Krimis ziehen uns in ihren Bann – wir raten mit, fiebern mit und versuchen, die Täter zu entlarven. Aber wie sieht die Realität hinter der gelben Absperrung wirklich aus? Granite Noir bot mit der Veranstaltung Behind the Crime Scene Tape – Interactive Forensic Science Experiment die perfekte Gelegenheit, genau das herauszufinden. Zusammen mit Kriminologie-Studierenden der Universität Aberdeen konnten wir in die Welt der Spurensicherung eintauchen – inklusive Beweisanalyse und realitätsnaher Fallbearbeitung. Das Ganze fand in den Anatomy Rooms in Aberdeen statt, einem ehemaligen Seziersaal, in dem einst Leichen obduziert wurden. Heute ist es ein kreatives Zentrum für Kunst, Vorträge und Bildungsangebote – aber die Atmosphäre hat immer noch einen leicht morbiden Charme.
Wendy Deegan – Eine Forensikerin mit Witz und Erfahrung
Unsere Gastgeberin war Wendy Deegan, eine Forensikerin mit jahrzehntelanger Erfahrung bei der Polizei. Klein, drahtig, mit grau melierten Haaren und einer Hornbrille, die sie immer wieder auf der Nase zurechtrückte. Sie hatte eine beeindruckende Präsenz – selbstbewusst, schlagfertig und mit einem trockenen Humor, der den Raum füllte. Sie war die perfekte Frau für harte Realität der Forensik jenseits der glamourösen Hollywood-Version.

Drei Dinge, die du garantiert nicht aus Krimiserien weißt
- Tatorte sind Teamwork – einsame Ermittler gibt es nur im Fernsehen.
- Jeder Schritt wird dokumentiert, nichts wird dem Zufall überlassen. Und wer glaubt, er könne nachts heimlich in einen Tatort schleichen und Beweise sichern, hat zu viele Krimis gesehen.
- Luminol ist keine Zauberei.
- Klar, im Fernsehen leuchtet es blau und enthüllt perfekte Blutspuren. In der Realität? Nur, wenn der Raum stockdunkel ist. Außerdem sollte man es nicht einatmen.
- Fingerabdrücke sind nicht immer die ultimative Spur.
- Sie sind oft verschmiert oder unvollständig. Deshalb müssen in Schottland immer zwei Experten unabhängig voneinander Abdrücke auswerten. Ein Skandal führte zu dieser Regel – eine Polizistin wurde fälschlicherweise eines Verbrechens beschuldigt, weil ihre Abdrücke falsch interpretiert wurden.

Teste dein Forensik-Wissen – Wahr oder Falsch?
Jetzt bist du dran! Was ist Fakt, was ist Fiktion?
1. Ermittler am Tatort tragen keine Masken, weil das nicht nötig ist.
- Wahr oder falsch?
2. Ein Fingerabdruck auf einer Bierflasche bedeutet, dass die Person am Tatort war.
- Wahr oder falsch?
3. Blutspuren kann man mit normaler Wandfarbe einfach überstreichen.
- Wahr oder falsch?
(Antworten am Ende des Blogposts!)

Fazit – Wenn die Realität spannender ist als Fiktion
Nach diesem Workshop sehe ich Krimis mit ganz anderen Augen. Spurensicherung ist eine Wissenschaft für sich – oft akribisch, manchmal unspektakulär, aber immer entscheidend. Was uns Serien verschweigen? Die Geduld und Präzision, die es braucht, um echte Beweise zu sichern.
Antworten:
- Falsch – Masken sind unerlässlich, um Beweise nicht zu kontaminieren und sich selbt nicht zu gefährden.
- Falsch – Der Fingerabdruck könnte schon vor Tagen oder Wochen, z.B. im Laden auf die Flasche gelangt sein.
- Falsch – Nur eine komplett deckende Lackfarbe kann Blutspuren wirklich unsichtbar machen.










































