Ein Winterwochenende voller Abenteuer und Geschichte – genau das erwartete uns auf unserer Reise nach Northumbria. Anlass ist mein Geburtstag, und der Mann und ich haben beschlossen, mit dem Auto nach Bamburgh (spricht sich bamborra) zu fahren. Während er die Burg sehen will, die eine Rolle in den schottischen Unabhängigkeitskriegen spielte, habe ich einfach Lust, einmal eine andere Ecke Großbritanniens zu erkunden. Schließlich liegt die englisch-schottische Grenze nur wenige Kilometer weiter nördlich.

Eine Fahrt durch wechselnde Landschaften
Obwohl Winter, strahlt die Sonne am Himmel, und bei knapp 3°C ist es erstaunlich angenehm. Die Straßen sind ruhig, und wir genießen die Fahrt. Über Spean Bridge und Dalwhinnie geht es zur A9, dann um Edinburgh herum und entlang der Küste nach England. Mit jeder Stunde wandelt sich die Landschaft – von den schroffen Highlands mit schneebedeckten Gipfeln über sanfte Lowland-Hügel bis hin zur offenen Weite der Küstenregion Northumbrias.

Northumbria hat eine bewegte Geschichte. Einst eines der mächtigsten angelsächsischen Königreiche, war es ein Zentrum von Kunst und Gelehrsamkeit. Die berühmten Lindisfarne-Evangelien entstanden hier, bevor das Kloster von Lindisfarne von Wikingern überfallen wurde. Die Region wurde zudem immer wieder Schauplatz der Konflikte zwischen England und Schottland – und Burgen wie Bamburgh Castle spielten dabei eine Schlüsselrolle.

Bamburgh Castle – imposant, aber nicht ganz authentisch
Nach einer ausgedehnten Autofahrt erreichten wir schließlich Bamburgh Castle. Die Burg thront spektakulär auf einem Felsen mit Blick aufs Meer – ein beeindruckender Anblick. Doch drinnen machte sich eine leicht angestaubte Atmosphäre breit. Vieles wirkte rekonstruiert, was uns unweigerlich zur Frage brachte: Warum zahlen wir dem aktuellen Burgherrn eigentlich so viel Eintritt und Parkgebühren? Stolze Preise für ein Stück Geschichte!





Trotzdem machen wir das Beste daraus, gönnen uns einen Kaffee und einen sündhaft guten Brownie im Burg-Café und tauchen ein wenig in die Historie des Ortes ein.

Die Skelette von Bamburgh
Richtig spannend wird es aber in der Krypta von St. Aidan’s Church. Dort erfahren wir von den „Bamburgh Bodies“ – über 110 Skelette, die zwischen 1998 und 2007 südlich der Burg entdeckt wurden. Diese Menschen lebten im 7. und 8. Jahrhundert und stammten aus verschiedenen Regionen der Britischen Inseln und darüber hinaus. Ein faszinierender Beweis dafür, dass Bamburgh einst ein bedeutendes Zentrum für Handel und kulturellen Austausch war.

„Schon verrückt, dass sie das alles aus Knochen herauslesen können“, murmele der Mann, während er auf eine Stele mit Gesichtsrekonstruktionen einiger Skelette zeigt. Die Überreste sind heute in einem kunstvoll gestalteten Ossuarium beigesetzt, das wir durch ein kunstvoll geschmiedetes Gitter bewundern. Der lokale Schmied Stephen Lunn hatte es mit keltischen Knotenmustern und stilisierten Tiersymbolen verziert – ein Symbol für die Mischung aus angelsächsischer und keltischer Kunst. Die Atmosphäre ist ruhig, fast meditativ, und wir fühlten uns für einen Moment mit der Vergangenheit verbunden.
„Irgendwie krass“, meine ich. „Diese Menschen haben hier vor über tausend Jahren gelebt. Und jetzt stehen wir hier und schauen uns ihre Gebeine an.“

Ein perfekter Abschluss am Meer
Zurück in der Sonne lassen wir den Blick über das endlose Meer schweifen. Der Strand von Bamburgh erstreckte sich kilometerweit mit feinem Sand und Dünengras – ein krasser Kontrast zu den felsigen Buchten Schottlands. Diese Weite und Ruhe fühlten sich wie die perfekte Abrundung unseres ersten Tages in Northumbria an.
Fazit: Bamburgh Castle ist sehenswert, aber noch spannender ist das, was darunter verborgen war.































