denke ich mir, bestimmt ein kleiner Friedhof für eine winzige Siedlung, vielleicht nur für die Farm.

Camster farm and access to burial ground @nme Nellie Merthe Erkenbach Graveyards of Scotland

Ich packe die Gummistiefel an die Füße und ziehe los, der Abendwind bringt Kühle vom Meer und ich stelle den Kragen meiner Wachsjacke auf. Nach einer knappen halben Stunde Fußmarsch führt mich der Schotterweg zur Camster Farm und es ist mir nicht klar, wo hier der Friedhof hier sein soll. Ich scanne das Gelände aber erkenne keine Mauern, die auf einen kleinen Friedhof schließen lassen. Das ist nicht immer ganz einfach, oft sind die Mauern auch nur für die Schafe oder waren im Laufe der Generationen für verschiedenen Dinge. Von Weiten sieht das alles gleich aus. Auch wenn ich meine Augen inzwischen auf das Erkennen von Friedhöfen trainiert habe.

Camster burial ground @nme Nellie Merthe Erkenbach Graveyards of Scotland

Hier sieht es aus, wie es auf so vielen schottischen Farmen aussieht, ein paar verrostete Autos am Wegesrand, dazu etwas ausgedientes Werkzeug und sonstige Maschinen, die ich nicht zuordnen kann Ein Mann läuft vom Farmhaus zum Tor, fünf Border Collies springen lauthals bellend um ihn herum. Ich gehe auf ihn zu, winke verhalten und rufe, dass ich auf der Suche nach dem Friedhof bin. Er scheint mir zunicken, er sagt auch etwas, was ich aber nicht verstehen kann, das Gebell der Hunde ist viel zu laut. Wie Gummibälle irren die schwarz-weißen Schafhüter um ihn herum.

Der Farner bleibt hinter dem dünnen Drahtzaun stehen und murmelt etwas. Ich trete näher und auf einmal ist die Hölle los. So schnell kann ich gar nicht reagieren, da hat mich einer der Border Collies durch den Zaun durch am Arm gepackt, Gott sei Dank aber nur den Ärmel erwischt. Noch bevor mir diese Attacke bewusst wird, ist er schon Richtung mein Gesicht gesprungen, so schnell kann ich gar nicht zurücktreten. Ich schnappe nach Luft und mache endlich einen Schritt zurück. Hinter dem Zaun wütet die Meute.

„Ich habe Ihnen doch gesagt er ist keine Menschen gewohnt“. rügt der Farmer vorwurfsvoll. Als hätte ich gerade nach seinem Hund geschnappt und nicht umgekehrt.

Hat er das gesagt? Wenn ja, habe ich es nicht gehört. Wie auch, in dem Lärm.

Meine Wachsjacke hat drei Löcher, wo die Zähne des beißeifrigen Farmbegleiters durch das Material gedrungen sind, mein linkes Brillenglas hat eine riesige Schramme. Das war knapp! Soll ich mich beschweren? Ich bin allein, auf seinem Grundstück und er hat fünf Hunde. Die Frage ist also rhetorisch.

„Gehen Sie durch die zwei Gatter aber machen sie sie ja wieder ordentlich zu! Dann müssen Sie über den Fluss, aber nehmen sie nicht die Brücke, die ist nicht sicher. Dann gehen Sie über die Wiese hin zum Friedhof.“

Ich nehme die Anweisungen entgegen wie ein folgsamer Hund.

„Wir dürfen da nichts machen“ sagt er. „Früher gab es eine Vereinigung, die hat sich um den kleinen Friedhof gekümmert, aber inzwischen kommt da keiner mehr. Wir dürfen nicht rein.“

Er schaut mich streng an, als hätte ich es ihm verboten. Ich lächle etwas verkrampft.

„Vergessen Sie nicht, die Gatter wieder zu schließen!“ ruft er mir nach.

Als ob ich das vergessen würde, mit einem Blick auf seine fünf Berserker. Wenn die mir in freier Wildbahn begegnen, ist es aus. Tod auf dem Friedhof, denke ich und muss leise lächeln als ich mir die unterschiedlichsten Schlagzeilen dazu vorstelle.

Journalistin Opfer von Killer-Hunden

Das letzte Kapitel der Autorin

Von Farmhunden zerfleischt

Ich könnte ewig so weitermachen.

Derart amüsiert stapfe ich durch die Weide, schließe gehorsam beide Gatter mit höchst kunstvollen Seilschlaufen, balanciere durch zwei gummistiefeltiefe, glitschige Wasserläufe, um dann endlich am geheimnisvollen kleinen Friedhof von Camster anzukommen. Eine kleine Einfassung, eine uralte Steinmauer, wunderbar blühende Weidenröschen und eine alte, wackelige Holztür, die kaum mehr in ihren Angeln hängt.  

WOW!

Camster Friedhof @nme Nellie Merthe Erkenbach Graveyards of Scotland

Ich gehe einmal drum herum und ziehe dann mühsam die Tür auf. Als ich eintrete, reicht mir die Vegetation bis unter die Arme. Man kann mit etwas Mühe ein paar Grabsteine erkennen aber weiß überhaupt nicht, wo man hingeht. Nie im Leben würde ich mich nachts hierher trauen. Das ist schon tagsüber relativ gruselig.

Hier ist seit Jahren keiner mehr gewesen.

Weidenröschen und Grabstein Camster @nme Nellie Merthe Erkenbach Graveyards of Scotland

Plötzlich denke ich an Schlangen, Ratten und alle möglichen Tiere mit scharfen Zähnen, die sich hier verstecken könnten und vorsichtig, ganz vorsichtig, gehe ich rückwärts wieder aus diesem völlig zugewachsenen Friedhof heraus. Wer weiß, welches Tier mich hier aus dem Dickicht anfallen könnte!

Ich mache lieber Fotos von draußen und freue mich über mein Zoom Objektiv. Auf dem Rückweg schaue ich immer wieder Richtung Farmhaus, die Hunde sind inzwischen im Zwinger und Ich bin safe, aber ich fühle mich erst wieder richtig sicher, als ich im Auto sitze und Richtung Zivilisation fahre.

Caithness @nme Nellie Merthe Erkenbach Graveyards of Scotland

Wer hätte gedacht, dass schottische Friedhöfe so gefährlich sein können.

Bass Rock

Bass Rock

Seitdem ich von Schottland aus voll arbeite und nicht mehr so wie früher in Deutschland viel und in Schottland nichts, ist deutlich weniger Zeit, hier die Dinge zu tun, die ich sonst immer hier getan habe, nämlich Bücher schreiben und Friedhöfe besuchen. Nun aber habe ich ein paar Tage Urlaub und los geht’s nach East Lothian.der Mann kann leider nicht, der hat deutlich weniger Urlaubstage als ich. Der Arme.

Feierabendbier

Ich arbeite ich mich den Tag über durch die Friedhöfe der Region in Richtung des kleinen Inns in einem idyllischen Dörfchen an der Küste, in dem ich übernachten werde. Es waren stolze 8 Friedhöfe, bis ich bei meinem Feierabendbier ankomme.

@nme Nellie Merthe Erkenbach Schottland für stille Stunden
St. Andrew’s Kirk Ports, North Berwick, East Lothian

Sehenswürdigkeiten in East Lothian

Am nächsten Morgen beim Frühstück höre ich wie der junge Man den Fehler begeht, die anderen Gäste zu fragen, was sie den Tag über machen wollen. Da steht er nun mit den dreckigen Geschirr in den Händen, das er gerade von einem anderen Tisch abgeräumt hat und kommt nicht mehr weg von der Redeflut des Engländers. Der zählt sämtliche Sehenswürdigkeiten auf, die es in East Lothian gibt. Ich lächle in stillem Mitleid mit dem Ober in mich hinein. An meinen „Sehenswürdigkeiten“ werde ich die Touristen nicht treffen und den Klassiker habe ich noch am Abend auf dem Rückweg vom letzten Friedhof des Tages fotografiert – ganz von weitem und im Sturm, der an dem Tag über die Ostküste fegte.

Stevenson Leuchtturm, Bass Rock

Leuchtturm und Basstölpel

Der berühmte Bass Rock ist eine kleine Insel, die wie ein monströser Stein etwa 1 Meile vor der Küste East Lothians liegt. Eine Touristenattraktion, zu Beginn des letzten Jahrhunderts nahm man das Dampfschiff, aber nur bei gutem Wetter, war es windig, konnte man an der einzigen Anlegestelle der kleinen Insel nicht festmachen. Dieser steinerne Berg im Meer ist beeindruckend. Bevölkert von tausenden Basstölpeln, die früher noch auf dem schottischen Speiseplan standen. Dazu ein Stevenson Leuchtturm, der an der Steilwand zu kleben scheint, und die Ruinen eines uralten Wohnsitzes mitten im Stein. Hier wächst nichts außer der Einsamkeit.

Lauder of the Bass

Bereits im 6. Jahrhundert weilte hier der Heilige Baldred und tat Wunder. Doch der eigentliche Name, mit dem der Bass verknüpft ist, ist Lauder. Der 1. Lauder of the Bass bekam diesen Titel für seine heldenhafte Unterstützung des Unabhängigkeitskämpfers William Wallace. So ein Stein im Meer wäre an sich nicht unbedingt ein überwältigendes Zeichen der Dankbarkeit gewesen, aber der Stein kam zusammen mit beachtlichen Ländereien auf dem Festland und das war dann schon wieder eine andere Angelegenheit. Die Familie Lauder brachte im Laufe der Jahre viele Botschafter und Kirchenmänner hervor.

Bass Rock

Das schottische Alcatraz

Der Bass Rock ist nicht nur berühmt, er ist auch berüchtigt als das schottische Alcatraz. Hier, auf dem ehemaligen Sommerwohnsitz der Familie Lauder, wurden etwa 40 Covenanter in den Glaubenskriegen gefangen gehalten. Dieses Gefängnis war kalt, feucht und ganz und gar furchtbar. Nach der Revolution von 1688 wendete sich das Schicksal, 4 Gefangene konnten sich befreien und weil eine Flucht unmöglich war, nahmen sie stattdessen ihre Wärter gefangen. Eine echte Gefängnisrevolution.

Der Regierung blieb nichts anderes übrig, als von der Küste aus hilflos zuzuschauen. Alle Versuche, den Bass Rock zurück zu erobern scheiterten. Es dauerte 3 Jahre, bis die Besatzer aufgaben. Das Gefängnis wurde Ende des 18. Jahrhunderts zerstört, bevor Bass Rock verkauft wurde.

stilles Frühstück

Zurück ins Hier und Heute. Der Ober kommt vorsichtig an meinen Tisch und will das Geschirr abräumen. Ich lächle ihm ermunternd zu. Er braucht sich nicht sorgen, dass auch ich ihm eine lange Liste der Sehenswürdigkeiten vorbete, die ich heute besuchen werde. Obwohl meine Liste für ihn sicher mal was Neues gewesen wäre.

Frühstück in East Loathian

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