Ich habe im Sommer von dem einzigartigen Kinoerlebnis mit Angus MacFadyen geschrieben. Nun bin ich bei meinen Recherchen zum neuen Buch auf genau die Geschichte gestoßen, die der Film erzählt.
Die Geschichte von der Witwe von Craigencallie ist eine dieser wunderbaren schottischen Erzählungen bei der man nicht mehr genau sagen kann, wie viel Wahrheit in ihr steckt und wie viel erfunden wurde. Für die Echtheit in Teilen gibt es Nachweise aber keine zuverlässigen historischen Quellen für die ganze Geschichte. Wie dem auch sei, die Episode ist schön und nicht sehr bekannt. Vielleicht einer der Gründe, der den schottischen Schauspieler und Produzenten Angus MacFadyen dazu bewogen hat, diese Geschichte als Basis für seinen Film über Robert the Bruce zu wählen.
MacFadyen hatte bereits 1995 im Blockbuster Braveheart den schottischen König Robert the Bruce gespielt. Sein Film behandelt nun einen sehr kleinen Zeitraum im Leben des Königs über den wenig bekannt ist, weil er nicht dokumentiert wurde. Im Film zieht sich der König verletzt und körperlich wie mental am Ende in die Wälder der Highlands zurück, wo er auf eine Witwe und ihre drei Söhne trifft.
Die Geschichte der Witwe von Craigencallie, ist aber nicht wie im Film in den Highlands zu Hause, sondern in den Lowlands, in Craigencallie (Gälisch Craig na Cailin, der Hügel der jungen Frau) in Kircudbright.
Im Film waren die drei Söhne der Witwe nicht von drei verschiedenen Vätern wie in der Sage. Die junge Witwe nahm den Kriegerkönig bei sich auf und bot ihm die Hilfe ihre Söhne an, denn auch sie wollte wie der Bruce die schottische Unabhängigkeit von England, und war bereit, mit allen Mitteln dafür zu kämpfen.
In MacFadyens Film, der auf dem Edinburgh Film Festival 2019 Premiere hatte, muss der König nicht nur seinen Körper gesunden sondern auch seinen Kampfgeist wiederfinden. Er nutzt die Zeit bei der Witwe und ihren Söhnen, um zu gesunden an Körper und Geist und um die die Kraft zurück zu erlangen, sein Land gänzlich zu erobern und gegen die Feinde im Süden abzusichern.
Bruce wird zu diesem Zeitpunkt auf allen Ebenen angegriffen, nicht nur aus dem Süden, auch in Schottland selbst hat er Feinde, einflussreiche und gnadenlose Männer, die ihr Eigentum dem englischen König verdanken oder sich aus anderen Gründen gegen ein vereinigtes schottisches Königreich stellten.
In dieser sehr unsicheren politischen Situation im eigenen Land und der körperlichen Schwächung nach den zahllosen Kämpfen, bietet ihm die Witwe von Craigencallie Zuflucht und Schutz. Ihre Söhne sind sein Heer, mit ihrer Hilfe wird ihm nach seinem Abschied von Craigencallie der Sieg gelingen.
Im Film und auch in der Sage bleibt die Beziehung zwischen König und der jungen Witwe rein platonisch. Sie hat drei Söhne von drei Vätern, der eine heißt McKie, einer Murdoch und der jüngste McLurg, letzterer soll ein besonders guter Bogenschütze gewesen sein, der sogar einen zwei Raben, die in den Felsen saßen, mit einem einzigen Schuss töten konnte.
Die McLurgs waren einst eine einflussreiche Familie in der Region Kircudbright und bekamen von König Robert Bruce weitreichende Ländereien zugesprochen, für ihre Dienste im Krieg gegen England. Das ist überliefert.
Eine Schlacht hat ebenfalls in der Nähe von Craigencallie stattgefunden, die Schlacht von Raploch Moss in der Nähe von Loch Clatteringshaws. Hier sollen die drei Söhne im Laufe der Auseinandersetzung Schafe den Hügel hinunter getrieben haben, so dass es den Anschein hatte, als würden dem König mehr Männer zu Hilfe eilen. Der Trick funktionierte, die Engländer traten die Flucht an.
Das kleine Farmhaus Craigencallie gibt es bis heute, natürlich ist es nicht mehr das Original aus dem 14. Jahrhundert. Es ist Privatbesitz aber es bleibt ein Ort der Geschichte und der Geschichten, von Witwen, Söhnen und einem König, der einer der ganz Großen seines Landes werden würde.
Liebe Nellie,
wieder eine außergewöhnlich interessante Geschichte, die man ohne dich nicht erfahren hätte. Und auch eine Ablenkung an diesen doch sehr aufregenden Tagen.
Ich stehe jetzt vor der Entscheidung am 1. April nach Schottland zu fahren, auf die Gefahr hin, dass ich dann möglicherweise für einige Zeit nicht mehr zurückkommen kann. Andererseits, wenn wir ähnliche Verhältnisse wie in Italien oder Spanien bekommen, ist die Aussicht hier dann wochenlang zu Hause rum zu sitzen, auch nicht gerade besonders reizvoll.
Dann wiederum ist das britische Gesundheitssystem – für den Fall, dass es einen doch erwischt und nicht ganz harmlos verläuft – auch nicht gerade ein Grund in Schottland zu sein.
Ich hoffe nur, dass deine anderen Mitleser alles gut überstehen.
LG
Andy
Lieber Andy,
ich trage mich genau mit denselben Gedanken und habe noch keine kluge Lösung, der Mann in Schottland, die Eltern in Deutschland….
Aber ich schätze auch, dass reisen bald nicht mehr möglich sei wird.
Lass uns weiter hoffen und hoffen, dass alle gesund bleiben.
Liebe Grüße,
Nellie
Liebe Nellie,
was für eine interessante Geschichte. Das Leben von Robert the Bruce hat defintiv Stoff für mehr als einen Film!
Mir bluetet derzeit auch das Herz. Wir werden unseren Familien-Urlaub wohl in den Oktober verschieben. Meine Mutter gehört zur Risikogruppe und ich denke auch, das Reisen derzeit, wo in ganze Länder das öffentliche Leben stillsteht, nicht die beste Idee ist. Stellt euch nur vor, ihr erkrankt und besetzt eines der wenigen Betten im Krankenhaus, die eh in manchen Regionen nur schwach aufgestellt sind. Von der Verbreitung mal ganz abgesehen.
Auf der anderen Seite ist es für mich ein wichtiges Zeichen, dass ich jetzt umbuche, um auch den kleinen B&Bs zu zeigen, dass ich auf jeden Fall kommen möchte! Das wird teuer werden, aber vielleicht kann ich damit auch ein Zeichen setzen und den Menschen eine Aussicht geben, die derzeit um ihre Existenz bangen. Eine ganz schwierige Situation für alle 😦
Ich hoffe einfach, das wir alle gesund bleiben, das dieses Chaos irgendwer in den Griff bekommt und niemand von dem gehorteten Toilettenpapier erschlagen wird 😉
In diesem Sinne, bleibt gesund, lasst uns weiter von Schottland träumen und die Sonne heute ein wenig genießen!
LG
Britta
Liebe Britta,
vielen Dank für dein Feedback. Es ist so viel schöner, nicht einfach nur ins Nichts hinein zu schreiben.
Wie schade um euren Urlaub aber ich finde du tust genau das Richtige. Es werden viele Menschen zum Teil auch sehr empfindlich merken, wenn die Touristen in der Saison ausbleiben. Für viele ist das die so gut wie einzige Einnahmequelle und die schien immer so sicher zu sein.
Ich hoffe, dass dich ein goldener Oktober entschädigen wird.
Alles Liebe und bleibt gesund!
Nellie