Sein Leben war kurz und er starb lange. Sein Schicksal trug er mit Würde und Kraft. William Soutar starb 13 lange Jahre in seinem Bett im Haus seiner Eltern. Er empfing Besucher, schrieb Gedichte und ertrug alles mit Hilfe seiner kreativen Produktivität, wohl wissend, dass er nie wieder gesund werden würde. Wie konnte er diesen ständigen Tod vor Augen ertragen? Wie konnte er nicht in völlige Verzweiflung verfallen?
Der junge Soutar war Student an der Perth Academy, er war gerade 18 Jahre alt geworden, ein starker, beliebter Kommilitone, der Gedichte schrieb und sich verliebte. Er hatte alles, was ein normaler 18-jähriger hat. Später schreibt er über diese Zeit, er habe diesen Zustand der Lebensfülle nie wieder erreicht, außer in kurzen Momenten. Das schreibt er 1937, da war er bereits ans Bett gefesselt.
Der junge William Soutar war voller Leben, ein junger Englisch-Student, ein leidenschaftlicher Schwimmer und ein Dichter mit einer tiefen Liebe zur schottischen Sprache. Doch dann kam der Krieg. Er ging zur Marine und wie für viele junge Männer voller Kraft und Zukunft, war dies der Moment, der ihr Leben beendete oder es für immer veränderte.
Während seiner Zeit bei der Marine erlitt er eine Lebensmittelvergiftung, die nicht erkannt oder behandelt wurde. Eine folgenschwere Unterlassung, die schließlich zu seinem Tod führen sollte. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs musste sich Soutar seinem schwersten Kampf stellen.
Im Oktober 1923 wurde Soutar zum ersten Mal geröntgt. Professor John Frasers Diagnose nach eingehender Untersuchung: Spondylitis (Entzündung der Wirbelsäule), zu spät erkannt, um geheilt zu werden. Als Soutar klar wurde, dass die Krankheit nicht nur sein Leben begleiten sondern es sogar beenden würde, soll er einen Moment inne gehalten haben. Dies war der Moment der Erkenntnis: Nun kann ich Dichter werden. Und das tat er. Er wurde einer der besten seines Landes.
Poesie und innere Stärke sind untrennbar mit der Betrachtung des Lebens von William Soutar verbunden. Aus seinem langen Kampf gegen Tod und Verzweiflung entsprangen Gedichte, die wohl kein unbeschwertes Leben geschaffen hätte. Der Tod besiegte ihn am Ende, den Kampf mit der Verzweiflung gewann er. Er schrieb noch am Tag seines Todes.
William Soutar war Teil der schottischen Renaissance, die das traditionelle Scots als Sprache wieder zu Leben und zur Anerkennung verhalf. Im Gegensatz zu vielen Dichtern der MacDiarmid Schule schrieb Soutar in reinem Perthshire Scots.
Er starb am 15. Oktober 1943 an Tuberkulose.
Nae Day Sae Dark
Nae day sae dark; nae wüd sae bare;
Nae grund sae stour wi‘ stane;
But licht comes through; a sang is there;
A glint o‘ grass is green.
Wha hasna thol’d his thorter’d hours
And kent, whan they were by,
The tenderness o‘ life that fleurs
Rock-fast in misery?
Kein Tag so dunkel
Kein Tag so dunkel, kein Wald so kahl;
Kein Boden so staubig vom Stein.
Aber Licht durchdringt und Lieder singt
und das Gras schimmert grün.
Wer hat nicht durchlitten die anderen Stunden
und wusste wann sie vorbei,
die Zartheit des Lebens das blüht
auf Felsen im elendem Grau?