Flora MacDonald – Heldin der Highlands

Wenn ihr glaubt, dass Claire Fasers (erfundenes) Leben ereignisreich war, dann schaut euch das von Flora MacDonalds an. Ihre Abenteuer waren mehr als nur romantische Fiktion, sie waren real und sicher auch eine gewisse Inspiration für Diana Gabaldon. Das Grab dieser außergewöhnliche Frau ist ein großer Anziehungspunkt auch heute, es liegt auf dem Kilmuir-Friedhof auf der Trotternisch Halbinsel der Isle of Skye.

Eine wahre Heldin Schottlands

Normalerweise ist eine Heldin schön und betörend. Flora MacDonald war zweifellos authentisch, sie war mittelgroß und hübsch, aber es waren ihre Geisteshaltung und ihre Freundlichkeit, die sie bei so vielen beliebt machte. Wie die meisten Geschichten mit einer weiblichen Heldin beginnt diese mit einem Prinzen. In Floras Fall Bonnie Prince Charlie oder Charles Edward Stuart, dem Mann, der ein Recht auf den schottischen Thron hatte, aber gegen die Regierung und ihre Anhänger kämpfen musste, um ihn zu bekommen.

Als er in Schottland landete, war er jung und begeisterte seine Anhänger, hatte aber nur wenige Ressourcen, ein Stern, der bereit war, mit der Unterstützung der Highlander zu glänzen. Letztendlich scheiterte er jedoch und musste nach der blutigen und verheerenden Niederlage von Culloden im Jahr 1746 jede Hoffnung aufgeben, dieses Land jemals zu regieren. Dass er überlebte, verdankte er unter anderem einer Frau: Flora MacDonald.

Charles Edward Stuart auf der Flucht

Der Prinz war auf der Flucht und die Regierung setzte ein Kopfgeld auf ihn aus, die gewaltige Summe von 30.000 Pfund. Niemand hat ihn verraten, auch wenn das Geld im Hochland knapp und das Leben nach Culloden freudlos und ärmlich war. Charles Edward Stuart versteckte sich an allen möglichen Orten, in Häusern, Höhlen und Hütten aller Art überall im Hochland, während er versuchte, den Regierungstruppen auszuweichen und sich in Sicherheit nach Frankreich zu begeben. Cumberlands Truppen waren alarmiert und bereit zuschlagen, sobald sie einen Hinweis auf den Aufenthaltsort des Prinzen erhielten. Jeder, der dem Flüchtling Schutz gab, riskierte sein Leben.

Flora MacDonald – eine außergewöhnliche Frau

Flora MacDonald wurde 1722 in South Uist geboren. Ihr Vater, ein Geistlicher, der für seine außergewöhnliche Muskelkraft bekannt war, starb, als Flora erst zwei Jahre alt war. Ihre Mutter heiratete erneut, aber anstatt mit ihr nach Armadale auf die Isle of Skye zu ziehen, beschloss Flora, bei ihrem älteren Bruder Milton auf den Western Isles  zu bleiben. Sie reiste viel in ihrer Jugend, wohnte genau wie der unglückliche Prinz später oft bei Freunden und Verwandten.

Sie wuchs zu einer Frau mit starkem Glauben und einem Gespür für Recht und Unrecht heran und unterstützte den Prinzen in seinem Kampf um die Krone Schottlands. Sie fühlte sich verpflichtet, ihrem Souverän zu helfen, als er Hilfe nötig hatte. Dabei hatte sie ihn nie getroffen, bis zu dem Moment, als fest stand, dass sie diejenige sein würde, die den Prinzen vor den nahenden Truppen retten sollte. Man hatte alles arrangiert.

Betty Burke alias Charles Edward Stuart

Der Prinz auf der Flucht würde sich als irische Magd Betty Burke verkleiden und gemeinsam mit einem Diener „seine Herrin“ in einem Boot über den Minch nach Skye begleiten, eine Entfernung von ungefähr 65 Kilometern. Eine Herausforderung für ein kleines Boot. Natürlich gab es in dieser Nacht ein Gewitter aber sie schafften es zu ihrem Ziel unentdeckt. Es war der 27. Juni 1746. Die Isle of Skye war kein Ort, an dem man den Prinzen vermuten würde. Die Clans der Insel gehörten nicht zu seinen Anhängern.

an diesem Strand ging der Prinz an Land

Der wahre Skye Boat Song

Sie landeten sicher in Kilbride in der Gemeinde Kilmuir und der Prinz wurde weiter auf die Insel Raasay und später erfolgreich nach Frankreich gebracht, während Flora einige Tage mit ihrer Mutter im Süden von Skye verbrachte, bevor sie nach South Uist zurückkehrte, wo sie verhaftet wurde. Man brachte sie nach England gebracht, wo sie fast ein Jahr als Staatsgefangene zubrachte.

In der Zwischenzeit wuchs ihr Ruhm und sie erhielt viel Bewunderung für ihre Freundlichkeit und Tapferkeit. Sie heiratete Allan MacDonald im Jahr 1750, eine große Hochzeit, bei der die Braut Stuart Tartan trug. Allan war ein mächtiger und gut aussehender Highlander, das Paar hatte zehn Kinder, zwei starben früh, vier Töchter und vier Söhne überlebten die frühe Kindheit.

Amerika und die Piraten

Allan erlitt nach Culloden schwere finanzielle Verluste und war gezwungen außergewöhnliche Maßnahmen zu ergreifen, wollte er den finanziellen Ruin verhindern. Also wanderte die Familie nach Amerika aus und suchte in North Carolina ihr Glück, nur um zwei Kinder durch Typhus zu verlieren und in einen weiteren Krieg zu geraten. Ihr Mann trat in die Armee ein, die Royalisten wurden besiegt und er landete im Gefängnis von Halifax, Virginia.

Die gemeinsame Tochter Fanny war krank und mit Zustimmung ihres Mannes machte sich Flora auf den Rückweg nach Schottland, obwohl Allan noch im Gefängnis war. Das Schiff wurde unterwegs von Piraten angegriffen, aber auch das überlebte die Heldin dieser Geschichte. Ihr Mann folgte nach einer Weile und sie lebten für den Rest ihres Lebens auf Skye, bis sie 1790 nach kurzer Krankheit starb.

Flora MacDonald – Grab und Beerdigung

Fast eine Woche lang wurde ihr Körper aufgebahrt, damit die Menschen Abschied nehmen konnten. Die Beerdigung glich einem Staatsakt, gleich zwölf Dudelsackspieler waren in Kilmuir zugegen. Ihre sterblichen Überreste waren in die Laken gehüllt worden, in denen der Prinz geschlafen hatte. Flora MacDonald hatte sie all die Jahre und während ihres ganzen abenteuerlichen Lebens aufbewahrt.

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Die blutige Flagge der Stewarts of Appin

In Lochaline auf der Morvernhalbinsel auf einem Friedhof namens Kiel oder Cille Cholumchille stehen die Überreste der Kirche des Heiligen Columba, die den Sound of Mull überblickt. Sie stammt aus dem Mittelalter, uralte Steine, Zeugen einer bewegten Geschichte.

Der Heilige Columba aus Iona gründete in der Gegend ein Kloster. Lochaline ist heute eine verschlafene Ansammlung von Häusern, im Mittelalter war dies eine betriebsame Gegend, die geschützten Hänge des Landes erlaubten Landwirtschaft, die Fischerei war einträglich. Im Old Session House  steht eine Sammlung wunderschön er Grabsteine ​​aus dem 8. Jahrhundert, ältere aus dem 13. und später. Zeit, Gedanken und Vorstellungskraft flossen in diese kunstvollen Werke ein. Die Steinmetze  der Umgebung waren zu ihrer Zeit bekannte Handwerker. Ihre Muster sind außerordentlich natürlich.

An diesem uralten Ort endet die bewegende Geschichte eines jungen Mannes. 1746 rettete der erst 18-jährige Donald Livingstone (Domnhull Molach) das Banner des Regiments der Stewart of Appin in der Schlacht von Culloden und lebte, um seine Geschichte zu erzählen, obwohl er mehrere Male angeschossen wurde.

Die Livingstones waren nicht die traditionellen Fahnenträger für die Stewarts of Appin. Diese Ehre gehörte Carmichaels und wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Die Livingstones waren Leibwächter der Stewarts of Appin, alle drei Clans waren Jacobites, sie kämpften auf Seiten Schottlands gegen die Engländer.

Auf dem folgenschweren Schlachtfeld von Culloden, auf dem so viele Jakobiten bei dem Gemetzel im Moor ihr Leben ließen, wurden acht der Carmichael-Fahnenträger, die alle den Vornamen Donald trugen (in Schottland ist es heute noch üblich, dass die männlichen Familienmitglieder über Generationen hinweg denselben Namen tragen), entweder getötet oder schwer verwundet. Es blieb keiner übrig, um das Banner zu tragen, das mitten im Blut der sterbenden Männer auf dem Boden lag.

Von den 5400 Anhängern von Prinz Charles Edward Stuart, die in Culloden kämpften, starben mehr als die Hälfte, wurden verletzt oder inhaftiert. Der junge Soldat Donald Livingstone hatte die Tapferkeit der Jugend, er war mutig und forsch,  fühlte sich wahrscheinlich unbesiegbar. Er nahm das blutige Banner auf und wúrde so der neunte, der es trug in dieser Schlacht. Er nahm es ab und wickelte es um seinen Körper. Die Schlacht war verloren aber er wollte wenigstens das Banner retten.

Das Appin-Banner zeigt ein gelbes Andreaskreuz auf hellblauer Seide, es befindet sich im Militärmuseum im Edinburgh Castle und hängt neben dem Banner des englischen Truppenregiments (King’s Own Royal), das vom Appin-Regiment angegriffen wurde. Dunkle Flecken zeugen vom Blut seiner Fahnenträger, Einschusslöchern belegen die Gefahr, der die Fahnenträger ausgesetzt waren.

Der junge Mann wurde fast sofort von einer Kugel getroffen, doch es gelang ihm, ein herumirrendes Pferd zu ergreifen, einen Dragoner zu töten und einem zweiten zu entkommen. Unter normalen Umständen wäre auch er in Culloden gestorben aber das Banner der Stewarts of Appin, das um seinen jugendlichen Körper gewickelt war, muss ihn beschützt haben, so heißt es. Es gelang ihm, nach Argyll zurückzukehren. Die Engländer aber verfolgten ihn. Und nicht nur ihn. Das Land musste von Aufständischen gesäubert werden und sie machten sich an die Arbeit.

Am 10. März 1746 strömen Soldaten von einem der bekanntesten englischen Kriegsschiffe, der HMS  Terror, an Land. Was folgte war eine Orgie der Zerstörung, an einem einzigen Tag brannten rund vierhundert  Häuser und Scheunen, das Vieh, das nicht mit verbrannt war, wurde erschossen.

Donald Livingstone, der Mann, der die Stewart-Farben rettete, lebte weitere 70 Jahre bis zum hohen Alter von 88 Jahren. Er wurde ion Lochaline beigesetzt.  Er hatte sechs Söhne und zwei Töchter. Bei seinem Tod wurden verschiedene Schusswunden (der Legende nach waren es bis zu 9) an seinem Körper entdeckt. Donald Livingstones Geschichte wurde zur Legende und das Überleben des Banners ein Hoffnungsschimmer in den dunklen Tagen der Niederlage und der englischen Vergeltung.

Die blutige Flagge war das Wahrzeichen eines ebenso stolzen wie verzweifelten schottischen Kampfes um Unabhängigkeit und nicht nur deshalb für die Stewarts of Appin und alle, die der jakobitischen Sache folgten, von höchster Wichtigkeit.