Die blutige Flagge der Stewarts of Appin

In Lochaline auf der Morvernhalbinsel auf einem Friedhof namens Kiel oder Cille Cholumchille stehen die Überreste der Kirche des Heiligen Columba, die den Sound of Mull überblickt. Sie stammt aus dem Mittelalter, uralte Steine, Zeugen einer bewegten Geschichte.

Der Heilige Columba aus Iona gründete in der Gegend ein Kloster. Lochaline ist heute eine verschlafene Ansammlung von Häusern, im Mittelalter war dies eine betriebsame Gegend, die geschützten Hänge des Landes erlaubten Landwirtschaft, die Fischerei war einträglich. Im Old Session House  steht eine Sammlung wunderschön er Grabsteine ​​aus dem 8. Jahrhundert, ältere aus dem 13. und später. Zeit, Gedanken und Vorstellungskraft flossen in diese kunstvollen Werke ein. Die Steinmetze  der Umgebung waren zu ihrer Zeit bekannte Handwerker. Ihre Muster sind außerordentlich natürlich.

An diesem uralten Ort endet die bewegende Geschichte eines jungen Mannes. 1746 rettete der erst 18-jährige Donald Livingstone (Domnhull Molach) das Banner des Regiments der Stewart of Appin in der Schlacht von Culloden und lebte, um seine Geschichte zu erzählen, obwohl er mehrere Male angeschossen wurde.

Die Livingstones waren nicht die traditionellen Fahnenträger für die Stewarts of Appin. Diese Ehre gehörte Carmichaels und wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Die Livingstones waren Leibwächter der Stewarts of Appin, alle drei Clans waren Jacobites, sie kämpften auf Seiten Schottlands gegen die Engländer.

Auf dem folgenschweren Schlachtfeld von Culloden, auf dem so viele Jakobiten bei dem Gemetzel im Moor ihr Leben ließen, wurden acht der Carmichael-Fahnenträger, die alle den Vornamen Donald trugen (in Schottland ist es heute noch üblich, dass die männlichen Familienmitglieder über Generationen hinweg denselben Namen tragen), entweder getötet oder schwer verwundet. Es blieb keiner übrig, um das Banner zu tragen, das mitten im Blut der sterbenden Männer auf dem Boden lag.

Von den 5400 Anhängern von Prinz Charles Edward Stuart, die in Culloden kämpften, starben mehr als die Hälfte, wurden verletzt oder inhaftiert. Der junge Soldat Donald Livingstone hatte die Tapferkeit der Jugend, er war mutig und forsch,  fühlte sich wahrscheinlich unbesiegbar. Er nahm das blutige Banner auf und wúrde so der neunte, der es trug in dieser Schlacht. Er nahm es ab und wickelte es um seinen Körper. Die Schlacht war verloren aber er wollte wenigstens das Banner retten.

Das Appin-Banner zeigt ein gelbes Andreaskreuz auf hellblauer Seide, es befindet sich im Militärmuseum im Edinburgh Castle und hängt neben dem Banner des englischen Truppenregiments (King’s Own Royal), das vom Appin-Regiment angegriffen wurde. Dunkle Flecken zeugen vom Blut seiner Fahnenträger, Einschusslöchern belegen die Gefahr, der die Fahnenträger ausgesetzt waren.

Der junge Mann wurde fast sofort von einer Kugel getroffen, doch es gelang ihm, ein herumirrendes Pferd zu ergreifen, einen Dragoner zu töten und einem zweiten zu entkommen. Unter normalen Umständen wäre auch er in Culloden gestorben aber das Banner der Stewarts of Appin, das um seinen jugendlichen Körper gewickelt war, muss ihn beschützt haben, so heißt es. Es gelang ihm, nach Argyll zurückzukehren. Die Engländer aber verfolgten ihn. Und nicht nur ihn. Das Land musste von Aufständischen gesäubert werden und sie machten sich an die Arbeit.

Am 10. März 1746 strömen Soldaten von einem der bekanntesten englischen Kriegsschiffe, der HMS  Terror, an Land. Was folgte war eine Orgie der Zerstörung, an einem einzigen Tag brannten rund vierhundert  Häuser und Scheunen, das Vieh, das nicht mit verbrannt war, wurde erschossen.

Donald Livingstone, der Mann, der die Stewart-Farben rettete, lebte weitere 70 Jahre bis zum hohen Alter von 88 Jahren. Er wurde ion Lochaline beigesetzt.  Er hatte sechs Söhne und zwei Töchter. Bei seinem Tod wurden verschiedene Schusswunden (der Legende nach waren es bis zu 9) an seinem Körper entdeckt. Donald Livingstones Geschichte wurde zur Legende und das Überleben des Banners ein Hoffnungsschimmer in den dunklen Tagen der Niederlage und der englischen Vergeltung.

Die blutige Flagge war das Wahrzeichen eines ebenso stolzen wie verzweifelten schottischen Kampfes um Unabhängigkeit und nicht nur deshalb für die Stewarts of Appin und alle, die der jakobitischen Sache folgten, von höchster Wichtigkeit.

 

16 Gedanken zu “Die blutige Flagge der Stewarts of Appin

  1. Also wirklich Nellie, Du bringst mir meinen ganzen Sonntag durcheinander.
    Heute um 7:30 Uhr schon? Letzte Woche um 9. Wenigstens war meine erste Tasse Tee schon fertig.

    Außerdem bin ich heute Morgen ziemlich fertig, ich musste schließlich gestern improvisieren und mir die Hefe aus einer Flasche Weißbier entnehmen. Im Supermarkt ist die komplett seit Tagen ausverkauft und ich wollte mir heute mal eine selbst gemachte Pizza gönnen.
    Der Bodensatz von Weißbier besteht ja aus Hefe und wenn man diesen mit Zucker und Wasser mischt und bei Zimmertemperatur stehen lässt, hat man eine eigene Hefekultur. Man muss also nur ein bisschen improvisieren oder sich auch mal zu mal ein paar Dinge aus dem Biologie Unterricht erinnern.
    Da ich ja aber das Weißbier nicht wegschütten wollte, brummt mir heute der Kopf…

    Ganz schön heftig was der junge Donald Livingstone erlebt hat. Einerseits -wenn man es nüchtern (oh je ich glaube das Weißbier wirkt noch) betrachtet – frage ich mich, wie jemand für ein Stück Stoff sein Leben oder seine Gesundheit riskieren kann.

    Andererseits weiß ich natürlich um die Bedeutung der Symbolkraft mancher Dinge. Und da wiederum muss man natürlich auch den Mut eines solch jungen Menschen bewundern.

    Und an der Geschichte insgesamt sieht man auch wieder die Grausamkeit der Engländer und die Sinnlosigkeit des Krieges. Sicherlich waren auch die Schotten keine Engel, aber wie sich die Sieger der Schlacht von Culloden danach gegenüber der Zivilbevölkerung verhalten haben, ist furchtbar.

    Momentan hätte ich wirklich kein Thema damit wenn du – falls dir natürlich langweilig ist – vielleicht sogar zwei Geschichten die Woche bringen könntest.😇 Und vielleicht noch ein paar schöne Bilder mehr auf Instagram.
    Die Firma ist perfekt sauber, die Wohnung sowieso, die Terrasse ist komplett frühlingshaft gestaltet, Ich lese ein Buch jeden Tag und gehe spazieren. Aber es ist wirklich nicht einfach 24 Stunden rum zu bringen.

    Ich könnte ja vielleicht noch häkeln anfangen. Da könnte man zum Beispiel Klopapier selbst machen, oder? In Schottland wüsste ich wenigstens was ich den ganzen Tag tun könnte…

    Liebe Grüße
    Andy

    • Lieber Andy,

      Da werde ich mich doch bemühen, dich Morgens künftig nicht mehr aus dem sonntäglichen Gleichgewicht zu bringen. 😂

      Pizza, Hefe, Improvisation??? Sehr cool.

      2 Geschichten pro Woche??? 😳 Du weisst schon, dass ich ganz normal arbeite? 😜 Diese Woche sogar 6 Tage, ich muss heute nämlich auch ran. Deshalb auch der frühere Post, ich wollte vorher noch laufen gehen. Schließlich sind wir Journalisten systemrelevant und arbeiten weiter.

      Und außerdem muss ich ja das Buch noch fertig schreiben….. also, du musst mit einem Post am Sonntag klar kommen.

      Wäre ich in Schottland…. Tja. Leider sind wir es beide nicht aber wie ich so höre, ist das Wetter auch nicht so toll gerade.

      Genieß den Sonntag und lass mal mit dem Häkeln. Dann trink lieber noch ein Hefe 😂

      LGN

      • Sechs Tage Arbeit? Oh ,das hört sich echt nach Stress an.

        Aber ich habe natürlich grundsätzlich kein Problem, wenn du die Beiträge sonntags früher rausbringst, gerne auch schon um sechs😉. Ich kann es eh kaum immer erwarten.

        Aber es stimmt, das Buch hat natürlich Vorrang, da bin ich absolut einer Meinung mit dir😘.

        Heute Früh habe ich es auch mit Laufen probiert (um 6:00 Uhr) – allerdings haben sich sofort die ersten Blütenpollen auf mich gestürzt und vor lauter Niesen war es das dann mit dem Versuch mit Morgensport.
        Also wenn ich mir meine Hefewasser so ansehe, dann glaube ich es hat geklappt. Beim Öffnen des Glases mit dem Ansatz von gestern hat es geblubbert und geschäumt und es riecht auch nach Hefe. Dann gibt es heute Abend Pizza😋.

        Jetzt wünsche ich dir einen nicht so stressigen Arbeitssonntag. Ich überlege gerade, ob ich vielleicht noch mal die Fenster putzen könnte. Ist ja schon wieder fünf Tage her.

        Andy

  2. Liebe Nellie,

    wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, die Geschichten von Dir werden immer blutrünstiger 😉
    Nun ja, die Schotten sind ja auch kein Weichei-Volk, würdest Du vielleicht antworten. Aber die große, ganze Insel ist ja bereits mehrfach mit Gewalt erobert worden und keiner war wirklich zimperlich. Und gerade die Schotten haben es keinem Eroberer leicht gemacht. Die Reste des Hadrianswall zeugen heute noch davon.
    Ich kann mich noch erinnern, wie ich vor der Fairy-Flag in Dunvegan Castle gestanden habe und ihre Symbolkraft komplett an mir vorbeigegangen ist. Battlefield Culloden fand ich ebenso furchtbar, was aber mehr an den „Jamie“-seufzenden deutschen Touristinnen lag.
    Aber ich gebe zu, ich habe es auch mehr mit Ruinen und Friedhöfen. Je älter, desto besser. Zeugen sie doch von einer Kulur und einer Ehrerbietung, die heute mehr und mehr verloren geht.

    Aber Donalds Beispiel zeigt es: Wo ein Wille ist, ist meist auch ein Weg! Gerade derzeit ein Symbol, dem viele folgen und das Beste aus der misslichen Lage machen. So wie Andy, der hoffentlich eine köstliche Pizza aus seinem Weißbier gezaubert hat 😉

    Ich wünsche Euch allen einen zauberhaften Sonntag und bleibt gesund!

    LG
    Britta

    • Liebe Britta,

      Wahrscheinlich hast du recht, gerade sind die Geschichten etwas blutrünstiger als sonst. Aber ich mag das, lese auch wahnsinnig gerne Krimis.

      In Dunvegan ging es mir ähnlich und Culloden ist schon so lange her bei mir, da kann ich mich gar nicht mehr richtig erinnern. Ich werde im Winter mal gehen, früh am Morgen zum fotografieren.

      Warst du eigentlich mal in Caithness? Ich wollte diesen Sommer aber das wird ja nun erst mal nichts. Habe aber schon viele schöne Geschichten recherchiert, die ich hier auf dem Blog posten könnte, hätte ich ein, zwei Bilder. Und du fotografierst doch so gut…. 😉

      So, jetzt muss ich was arbeiten 😏

      Hab einen wunderschönen Sonntag.

      LGN

      • Liebe Nellie,

        Welch ein Zufall, wir haben vor zwei Jahren die NC500 gemacht und waren tatsächlich in der Gegend 🙂 Was brauchst Du denn? Vielleicht habe ich ja etwas passenden für Dich 😉 Mail mir doch einfach, was Du brauchst.

        Culloden kann da eigentlich gar nichts für. Ja, der Rummel dort ist schon sehr strange. Aber ich glaube, ich habe mich einfach über diese – Sorry – Dumpf-Touris geärgert, so dass ich von der eigentlichen Atmosphäre nichts mehr wahrnehmen konnte. Inzwischen bin ich fest davon überzeugt, das Outlander eher Fluch als Segen für die Schotten war. Wenn ich noch einmal irgendwo lese „Das ist Lallybroch“ und nicht „Das ist Midhope Castel“, fange ich wohl an zu ko….
        Ich bin gespannt, ob ich es schaffe, das meine Tante das „wahre“ Doune Castle sehen kann, wenn wir – hoffentlich – im Oktober da sind.

        LG
        Britta

      • Super liebe Britta,

        als hätte ich es geahnt. 😀

        Ich schreib dir nächste Woche genauer was gut wäre. Hab gerade meine Kopf anderswo…Freu mich auf jeden Fall auf Bilder von dir. 🙌🙌🙌

        Bleib gesund und ich drücke natürlich ganz fest die Daumen für Oktober.

        LGN

      • Liebe Britta,
        ich habe gerade nochmal mein Caithness Material durchgesehen. Hast du Bilder vom Meer und der Siclair Bay? Idealerweise auch von Girnigoe Castle? Oder generell ein typisches Landschaftsbild?
        Das wäre ziemlich cool und ich würde mich sehr freuen, wenn ich sie dann auf meinem Blog veröffentlichen dürfte. Mit gesondertem Hinweis natürlich. 😉
        Liebe Grüße,
        Nellie

  3. Liebe Nellie,

    ich habe es jetzt über zwei verschiedene Mail-Adressen versucht. Deine Mails kommen an, meine wohl nicht:-( Hast Du mal im Spam geschaut? Habe auch Mails ohne Links geschickt. Irgendwelche anderen kreativen Ideen?

    LG
    Britta

      • Ruhige Zeit? Ich bin voll im Streß 🙂 Schottland-Fotos, Mails die nicht ankommen, Fotos aus Venedig sortieren … das artet schon bald in Arbeit aus … und das am hochheiligen Feiertag 🙂

        Aber es freut mich, dass Dir unsere Slapstick-Einlage gefallen hat 😉

        LG
        Britta

      • Ja, das freut mich, dass andere Menschen auch immer wieder solche Probleme haben.
        Ich dachte schon es liegt an meiner Haarfarbe beziehungsweise am Alter.

        Naja, Urlaubsbilder sortieren ist ja wohl wirklich kein Stress😉. Ich freue mich momentan sogar darüber dass meine Putzfrau nicht kommen kann, denn Fensterputzen und ähnliche Dinge können richtig Spaß machen wenn man sonst nicht viel zu tun hat.. und es dient mir auch als Ausrede, die ganz unangenehmen Dinge noch ein bisschen vor mich her zu schieben.😝

        LGA

      • Lieber Andy,

        Du bist herzlich willkommen auch unsere Fenster zu putzen 😉 Wir haben genügend Platz (und damit auch Fenster) um den entsprechenden Sicherheitsabstand einzuhalten 😉 Alternativ könnte ich Dir auch Bügelwäsche zur Verfügung stellen … ich sammel auch, damit es sich lohnt – für uns beide 😉

        Tatsächlich habe ich in den letzten Wochen sehr viel gearbeitet, wenn auch vom Home Office aus. Daher mussten meine Masken-Freunde aus Venedig sehr lange auf ihre Fotos warten. Die gibt es jetzt als Osterpräsent 😉 Bei ca. 100 Masken ist das tatsächlich schon Arbeit … aber auch eine, die ich gerne mache. Doch wie alles was man gerne macht, wenn es im Überfluss getan werden muss, dann wird es anstrengend.

        Aber egal! Wir sind gesund und munter und das ist die Hauptsache!
        Bitte bleibt auch gesund!

        LG
        Britta

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