Autorin auf Tour

„Dann könnten wir ein kleines Schild aufstellen: Autorin von hier, bekannt aus dem ECHO.“

Ich kichere leise in mich hinein. Ich bin auf Kommissionstour und frage in den Geschäften, Hotels und Cafés der Region, ob sie bereit wären, eines oder mehrere meiner Bücher bei sich auszustellen und zu verkaufen. Meine Artikel zu den Friedhöfen der Region im örtlichen Käseblättchen haben mir offensichtlich Promi-Status verliehen.

Artikel THE ECHO @nme Abenteuer Highlands

Die beiden bibliophilen Damen sehen sich meine Bücher genau an.

„Das ist das Buch über ihr Leben hier in der Region?“

„Ja“, nicke ich. „Abenteuer Highlands. Aber es ist auf Deutsch.“

„Haben Sie das nicht auf Englisch?“ will sie wissen.

„Nein, ich dachte nicht, dass es die Schotten hier interessieren könnte, wie mein Leben als Deutsche unter ihnen so aussieht.“

„Denken Sie doch an all die Engländer die hier Urlaub machen oder einen Zweitwohnsitz haben. Die lieben sowas!“

Ich beginne zu verstehen, was sie meint. Schließlich sind die Regale in dem Laden voll von Büchern, die Frauen wie ich geschrieben haben. Mein Leben auf der schottischen Farm, mein Leben auf der einsamen schottischen Insel und so weiter und so weiter. Meine Abenteuer Highlands Reihe kommt etwas moderner daher, ist aber letztendlich nichts anderes.

Schatten über Skiary Kaffee Kuchen Meer @nme Abenteuer Highlands

„Und Krimi geht immer, sagt sie, ganz besonders, wenn er in der Region spielt. Das finden die Touristen klasse.“

Noch habe ich keines meiner Bücher an die Frau gebracht, aber ich habe ein paar neue Erkenntnisse gesammelt. Es gibt einen Markt sowohl für die Krimis als auch für Abenteuer Highlands. Ich muss mehr übersetzen! Derweil versuche ich, die beiden englischen Bücher in den Läden unterzubringen.

Die Kommissionstour ist zäh und mit viel Fahrerei verbunden und ich versuche die Besuche mit anderen Dingen zu verbinden, denn nichts wird hier sofort entschieden. So zum Beispiel der nächste Schreibwaren- und Buchladen, der eine gute halbe Stunde Fahrt entfernt ist. Buchladen ist übertrieben, sie haben nicht mehr als fünfzig Titel im Angebot, aber ich finde, dass sich meine da gut machen würden. Also schaue ich vorbei und warte geduldig, bis man Zeit für mich hat.

Im Dunkel von Skye @nme Abenteuer Highlands

„Sorry. Das muss Donalda entscheiden. Aber die arbeitet nur mittwochs bis samstags.“

Es ist Montag und damit kein guter Tag. In der Woche drauf habe ich am Freitag einen Termin ganz in der Nähe und werde mich bei Donalda, der Herrin der Bücher vorstellen. Meine gesammelten Werke bewahre ich in einer Plastikbox im Auto auf. So kann die feuchte Meeresluft ihnen nicht schaden.

Am Freitag öffnet der Laden um 9 Uhr. Ich muss spätestens um 9:15 Uhr bei meine anderen Termin sein, aber der ist wenigstens gleich um die Ecke. Es ist zwei Minuten vor neun, als ich den Laden erreiche, nur leider ist die Parkbucht davor komplett belegt. Ein Laster entlädt gerade Waren für eines der benachbarten Geschäfte. Okay, denke ich, dann fahre ich um die Ecke auf den richtigen Parkplatz. Dann muss ich halt sehen, wie ich die Bücher geschleppt bekomme, wenn sie welche nehmen. Wird schon gehen.

Buch Promotion @nme Abenteuer Highlands

Die Zufahrt zum Parkplatz ist blockiert. Ein weiterer Mann entlädt Waren aus einem LKW. Was ist denn hier los? Also einmal im Kreis und auf die andere Seite. In einer Querstraße sind meist genug Parkplätze. Aber auch hier sieht es schlecht aus. Ich fahre also nochmal zurück und am Laden vorbei. Der LKW-Fahrer an der Parkbucht zerrt immer noch Kartons auf seine Sackkarre. Ich überlege, ob ich ihm helfen soll, aber das erlaubt mein Zeitbudget nicht. Ich fahre weiter, wenigstens der zweite LKW ist jetzt weg, aber der Parkplatz ist voll, erst ziemlich weit weg finde ich endlich einen Stellplatz.

Leider habe ich mich direkt auf eine Eisfläche gestellt und als ich den Schlüssel ins Kofferraumschloss stecken will, rutsche ich weg und ziehe einen tiefen Kratzer in den Lack. Läuft bei mir, denke ich und wackle vorsichtig hinüber zum Laden. Inzwischen ist es fünf nach neun und ich habe nicht mehr viel Zeit.

Der Laden sieht seltsam dunkel aus, vielleicht sparen sie Energie hoffe ich, aber ein handgeschriebener Zettel an der Tür belehrt mich eines Besseren: Personalversammlung. Wir öffnen 15 Minuten später.

Scotland for Quiet Moments im Café @nme Abenteuer Highlands

Eine Woche später versuche ich es wieder. Diesmal habe ich mehr Zeit, eine Dreiviertelsunde an einem Freitagnachmittag. Ich öffne die Tür und trete ein. Es ist wie immer so gut wie nichts los, trotzdem muss ich warten, weil Donalda mit einer anderen Kundin beschäftigt ist. Irgendwo im Hintergrund, zu sehen bekomme ich sie nicht. Also schlendere ich durch den Laden, bis ich alle Angebote mindestens zweimal begutachtet habe. Donalda ist noch immer beschäftigt. Erschöpft setzte ich mich auf den Stuhl der in einer Ecke steht. Wofür der wohl da ist, frage ich mich. Viellicht für erschöpfte Autorinnen, denn von Donalda ist auch nach vierzig Minuten immer noch keine Spur zu sehen. Dann kommt die Kollegin und eröffnet mir, dass sie meine Bücher leider doch nicht nehmen können, weil sie eine Kette sind und die Zentrale keine individuellen Käufe möchte.

Kann ich sogar verstehen, aber hätte mich gefreut, wenn man mich nicht fünfundvierzig Minuten für diese Auskunft hätte warten lassen.

Jede Anlaufstelle ist mit mehreren Versuchen verbunden, aber das ist nur doof, wenn man auf einem ausgeleierten Stuhl im der Ecke des Schreibwarenladens sitzt. In einem Café sieht die Sache schon ganz anders aus. Also esse ich mich tapfer und völlig selbstlos durch das Kuchenangebot. Wer hätte gedacht, dass schreiben so viele Kalorien hat.

Ich trinke mich durch Lattes und Cappuchinos, probiere Kaffee-Karamell-Biskuit, Kokoscreme-Schnitten und Schokoladen Brownies. Ich treffe mich mit allen Freundinnen, die Lust auf Kaffee haben und genieße Zeit für mich. Alles im Sinne des Geschäfts, natürlich, denn mit einem Besuch erreicht man nichts.

seize the moment @nme Scootland for Quiet Moments

Chocolates of Glenshiel haben meine beiden englischen Bücher genommen. Der Prozess war mit sehr viel positivem Austausch und Lachen verbunden und jetzt ist es, als käme man zu Freunden, wenn man vorbeischaut. Die Bücher im Display zu sehen, ist definitiv etwas anderes, als sie auf Amazon aufzurufen.

Aber, auch das habe ich festgestellt, es kann auch ganz einfach sein. Bei der Tankstelle, zum Beispiel.

„Hallo. Ich bin eine Autorin und lebe hier. Ich wollte wissen, ob ihr vielleicht Interesse habt, meine Bücher im Kommission zu nehmen?“

Mir gegenüber steht eine junge Frau mit dunkelblonden langen Haaren und Brille. Sie spricht langsam und macht generell einen extrem entspannten Eindruck.

„Ja.“

„Okay … Also ich habe hier zwei auf Englisch und vier auf Deutsch, einen alternativen Reiseführer Schottland, zwei Bücher über mein Leben hier in der Gegend, ein Road-Movie-Roman und der erste Band der neuen Krimiserie. Ich morde hier.“

„Okay.“

„Okay? Also alle? Oder nur die Englischen.“

„Nein, gerne alle.“

Ich gehe ans Auto und versuche hektisch den Lieferschein, den ich extra entworfen habe, auf dem Tablet abzurufen. Aber weil ich keine Internetverbindung habe, öffnet Word das Dokument nicht. Ich dachte, ich hatte es offline verfügbar gemacht, aber irgendwie will das nicht klappen. Ich hätte es ausdrucken sollen. So gehe ich mit einem Stapel Bücher in die Tankstelle und lege sie auf den Tresen.

„Und wo stellt ihr sie hin?“

„Gleich hier neben die Chips. Wir haben nicht viel Platz.“

Gleich neben die Chips, finde ich gut. Ich sage danke und gehe wieder. Ich Auto freue ich mich wie Bolle, dass die Tanke meine Bücher verkaufen will. Aber mir wird auch klar, ich habe gerade sechs Bücher dort gelassen, ohne Bezahlung und ohne Nachweis oder Bestätigung.

So geht Buchvertrieb in den Highlands!

Bücher Nellie Merthe Erkenbach @nme Abenteuer Highlands

Coming soon: Highland Crime Band 2

Ich habe ein Leben lang leidenschaftlich gerne Krimis gelesen und 2021 meinen ersten geschrieben: Schatten über Skiary, Band 1 der Highland Crime Serie um DI Robert Campbell und die deutschen Übersetzerin Isabel Hartmann. Der Krimi spielt in Glenelg und an einem der abgelegensten Orte Lochabers – Skiary.

In Band 2 finden die Ermittlungen auf der Isle of Skye statt.

DI Robert Campbell genießt seinen Motorrad-Urlaub an der schottischen Westküste. Übersetzerin Isabel, Issy, Hartmann ist auf der Insel Skye, um Gälisch zu lernen. Am Sabhal Mòr Ostaig College stößt sie unvermittelt auf einen ungeklärten Todesfall.

Starb die Studentin wirklich eines natürlichen Todes? Issy hat ihre Zweifel und stellt Nachforschungen an. Wer im Sprachkurs könnte ein Motiv gehabt haben? Und wie war es gelungen, die Tat zu verschleiern?

Weil Isabel Hartmann ihn um Hilfe bittet, nimmt sich DI Robert Hartmann inoffiziell des Falls an. Doch dann gibt es einen weiteren Toten, der offensichtlich mit den ursprünglichen Ermittlungen in Verbindung steht. Unvermittelt wird Isabel von der Hobbydetektivin zu einer Verdächtigen.

Nellie Merthe Erkenbach

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