Post mit Kleber

Gastbeitrag von Gerti E.

„Liebe Nellie“, schrieb mir Gerti diese Woche, „das Thema Post/Briefträger beschäftigt uns mittlerweile schon eine gewissse Zeit. Dies veranlaßt mich, Dir die Geschehnisse rund um unser dörfliches Postwesen mitzuteilen.“

Gerti hat für mich „Band 2 der Highland Crime Serie „Im Dunkel von Skye“ außerordentlich gründlich auf Fehler gelesen. Zum Dank hatte ich ihr ein Exemplar mit Widmung geschickt. Nur leider ist das Buch nie angekommen. Dafür erreichte mich nun Gertis Geschichte. Wunderbar!

Widmung rein und los!

Posthausen (Name wurde von der Redaktion geändert) ist ein kleines Kaff im Outback von München mit ca. 10.000 Einwohnern. Nachdem viele Postämter geschlossen und die Poststelle in irgendeinen Discounter untergebracht wurde, kann sich Posthausen glücklich schätzen, eine eigene Postfiliale zu besitzen. Die Filiale ist gar nicht mal so klein, l-förmig, etwas dunkel und muffig, genauso wie der „Postminister“ dieses Etablissements, ein großgewachsener, nicht mal schlecht aussehender Mittfünfziger. Er ist in der Regel sehr freundlich zu mir, zu Herbert (Ehemann) nicht! Wenn man die Filiale betritt, klingeln entzückende Glöckchen am Eingang und man wähnt sich im Harem eines Scheichs. Der erste Eindruck ist geradezu atemberaubend, die Filiale gibt alles her, was man sich an Postutensilien wünscht, Halskettchen, Fußkettchen, geflochtene Armbänder, Schleifen, Duftkerzen aller Art usw. Man ist geradezu im Reich der Sinne. Der Herr der Sinne thront mittendrin an einem Tresen und bemüht sich nach allen Regeln der Kunst, egal ob man einen schnöden Brief frankieren lassen oder ein Rücksendepäckchen aufgeben möchte, einem die Versendeart dieser Postsache so ausführlich und intensiv wie möglich zu erklären. Mit dem Kauf einer Briefmarke kommt man meist nicht weiter, es muß schon ein Nachweis o.ä. dazu geordert werden oder gar Aufkleber in Herz- oder Sternchenform, die natürlich bei einem Behördenbrief ungemein Eindruck vermitteln. Manchmal hat man fast den Eindruck, daß der Postminister liebend gerne das Frachtstück persönlich beim Adressaten abgeben würde. Soweit – so gut …..

Meine Freundin, beheimatet im fernen Ruhrpott, mußte sich mit ihrem Mann ein neues Fahrzeug zulegen, das alte schwächelte gewaltig. Der Verkauf ging rasch über die Bühne, nur leider ließ sich der so wertvolle Runrig-Aufkleber am Heck des alten Mercedes nicht mehr ablösen und so trat doch eine gewisse Trauer ein. Aber das ist ja alles kein Problem, ich hab genug von diesen Dingern in sämtliche Farben, Größen etc. Also steckte ich einen schönen Aufkleber für das neue Prachtstück in ein Briefkuvert, schrieb ein paar Zeilen dazu und gab die wertvolle Fracht beim Postminister persönlich ab. Nach Verneinen sämtlicher Versendungsarten ging also dieser Brief auf die Reise in den fernen Ruhrpott. Tage später erhielt ich per Whatsapp ein Dankeschön mit einem Foto, wobei jedoch oben rechts am Brief ein fettes Eck abgerissen ab,vielleicht wollte jemand nachschauen, ob nicht doch ein Geldschein darin versteckt war!

Schade nur, daß die schöne Briefmarke, eine Sondermarke, die Jimmy Hendrix zeigt, halbiert war. Ich war gerade in der Nähe und hatte Zeit, also suchte ich den Postminister auf. Schon beim Grüssen merkte ich, daß er nicht gut drauf war, kein Wunder bei der Hitze. Es war niemand außer mir im Raum, so daß ich ihm mein Handy mit dem Foto der zerrissenen Ecke des Briefes ungestört zeigen und ihn fragen konnte, ob sich bei ihm das schon mal wiederholt hätte. Fehler – großer Fehler! Er fing sofort an,mich lautstark darauf hinzuweisen, ob mir nicht schon mal im Laufe meines Lebens ein Fehler unterlaufen wäre, das könne ja mal vorkommen, bei den zig-Briefen, die täglich durch seine Hände gingen, wäre das schon mal möglich, nämlich – und jetzt kommts – daß der Brief sich irgendwo festgeklebt hätte. Ich sagte ihm natürlich, daß dies ja nicht persönlich gemeint und ich ihm nie-niemals einen Vorwurf machen würde, es könnte ja sein, daß ihm Derartiges in der letzten Zeit schon öfters gemeldet worden wäre wie die lästigen betrügerischen Anrufe, die man mitunter erhält. Mittlerweile hatte sich in der Filiale eine kleine Schlange Menschen gebildet, die durchaus interessiert unsere Diskussion zuhörten. Als er dann noch weiter ausholte und mit dem gestreckten Zeigefinger über meine Schulter zu den Wartenden zeigte mit den Worten, daß diese Postsachen, die die Leute noch in Händen halten würden, alle noch bearbeitet werden müssen, was wiederum auch kein Wunder wäre, wenn mal was schiefgehen würde, versuchte ich, das Gespräch auf die so schöne Briefmarke zu bringen. Jimmy Hendrix, er stutzte, wie, auf der Briefmarke, also das hätte er noch gar nicht gesehen, das Ding müsse wohl neu sein, aber bei der Arbeitsbelastung etc etc käme er gar nicht dazu, sie sich alle anzusehen……Ich hab ihm dann noch die letzten 2 Jimmy-Marken abgekauft und wollte nur noch raus….

per Post zu Gerti

Liebe Nellie, so geht’s zu auf der Dorfpost, aber jetzt haben wir immerhin DIE Lösung für Dein verschwundenes Buchexemplar gefunden…..das Buch klebt irgendwo fest, ich bin mir 1000%ig sicher!!

Im Dunkel von Skye Highalnd Crime DI Robert Campbell @nme Nellies Buchwelt

Job–Problem

Bereits Ende des Jahres kündigen sich die ersten Schatten im Himmel der glückseligen Homeoffice-Arbeiter an. Erst braucht einen Homeoffice-Pass, dann gibt es eine Sicherheitsunterweisung und zu guter Letzt eine Einigung mit den Gewerkschaften und dann steht im Manteltarifvertrag, der mein ganze Konstrukt zum Einsturz bringt: Die Arbeit aus dem Ausland ist nicht mehr möglich. 

Ich bin geschockt und suche das Gespräch mit meinem Vorgesetzten und der Personalabteilung. Der Chef des Projekts, an das ich ausgeliehen bin, unterstützt mich voll und ganz. Leider ist die Personalabteilung aber nicht bereit, eine Ausnahme zu machen. Ich argumentiere, dass ich ja nicht in Schottland bin, weil es sich im Liegestuhl am Strand so viel angenehmer arbeiten lässt. Sie verstehen mein Problem, können mir aber nur eine Lösung anbieten: Mein Vertrag muss für die 183 Tage Schottland ruhen. Ich mache dann so eine Art Brexit Sabbatical. Für ein halbes Jahr bin ich komplett raus und erhalte keine Zahlungen: 2023, 2024 und 2025. Bis ich meinen settled status habe.

Applecross Sands April 2023 @nme Abenteuer Highlands

Okay, denke ich. Da muss es doch eine Lösung geben. Was ist zum Beispiel mit Arbeitslosengeld? Ich habe schließlich rund 25 Jahre einbezahlt und immer gearbeitet. Ich melde mich beim Amt und schildere meine Lage.

„Oh“, sagt die Mitarbeiterin am andere Ende der Leitung. „Das ist aber ein Sonderfall. Da muss sich eine Kollegin darum kümmern. Wir rufen sie an.“

Ja, ich bin ein Sonderfall und mein Leben wird gerade nochmal eine Umdrehung komplizierter. Als mich die Mitarbeiterin für schwierige Fälle anruft, was sie übrigens schon am Tag darauf tut, hat sie keine guten Nachrichten. Hätte ich die Unterstützung vor dem faktischen Brexit beantragt, dann hätte ich meine Ansprüche mit ins Ausland nehmen können und damit dort auch Geld bekommen. Seitdem Schottland nicht mehr zur EU gehört, geht das nicht mehr. Da ich aber nicht im Land sein werde, kann ich auch kein Geld beziehen. Ich soll mich an die Kollegen in Schottland wenden.

Habe ich schon gesagt, dass ich den Satz Seitdem-Schottland-nicht-mehr-zur-EU-gehört-geht-das-nicht-mehr nicht mehr hören kann?

Ich telefoniere mich also durch die Ansprechpartner auf der schottischen Seite und da ist die Lage ganz einfach. Ich habe Anspruch, aber nur, wenn ich selbst keine Ersparnisse habe und mein Partner, mit dem ich zusammenlebe, kein Wohneigentum besitzt und weniger als £26.000 im Jahr verdient.

Dann also kein Arbeitslosengeld. Ich muss also an laufenden Kosten alles streichen, was ich streichen kann. Ich kündige Zeitungsabos, Streamingdienste und verabschiede mich von Versicherungen und meinem Auto. Eigentlich ganz spannend, zu sehen, was man wirklich braucht.

Als nächstes steht die Frage im Raum, welche Auswirkungen es auf die Rente hat, wenn ich die nächsten der Jahren immer noch für sechs Monate arbeite und einzahle. Ich mache einen Termin mit dem Rentenberater und lasse es durchrechnen. Vielleicht kann ich mir ja einen kleinen Nebenjob in Schottland suchen. Dann könnte ich die Zahlungen weiter leisten.

Die viel größere Baustelle aber ist die Krankenversicherung. Ich bin Privatpatient und meine monatlichen Zahlungen sind hoch. Ich habe noch ein paar Monate die Möglichkeit, zu einer gesetzlichen zu wechseln, bevor die Tür für immer zugeht. Auch hier lasse ich mich beraten und stoße erst mal auf Unwissen aber auch auf einen fantastischen Mitarbeiter, der sich innerhalb von drei Tagen alles Wissen aneignet, was man zu meinem Fall nur haben kann. Es ist lang und kompliziert, weil die Frage, in welchem Land man nach dem Berufsleben wohnen will, eine große Rolle spielt. Am Ende bleibe ich privat und nehme ein Anwartschaft. Ich habe ja Anspruch auf Krankenversorgung, während ich in Schottland bin. Was sich hier in einem Absatz zusammenfassen lässt, zieht sich über Monate hin.

Habe ich schon gesagt, dass ich den Satz Seitdem-Schottland-nicht-mehr-zur-EU-gehört-geht-das-nicht-mehr WIRKLICH nicht mehr hören kann?

Ich habe durch meine Bücher zwar Einnahmen, aber auch Ausgaben und es ist nicht so, dass ich davon leben könnte. Ich denke über einen Nebenjob nach, ein paar Stunden die Woche wären gut. Ich will nicht zu viel von meiner Schreibzeit opfern.

Das Problem ist die Bezahlung. Der Mindestlohn (minimum wage) beträgt £9,50 die Stunde, ein Großteil der Arbeitgeber hat sich dazu bereit erklärt, freiwillig £10,90 die Stunde zu bezahlen. Das nennt sich dann real living wage. Macht es aber auch nicht besser, zumal ich ja mit der vorläufigen Doppelbesteuerung davon so gut wie nichts sehen würde. Und mein Steuersatz ist dank des Einkommens in Deutschland viel höher, als es ein Mindestlohn verkraften könnte. Jobs gäbe es vor allem in der Saison ohne Probleme: putzen, im Service, Hospitality, Nachhilfe. Ich hätte sogar die Qualifikation, bis zur Mittelstufe Englisch zu unterrichten, wenn ich noch ein paar Zusatzqualifikationen erwerbe. Aber ich bin ja nur 183 Tage da. Lehrer geht also nicht. Und so richtig viel andere Jobs gibt es hier nicht in den Highlands.

Ja hört das denn nie auf?

Ich lebe seit Dezember 2020 ein neues Leben in zwei Ländern. Schottland – einst Sehnsuchtsland, dann zweite Heimat und nun ist es so eine Art Langzeiturlaubsland geworden. Brexit hat viel angerichtet in meinem Leben. Aber ich habe auch viel gelernt. Es war sehr teuer und sehr, sehr aufwändig. Doch mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Sehr sogar. Kenn ihr das Sprichwort: Be happy while you’re living, for you’re a long time dead? Das ist die schottische Version des lateinischen Carpe diem. Ich nutze den Tag und bin glücklich.

Ruhe und Entspannung am Strand @nme Abenteuer Highlands

Witzigerweise ist es überhaupt nicht so, dass ich nun ständig bis in die Puppen schlafen, um dann den ganzen Tag rumzuhängen oder aufs Meer zu starren. Ich schreibe, viel konzentrierter als in all den Jahren zuvor. Und es macht Mörder viel Spaß. Ganz besonders, seitdem ich mit der Krimi Reihe begonnen habe. Irgendwie arbeite ich also doch, obwohl es sich nicht so anfühlt, denn überall stoße ich auf Dinge, die mich inspirieren und motivieren, weiterzumachen. Weniger Arbeit ist mehr Schreibzeit.

Und natürlich genießen wir das mehr Zeit für die Beziehung. Zumindest habe ich an dem Man noch keine Anzeichen dafür entdeckt, dass ich zu oft oder zu lange da bin. Er genießt, dass jemand da ist, der kocht und mit ihm einen Kaffee trinkt und zuhört, wenn er von der Arbeit kommt.

Das ist das gruslige an der Situation. Ich bin ein Heimchen am Herd geworden. Fünfziger Jahre in Reinkultur. Sogar mit Küchenschürze. Da hilft es auch nicht, dass ein Motorrad drauf abgebildet ist. Schürze ist Schürze. Es sei denn beim Fassanstich. Eigentlich profitiert der Mann am meisten von meinem Sabbatical und vom Brexit. Aber das sage ich lieber nicht laut. Das Wort ist für ihn ein rotes Tuch.

Highland Crime Band 2: Im Dunkel von Skye

Ich habe ein Leben lang leidenschaftlich gerne Krimis gelesen und 2021 meinen ersten geschrieben: Schatten über Skiary, Band 1 der Highland Crime Serie um DI Robert Campbell und die deutschen Übersetzerin Isabel Hartmann. Der Krimi spielt in Glenelg und an einem der abgelegensten Orte Lochabers – Skiary.

In Band 2 finden die Ermittlungen auf der Isle of Skye statt.

DI Robert Campbell genießt seinen Motorrad-Urlaub an der schottischen Westküste. Übersetzerin Isabel, Issy, Hartmann ist auf der Insel Skye, um Gälisch zu lernen. Am Sabhal Mòr Ostaig College stößt sie unvermittelt auf einen ungeklärten Todesfall.

Starb die Studentin wirklich eines natürlichen Todes? Issy hat ihre Zweifel und stellt Nachforschungen an. Wer im Sprachkurs könnte ein Motiv gehabt haben? Und wie war es gelungen, die Tat zu verschleiern?

Weil Isabel Hartmann ihn um Hilfe bittet, nimmt sich DI Robert Hartmann inoffiziell des Falls an. Doch dann gibt es einen weiteren Toten, der offensichtlich mit den ursprünglichen Ermittlungen in Verbindung steht. Unvermittelt wird Isabel von der Hobbydetektivin zu einer Verdächtigen.

Suardalan

Der Name bedeutet nahrhafte Weide und so sieht Suardalan heute noch aus. Eine große, quadratische Weide auf einem kleinen Hügel gelegen. Die alten Trockenmauern erzählen von vergangenen Tagen, vereinzelte Schafe weiden still das saftige Grün. Das Cottage ist inzwischen verlassen und wird als mountain bothy, als Berghütte, genutzt.

Suardalan Mountain Bothy @nme Abenteuer Highlands

Suardalan ist ein magischer und sehr idyllischer Ort, friedlich und ruhig, sieht man einmal von den Baumfällarbeiten in der Nachbarschaft ab. Im Spätsommer blüht die Heide, ihr intensives Lila überzieht die braunen Hänge, dunkle Tannen und leuchtende Birken sprenkeln Grüntöne dazwischen und an einem klaren Tag schenkt die Sonne blauen Himmel. Schottland geht fast nicht schöner.

Es gibt eine kleine Geschichte zu diesem Ort, die allgemein nicht sehr bekannt ist. Ein Mann namens John MacInnes aus der Gegend um Glenelg sah eines Tages ein schönes Pferd am Ufer des kleinen Lochs oberhalb von Suardalan. Der See trägt inzwischen seinen Namen: Loch Iain Mhic Aonghais.

Loch Iain Mhic Aonghais @nme Abenteuer Highlands

Wie nun jeder Schotte weiß, ein fremdes Pferd alleine in der Einsamkeit kann nur ein water-horse sein, eine mythische Kreatur, ein gefährliches Pseudopferd, dem Wasser entsprungen und nicht auf dem Land zuhause. Vorsicht ist geboten mit Tieren wie diesem. Mr MacInnes aber ließ sich von dem übersinnlichen Gerede nicht irritieren und nahm das Pferd mit zu sich. So ein schönes Tier einfach so in der Wildnis stehen zu lassen, schien ihm sinnlos, ja überheblich gar. Ein so schönes Tier in seinem Stall zu haben, ohne dafür bezahlen zu müssen, war für ihn sehr viel logischer.

Der weise Mann aus dem Ort, im Schottischen sage genannt, wies ihn auf die Gefahren hin aber auch darauf, dass er relativ sicher sei, solange er das Pferd mit heiligem Wasser bespritze und es nicht reite. Offensichtlich gab John nicht viel auf die Warnung des Sage, seine Felder und sein Haus lagen weit auseinander, es schien ihm dumm, nach dem Pflügen neben dem Pferd nach Hause zu laufen, anstatt es nach Hause zu reiten und so schwang er sich auf den Rücken der Kreatur und aus dem scheinbar normalen Pferd wurde wieder das gefürchtete water-horse. Mit einem Wiehern, das wie ein Schrei durch die Stille des Tals hallte, bäumte sich die Kreatur auf und raste mitsamt seinem Reiter auf den See zu, wo es für immer verschwand.

Suardalan @nme Abenteuer Highlands

John MacInnes wurde nie wieder gesehen. Seine Leiche nie gefunden. Er ertrank wohl in dem Lochan, das seinen Namen trägt.

Autorin auf Tour

„Dann könnten wir ein kleines Schild aufstellen: Autorin von hier, bekannt aus dem ECHO.“

Ich kichere leise in mich hinein. Ich bin auf Kommissionstour und frage in den Geschäften, Hotels und Cafés der Region, ob sie bereit wären, eines oder mehrere meiner Bücher bei sich auszustellen und zu verkaufen. Meine Artikel zu den Friedhöfen der Region im örtlichen Käseblättchen haben mir offensichtlich Promi-Status verliehen.

Artikel THE ECHO @nme Abenteuer Highlands

Die beiden bibliophilen Damen sehen sich meine Bücher genau an.

„Das ist das Buch über ihr Leben hier in der Region?“

„Ja“, nicke ich. „Abenteuer Highlands. Aber es ist auf Deutsch.“

„Haben Sie das nicht auf Englisch?“ will sie wissen.

„Nein, ich dachte nicht, dass es die Schotten hier interessieren könnte, wie mein Leben als Deutsche unter ihnen so aussieht.“

„Denken Sie doch an all die Engländer die hier Urlaub machen oder einen Zweitwohnsitz haben. Die lieben sowas!“

Ich beginne zu verstehen, was sie meint. Schließlich sind die Regale in dem Laden voll von Büchern, die Frauen wie ich geschrieben haben. Mein Leben auf der schottischen Farm, mein Leben auf der einsamen schottischen Insel und so weiter und so weiter. Meine Abenteuer Highlands Reihe kommt etwas moderner daher, ist aber letztendlich nichts anderes.

Schatten über Skiary Kaffee Kuchen Meer @nme Abenteuer Highlands

„Und Krimi geht immer, sagt sie, ganz besonders, wenn er in der Region spielt. Das finden die Touristen klasse.“

Noch habe ich keines meiner Bücher an die Frau gebracht, aber ich habe ein paar neue Erkenntnisse gesammelt. Es gibt einen Markt sowohl für die Krimis als auch für Abenteuer Highlands. Ich muss mehr übersetzen! Derweil versuche ich, die beiden englischen Bücher in den Läden unterzubringen.

Die Kommissionstour ist zäh und mit viel Fahrerei verbunden und ich versuche die Besuche mit anderen Dingen zu verbinden, denn nichts wird hier sofort entschieden. So zum Beispiel der nächste Schreibwaren- und Buchladen, der eine gute halbe Stunde Fahrt entfernt ist. Buchladen ist übertrieben, sie haben nicht mehr als fünfzig Titel im Angebot, aber ich finde, dass sich meine da gut machen würden. Also schaue ich vorbei und warte geduldig, bis man Zeit für mich hat.

Im Dunkel von Skye @nme Abenteuer Highlands

„Sorry. Das muss Donalda entscheiden. Aber die arbeitet nur mittwochs bis samstags.“

Es ist Montag und damit kein guter Tag. In der Woche drauf habe ich am Freitag einen Termin ganz in der Nähe und werde mich bei Donalda, der Herrin der Bücher vorstellen. Meine gesammelten Werke bewahre ich in einer Plastikbox im Auto auf. So kann die feuchte Meeresluft ihnen nicht schaden.

Am Freitag öffnet der Laden um 9 Uhr. Ich muss spätestens um 9:15 Uhr bei meine anderen Termin sein, aber der ist wenigstens gleich um die Ecke. Es ist zwei Minuten vor neun, als ich den Laden erreiche, nur leider ist die Parkbucht davor komplett belegt. Ein Laster entlädt gerade Waren für eines der benachbarten Geschäfte. Okay, denke ich, dann fahre ich um die Ecke auf den richtigen Parkplatz. Dann muss ich halt sehen, wie ich die Bücher geschleppt bekomme, wenn sie welche nehmen. Wird schon gehen.

Buch Promotion @nme Abenteuer Highlands

Die Zufahrt zum Parkplatz ist blockiert. Ein weiterer Mann entlädt Waren aus einem LKW. Was ist denn hier los? Also einmal im Kreis und auf die andere Seite. In einer Querstraße sind meist genug Parkplätze. Aber auch hier sieht es schlecht aus. Ich fahre also nochmal zurück und am Laden vorbei. Der LKW-Fahrer an der Parkbucht zerrt immer noch Kartons auf seine Sackkarre. Ich überlege, ob ich ihm helfen soll, aber das erlaubt mein Zeitbudget nicht. Ich fahre weiter, wenigstens der zweite LKW ist jetzt weg, aber der Parkplatz ist voll, erst ziemlich weit weg finde ich endlich einen Stellplatz.

Leider habe ich mich direkt auf eine Eisfläche gestellt und als ich den Schlüssel ins Kofferraumschloss stecken will, rutsche ich weg und ziehe einen tiefen Kratzer in den Lack. Läuft bei mir, denke ich und wackle vorsichtig hinüber zum Laden. Inzwischen ist es fünf nach neun und ich habe nicht mehr viel Zeit.

Der Laden sieht seltsam dunkel aus, vielleicht sparen sie Energie hoffe ich, aber ein handgeschriebener Zettel an der Tür belehrt mich eines Besseren: Personalversammlung. Wir öffnen 15 Minuten später.

Scotland for Quiet Moments im Café @nme Abenteuer Highlands

Eine Woche später versuche ich es wieder. Diesmal habe ich mehr Zeit, eine Dreiviertelsunde an einem Freitagnachmittag. Ich öffne die Tür und trete ein. Es ist wie immer so gut wie nichts los, trotzdem muss ich warten, weil Donalda mit einer anderen Kundin beschäftigt ist. Irgendwo im Hintergrund, zu sehen bekomme ich sie nicht. Also schlendere ich durch den Laden, bis ich alle Angebote mindestens zweimal begutachtet habe. Donalda ist noch immer beschäftigt. Erschöpft setzte ich mich auf den Stuhl der in einer Ecke steht. Wofür der wohl da ist, frage ich mich. Viellicht für erschöpfte Autorinnen, denn von Donalda ist auch nach vierzig Minuten immer noch keine Spur zu sehen. Dann kommt die Kollegin und eröffnet mir, dass sie meine Bücher leider doch nicht nehmen können, weil sie eine Kette sind und die Zentrale keine individuellen Käufe möchte.

Kann ich sogar verstehen, aber hätte mich gefreut, wenn man mich nicht fünfundvierzig Minuten für diese Auskunft hätte warten lassen.

Jede Anlaufstelle ist mit mehreren Versuchen verbunden, aber das ist nur doof, wenn man auf einem ausgeleierten Stuhl im der Ecke des Schreibwarenladens sitzt. In einem Café sieht die Sache schon ganz anders aus. Also esse ich mich tapfer und völlig selbstlos durch das Kuchenangebot. Wer hätte gedacht, dass schreiben so viele Kalorien hat.

Ich trinke mich durch Lattes und Cappuchinos, probiere Kaffee-Karamell-Biskuit, Kokoscreme-Schnitten und Schokoladen Brownies. Ich treffe mich mit allen Freundinnen, die Lust auf Kaffee haben und genieße Zeit für mich. Alles im Sinne des Geschäfts, natürlich, denn mit einem Besuch erreicht man nichts.

seize the moment @nme Scootland for Quiet Moments

Chocolates of Glenshiel haben meine beiden englischen Bücher genommen. Der Prozess war mit sehr viel positivem Austausch und Lachen verbunden und jetzt ist es, als käme man zu Freunden, wenn man vorbeischaut. Die Bücher im Display zu sehen, ist definitiv etwas anderes, als sie auf Amazon aufzurufen.

Aber, auch das habe ich festgestellt, es kann auch ganz einfach sein. Bei der Tankstelle, zum Beispiel.

„Hallo. Ich bin eine Autorin und lebe hier. Ich wollte wissen, ob ihr vielleicht Interesse habt, meine Bücher im Kommission zu nehmen?“

Mir gegenüber steht eine junge Frau mit dunkelblonden langen Haaren und Brille. Sie spricht langsam und macht generell einen extrem entspannten Eindruck.

„Ja.“

„Okay … Also ich habe hier zwei auf Englisch und vier auf Deutsch, einen alternativen Reiseführer Schottland, zwei Bücher über mein Leben hier in der Gegend, ein Road-Movie-Roman und der erste Band der neuen Krimiserie. Ich morde hier.“

„Okay.“

„Okay? Also alle? Oder nur die Englischen.“

„Nein, gerne alle.“

Ich gehe ans Auto und versuche hektisch den Lieferschein, den ich extra entworfen habe, auf dem Tablet abzurufen. Aber weil ich keine Internetverbindung habe, öffnet Word das Dokument nicht. Ich dachte, ich hatte es offline verfügbar gemacht, aber irgendwie will das nicht klappen. Ich hätte es ausdrucken sollen. So gehe ich mit einem Stapel Bücher in die Tankstelle und lege sie auf den Tresen.

„Und wo stellt ihr sie hin?“

„Gleich hier neben die Chips. Wir haben nicht viel Platz.“

Gleich neben die Chips, finde ich gut. Ich sage danke und gehe wieder. Ich Auto freue ich mich wie Bolle, dass die Tanke meine Bücher verkaufen will. Aber mir wird auch klar, ich habe gerade sechs Bücher dort gelassen, ohne Bezahlung und ohne Nachweis oder Bestätigung.

So geht Buchvertrieb in den Highlands!

Bücher Nellie Merthe Erkenbach @nme Abenteuer Highlands

Coming soon: Highland Crime Band 2

Ich habe ein Leben lang leidenschaftlich gerne Krimis gelesen und 2021 meinen ersten geschrieben: Schatten über Skiary, Band 1 der Highland Crime Serie um DI Robert Campbell und die deutschen Übersetzerin Isabel Hartmann. Der Krimi spielt in Glenelg und an einem der abgelegensten Orte Lochabers – Skiary.

In Band 2 finden die Ermittlungen auf der Isle of Skye statt.

DI Robert Campbell genießt seinen Motorrad-Urlaub an der schottischen Westküste. Übersetzerin Isabel, Issy, Hartmann ist auf der Insel Skye, um Gälisch zu lernen. Am Sabhal Mòr Ostaig College stößt sie unvermittelt auf einen ungeklärten Todesfall.

Starb die Studentin wirklich eines natürlichen Todes? Issy hat ihre Zweifel und stellt Nachforschungen an. Wer im Sprachkurs könnte ein Motiv gehabt haben? Und wie war es gelungen, die Tat zu verschleiern?

Weil Isabel Hartmann ihn um Hilfe bittet, nimmt sich DI Robert Hartmann inoffiziell des Falls an. Doch dann gibt es einen weiteren Toten, der offensichtlich mit den ursprünglichen Ermittlungen in Verbindung steht. Unvermittelt wird Isabel von der Hobbydetektivin zu einer Verdächtigen.

Nellie Merthe Erkenbach

Die Freimaurer-Pyramide

Gosford House ist der Stammsitz der Familie Charteris, des Earl of Wemyss (sprich: Wimms) and March. Das herrschaftliche Gebäude ist beeindruckend, umgeben von einer gepflegten und sehr weiträumigen Parkanlage. Ich bin in East Lothian unterwegs und suche all die Friedhöfe, zu denen ich Geschichten recherchiert habe. Einer meiner wichtigsten Punkte der Wochenend-Tagesordnung ist kein Friedhof, sondern ein einzelnes, freistehendes Mausoleum, das versteckt zwischen den Bäumen des Parks Der Zugang ist auf die Sommermonate beschränkt, aber ich hatte im Vorfeld beim Estate Manager um Erlaubnis gebeten. Die hat man mir nicht nur gewährt, sondern auch einiges an Informationsmaterial zugeschickt.

Einfahrt Gosford House @nme Abenteuer Highlands

Schon ein komisches Gefühl, so außerhalb der Saison durch die beeindruckende Einfahrt zu fahren. Wo soll ich parken, frage ich mich und entscheide mich für den Platz direkt neben dem Torgebäude. Da steht bereits ein schicker alter Schlitten. Wem der gehört, finde ich schnell heraus. Eine Frau, ihrem Akzent nach zu urteilen kommt sie von weiter südlich, beschimpft mich, dass ich hier nicht parken dürfe. Das sei ihr Stellplatz. Ich frage mich, ob sie Deutsche Vorfahren hat und erkläre ihr, dass ich die Erlaubnis der Verwaltung habe. Doch das ist ihr egal, sie gehört nicht zum Anwesen. Sie wohnt im Torhaus. Also fahre ich das Auto ein paar Meter weiter und parke auf der langen und sehr breiten Zufahrtsstraße am Rand.

Godford House @nme Abenteuer Highlands

Es gibt viele Gründe, warum man sich für das Gosford House interessieren könnte, aber das Wemyss-Mausoleum ist für mich der weitaus überzeugendste. Unweit des Eingangs des Anwesens führt eine lange und gerade mit Linden, Platanen und Eichen flankierte Allee zu zwei massiven Steinsäulen mit zwei ungewöhnlichen und überlebensgroße Steinfiguren, die den Eingang bewachen zum Mausoleum bewachen. Wer sind sie?

Marmorstatue von Arrotino Wemyss Mausoleum @nme Abenteuer Highlands

Die Figuren auf den steinernen Torpfeilern sind Kopien der antiken römischen Marmorstatue von Arrotino, auch der Klingenschärfer genannt. Er war Teil einer Gruppe, die Apollo repräsentierte, der den Satyr Marsyas lebendig enthäutete, weil der die Göttin Athene herausgefordert hatte, indem er eine Flöte aufhob, die sie weggeworfen hatte, und Apollo selbst zu einem musikalischen Wettbewerb herausforderte. Er bezahlte seine Hybris mit seinem Fell und seinem Leben. Die Figuren sind eine grausame Erinnerung an die Schmerzen des Todes und eine Warnung für alle, die sich dem Mausoleum nähern. Der in gebückter Haltung dargestellte Arrotino hält noch immer das Messer zum Enthäuten in der Hand. Dies ist sicherlich kein gewöhnliches Grab.

Anfahrt Wemyss Mausoleum @nme Abenteuer Highlands

Wer liegt im Wemyss-Mausoleum begraben? Einfach gesagt, der Earl of Wemyss. Francis Wemyss Charteris (1723-1808) war ein schottischer Landbesitzer, 6. Earl of Wemyss. Sein älterer Bruder David, Lord Elcho, war in den Jakobitenaufstand von 1745 verwickelt. Er starb 1787 kinderlos, daher erbte Charteris den Titel als 7. Earl of Wemyss. David war einer der wenigen Jakobiten gewesen, die vom Entschädigungsgesetz von 1747 ausgeschlossen waren. Er kehrte nie nach Schottland zurück, sondern verbrachte den Rest seines Lebens in Frankreich und der Schweiz. Als seine Frau Sofia 1777 bei der Geburt starb, hinterließ Lord Elcho keine legitimen Nachkommen. Nach seinem Tod im Jahr 1787 ging sein Besitz an seinen jüngeren Bruder über: Francis Wemyss Charteris (1723-1808).

Im Jahr 1756 beauftragte Francis Wemyss Charteris Isaac Ware mit dem Bau des monumentalen Amisfield House auf dem Grundstück, das seine Großmutter mütterlicherseits gekauft und nach ihrem Wohnort Amisfield benannt hatte. Er beauftragte außerdem John Henderson mit dem Umbau des Hauses im Jahr 1784, nachdem er 1781 Gosford House gekauft hatte, um dort während der Bauarbeiten zu wohnen. Die meisten Menschen, die ich kenne, wohnen hier in Caravans, während sie bauen, nicht in Manor Houses.

Wemyss Mausoleum @nme Abenteuer Highlands

Als Amisfield House zur Wiederbesetzung bereit war, beauftragte Charteris Robert Adam mit der Überarbeitung des gesamten Designs von Gosford House. Charteris starb im August 1808 im Alter von 84 Jahren und wurde im Wemyss-Mausoleum bestattet. Er ist der Einzige der Familie, der hier beigesetzt wurde.

Die strenge Pyramide ist ein ungewöhnlicher Anblick und sicherlich ein ungewöhnlicher Stil für ein Mausoleum in Schottland. Der Grund dafür ist keine architektonische Fantasie oder Mode, sondern der starke Glaube seines Schöpfers – Francis Wemyss Charteris war Freimaurer.

antike Säulen ujd Tür Wemyss Mausoleum @nme Abenteuer Highlands

Das schlichte Mausoleum aus grauem Stein wurde zwischen 1795 und 1798 erbaut. Der Schein der Einfachheit täuscht, es steckt mehr dahinter, als man denkt. Freimaurer Symbole, Numerologie und Geometrie spielen eine große Rolle. Wer Zahlen mag, ist bei den Freimaurern gut aufgehoben.

Dieses Mausoleum mit 64 Nischen oder Loculi bestand aus einem 33 Fuß großen quadratischen Quader, 18 Fuß hoch, mit vier Portiken mit jeweils vier einfachen, monolithischen toskanischen dorischen Säulen mit ungewöhnlichen Stufengiebeln, die von einer Steinpyramide überragt wurden, die in einem Winkel von ruhte Die Neigung seines Mausoleums mit 64 Nischen oder Loculi bestand aus einem 33 Fuß großen quadratischen Quader, 18 Fuß hoch, mit vier Portiken mit jeweils vier einfachen, monolithischen toskanischen dorischen Säulen mit ungewöhnlichen Stufengiebeln, die von einer Steinpyramide überragt wurden, die an einem ruhte Neigungswinkel von 53° 39° – ähnlich dem 51° 50° 46″-Neigungswinkel, der heute als Neigungswinkel der Großen Pyramide gilt

Eines der letzten Projekte des Architekten im Jahr 1808 bestand darin, den Fluss Gosford umzuleiten, am Fuß des versunkenen Zauns und unter der Allee, die vom New House zum Mausoleum führt. Infolgedessen würde jeder, der von dem üppigen Lustgarten – dessen Gesamtform einem Mutterleib nachempfunden ist – zur Nekropole und zum Mausoleum ging, über den versunkenen Zaun und eine Brücke gehen, über den Bach, wo er geräuschvoll über eine Höhe von 5 Fuß hinunter stürzte. Der weit überhängendr Wasserfall symbolisiert den Übergang von einem Reich zum anderen. Außerdem würde jeder Trauerzug vom Neuen oder Alten Haus zum Mausoleum auf halbem Weg entlang der grasbewachsenen Allee denselben Bach über eine einfache Brücke überqueren. Auf diese Weise war sichergestellt, dass jeder, der die Nekropole betrat, fließendes Wasser überqueren würde, wie es in den meisten Mythologien Seelen auf ihrem Weg in die nächste Welt tun müssen. Sie würden auch, wenn sie sich zuerst entlang der Allee näherten, durch drei Tore aus Eisen und Bronze gehen, und es ist wahrscheinlich, dass alle drei geschlossen gewesen wären. (Das Mausoleum. Gosford-Konzepte.)

Freimaurer zu sein scheint mir eine recht komplizierte Angelegenheit. Ich sehe mich um und lasse den Ort auf mich wirken.

Francis Wemyss Charteris war 1747 und 48 Großmeister der Freimaurer der Grand Lodge of Scotland. Sein Haus in der St. John Street in Edinburgh hatte eine Tür, die direkt mit der benachbarten Lodge Canongate Kilwinning Nr. 2 verbunden war. Diese Lodge war eine besondere. Sie wurde 1677 gegründet und war eine Tochterloge der Loge Mutter Kilwinning (oder Loge Nr. 0), der am meisten verehrten Freimaurerloge der Welt.

Wie es sich für einen lebenslangen Freimaurer gehört, übte Francis Diskretion. Von Tagebüchern oder Memoiren ist nichts erhalten, und nur zwei Briefe sind erhalten. Es ist möglich, dass seine persönlichen schriftlichen Aufzeichnungen von seinen Erben in einem ähnlichen Geist zerstört wurden wie die Zerstörung der Flügel seines Neuen Hauses; aber es ist ebenso wahrscheinlich, dass er sie aus Gründen der Diskretion selbst zerstört hat. Aufgrund dieser Hypothese beabsichtigte er, dass sein erstaunliches Erbe an Landschaften, Gebäuden und Kunst sowie seine eigene Persönlichkeit ein Rätsel darstellen sollten, das die Nachwelt selbst enträtseln muss, wenn sie dazu in der Lage ist. (Das Mausoleum. Gosford-Konzepte)

Es gibt keinen Zugang zum eigentlichen Mausoleum und freimaurerische Zahlen, Strukturen und Linien sind mit bloßem Auge selten zu erkennen. Das Mausoleum der Freimaurer bleibt mir ein Rätsel. Aber einen Besuch ist es allemal wert, denke ich und mache mich auf nach Aberlady, wo der nächste Friedhof und mein B&B auf mich warten.

Abenteuer Highlands 3 – Ja hört das denn nie auf!

Nach den ersten Erfahrungen mit den Highlands habe ich das erste Buch geschrieben: Abenteuer Highlands – mein etwas anderes Leben im schottischen Hochland. Damals noch ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es vielleicht mehrere geben könnte. 

Die Jahre gingen ins Land und die Abenteuer wurden nicht weniger. Deshalb, und weil ich immer wieder gefragt wurde, ob es nicht bald einen zweiten Teil von Abenteuer Highlands gäbe, habe ich ihn geschrieben. Abenteuer Highlands 2.0 – zwischen Schwarzwald und Schottland – alles, was ein Doppelleben in zwei Ländern aufregend und erzählenswert macht. 

Nun ist Abenteuer Highlands offiziell eine Serie und der nächste Band Abenteuer Highlands 3 – Ja hört das denn nie auf! seit Oktober 2023 als Taschenbuch und eBook bei Amazon verfügbar. 

Nellie Merthe Erkenbach

Das Pferd in meinem Bett

darkness over Torridon @nme Abenteuer Highlands

A nod’s as guid as a wink tae a blind horse. Nicken ist so gut wie Augenzwinkern für ein blindes Pferd, sagt dieses ur-schottische Sprichwort. Die Bedeutung: Egal, wie sehr man sich anstrengt, manche werden die subtilen Hinweise und Signale einfach nicht verstehen. Daher ist es oft besser, direkt zu sagen, was man meint. Aber was, wenn diese Person den Schlaf der Gerechten schläft?

Es ist Freitag und in letzter Zeit sind wir regelmäßig mit Kinderbetreuung beschäftigt. Die Trennung der Eltern beeinflusst unser aller Leben. Vielleicht ist der Kleine deshalb zuletzt ein wenig anders und nicht ganz so unbeschwert fröhlich und unproblematisch, wie sonst. Tagsüber spielen er und der Mann im Garten und mit der Eisenbahn und ich versorgte ihn mit Snacks, Vitaminen und Abendessen. Er hat einen ausgesprochen gesunden Appetit und man muss schauen, dass man hinterher kommt mit dem „füttern“.

Am Ende des Abends sind wir total kaputt. Er darf natürlich länger aufbleiben, wenn er bei uns ist. Am nächsten Tag ist ja auch keine Schule. Es ist nach zehn Uhr, als er endlich schläft und wir wenig später auch. Gegen ein Uhr nachts weckt mich ein Geräusch und dieses Mal ist es ausnahmsweise nicht das Schnarchen des Mannes, sondern der Kleine, der gefühlt noch kleiner als sonst vor meinem Bett steht und vorsichtig flüstert:

„Mir ist das was passiert.“

Ich bin sofort wach und gehe in Kümmermodus.

„Komm, lassen wir Seanair (Opa, sprich: Schinner) schlafen und schaun mal, was los ist.“

In seinem Zimmer angekommen ist jede Menge los. Ihm war offensichtlich übel und er musste sich übergeben. Im Bett, auf dem Teppichboden, im Flur, im Wohnzimmer, im Flur zum Bad, über der Toilette, über dem Waschbecken und über der Wand mit den Handtüchern. Dann hat er seinen Pyjama und ein paar Handtücher genommen und versucht, alles wieder sauber zu machen, bevor ihm klar wurde, dass er das ohne Hilfe nicht schafft. Er hat sich sogar einen frischen Schlafanzug angezogen. Allerdings die restlichen sauberen Klamotten in dem Erbrochenen auf dem Boden verteilt.

Ich atme tief durch und beurteile die Lage. Hier ist ein Großputz erforderlich, mal schnell nächtlich drüberwischen wird nicht reichen.

Doch zuerst drück‘ ich den Kurzen fest und sage ihm, dass das überhaupt nicht schlimm ist und er mich in Zukunft gleich rufen soll, damit ich ihm helfen kann. Es scheint ihm gut zu gehen, nachdem sein Magen alles losgeworden ist und er ist sauber. Also stecke ich ihn an meiner statt ins Bett zu seinem Opa, der sich nicht rührt. Bekommt der denn gar nichts mit?

Dann gehe ich in Putzmodus und stelle fest, dass er außerdem noch ins Bett gepinkelt hat. Die feuchte Stelle hat er dann mit meinem Handtuch aus dem Bad zu trocknen versucht. Es ist ein Uhr dreißig am Morgen. Ich ziehe meine gelben Gummihandschuhe an und lege los, ziehe das Bett ab und stecke es mit den Handtüchern in die Waschmaschine.

Ob der Mann wohl bald aufwacht und mir hilft? Ich will nicht ins Schlafzimmer, um den Kleinen nicht zu wecken. Aber er muss mich ja hören. Putzen macht ja Lärm.

Ich gehe mit dem Reiniger über alle waschbaren Flächen. Später mit dem Wischmop über die Böden. Dann mache ich mich mit Bürste und Teppichreiniger an den Boden in seinem Zimmer. Um drei Uhr stecke ich die Wäsche in den Trockner und lasse den laufen. Dann reinige ich die Toilette und das Waschbecken und bin endlich soweit durch mit der Putzerei. Der Teppichboden ist Hochflor und sehr schwierig zu säubern. Ich werde ein Teppichreinigungsgerät organisieren müssen.

Wie kann der Mann bei diesem Lärm nicht aufwachen?

Jetzt bin ich todmüde, aber habe ja keinen Platz mehr im Bett. Den hat ja jetzt der Kleine. Also lege ich mich auf die Wohnzimmercouch und versuche einzuschlafen, obwohl die Couch recht unbequem ist und es draußen langsam hell wird. Im Wohnzimmer haben wir ein großes Fenster ohne Vorhänge oder Jalousien. Die mag der Mann nicht. Der Mann, der seelenruhig durch drei Stunden nächtlichen Großputz geschlafen hat. Der Mann, der sonst nie durchschläft und immer Probleme mit seinem Schlaf hat. Der Mann, der zwei Stunden später aufsteht und mich weckt mit den Worten.

„Schatz, warum schläfst du auf der Couch und der Kleine bei mir?“

„Schatz“, antworte ich. „Ich habe „genickt“ und „gezwinkert“, aber das „Pferd“ in meinem Bett ist „blind“ geblieben.

Abenteuer Highlands 3 – Ja hört das denn nie auf!

Nach den ersten Erfahrungen mit den Highlands habe ich das erste Buch geschrieben: Abenteuer Highlands – mein etwas anderes Leben im schottischen Hochland. Damals noch ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es vielleicht mehrere geben könnte. 

Die Jahre gingen ins Land und die Abenteuer wurden nicht weniger. Deshalb, und weil ich immer wieder gefragt wurde, ob es nicht bald einen zweiten Teil von Abenteuer Highlands gäbe, habe ich ihn geschrieben. Abenteuer Highlands 2.0 – zwischen Schwarzwald und Schottland – alles, was ein Doppelleben in zwei Ländern aufregend und erzählenswert macht. 

Nun ist Abenteuer Highlands offiziell eine Serie und der nächste Band Abenteuer Highlands 3 – Ja hört das denn nie auf! seit Oktober 2023 als Taschenbuch und eBook bei Amazon verfügbar. 

Nellie Merthe Erkenbach

Nellie eiskalt

Auch die andere Nellie macht ihre Erfahrungen mit schottischen Männern und durchlebte die erste Krise. Nicht alle schottischen Schlachten liegen in der Vergangenheit, manchmal gibt es sie im eigenen Haus. Oder besser gesagt, im Haus des anderen, auf fremdem Territorium. Wir sind ja dazu gezogen.

„Eine Frau braucht doch etwas mehr persönlichen Stauraum als eine freie Schublade“, sagt sie.

So eine Situation ist nicht immer leicht und gerade in den Wintermonaten kann man sich nicht aus dem Weg gehen. Die Erfahrung machen natürlich nicht nur wir deutschen Frauen, aber wir haben hier nicht das soziale Netzwerk und die „Fluchtmöglichkeiten“, die Frauen haben, die von hier kommen.

Nellie war also auf der Suche nach einer bezahlbaren Bleibe und ein wenig Abstand. Dream on! Hätte ich ihr am liebsten zugerufen als sie mir davon erzählt. Träum weiter. Bezahlbaren Wohnraum? Es gibt überhaupt keinen Wohnraum und wenn, dann ist er in der Regel nicht bezahlbar mit den Löhnen, die hier gezahlt werden. In der Regel bekommt man den Mindestlohn und die Mieten liegen bei sieben bis zehn Euro pro Quadratmeter, es gibt schlicht keine kleinen Wohneinheiten, keine Einzimmerapartments. Dazu kommen die Nebenkosten, die trotz der Preisdeckelung der Regierung seit 2022 exorbitant hoch sind. 

Im Vereinigten Königreich kauft man Wohneigentum und mietet nicht, aber der Durchschnittspreis einer Immobilie in den Highlands liegt bei rund £207.000 also je nach Kurs um die €236.000. Wer kann das bei den Gehältern bezahlen? Zudem laufen die meisten Jobs hier nur von April bis Oktober, also während der Touristensaison. In dem Wintermonaten muss man von dem leben, was man während des Sommers angespart hat.

Die Frage ist nun, wo leben?

Pittenweem Hafen @nme Abenteuer Highlands

Nellie hat sich hier inzwischen eine Existenz aufgebaut, Freundschaften geknüpft, sie fühlt sich hier zuhause und will verständlicherweise nicht weg. Nun braucht sie eine bezahlbare Unterkunft. Ich kenne Einige, die mit Mitte Zwanzig und sogar mit Mitte Dreißig noch bei den Eltern leben, weil sie es sich schlicht nicht leisten können, alleine zu wohnen.

Nellie ist da ganz anders. Die ist eine coole Socke und weil sie in der Gegend schon so gut vernetzt ist, hat sie unter der Hand gehört, dass ein Haus frei steht und vermietet werden soll, sobald einige kleinere Arbeiten abgeschlossen sind. Nellie hat herausgefunden wo und es sich angesehen. Ein Traum! Genau, was sie gesucht hat.

„Es ist mir ganz egal, wie es drinnen aussieht!“, ruft sie euphorisiert. Sie kann es sich nicht leisten, wählerisch zu sein und das Haus liegt wirklich sehr schön und ruhig. Ich kann sie gut verstehen, es ist ein traditionelles Cottage mit schönem Blick und nur zehn Minuten von ihrem jetzigen zuhause entfernt. Da würde ich auch einziehen.

Sie wird mir als Nachbarin fehlen. Den Weg zwischen den beiden Häusern haben wir schon den Nellie-Nellie-Weg getauft. Man kann ihn auf der Straße oder oben am Berg gehen. Und es dauert zu Fuß nur eine knappe halbe Stunde, zum neuen Haus eher eineinhalb, im Winter im Dunkeln ist das keine Option. Aber wenn sie happy ist, bin ich auch happy.

Nur, noch hat sie es ja nicht.

Wir entwerfen einen Masterplan. Sie backt ihr legendäres Shortbread und besucht die Eigentümer. Bei Kaffee und Keksen kann man in den Highlands viel erreichen. Zumal die Familie zu den Einheimischen gehört, das heißt sie lebt seit mindestens fünfzig Generationen vor Ort. Die haben eine präzise Vorstellung davon, wie so etwas zu laufen hat. Wenn sie ihre Lage schildert – Beziehung ist in der Krise, wahrscheinlich zu Ende, sie muss raus aus dem Haus- dann könnte das die Entscheidung für positiv beeinflussen. Außerdem kann sie einige Leumundszeugen angeben. Und sie hat sich einen Ruf erarbeitet, für Sauberkeit und Ordnungssinn. Nicht zuletzt, weil sie in ihrem Job, bevor sie in der Küche war im Housekeeping gearbeitet hat, also die Zimmer im Hotel gemacht hat. So jemanden will man doch als Mieterin, denke ich. Nun will Nellie auch ihre potenziellen Vermieter von der Idee zu überzeugen.

Und das tut sie, besucht die Vermieterin und bliebt zum Plausch, hakt dann nach einer Woche nochmal nach und schaut erneut, scheinbar zufällig, vorbei. Dann hat sie sie weichgekocht und darf besichtigen.

Das Haus ist alt und hat kleine Zimmer, aber sie mag es und warum auch nicht, es hat Charme, auch wenn die Möblierung etwas altmodisch und abgewohnt daherkommt. Nellie hätte wie ich lieber ihre eigenen Sachen um sich, aber leere Mietwohnungen sind nicht existent. Wenigstens kann sie ihr eigenes Bett mitnehmen, muss aber das vorhandene auseinanderbauen und irgendwie verstauen. Ich würde mich in fremden Sachen nicht wohl fühlen, aber Nellie kann und hat dem Haus schnell und effizient ihren eigenen Stil hinzugefügt.

Kintail winter @nme Abenteuer Highlands

Auch die Beziehung hat sich wieder einigermaßen eingerenkt und alles könnte so schön sein. Wenn da nicht der Winter wäre! Es regnet, es windet und es ist kalt und Nellie findet heraus, was es bedeutet, in einem schlecht isolierten Haus mit Nachtspeicherheizungen zu leben. Nachtspeicherheizungen sammeln Wärme in der Nacht, wo der Strom billiger ist, und gebe sie am Tag wieder ab. Das Problem bei Nellie ist, die Wärmeabgabe ist so gering, dass sie nicht mehr als zwölf Grad in der Bude hat. Und das, obwohl die Heizung volle Pulle läuft und sie Kilowattstunde für Kilowattstunde Geld den Kamin hoch bläst. Energetisch eine Katastrophe.

Ach ja, sie hat sogar zwei Kamine, die aber mehr für Zugluft als für Wärme sorgen. Ein offenes Feuer macht eben nicht sehr warm und ist auch problematisch im Unterhalt, wenn man aus dem Haus muss. Also hat sie überall Heizlüfter stehen, friert und ist gefrustet, weil sie viel Geld bezahlt, und es trotzdem nicht warm ist. Und die Vermieter? Die finden das alles völlig normal. Wahrscheinlich ist es bei ihnen nicht wärmer und sie leben schon seit Jahrzehnten so. Man könnte überlegen, ob es nach Jahrzehnten nicht vielleicht Sinn machen könnte, Heizkörper auszutauschen. Je mehr Nellie nachhakt und Alternativvorschläge macht, desto mehr blocken sie.

Und Nellie friert. Und friert. Und friert. Ausgerechnet in diesem Jahr dauerte der Winter länger als sonst. Im April liegt immer noch Schnee und die Temperaturen fallen des Öfteren noch unter den Gefrierpunkt. Wie sich jetzt herausstellt, hatte das Haus schon immer einen Ruf, ein kaltes Gemäuer zu sein. Nellie lebt in einer Gefriertruhe und noch ist der Frühling nicht in Sicht, während die Vermieter auf dem Standpunkt beharren, dass das alles normal ist.

Ich werde Nellie für das nächste Treffen mit den Vermietern von der schottischen Redewendung erzählen, die man benutzt, wenn der andere Blödsinn redet. Daran soll sie denken, wenn sie mit ihren Vermietern redet. Das wird sie aufheitern.

Yer bum’s oot the windae! Dein Popo hängt zum Fenster raus!

Pittenweem @nme Abenteuer Highlands

Abenteuer Highlands 3 – Ja hört das denn nie auf!

Nach den ersten Erfahrungen mit den Highlands habe ich das erste Buch geschrieben: Abenteuer Highlands – mein etwas anderes Leben im schottischen Hochland. Damals noch ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es vielleicht mehrere geben könnte. 

Die Jahre gingen ins Land und die Abenteuer wurden nicht weniger. Deshalb, und weil ich immer wieder gefragt wurde, ob es nicht bald einen zweiten Teil von Abenteuer Highlands gäbe, habe ich ihn geschrieben. Abenteuer Highlands 2.0 – zwischen Schwarzwald und Schottland – alles, was ein Doppelleben in zwei Ländern aufregend und erzählenswert macht. 

Nun ist Abenteuer Highlands offiziell eine Serie und der nächste Band Abenteuer Highlands 3 – Ja hört das denn nie auf! seit Oktober 2023 als Taschenbuch und eBook bei Amazon verfügbar. 

Nellie Merthe Erkenbach

Barista kommt von Bar

Café, Kaffee und“Kaffee“

Jetzt, wo die andere Nellie da ist, wird mir erst so richtig klar, wie viele meiner „deutschen“ Werte und Angewohnheiten ich hier entweder abgelegt oder relativiert habe. So etwas wird einem gar nicht bewusst, wenn man ausschließlich von Menschen umgeben ist, die andere Wertvorstellungen haben als man selbst. Und die Schotten sind in vielerlei Hinsicht ganz anders als wir Deutschen. Das sind oft gar keine großen Dinge, mehr die kleinen, die Feinheiten, die es in einem neuen Land zu begreifen und anzunehmen gilt.

coffe cake and a good book @nme Scotland for Quiet Moments

Sich in den Highlands mit einer Freundin auf einen Kaffee treffen, ist eine dieser Kulturfallen. Nellie macht das alles nach höchstem deutschen Standard: Wenn sie einlädt, stehen Blumen und das beste Geschirr auf dem Tisch, es gibt Selbstgebackenes und Kaffee aus der besonderen Maschine samt schöner Servietten. Schön! Aber es fühlt sich fremd an. Hier, wo man gerne unangekündigt bei Leuten in die Küche schlappt, wird einfach der Wasserkocher angeworfen und Instant in einen Becher gelöffelt. Kekse hat man immer im Schrank.

Ich habe früher auch viel Wert auf eine schöne Kaffeetafel gelegt. Aber jetzt und hier genieße ich das Unkomplizierte, das Einfache. In den Highlands ist es viel weniger Verpflichtung, wenn man sagt, man kommt auf einen Kaffee vorbei. Allerdings kann es durchaus auch ausarten. Zumindest, wenn zwei Nellies aufeinandertreffen.

Kaffee Kuchen Krimi @nme Schatten über Skiary

Inzwischen haben wir drei Sorten von Kaffee-Verabredungen. Bei der einen treffen wir uns entweder bei ihr oder bei mir und trinken Kaffee. Die „Kaffee“-Treffen sind jedenfalls immer sehr lustig. Das gilt auch für die Kaffee-Verabredungen, bei denen wir Kaffee in einem Café trinken. Das ist in den Highlands von März bis April möglich. Danach belegt die Touristen die Tische, davor haben die Cafés Winterpause. Rauszukommen ist vor allem in den Wintermonaten ein echtes Bedürfnis, man ist so oft zu Hause und froh, mal wieder unter Menschen zu kommen. Verabreden wir uns aber auf einen „Kaffee“, dann trinken wir Prosecco. Das kann mit einem Kaffee beginnen, muss aber nicht. Am Ende steht aber immer mindestens eine leere Flasche im Glasmüll.

Barista kommt doch von Bar, oder?

Mony a mickle maks a muckle.

Man sagt, von den Schwaben könne man das Sparen lernen. Mag sein, dass das stimmt. Ich will es nicht beurteilen, als Badener ist man möglicherweise voreingenommen.

Die Schotten, so heißt es, wären geizig. Googelt man das, bekommt man eine Viertelmillion Einträge. Es scheint sich also um eine weit verbreitete Meinung zu handeln. Für mich ein klares Vorurteil. Ich habe in all den Jahren hier nicht mehr geizige Menschen getroffen als in Deutschland oder irgendeinem anderen Land.

Von der anderen Nellie könnten sowohl die Schotten als auch die Schwaben das Sparen lernen, denn sie ist eine echte Sparfüchsin. Sie weiß, welches ihrer Haushaltsgeräte wieviel Strom verbraucht und vor allem welchen, den billigen Nacht- oder den teuren Tagstrom. Ihr entgeht kein Sonderangebot und sie prüft jeden Kassenbon, ob der Rabatt auch abgezogen wurde.

„Der kleine lokale Supermarkt will mich regelmäßig übers Ohr zu hauen“, sagt sie.  „Wahrscheinlich bin ich dort schon als bargain lady bekannt, die mit Ihren Bons wieder zurückkommt und Geld zurückfordert. 

Eine Mrs Scrooge ist sie nicht, sondern weit davon entfernt, geizig zu sein. Im Gegenteil, sie ist großzügig in sehr vielen Dingen und wenn es um ihre Hündin Emma geht, scheut sie keine Ausgaben. In vielen Dingen ist sie so zu meinem Vorbild geworden. Ich, die ich bisher eher sorglos in finanziellen Dingen war, muss nun mit dem halben Gehalt und den doppelten Haushaltskosten doch schauen, wo das Pfund und der Euro bleiben. Dazu kommt hier die sogenannte cost of living crisis mit zweistelliger Inflation und massiv gestiegener Nahrungsmittel- und Energiepreise dank Brexit und Ukraine-Krieg. Ein Pfund schottische Streichbutter kostet im Winter 2023 umgerechnet €5,37, das Heizöl 93 Cent der Liter, 1 Kilowattstunde Strom 46 Cent. Viele Menschen hier leben in fuel poverty, sie können sich die Heizung nicht leisten, vor allem jene, die in alten, schlecht isolierten Häusern leben.

Also werde ich auch zur Sparfüchsin und nutzte zum Beispiel die App im Supermarkt und löse Coupons ein, ich freue mich über den Rabatt für die Locals (Einheimischen) im Café und vergleiche beim Einkauf von Sonderangeboten die Preise mit denen der Internetanbieter, ob sie auch wirklich günstig sind oder nicht. Im Diskounter habe ich einen Teppichreiniger erstanden, der nicht nur zwanzig Euro billiger war als der bei Amazon, ich bekam auch noch 10% Rabatt, weil ich die monatliche Ausgabengrenze von £250 überschritten hatte.

Wäre ich noch in Deutschland, ich würde mir denken: Kleinvieh macht auch Mist. Die schottische Variante des Sprichworts klingt viel lautmalerischer: Mony a mickle maks a muckle.

So klingt Sparen gleich viel schöner, oder?

Abenteuer Highlands 3 – Ja hört das denn nie auf!

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Nellie Merthe Erkenbach

Auf dem Weg zum Einkaufen

Einkaufen ist in den schottischen Highlands in der Regel eine größere Aktion. Der nächste Supermarkt ist eine gute halbe Stunde entfernt und nicht nur sehr teuer, die Auswahl ist begrenzt und oft nicht frisch. Deshalb fahre ich in die nächste Stadt, Fort William, um einzukaufen und zu tanken. Ich habe ja schon mehrfach darüber geschrieben.

Das dauert außerhalb der Saison etwas eineinhalb Stunden. Und dann gehe ich eben nicht nur einkaufen, sondern unterwegs spazieren, recherchieren oder mache mich auf die Suche nach Friedhöfen und ja, auch nach so vielen Jahren hier finde ich immer noch spannende Ecken, an denen ich noch nicht gewesen bin. Auch auf meiner Einkaufsroute. Im Dezember war das der MacSorlie Friedhof in Glen Nevis.

Ein schottischer Clan ist eine Gruppe von Menschen, die glauben, denselben Vorfahren zu haben. Ein Clan ist weit mehr als eine Familie. In den Highlands waren sie auch eine politische Einheit, eine Quelle der militärischen Unterstützung und Verteidigung. Eine Septe ist jedoch etwas anderes und das muss man bedenken, wenn man über den MacSorlie-Friedhof in Glen Nevis spricht, denn keiner der Steine hier trägt den Namen MacSorlie oder MacSorley. Die Verstorbenen werden als Camerons in Erinnerung bleiben. Dieser Friedhof hat nicht nur viele spannende Aspekte der Clangeschichte zu bieten, er ist auch wunderschön, fast schon verwunschen an einem kalten Wintermorgen.

Tom-Eas-an-t-Slinnean @nme Graveyards of Scotland Nellie Merthe Erkenbach

Von der Straße kann man ihn nicht erkennen. Man muss wissen wo, das Auto parken und ein paar hundert Meter von der Straße entlang auf der alten coffin road gehen, dem Pfad, auf dem die Särge einst zu dem Friedhof getragen wurden. Es heißt, dass die Reise für viele Menschen zu weit war, die Angehörigen unterwegs oft aufgaben und ihre Lieben entlang des Weges begruben. Gruslige Vorstellung.

Die Aussicht von diesem friedlichen Ort in Richtung Ben Nevis ist spektakulär. Diese Grabstätte hat eine ganz besondere Atmosphäre. Ein Gefühl uralter Loyalität und Zugehörigkeit.

Tom-Eas-an-t-Slinnean @nme Graveyards of Scotland Nellie Merthe Erkenbach

Einer der ursprünglichen vier Zweige des Clan Cameron (und daher technisch gesehen keine „Septe“, aber hier zur Klarstellung enthalten) waren die MacSorlies einer der frühesten Stämme von Lochaber. Sie sollen ursprünglich von demselben „Stamm“ abstammen wie die MacDonalds, wie ihr Vatername andeutet – „Sliochd Shomhairle Ruaidh“, „The Race of Somerled the Red.“ Eng mit ihren Nachbarn, den MacMartins, verbündet, residierten die MacSorlies in Glen Nevis.

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts kamen die MacSorlies unter die Führung des Clan Cameron, obwohl sie den Namen Cameron scheinbar erst im frühen 17. Jahrhundert annahmen. Die MacSorlies/Camerons von Glen Nevis waren nicht die treuesten Anhänger der Cameron Chiefs. Es war bekannt, dass sie bei zahlreichen Gelegenheiten mit ihnen in Fehde standen.

Im Jakobiteraufstand von 1745 waren die MacSorlies/Camerons von Glen Nevis unter ihrem Anführer Alexander Cameron von Glen Nevis nicht „out“, aber viele von ihnen waren trotzdem bei Lochiels Regiment; Alexanders Bruder Angus hat die Rannoch Camerons versammelt, um sich dem Regiment anzuschließen.“ (Quelle: clan-cameron.org)In der Nähe des Glen Nevis House auf einem Hügel südlich der Straße liegt ein kleiner Friedhof namens „Tom-eas-an-t-slinnean“ (Hügel des Wasserfalls der Schulter). Hier liegen die alten Camerons von Glen Nevis begraben, die das Patronym von MacSorlie trugen, einem inzwischen ausgestorbenen Zweig des Clans Cameron. (Quelle: Canmore)

Tom-Eas-an-t-Slinnean @nme Graveyards of Scotland Nellie Merthe Erkenbach

Abenteuer Highlands 3 – Ja hört das denn nie auf!

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Nellie Merthe Erkenbach