Die Schreibhüttenkatastrophe

Dieser Januar war wohl der schlechteste seit ich mein Abenteuer Highlands lebe. Wir hatten nie diese wunderbaren kalten Tage, die das Autofahren abenteuerlich, das Wandern oder Fotografieren aber einfach fantastisch machen. Dieses starke und doch blasse Licht des Winters und das strahlende Weiß vor unendlichem Blau.

Der Januar war einfach nur grau. Die Sonne hat sich mit ganz wenigen Ausnahmen vornehm zurückgehalten, es wurde gegen 9 Uhr am Morgen hell, dann folgte eine lange Grauphase, um gegen 16 Uhr wieder stockdunkel zu werden. Aber selbst an solchen Tagen kann man mal raus, es sei denn, der Wind hat so viel Spaß wie in diesem neuen Jahr. 2020 hat in Schottland mehr als stürmisch angefangen. Windstill war es eigentlich nie, er blies von der Bergen herunter, fast immer gepaart mit Regen oder Hagel. Die Tannen vor dem Haus schwanken bedrohlich, die schottische Flagge im Garten ist fast gänzlich zerfetzt, Tang und Treibholz aus dem Meer überschwemmen die Straße, Hagelkörner ruhen kalt in Graskuhlen, man möchte sich verkriechen und den Januar im Winterschlaf verbringen. Und draußen heult der Wind.

Man liest über Stürme, sieht es in den Nachrichten, aber auch wenn die Böen mit über 80 Stundenkilometer übers Haus hinwegfegen und die Hagelkörner im Kamin aufschlagen, man glaubt sich sicher. Die Katastrophen passieren den anderen, den Menschen im Fernsehen. Nicht hier, nicht uns.

Es ist der 13. Januar. Der Sturm hatte etwas nachgelassen und ich bin auf dem Weg durch den Garten zur Schreibhütte. In Gummistiefeln und mit der Winterjacke dick eingemummelt, der Regen kommt mit Macht von vorn und überall auf dem Weg liegen Äste und Zweige, über die ich erst mal steigen muss. Wir hatten am Wochenende Besuch gehabt und nun will ich endlich wieder ein bisschen schreiben, Zeit haben für mich, meine Gedanken und den wunderbaren Blick aufs Meer und die Berge.

Ich habe die Schreibhütte erreicht, mein Blick fällt auf den Boden. Da liegt meine Schreibtischlampe. Neben der Hütte! Wie kommt die dahin? Die Hütte war abgeschlossen und die Lampe stand auf dem Schreibtisch in der Hütte. War jemand eingebrochen? Ich bleibe stehen und kann nicht verstehen, was ich sehe. Ich schaue genauer hin.

Die Hütte steht nicht mehr da, wo sie vorher stand, sie ist um einige Zentimeter verschoben. Ich gehe zur Tür und schließe auf. Die Tür bekomme ich gerade so auf, denn irgendetwas hat die ganze Hütte um ein paar Zentimeter versetzt. Als hätte ein Riese sie hochgehoben und nicht mehr richtig wieder auf das Fundament gesetzt, das der Mann mit viel Aufwand betoniert hat.

Drinnen ist alles ein furchtbares Durcheinander. Erst langsam wird mir klar, was hier passiert ist. Der Sturm muss die gesamte Hütte um mehr als einen Meter angehoben haben. Die unteren Holzleisten sind abgesplittert und komplett vom Boden gelöst. Hier muss eine irrsinnige, unvorstellbare Kraft gewütet haben. Ich blicke ins Chaos und kann es nicht begreifen.

Eine Bö erfasst die entwurzelte Hütte und es knirscht bedenklich. Ich muss Hilfe holen, irgendwie müssen wir verhindern, dass meine Schreibhütte hinaus aufs Meer fliegt.

to be continued….

10 Gedanken zu “Die Schreibhüttenkatastrophe

  1. Liebe Nellie

    Oh Himmel, dass ist gewaltig und mit Sicherheit nicht einfach zu bewerkstelligen deine Schreibüttel wieder an die richtige Stelle zu bringen.

    Der Mann hat aber tadellose Arbeit geleistet, sonst wäre von deiner Hütte nicht mehr viel übrig geblieben.
    Wahnsinn was die Natur für eine Kraft hat, es ist und bleibt die größte Kraft. Lehrt sie uns doch wie klein wir sind.

    Ahh, und jetzt muss ich das eine Woche aushalten bis ich erfahre wie ihr das gekittet habt.
    Du bist Weltmeisterin in „Spannung hochhalten“ man will, nein, man braucht immer mehr.

    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag auch an den Mann und Sorcha

    Kar

    • Guten Morgen liebe Kar,

      nein, den Mann trifft gar keine Schuld. Das sind tatsächlich unvorstellbare Kräfte, die da am Werk sind.

      Wir wünschen dir auch einen sturmfreien Sonntag, im Schwarzwald ist ja durchaus frischer Wind angekündigt.

      Liebe Grüße,

      Nellie

      • Liebe Nellie,

        Oh, nein, ich gebe dem Mann doch keine Schuld. Das war als Kompliment gedacht wie gut er deine Schreibütte zusammen gebaut hat.
        Sorry wenn ich mich falsch ausgedrückt habe

        Hier wedelt es nur aber es wird sich wieder aufschauckeln wie immer.

        Liebe Grüße
        Kar

  2. Oh, Mensch, das tut mir echt leid! Ich hoffe, du verlierst deine Traumhütte nicht und kannst wieder bald darin schreiben. Lese mit Spannung und Vergügen von deinen Erlebnissen und Impresdionen. Also, ich drücke die Daumen. Good luck! Ganz liebe Grüsse,
    Heidrun xx

  3. Oh je, Nellie 😦
    Bin aber frohen Mutes, dass der Mann das alles wieder hinbekommt. Gut, das es über Nacht passiert ist und Du nicht drin warst! Eine Schreibtischlampe kann man ersetzen, Dich nicht!

    LG aus dem heute Abend sehr nebeligen Venedig,
    Britta

  4. Oh je, das tut mir leid. Aber man kann es wieder aufbauen, niemand ist etwas passiert, das ist vielleicht das Wichtigste!
    Liebe Grüße aus dem karnevalistischen Rheinland ❤

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