Wir bekommen Besuch. Eigentlich keine besondere Sache, aber in Corona Zeiten wirklich nicht einfach und schon gar nicht, wenn der Mann mitmischt.
Wir freuen uns, denn sein Cousin samt Frau haben sich angekündigt, beides Biker, die Männer schon seit der Kindheit eng miteinander verbunden und auch wir Frauen verstehen uns gut. Wir organisieren also ein Treffen? Äh, ja…. alles nicht so einfach, wie ihr bei der Frage des Frühstücks in Teil 1 sicher bemerkt habt.
schottischer Kühlschrank Standard
Zwei Tag vor dem geplanten Besuch frage ich vorsichtig nach, wie er sich das mit den Würstchen so gedacht hat. Er sagt, er macht Bacon, Eggs and Sausages. Zu seinen Würstchen haben sich gedanklich also Eier und Speck gesellt. So etwas hatte ich fast vermutet. Eben doch ein Frühstück.
„Und wo sind der Speck, die Brötchen und alles andere, was man dazu braucht? Gehst du einkaufen?“ frage ich.
Er schaut verwirrt. Er hatte wohl angenommen, dass auf eine magische Art einfach alles so in der Küche erscheint, weil es sich ja um nichts großes, sondern nur um Eier, Würstchen und Speck handelt. Schottischer Kühlschrankstandard quasi. Eier, Würstchen und Speck stehen aber nicht auf meinem Essensplan und sind im germanischen Kühlschrank absolut verzichtbar. Ich stelle fest, dass wir ein Planungsproblem haben.
Gluten, Laktose, Cholesterin
Ich komme wohl um das Kochen nicht drumrum, denke ich. Ich arbeite gerade viel und Vollzeit von Schottland aus und habe unter der Woche definitiv keine Zeit einkaufen zu fahren. Frühestens Samstag aber da kommen sie ja schon um 12 Uhr und zum Supermarkt sind es im Sommer knapp zwei Stunden Fahrt. Im Winter ohne Touristen schafft man es in 90 Minuten. Jetzt im Herbst sind wir irgendwo dazwischen. Dennoch. Ich müsste um 6 Uhr losfahren, wenn ich um 12 Uhr gekocht haben will…
„Wie ist das noch mal mit ihrer Diät?“ erkundige ich mich beim Mann.
Er startet eine neue Konversation auf WhatsApp. Dann berichtet er.
„Also, er isst alles, außer Salat und Gemüse. Sie isst Salat und Gemüse, außerdem gluten- und laktosefrei. Beide essen Fleisch nur extrem durchgebraten.“ Der Mann nickt zufrieden. Alles ganz simpel.
In meinem Kopf stehen ganz viele Fragezeichen, denn ich muss diese zwei Diäten mit der des Mannes und mit meiner kombinieren. Wegen der Magenprobleme bin ich weg von scharf und fettig, aus ideologischen Gründen weitgehend weg vom Fleisch, ich esse mit Vorliebe italienisch. Der der Mann mag keine Pasta.
Die nächste Nacht kann ich nicht schlafen, weil mein Kopf verzweifelt versucht zu ergründen, was ich kochen kann für vier Personen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, ohne gleich vier verschiedene Mahlzeiten zubereiten zu müssen, zumal man die ja auch noch draußen im Regen servieren muss. Ein Rätsel, das mir Nerven und Schlaf raubt.
Am nächsten Morgen bin ich schlecht gelaunt und beschließe, wir besorgen Essen. Das Café Sia auf der Isle of Skye macht auch glutenfreie Pizza. Inzwischen haben die nicht nur das Restaurant, sondern auch noch einen Imbiss übernommen. Da kann man Pizza holen. Einen Tisch bestellen können wir ja nicht, weil Cousin und Frau wegen Corona nicht in andere Häuser gehen. Ich habe die Lösung, Pizza essen alle. Heureka!