Die Douglas aus Douglas

Wer in einer bestimmten gegen in Schottland in der Vergangenheit (und manchmal noch immer) das Sagen hat, ist oft und ganz einfach am Ortsnamen abzulesen. In Douglas, im Süden von Lanarkshire, war das die gleichnamige Familie, die in vielerlei Hinsicht großen Einfluss auf die Geschichte Schottlands hatte. Ursprünglich kamen die Douglas entweder aus Frankreich oder Holland bevor sie in Schottland zu Macht und Reichtum gelangten.

Sir James Douglas (auch Black Douglas, der schwarze Douglas genannt) war einer von zwei Befehlshabern der Armee von König Robert Bruce und später auch der Mann, der das Herz des Königs ins Heilige Land trug, wo er allerdings auch starb. Unter Robert Bruce waren die Douglas zu großer Macht gekommen. Aber sie waren auch religiös und der Bau der St Bride’s Church in Douglas war ein äußeres Zeichen dieser inneren Überzeugung. Die Douglas waren im frühen 14. Jahrhundert, als die Kirche gebaut wurde, sehr einflussreich, ihr Besitz lag in Selkirkshire, Ayrshire, Roxburgshire und Lanarkshire sowie weiter nördlich in Banffshire, Moray und Ross-shire. Der 5. Earl of Douglas war schließlich sogar Regent  Schottlands als James II noch minderjährig war. Der 8. Earl wurde allerdings vom König erstochen und der 9. verlor als Verräter allen Besitz, seine Burg wurde dem Erdboden gleich gemacht.

In der St. Bride’s Kirche befindet sich das Mausoleum der Douglas. Die Uhr war ein Geschenk der legendären Mary Queen of Scots, sie ist damit die älteste Kirchenuhr Schottlands und sie geht traditionell drei Minuten vor. Das liegt am Moto der Douglas: never behind, niemals zurück oder niemals zu spät.

Die „Douglas Tafel“ ist nicht nur in Lanarkshire ein gängiger Begriff für eine historische Begebenheit, die wie so oft nichts an grausamen Details zu wünschen übrig lässt. Eine zentrale Rolle spielte dabei das nicht mehr existente Castle Douglas.

Es war 1307 und die Burg war mit englischen Truppen besetzt. James Douglas aber wollte sie wiederhaben und bat den König um Erlaubnis, seine eigene Burg anzugreifen. Der König nickte und Sir James machte sich mit zwei ausgewählten Männern auf den Weg nach Hause. Dort sammelte er Männer um sich, was auf den eigenen Ländereien naturgemäß nicht sehr schwierig war, der Earl war ja der Lehnsherr der Bauern.

Als der Palmsonntag kam und die gesamte Burg zum Gottesdienst ging, mischte sich Douglas mit den Männern unter die Gemeinde und griff dann von innen heraus die Burg an. Sie töteten alle Engländer und setzten sich anschließend an die große Tafel, die bereits für die Engländer gedeckt worden war, und schlemmten ausgiebig. Dann steckten sie alles ein, was sie mitnehmen konnten, vergifteten die Brunnen, köpften die letzten Engländer, die noch in den Gefängnissen saßen und stapelten ihre Körper, Köpfe und die Essensreste auf der Tafel übereinander. Das nannte man dann die „Douglas Tafel“ (Douglas Larder) denn so hatte noch keiner vor ihm getafelt.

Douglas war bewusst, dass er seine Burg nicht dauerhaft gegen die Engländer würde halten können, deshalb hatte er auch nicht vor, zu bleiben. Er wollte lediglich seine Macht demonstrieren und dem englischen König Edward I mehr als deutlich vor Augen führen: Keiner reizt mich ungestraft! Alle auszulöschen half auch den beteiligten Männern, die er aus den umliegenden Dörfern akquiriert hatte. Ohne Zeugen würde keiner sie mehr identifizieren können, denn die Männer kehrten nach der Tat ja wieder in ihre Häuser zurück. Es war eine barbarische Tat aber es war auch die Antwort auf die mindestens ebenso barbarischen Taten des englischen Königs.

Der Douglas aber hatte noch nicht genug. Die Engländer schickten neue Truppen und besetzten die Burg, Douglas kam zurück und ließ das Vieh vertreiben, das die Engländer außerhalb der Burg weiden ließen. Die Engländer versuchten es wieder einzufangen und liefen geradewegs in den Hinterhalt, den Douglas sich für sie ausgedacht hatte. Er ließ die Toten liegen, zog sich zurück und plante einen dritten Angriff.

Diesmal war es eine Gruppe Frauen, die die Engländer ins Verderben stürzen sollten. Sie transportierten Heu und Nahrungsmittel und waren gerade dabei, mit Packpferden in der Nähe der Burg vorbei zu ziehen. Die Engländer witterten leichte Beute und Nahrung, Pferde konnten sie ohnehin immer gebrauchen. Also griffen sie an, doch die Frauen waren keine Frauen sondern verkleidete Schotten. Die Beteiligten lieferten sich ein heftiges Gefecht, inzwischen griff Douglas seine eigene Burg ein drittes Mal an. Diesmal tötete er die Gefangenen nicht, sondern erlaubte ihnen freie Passage nach England, dann machte der die Burg dem Erdboden gleich. Das war die Politik von König Robert Bruce, immer verbrannte Erde hinterlassen, damit der Gegner keine der Ressourcen nutzen kann.

Für die Engländer war James Douglas nun der Schlächter schlechthin und war und blieb für sie der schwarze Douglas. Diese Art der Kriegsführung war das, was Guerillataktik genannt wird. König Robert Bruce und Sir James Douglas beherrschten sie in Perfektion.

 

Hab ich schon mal gesagt, was ich für wunderbare Leser hier auf „Abenteuer Highlands“ habe?

Vielen lieben Dank Britta für die tollen Fotos. Ich hatte keine, weil ich auf den anderen Friedhöfen in der Nähe zu viel Zeit verbracht hatte. So blieb es bei der Recherche und der Geschichte ohne Bilder, bis Britta ihre anbot.  

Ich freu mich sehr darüber. 

Liebe Grüße,

Nellie

24 Gedanken zu “Die Douglas aus Douglas

  1. Guten Morgen Nellie

    Heute schreibe ich und genieße meinen Tee aus unserem Lieblingsland… Endlich!!!! Und herrlich schottisches Wetter🤣.

    Ja ja, die lieber Schotten sind schon ein ziemlich wildes Volk. Klein aber oho.
    Andererseits auch nicht verwunderlich – so wie sie immer von den Engländern unterdrückt wurden. Schon die alten Römer hatten sich eine blutige Nase geholt und eine Besetzung dann doch lieber aufgegeben und eine Mauer gebaut.

    Ich glaube das einzige – soweit ich gestern im Flugzeug feststellen konnte – was Schotten in die Knie zwingt – ist das bayerische Oktoberfest-Bier.😝😜. Damit hätte wohl Hadrian mehr Erfolg gehabt.

    Einen schönen Sonntag noch
    Andy

    • Lieber Andy,

      wunderbar, du bist wieder zurück. Und so früh auf! Dann genieße die Zeit. Ich mag den Herbst in Schottland. Die Stimmung ist leicht melancholisch, die Tage werden kürzer und es wird stiller überall.
      Vielleicht hast du ja auch mal Zeit für einen Ausflug in den Süden.
      Liebe Grüße,
      Nellie

      • Oh stimmt, du hast recht. Hier ist ja 1 Stunde früher. Eines Tages lege ich mir wirklich mal eine Uhr zu. Ja, auch für mich ist der Herbst eine wunderbare Jahreszeit. Kurz bevor die Natur schlafen geht und sich in den schönsten Farben zeigt kann man wirklich richtig genießen. 🤗
        Ich bin leider nur bis Dienstag da weil ich ein paar andere Häuser zum mieten ansehen möchte. (Meines wird verkauft und ist mir eh zu klein).
        Aber trotzdem merke ich jetzt erst, wie sehr ich das vermisst habe. Und vor allem wenn ich mir vorstelle, wie knapp das mit dem Unfall war, so dass ich das alles nicht mehr erleben hätte können… Da schätze ich das gleich noch mehr!

        Aber bald bin ich zurück und nächstes Jahr möchte ich wirklich mal für mehrere Wochen am Stück hier sein. Und nicht nur einmal. Mal sehen wie ich das mit meiner Liebsten in Leipzig hin bekomme.. Aber sie signalisiert ja schon dass sie unbedingt auch nach Schottland machen möchte😉. (Sie ist ja die Harry Potter Generation)..

  2. Hallo Nellie,

    was für eine blutrünstige Geschichte im Zusammenhang zu so einer schönen Kirche.
    Wir haben die St Bride’s Church irgendwann mal auf einer langen Rückfahrt aus den Highlands besucht. So niedlich, so ruhig und so friedvoll. Kaum vorstellbar, das ihre Stifter so unchristlich waren.
    Aber in diesen Zeiten ging es wohl eher um das nackte Überleben, als um Leben und leben lassen.

    Die Kirche und das kleine Dörfchen sind auf jeden Fall einen Besuch wert. Leider konnten wir die Kirche nicht von innen besichtigen, weil sie verschlossen war. Erst nach unserem Besuch habe ich erfahren, dass man den Schlüssel zur Kirche in einem der anliegenden Häuser erhält. Eine Bekannte war drin und sie ist nicht nur von außen sehenswert!

    Dir, lieber Andy, wünsche ich eine tolle Zeit in Schottland. Erhol Dich weiterhn gut, aber das ist in Schottland ja nicht schwierig 😉

    LG
    Britta

    PS: Wenn Du noch Bildmaterial zur St Bride’s Church brauchst, sag Bescheid. Ich hätte da ein oder zwei Fotos 😉

    • Liebe Britta,

      Vielen Dank für deinen Beitrag. Guter Tipp mit dem Schlüssel! 👍

      Und super, vielen Dank für deinen Vorschlag. Ich würde sehr gern ein zwei Fotos von der Kirche für den Blog nehmen, mit deinem Copyright natürlich. Ich habe es nämlich nicht mehr geschafft, war mal wieder zu beschäftigt mit meinen Friedhöfen. 😉

      Wenn sie nicht zu groß sind, schick sie einfach per Mail oder per WE Transfer an die Adresse.

      nelliemertheerkenbach@gmail.com

      Vielen Dank und dir noch einen tollen Sonntag!

      Liebe Grüße,

      Nellie

    • Hallo Britta,
      Hallo Nellie,
      Oh Ja, ich genieße es sehr. Das mit dem anderen Haus sollte klappen, es ist perfekt.
      Dienstag unterschreibe ich den Vertrag. Dann bin ich ab nächstes Jahr ständig hier…(und in Leipzig😉)..
      @Nellie – die scones waren perfekt (inkl. clotted cream – hier in Kilmartin im Museumscafe sind die selbstgemacht..) 😋

      Ich stelle aber gerade fest, dass nur völlig bekloppte Deutsche davon 3 Portionen – Inkl. 5 Portionen clotted cream (die sind echt groß) verputzen – Nachholbedarf.. bis die Bedienung kapiert hatte dass die alle für mich sind.🤣
      Ich befinde mich gerade im Fresskoma…
      Oh Gott ist mir schlecht!!! 🤢🤢

  3. Ich sabber gerade … Scones mit Clotted Cream … ein Traum! Ich muss noch genau sechs Monate warten …. SECHS lange Monate 😦 Ach, was würde ich darum geben, wenn mir jetzt auch schlecht wäre 😉
    Viel Glück am Dienstag! Nicht, dass das meinen Neid verringern würde 😉
    Aber nach diesem blöden Jahr, hast Du es auf jeden Fall verdient, Andy!

    @Nellie: Ist meine Mail angekommen?

    • Ich hab jetzt richtig Magenknurren dank Andy!

      Sechs Monate sind wirklich lang. Du gehst im April nach Schottland? Ungewöhnliche Reisezeit 🙂

      Mail ist angekommen. Sie war im Spam Ordner. Ich mach mich heute noch dran. DANKE!

      Und Andy hat Scones Fotos geschickt. Hihi.

      LGN

      • Nun ja, bin ausnahmsweise an die Ferien gebunden, da ich mit meiner Mutter und meinen Tanten unterwegs bin, während MEIN Mann Haus und Katze hüten muss 🙂
        Es sind alle so neugierig, was ich an Schottland so finde und daher habe ich mal eine Best-of-Tour gebastelt. 10 Tage Rundreise. Ich bin gespannt, ob ich die Begeisterung übertragen kann. Das Wetter wird mich sicherlich nicht dabei unterstützen. Vor drei Jahren hatten wir Schnee auf Skye Ende April. Das wird spannend!

        Keine Hektik. Sie laufen nicht weg!

        oh je, Scone Fotos … das ist Folter! Böser Andy 😉

  4. Ist euch beiden bewusst wie schlecht es mir geht? Ich esse nie mehr Scones – naja zumindest bis morgen nicht. Ich glaube ich brauche jetzt einen Scotch.

      • So, zwei Whisky intus und ich komm mir vor wie ein Ballon. In schätzungsweise 20 Minuten bin ich so fertig (dann setzt der Alkohol richtig ein) dass der Tag heute erst mal gelaufen ist. Eigentlich sollte man ja in meinem Alter vernünftiger sein. Aber ich muss wirklich sagen die Dinger waren super lecker. Außen schön kross, innen butterzart, dazu selbstgemachte schottische Erdbeermarmelade und die clotted cream… ich muss wirklich fragen welche von den Mädels dort so gut backen kann… da könnte ich es mir glatt mit dem heiraten noch mal überlegen… aber vermutlich wäre ich nach einem Jahr fett oder an Cholesterin verendet…

      • So, zwei Whisky intus und ich komm mir vor wie ein Ballon. In schätzungsweise 20 Minuten bin ich so fertig (dann setzt der Alkohol richtig ein) dass der Tag heute erst mal gelaufen ist. Eigentlich sollte man ja in meinem Alter vernünftiger sein. Aber ich muss wirklich sagen die Dinger waren super lecker. Außen schön kross, innen butterzart, dazu selbstgemachte schottische Erdbeermarmelade und die clotted cream… ich muss wirklich fragen welche von den Mädels dort so gut backen kann… da könnte ich es mir glatt mit dem heiraten noch mal überlegen… aber vermutlich wäre ich nach einem Jahr fett oder an Cholesterin verendet…

  5. Ich liebe deinen Humor… Wenn ich jetzt einen Fußgänger umfahren würde gebe das eine ziemliche Sauerei. Allerdings fühle ich mich gerade wie ein ausgelöster Airbag.

    Ich habe schon beschlossen Anfang November mein Fahrrad mit nach Schottland zu nehmen. Platz habe ich ja im neuen Haus. Hier scheint es nicht so , als ob dämliche und blinde Fußgänger durch die Gegend laufen. Es gibt zwar ein paar Schafe aber die laufen ja in der Regel weg.

    • Das Krankenhaus in Broadford kann ich sehr empfehlen 🙂
      Aber im Ernst, mit tun die Radfahrer in Schottland immer leid. Bei Wind und Wetter und auf diesen schmalen Straßen, auf denen sich der Verkehr hinter ihnen auf Verzweiflungslänge staut… vielleicht sollte ich mal einen Blogpost darüber schreiben.
      Hat jemand Radbilder aus Schottland….?

      • Noch nicht. Aber ab nächstes Jahr kann ich dir welche schicken. Am besten in der Hauptreisezeit, so dass möglichst viele Touristen hinter mir verzweifeln🤪..
        Wirklich toll hier. Ich versuche meinen Rausch auszuschlafen und alle 2 Minuten klopft ein Nachbar oder ruft wer an…

  6. Ernsthaft, Andy? Ich kann mir so ziemlich jedes Fortbewegungsmittel in Schottland gut vorstellen … außer Fahrräder. Wir haben sie dieses Jahr auf den Äußeren Hebriden in Massen gesehen und ich fand, dass die meisten nicht sehr glücklich aussahen. Und dabei war dort wirklich wenig Verkehr.
    Und die Schafe, nun, die gehen auch nicht immer aus dem Weg oder häufig auch nicht in die Richtung, die sie zuerst angepeilt haben. Ich steige inzwischen aus und stelle mich zwischen Schaf und Auto. Scheine eine abschreckende Wirkung zu haben 😉 Noch störrischer sind allerdings Kühe. DA steige ich allerdings nicht aus 🙂

    @Nellie: Hätte ich das vorher gewusst! Ich hätte hunderte Bilder von Radfahrern von den Hebriden mitbringen können. Lag nur nicht so in meinem Fokus 🙂

    Übrigens: Sehr gerne! So kann ich wenigstens ein wenig Unterstützung zeigen, denn ich fiebere jeden Sonntag Morgen Deinem nächsten Bericht entgegen! Danke für Deine Arbeit!

    LG
    Britta

    • Das sind hier verweichlichte Rad-Touristen, so Sonnenschein-Radler. Da ich das schottische Wetter liebe habe ich auch kein Problem wenn es mal ein bisschen feuchter wird. Und ehrlich gesagt lieber ein bisschen Regen als blinde Fußgänger, die einem vors Fahrrad laufen. Bei Schafen rechnet man ja damit , dass die nicht aufpassen, aber Fußgänger die auf einen zu gehen…

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