Die Kurzschlacht von Prestonpans

Schottische Schlachten, wie in der Tat viele andere Schlachte auch, brannten sich aus mehreren Gründen in das Gedächtnis ihrer Nation ein:  wegen der vielen Verluste, die auf einer oder beiden Seiten erlitten wurden, wegen der Heldentaten Einzelner oder der Dauer, in der sie wüteten. Prestonpans war eine der kürzesten Schlachten in der Geschichte Schottlands, sie dauerte nur knappe 10 Minuten.

Es war der 21. September 1745. Prince Charles war gekommen, das Land zu regieren und es von der englischen Herrschaft zu befreien. Gerade hatte er die Hauptstadt, Edinburgh, eingenommen, wo man den (so hoffte man) künftigen König der Schotten euphorisch feierte.

Keine guten Nachrichten für die Engländer und ihren General Sir John Cope, denn der führte eine Truppe Soldaten an, die wenig Erfahrung hatte im Kriegsgeschäft. Dennoch musste er eingreifen und marschierte gen Edinburgh.

Küstenlinie East Lothian

Auf dem Weg dorthin lagerten sie in Haddington, was den Jakobiten in Edinburgh nicht verborgen blieb. Am Abend hielt Charles Edward Stuart Kriegsrat. Man wollte Cope und seine Truppen schon auf ihrem Weg nach Edinburgh zur Schlacht zwingen und sie nicht erst in der Hauptstadt erwarten. Die Schotten marschierten los, und als General Cope das vernahm, ging er auf einem Feld, das auf der einen Seite von einem unzugänglichen Moor geschützt war, in Stellung, um den schottischen Rebellenprinzen und dessen Männer zu erwarten. Hier sollte die Schlacht von Prestonpans geschlagen werden.

Prestonpans Friedhof

Cope kommandierte 2000 Männer und verfügte über Artillerie. Die Rebellen bezogen auf einer Erhebung Stellung, von der aus sie das Camp des General Cope gut übersehen konnten. Sie hatten nur wenig Musketen, keine Artillerie, nur ihre Breitschwerter und die dirks, die typischen Messer der Highlander. Es blieb ihnen also keine andere Möglichkeit, als frontal anzugreifen. Der Abend kam, der nächste Morgen würde Sieg, Tod oder Gefangenschaft bringen.

An diesem Abend meldete sich der junge Robert Anderson zu Wort. Er kam aus Whitburgh und kannte sich in der Gegend gut aus. Er wusste, es gab einen Pfad durch das Moor, auf dem man die englischen Truppen würde erreichen können, ohne dass man sie dort erwarten würde. Es war dunkel und vom Meer her zog dichter Nebel über das Moor. Robert Anderson führte die Highlander bei Nacht und Nebel durch das Moor, in kleinen Gruppen auf dem schmalen Pfad, eine potenziell tödliche Route, doch Anderson hielt was er versprochen hatte und führte die Männer sicher ans Ziel.

Wolken über dem Forth of Forth

Als die ersten Sonnenstrahlen den Nebel auflösten, standen die Schotten überraschend an der Ostflanke der englischen Truppen. Die Artillerie blickte direkt in die aufgehende Sonne und war damit ihrer Stärke beraubt. Cope saß in der Falle und mit ihm seine Männer. Nach 10 Minuten waren 150 Mann der Regierungstruppen tot oder verwundet, einige flohen, der Rest wurde gefangengenommen. Die Highlander hatten nicht nur einen großen Sieg für die Moral errungen, sie hatten auch Waffen und Munition erbeutet. Und sie hatten an Ansehen gewonnen, denn nun sah man auch in London, dass die Highlander nicht nur wilde Einzelkämpfer, sondern vielmehr auch kluge Strategen waren.

Cope selbst entkam mit ein paar seiner Männer und brachte seinen Vorgesetzten die Nachricht seiner Niederlage persönlich. In den nachfolgenden Jahrhunderten waren spöttische Gedichte und Lieder über General Cope eine beliebte Art, sich an die Schlacht von Prestonpans zu erinnern.

Hey, Johnnie Cope are ye wauking yet? Hey Johnnie Cope, bist du schon wach? ist bis heute ein sehr beliebtes Lied mit einprägsamer Melodie. So ziemlich jede schottische Band hat das Lied irgendwann einmal aufgenommen, so auch die Corries und die Tannahill Weavers.

Einige der in der Schlacht von Prestonpans gefallenen Soldaten wurden auf dem Friedhof in Prestonpans begraben. Leider sind einige der alten Grabsteine zerstört worden. Eine bleibt jedoch, die von John Stuart von Phisgul, der im Regiment von Generalleutnant Peregrine Lascelles gegen die Jakobiten gekämpft hatte.

Hier liegen die Überreste on John Stuart of Phisgul, ein Galloway Gentleman and Captain in Lassel’sRegiment. Ein Mann von wahrer Tapferkeit, der ehrenhaft starb in Verteidigung seines Königs und seines Landes sowie der heiligen und bürgerlichen Freiheit, bis er gegen Ende der Schlacht auf dem Gebiet von Preston am 21. September 1745 von vier Highlandern barbarisch ermordet wurde.

Bei meinem Besuch auf dem Friedhof traf eich eine ausgesprochen liebenswerte ältere Dame, die mit großer Hingabe säuberte, pflanzte und goss. Ihr Sohn (sehr scheu und verschlossen) half ihr, wenig später kam ihr Mann, um sie abzuholen. Sie führte mich stolz zu dem Grab des gefallenen Captains, stolz, weil der Grabstein ihr persönlicher Bezug zur berühmten schottischen Schlacht war.

„Machen Sie das Tor gut zu.“ sagte sie, bevor sie zu ihrem Mann ins Auto stieg und mich allein lies mit ihrem Friedhof.

„Und bringen Sie das nächste Mal eine Drohne mit, da sieht man alles besser!“ rief der Gatte mir aus dem Auto zu. Er war offensichtlich nicht minder stolz darauf, Teil der schottischen Geschichte zu sein.

So ist das eben mit Friedhöfen in Schottland. Sie lassen einen nicht mehr los, weil sie die Verbindung sind zwischen persönlichem Erfahren und dem Erbe einer ganzen Nation. Egal ob man Schottin ist oder Deutsche.

Poet, Prolet und Grabräuber

Schottland hat im Laufe der Geschichte so einige große Poeten hervorgebracht und nicht alle, waren Poeten im klassischen Sinne. Statt Dichter und Denker waren sie oft Krieger und Kämpfer und eher selten der romantischen Gattung zuzuordnen.

Angus Martin scheint einer dieser denkwürdigen und andersartigen Poeten gewesen zu sein. Er wurde während der Regierungszeit von Mary, Queen of Scots, in einer Zeit religiöser Umwälzungen und politischer Unruhen geboren. Seine Familie hatte einen gewissen Status und war mit den MacDonalds of Sleat verbunden. Angus wuchs heran und wurde Seemann, Soldat und Tacksman, ein Verwalter, der das Land, das man ihm zur Verfügung gestellt hatte, an Bauern weiter verpachten konnte. Es war eine Position der Macht und zeigte das Vertrauen, das der MacDonald ihm entgegenbrachte.

Martin heiratete zweimal, hatte viele Kinder, seine zweite Frau war angeblich eine dänische Prinzessin. Aber so gut sein Verhältnis auch zu seinem Clan Chief war, Angus kam nicht mit dessen Frau  klar, die wollte von ihm eine Ode doch er wollte die Lady nicht lobpreisen. Seine gälischen Zeilen an die Frau seines Chefs waren beleidigend und nicht huldigend, er musste die Insel Skye verlassen. Er ging nach Irland, um zu kämpfen, und kam erst zurück, als ihre Ladyschaft verstorben war, um dann ein weiteres rüdes Gedicht über ihren Tod zu verfassen.

view from Iona

Der Legende nach hatte der streitbare Dichter und fähige Seemann,  auch Angus des Sturms, Aonish na Gaoithe, genannt, auf seinem Weg nach Hause einen Grabstein von einem schottischen Königsgrab auf der Insel Iona genommen und ihn für seine eigene Beerdigung in Kilmuir auf der Insel Skye zu verwenden. Der Stein ist heute noch da, doch an der Wahrheit dieses Teils der Geschichte darf gezweifelt werden, da die schottische Reformation und der damit einhergehende Bildersturm  sowie die Schließung der Klöster bereits in den 1560er Jahren ihren Höhepunkt erreichte,  ungefähr zu der Zeit, als Angus Martin geboren wurde. Bis Angus alt genug war, um nach Iona zu segeln und eine königliche Grabplatte mit nach Skye zu nehmen, kann es nicht mehr viele königliche Gräber gegeben haben, die man ausrauben konnte.

Isle of Skye

Es ist jedoch eine schöne kleine Geschichte und der Stein hat eine Schönheit an sich, egal für wen der Steinmetz ihn einst gemacht hat.

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