Gastbeitrag von Gerti E.
„Liebe Nellie“, schrieb mir Gerti diese Woche, „das Thema Post/Briefträger beschäftigt uns mittlerweile schon eine gewissse Zeit. Dies veranlaßt mich, Dir die Geschehnisse rund um unser dörfliches Postwesen mitzuteilen.“
Gerti hat für mich „Band 2 der Highland Crime Serie „Im Dunkel von Skye“ außerordentlich gründlich auf Fehler gelesen. Zum Dank hatte ich ihr ein Exemplar mit Widmung geschickt. Nur leider ist das Buch nie angekommen. Dafür erreichte mich nun Gertis Geschichte. Wunderbar!

Posthausen (Name wurde von der Redaktion geändert) ist ein kleines Kaff im Outback von München mit ca. 10.000 Einwohnern. Nachdem viele Postämter geschlossen und die Poststelle in irgendeinen Discounter untergebracht wurde, kann sich Posthausen glücklich schätzen, eine eigene Postfiliale zu besitzen. Die Filiale ist gar nicht mal so klein, l-förmig, etwas dunkel und muffig, genauso wie der „Postminister“ dieses Etablissements, ein großgewachsener, nicht mal schlecht aussehender Mittfünfziger. Er ist in der Regel sehr freundlich zu mir, zu Herbert (Ehemann) nicht! Wenn man die Filiale betritt, klingeln entzückende Glöckchen am Eingang und man wähnt sich im Harem eines Scheichs. Der erste Eindruck ist geradezu atemberaubend, die Filiale gibt alles her, was man sich an Postutensilien wünscht, Halskettchen, Fußkettchen, geflochtene Armbänder, Schleifen, Duftkerzen aller Art usw. Man ist geradezu im Reich der Sinne. Der Herr der Sinne thront mittendrin an einem Tresen und bemüht sich nach allen Regeln der Kunst, egal ob man einen schnöden Brief frankieren lassen oder ein Rücksendepäckchen aufgeben möchte, einem die Versendeart dieser Postsache so ausführlich und intensiv wie möglich zu erklären. Mit dem Kauf einer Briefmarke kommt man meist nicht weiter, es muß schon ein Nachweis o.ä. dazu geordert werden oder gar Aufkleber in Herz- oder Sternchenform, die natürlich bei einem Behördenbrief ungemein Eindruck vermitteln. Manchmal hat man fast den Eindruck, daß der Postminister liebend gerne das Frachtstück persönlich beim Adressaten abgeben würde. Soweit – so gut …..
Meine Freundin, beheimatet im fernen Ruhrpott, mußte sich mit ihrem Mann ein neues Fahrzeug zulegen, das alte schwächelte gewaltig. Der Verkauf ging rasch über die Bühne, nur leider ließ sich der so wertvolle Runrig-Aufkleber am Heck des alten Mercedes nicht mehr ablösen und so trat doch eine gewisse Trauer ein. Aber das ist ja alles kein Problem, ich hab genug von diesen Dingern in sämtliche Farben, Größen etc. Also steckte ich einen schönen Aufkleber für das neue Prachtstück in ein Briefkuvert, schrieb ein paar Zeilen dazu und gab die wertvolle Fracht beim Postminister persönlich ab. Nach Verneinen sämtlicher Versendungsarten ging also dieser Brief auf die Reise in den fernen Ruhrpott. Tage später erhielt ich per Whatsapp ein Dankeschön mit einem Foto, wobei jedoch oben rechts am Brief ein fettes Eck abgerissen ab,vielleicht wollte jemand nachschauen, ob nicht doch ein Geldschein darin versteckt war!
Schade nur, daß die schöne Briefmarke, eine Sondermarke, die Jimmy Hendrix zeigt, halbiert war. Ich war gerade in der Nähe und hatte Zeit, also suchte ich den Postminister auf. Schon beim Grüssen merkte ich, daß er nicht gut drauf war, kein Wunder bei der Hitze. Es war niemand außer mir im Raum, so daß ich ihm mein Handy mit dem Foto der zerrissenen Ecke des Briefes ungestört zeigen und ihn fragen konnte, ob sich bei ihm das schon mal wiederholt hätte. Fehler – großer Fehler! Er fing sofort an,mich lautstark darauf hinzuweisen, ob mir nicht schon mal im Laufe meines Lebens ein Fehler unterlaufen wäre, das könne ja mal vorkommen, bei den zig-Briefen, die täglich durch seine Hände gingen, wäre das schon mal möglich, nämlich – und jetzt kommts – daß der Brief sich irgendwo festgeklebt hätte. Ich sagte ihm natürlich, daß dies ja nicht persönlich gemeint und ich ihm nie-niemals einen Vorwurf machen würde, es könnte ja sein, daß ihm Derartiges in der letzten Zeit schon öfters gemeldet worden wäre wie die lästigen betrügerischen Anrufe, die man mitunter erhält. Mittlerweile hatte sich in der Filiale eine kleine Schlange Menschen gebildet, die durchaus interessiert unsere Diskussion zuhörten. Als er dann noch weiter ausholte und mit dem gestreckten Zeigefinger über meine Schulter zu den Wartenden zeigte mit den Worten, daß diese Postsachen, die die Leute noch in Händen halten würden, alle noch bearbeitet werden müssen, was wiederum auch kein Wunder wäre, wenn mal was schiefgehen würde, versuchte ich, das Gespräch auf die so schöne Briefmarke zu bringen. Jimmy Hendrix, er stutzte, wie, auf der Briefmarke, also das hätte er noch gar nicht gesehen, das Ding müsse wohl neu sein, aber bei der Arbeitsbelastung etc etc käme er gar nicht dazu, sie sich alle anzusehen……Ich hab ihm dann noch die letzten 2 Jimmy-Marken abgekauft und wollte nur noch raus….

Liebe Nellie, so geht’s zu auf der Dorfpost, aber jetzt haben wir immerhin DIE Lösung für Dein verschwundenes Buchexemplar gefunden…..das Buch klebt irgendwo fest, ich bin mir 1000%ig sicher!!

































