„Abenteuer Highlands 4“ ist da – Schottland-Happen für Fortgeschrittene
Ein neues Kapitel Highland-Leben – mit Ottern, Pannen, Pointen und stillen Momenten. „Abenteuer Highlands 4 – Schottland-Happen für Fortgeschrittene“ ist ab sofort als eBook und Taschenbuch erhältlich!
Wer schon einmal versucht hat, mit einem deutschen Navi über eine schottische einspurige Straße zu fahren, weiß: Das Leben in den Highlands ist nichts für Anfänger.
In „Abenteuer Highlands 4 – Schottland-Happen für Fortgeschrittene“ erzähle ich Geschichten von dort, wo die Landschaft atemberaubend, das WLAN fragil und das Wetter ein Charakter in sich ist. Es geht um verlorene Schlüssel, widerspenstige Technik, eine Ziege mit tragischer Geschichte – und um all die kleinen und großen Missgeschicke, die mich in Schottland begleiten.
Aber zwischen all dem Lachen, dem Kopfschütteln und der schrägen Situationskomik gibt es auch leise Töne. Momente, die nachdenklich machen. Über das Zusammenleben mit Mensch und Tier, über Verantwortung, Hilfsbereitschaft – und über das, was wirklich zählt.
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Ob du Schottland-Fan bist, selbst mal ausgewandert bist oder einfach gern lachst – in diesem Band findest du skurrile Beobachtungen, ehrliche Gefühle und ganz viel Highland-Flair.
Wer durch Glenshiel reist, wird oft von den zähen, langhaarigen Ziegen überrascht, die sich sicher auf den steilen Hängen bewegen und fast eins mit der wilden Landschaft der Highlands wirken. Seit Jahren ranken sich Geschichten um ihre Herkunft – manche behaupten, sie stammten aus der Zeit der Jakobiten oder seien Überbleibsel der Highland Clearances. Doch so spannend diese Legenden auch sind, die wahre Geschichte der Ziegen von Glenshiel ist viel greifbarer – und mit dem Schicksal einer ganz bestimmten Familie verbunden.
picture @Ewan Roy MacGregor
Woher kommen die Ziegen in Glenshiel
Die Geschichte beginnt am Eas nan Arm, dem Wasserfall unterhalb des historischen Schlachtfelds von Glenshiel. Hier lebte einst Alexandrina (Ina) MacRae, die in Ault a’Chruinn geboren und aufgewachsen war. Sie heiratete einen Stewart aus Tomdoun, und gemeinsam lebten sie in der Nähe des Wasserfalls, während ihr Mann für den Rat arbeitete und Straßen durch das abgelegene Hochland baute – eine harte, aber notwendige Arbeit.
Doch wie so viele Highland-Familien standen auch sie vor wirtschaftlichen Herausforderungen. Als die Bauarbeiten abgeschlossen waren, gab es keine Arbeit mehr in der Gegend, und die Familie zog nach Edinburgh, wo Ina’s Mann eine Anstellung bei der Eisenbahn fand.
Der Abschied von den Ziegen
Ein Umzug in die Stadt war eine Sache, das Mitnehmen des Viehs eine andere. In jenen Tagen hatten Schafe und Rinder einen klaren wirtschaftlichen Wert – sie konnten verkauft oder mitgenommen werden. Ziegen hingegen? Die wurden kaum geschätzt. Sie galten als wenig nützlich und wurden nicht wie anderes Vieh gehandelt. Und so blieb der Familie keine andere Wahl, als ihre Ziegen zurückzulassen.
Das geschah noch vor dem Bau des Cluanie-Damms, der später die Landschaft der Region veränderte. Ihr Haus stand noch einige Zeit, doch 1967 wurde es abgerissen. Heute ist nur noch die Stelle zu erkennen, an der es einst stand – zum Glück existieren noch Fotos, die seine Erinnerung bewahren. Doch während das Haus verschwand, blieben die Ziegen.
Donald John Macmillan: Glen Shiel, Kintail – A history (2020)
Überleben in der Wildnis
Trotz ihres plötzlichen Schicksals bewiesen die Ziegen bemerkenswerten Überlebenswillen. Sie passten sich dem rauen Terrain an, ernährten sich von Heidekraut, Farnen und allem, was die Natur hergab. Über Jahrzehnte hinweg wuchs ihre Population, und sie wurden zu einem festen Bestandteil der Landschaft.
Heute glauben viele, dass diese Ziegen aus einer weit entfernten Vergangenheit stammen, dass sie vielleicht Nachfahren von Tieren sind, die mit den Jakobiten oder den vertriebenen Clans in Verbindung standen. Doch ihre Geschichte ist viel persönlicher – sie sind das Erbe einer Familie, die gezwungen war, weiterzuziehen, und der Tiere, die zurückbleiben mussten.
Und doch hat Ina sie nie vergessen. Jedes Mal, wenn sie zurückkam und die Ziegen sah, lächelte sie und sagte: „Das sind meine.“
picture: Ewan Roy MacGregor
Ein herzliches Dankeschön an Inas Verwandte für ihre Gastfreundschaft und dafür, dass sie diese Familiengeschichte geteilt hat – damit die wahre Herkunft der Ziegen von Glenshiel nicht in Vergessenheit gerät.
Die Wintersonnenwende, auf Gälisch „Oidhche nan Seachd Suipearan“, ist in Schottland – besonders in den Highlands und auf den Inseln – ein bedeutendes Ereignis. Sie markiert den kürzesten Tag und die längste Nacht des Jahres, wenn das Licht zurückkehrt und die Tage wieder länger werden. Für viele Menschen in Schottland hat die Sonnenwende sogar mehr Bedeutung als Weihnachten selbst.
Die Wurzeln der Tradition
Die Kelten verehrten die Sonnenwende als spirituellen Wendepunkt: Das Wiedererwachen der Sonne symbolisierte den Triumph des Lichts über die Dunkelheit. Noch heute zeugen alte Steinmonumente wie die Callanish Stones auf der Isle of Lewis oder die Clava Cairns bei Inverness von dieser Ehrfurcht vor der Natur und den Sternen. Diese steinernen Zeitzeugen sind so ausgerichtet, dass sie die ersten Sonnenstrahlen des neuen Zyklus einfangen – ein beeindruckendes Zeugnis alter Himmelsbeobachtung und Spiritualität.
Clava Cairns near Inverness
Die Nacht der sieben Abendessen
Eine besondere gälische Tradition ist „Oidhche nan Seachd Suipearan“ – die „Nacht der sieben Abendessen“. Der Brauch sieht vor, dass man sieben kleine Mahlzeiten zu sich nimmt, um Fülle und Wärme während der dunkelsten Nacht des Jahres zu feiern. Moderne Varianten dieses Festes könnten ein gemütliches Beisammensein mit Freunden am Kamin sein, begleitet von Glühwein, Suppe oder köstlichem Gebäck. Doch der Kern der Tradition bleibt: Dankbarkeit und Freude über das Überstehen der dunklen Jahreszeit.
Clava Cairns
Wie die Schotten heute feiern
Auch heutzutage wird die Sonnenwende in Schottland mit einer Mischung aus alten Ritualen und modernen Eigenheiten gefeiert. Im Maeshowe Chambered Cairn auf Orkney zum Beispiel tauchen die letzten Sonnenstrahlen der Wintersonnenwende die alte Grabkammer in ein magisches Licht. Solche Momente verbinden Geschichte und Natur auf eine einzigartige Weise.
Doch das Wetter, das typisch schottisch sein kann – mit Regen, Wind und eisigen Temperaturen –, macht diese Feiern oft zu einem Abenteuer. Die Schotten nehmen das jedoch mit Humor: „Wenn dich der Wind nicht wegweht, bleibst du wenigstens warm am Feuer.“
Tipps für die Wintersonnenwende in Schottland
Besuche einen Steinkreis: Die Callanish Stones oder die Clava Cairns sind beeindruckende Orte, um die Sonnenwende zu erleben.
Zieh dich warm an: Wetterfeste Kleidung ist ein Muss – Schottland bleibt auch bei der Sonnenwende unberechenbar.
Mach mit bei lokalen Bräuchen: Vielleicht findest du ein gemeinsames Festmahl oder eine Geschichtenerzählung – die Schotten teilen ihre Traditionen gerne.
Nimm dir einen Moment für dich: Die Highlands bieten mit ihrer Weite und Stille den perfekten Ort für Reflexion und einen Neuanfang.
Warum die Sonnenwende wichtig bleibt
Die Wintersonnenwende erinnert uns an den Zyklus der Natur und die Kraft, die uns in den dunkelsten Momenten des Jahres am Leben hält. Es ist ein Fest der Hoffnung, des Lichtes und der Gemeinschaft. In Schottland, wo sich alte Bräuche mit modernem Leben vermischen, wird dieser Tag zu einem besonderen Ereignis, das Herz und Seele berührt.
Wenn du also jemals die Gelegenheit hast, eine Sonnenwende in Schottland zu erleben, nutze sie. Es ist eine Zeit der Magie, des Lachens und der kleinen, aber bedeutsamen Momente – sei es beim siebten Gang des Festmahls oder beim ersten Lichtstrahl, der über die uralten Steine tanzt. Und vergiss nicht, einen kleinen Schluck Whisky einzupacken, um die Nacht zu wärmen.
Meine Wanderung von Achnashellach zum Easan Dorcha und Coulin Pass
Die schottischen Highlands, ein Ort von wilder Schönheit und ungebändigter Natur, bieten Wanderern unzählige Möglichkeiten, sich in der Weite der Landschaft zu verlieren. Die Wanderung von Achnashellach zum Coulin Pass ist eine Route, die nicht nur mit atemberaubenden Ausblicken belohnt, sondern auch mit einer Herausforderung für Körper und Geist aufwartet. Stichwort Ironie, aber dazu gleich mehr.
Die Reise beginnt in Achnashellach
Unsere Tour beginnt im malerischen Dorf Achnashellach, das in den nördlichen Highlands Schottlands liegt. Von hier aus führt der Weg durch eine Landschaft von überwältigender Schönheit, geprägt von grünen Tälern, schroffen Bergen und klaren Bächen. Die Luft ist erfüllt vom Duft wilder Blumen und dem Gesang der Vögel. So, stelle ich mir vor, wirbt der Reiseveranstalter für seine geführte E-Mountainbike-Tour und so ist es auch weitgehend, sieht man mal von dem malerischen-Dorf-Teil ab. Achnashellach ist nicht mehr als ein Bahnhof im Nirgendwo. Aber ein schöner. Man kann aussteigen und direkt losradeln.
Der Aufstieg zum Easan Dorcha
Der erste Teil meiner Wanderung führt uns zum Easan Dorcha, einem nicht allzu großen, dunklen Wasserfall (wie der Name besagt), der dennoch beeindruckt, weil er sich malerisch ins Tal stürzt, umgeben von uralten Pinien und leuchtendgrünen Birken. Der Weg schlängelt sich durch dichte Wälder und über steinige Pfade, während ich langsam an Höhe gewinne. Der Anstieg ist anspruchsvoll, aber die Aussicht auf den Wasserfall entschädigt für alle Mühen, denke ich. Bis mir die Gruppe Mountainbiker entgegenkommt. Es ist, als wäre in einem Cross-Country-Weltcup auf der Rennstrecke gelandet. Nur, dass es sich hier nicht um Profis handelt, sondern um Hobbyfahrer, die verzweifelt ihre Bikes den schmalen Bergpfad hinaufschieben oder in Zeitlupe einen halben Meter hinter sich bringen. Ich stelle mich in den Matsch neben den Pfad und warte. Der Weg ist schmal und man kommt nicht aneinander vorbei. Es dauert guten zehn Minuten, bis alle an mir vorbeigekämpft haben. Eine Trennung zwischen Wegen für Mountainbiker und Fußgänger, wie wir sie im Schwarzwald haben, gibt es in Schottland nicht. Zumindest ist mir keiner bekannt. Auf der Wanderroute aber herrscht Verkehr wie auf der A8 bei Pforzheim. Das ist neu.
Über den Coulin Pass
Nachdem ich die Biker-Horde und Easan Dorcha hinter mir gelassen haben, führt der Weg weiter den Coulin Pass hinauf. Dieser Abschnitt ist mit einem breiten Weg gesegnet, doch nun ist kein Hobbyradler weit und breit zu sehen. Dafür die unendlich große Weite des schottischen Hochlands, kaum ein Baum. In der Ferne die Berge von Torridon, nichts als Licht, Luft und Weite. Und ein Schild: Danger. Confined Space. Eine Warnung vor zu wenig Raum in der Mitte der unendlichen Weite? Mein erster Gedanke: Ironie. Doch den nehme ich wieder zurück. Wohl eher Health & Safety. Das allumfassende Sicherheitsdenken im Vereinigten Königreich für alle Lagen des täglichen Lebens. Auch an Orten, wo man zwei Stunden wandern muss, um überhaupt hinzukommen. Egal, dies ist ein Estate und hier wird gearbeitet. Hätten sie mal lieber ein Radfahrer-Warnschild hingestellt als in der endlosen Weite des Hochlands eine Warnung vor zu wenig Platz.
Achtung! Es wird eng hier!
Nach 15km bin ich müde, aber zufrieden wieder zurück am Parkplatz. Keines der Autos hier hat eine Fahrradhalterung. Die Gruppe kann auch nicht per Zug gekommen sein, der passiert Achnashellach erst gegen 13 Uhr. Ein Tour-Veranstalter hat sie wohl rausgelassen und sammelt sie später wieder ein. Durch die e-Bikes sind die Highlands ein gutes Stück kleiner geworden. Vielleicht war es auch das, was das Schild sagen wollte: Achtung! Es wird eng hier!
Der Name bedeutet nahrhafte Weide und so sieht Suardalan heute noch aus. Eine große, quadratische Weide auf einem kleinen Hügel gelegen. Die alten Trockenmauern erzählen von vergangenen Tagen, vereinzelte Schafe weiden still das saftige Grün. Das Cottage ist inzwischen verlassen und wird als mountain bothy, als Berghütte, genutzt.
Suardalan ist ein magischer und sehr idyllischer Ort, friedlich und ruhig, sieht man einmal von den Baumfällarbeiten in der Nachbarschaft ab. Im Spätsommer blüht die Heide, ihr intensives Lila überzieht die braunen Hänge, dunkle Tannen und leuchtende Birken sprenkeln Grüntöne dazwischen und an einem klaren Tag schenkt die Sonne blauen Himmel. Schottland geht fast nicht schöner.
Es gibt eine kleine Geschichte zu diesem Ort, die allgemein nicht sehr bekannt ist. Ein Mann namens John MacInnes aus der Gegend um Glenelg sah eines Tages ein schönes Pferd am Ufer des kleinen Lochs oberhalb von Suardalan. Der See trägt inzwischen seinen Namen: Loch Iain Mhic Aonghais.
Wie nun jeder Schotte weiß, ein fremdes Pferd alleine in der Einsamkeit kann nur ein water-horse sein, eine mythische Kreatur, ein gefährliches Pseudopferd, dem Wasser entsprungen und nicht auf dem Land zuhause. Vorsicht ist geboten mit Tieren wie diesem. Mr MacInnes aber ließ sich von dem übersinnlichen Gerede nicht irritieren und nahm das Pferd mit zu sich. So ein schönes Tier einfach so in der Wildnis stehen zu lassen, schien ihm sinnlos, ja überheblich gar. Ein so schönes Tier in seinem Stall zu haben, ohne dafür bezahlen zu müssen, war für ihn sehr viel logischer.
Der weise Mann aus dem Ort, im Schottischen sage genannt, wies ihn auf die Gefahren hin aber auch darauf, dass er relativ sicher sei, solange er das Pferd mit heiligem Wasser bespritze und es nicht reite. Offensichtlich gab John nicht viel auf die Warnung des Sage, seine Felder und sein Haus lagen weit auseinander, es schien ihm dumm, nach dem Pflügen neben dem Pferd nach Hause zu laufen, anstatt es nach Hause zu reiten und so schwang er sich auf den Rücken der Kreatur und aus dem scheinbar normalen Pferd wurde wieder das gefürchtete water-horse. Mit einem Wiehern, das wie ein Schrei durch die Stille des Tals hallte, bäumte sich die Kreatur auf und raste mitsamt seinem Reiter auf den See zu, wo es für immer verschwand.
John MacInnes wurde nie wieder gesehen. Seine Leiche nie gefunden. Er ertrank wohl in dem Lochan, das seinen Namen trägt.
Coming Soon
🕵️♂️🥃🏴Highland Crime Band 2: Im Dunkel von Skye
@Amazon ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
In Band 2 finden die Ermittlungen auf der Isle of Skye statt.
DI Robert Campbell genießt seinen Motorrad-Urlaub an der schottischen Westküste. Übersetzerin Isabel, Issy, Hartmann ist auf der Insel Skye, um Gälisch zu lernen. Am Sabhal Mòr Ostaig College stößt sie unvermittelt auf einen ungeklärten Todesfall.
Starb die Studentin wirklich eines natürlichen Todes? Issy hat ihre Zweifel und stellt Nachforschungen an. Wer im Sprachkurs könnte ein Motiv gehabt haben? Und wie war es gelungen, die Tat zu verschleiern?
Weil Isabel Hartmann ihn um Hilfe bittet, nimmt sich DI Robert Hartmann inoffiziell des Falls an. Doch dann gibt es einen weiteren Toten, der offensichtlich mit den ursprünglichen Ermittlungen in Verbindung steht. Unvermittelt wird Isabel von der Hobbydetektivin zu einer Verdächtigen.
Im April 2023 mache ich meinen inzwischen fünften Gälischkurs am Sabhal Mòr Ostaig College auf der Isle of Skye. Es ist in vielerlei Hinsicht jedes Jahr aufs Neue ein Erlebnis. Zwei Jahre habe ich ausgesetzt, wegen der Pandemie und weil dann die Termine nicht gepasst hatten. Die cùrsaichean goirid, die Kurzkurse für schottisches Gälisch, finden in den Oster- und den Sommerferien statt, wenn die regulären Studenten und Dozenten Ferien machen. Dann kommt eine ganz besondere kleine Gemeinde zusammen, um in die gälische Kultur einzutauchen und die Sprache zu lernen.
Ersteres ins der pure Spaß, Letzteres manchmal ziemlich anstrengend, weil diese keltische Sprache eine eher ungewöhnliche Grammatik hat. Mir scheint aber, dass wir Deutsche damit weniger zu kämpfen haben als die Engländer und Schotten im Kurs, die mit Englisch als Muttersprache aufgewachsen sind. Sie haben in der Regel wenig Grammatik in der Schule vermittelt bekommen und kämpfen deshalb nicht nur mit der neuen Sprache, sondern auch mit der Frage, was ein Dativ ist.
Die Kurzkurse reichen von Level 1 bis Level 10. Danach sollte man fähig sein, auf Gälisch zu kommunizieren. Sie dauern jeweils fünf Tage und beinhalte Unterrichtseinheiten von 9:30 – 16:30 Uhr. Mittwochs und freitags sind die Tage kürzer. Mitte der Woche findet traditionell ein Cèilidh statt, denn Gesang, Tanz und Musik sind ein wichtiger Bestandteil der gälischen Kultur und soll so auch in den Kursen vermittelt werden. Jede Klasse tritt an dem Abend auf, jede mit einem Lied. Die Gesangsklasse von Christine Primrose trägt natürlich mehrere vor, wenn die Akkordeon- oder Geigenklassen stattfinden, gibt es Musik. In diesem Jahr gab es auch Stepptanz.
Unser Lied war Gur Tu Mo Chruinneag Bhoidheach (sprich: Gür tu mo chrunjägg wohjöchgg). Ein sogenannter waulking song, also ein traditionelles Lied, das Frauen beim Walken des nassen Tweeds gesungen haben. Gälisch 5 war mit vier Männern und zwei Frauen am Start. Wir haben also den waulking song entgendert. Wie progressiv! Der Abend war wie immer ein echtes Erlebnis, das sicher viele nachvollziehen können, denn ich bin nicht die einzige Deutsche, die die Lieder von Runrig und Capercaillie liebt und so gerne verstehen möchte, von was oder wem da so schön gesungen wird. Bei unserem Song ging es ganz romantisch darum, was ein Mann alles zu tun bereit ist, um das Herz seiner Geliebten zu gewinnen, also Sterne vom Himmel holen, den Herzog überzeugen und solche Dinge.
Stolz und glücklich wie ich war, hab ich das natürlich auch auf Social Media verkündet. Die Welt muss schließlich wissen, dass diese Autorin einen schottischen Gälisch-Kurs belegt hat. Ich habe also ein kleines Video mit dem Handy gedreht. Am ersten Tag strahlte die Sonne über dem Sound of Sleat, alles war klar und blau und wunderschön. Die weißen Gebäude des College, das direkt am Meer liegt, dahinter die Bergketten von Knoydart – es ist atemberaubend schön. Donnie Munroe, ehemals Leadsänger von Runrig vertritt die Rektorin, die in Urlaub ist und hält im Kreise des Lehrpersonals die Willkommensrede. Das muss man einfach teilen.
Ich teile das Reel auf Facebook und Instagram und erhalte einige Kommentare. Offensichtlich haben es einige in Deutschland ebenfalls in Erwägung gezogen, einen derartigen Kurs zu machen. Ein Kommentar fällt mit besonders auf, weil mir dort jemand schreibt, dass sie auch schottisches Gälisch lernt, aber in Bonn bei Michael Klevenhaus. Der ist ein international anerkannter Experte der gälischen Sprache und hat zu meiner unendlichen Erleichterung eine gälisch-deutsche Grammatik verfasst. Ich schreibe der Userin zurück und bitte sie, sich in meinem Namen bei ihm zu bedanken für die Erstellung des so hilfreichen Lehrwerks.
Als ich am nächsten Tag die Nachrichten und Kommentare auf meinen Social Media Accounts checke, falle ich aus allen Wolken. Michael Klevenhaus hat sich persönlich ins Gespräch eingemischt: Gern geschehen. Ich sitze bei der Eröffnungsrede in einem Video übrigens ganz links, schreibt er. Er unterrichtet ebenfalls einen Kurzkurs. In der ersten Kaffeepause finden wir zusammen. Außer uns beiden sind noch zwei weitere Deutsche in den Kursen unterwegs.
In meinem sind ein Österreicher, der schon seit Ewigkeiten auf der Insel lebt, ein Schotte von der Black Isle und ein betuchter Engländer aus Shropshire, der im Norden der Insel ein Cottage gekauft hat. Und dann ist da noch die Rentnerin aus Fife, die im Turm wohnt. Der Turm ist der wunderbare Wohntrakt mit atemberaubendem Blick aufs Meer. Hm, denke ich. Genau, was ich brauche. Ich frage, ob ich mir mal ihr Zimmer ansehen dürfte. Sie schaut mich etwas verwirrt an und ich hole zu einer etwas längeren Erklärung aus.
„Ich bin Autorin und schreibe unter anderem Krimis. Gerade schreibe ich Band zwei meiner Highland Crime Reihe und der spielt genau jetzt und heute hier am College auf Skye. Eine der Hauptfiguren ist die deutsche Übersetzerin Isabel Hartmann, die hier auf einen mysteriösen Todesfall stößt. Sie wohnt im Zimmer einer Kursteilnehmerin, die verstorben ist und Isabel Hartmann glaubt im Gegensatz zu den Behörden nicht, dass es sich damals um einen natürlichen Todesfall gehandelt hat. Wäre es möglich, dass ich mir dein Zimmer mal genau ansehe, damit ich es im Buch auch korrekt beschreiben kann? Ich wohne ja nicht auf dem Campus, sondern komme täglich von zuhause.“
Ich kann es in ihrem Gesicht sehen. Sie ist alles andere als erfreut über mein Ansinnen und ich verfolge es nicht weiter. Ich kann verstehen, dass man keine Fremde auf seinem Zimmer haben möchte. Das ist schließlich ein privater Bereich. Vielleicht hat sie auch nicht aufgeräumt. Für den Rest der Woche erwähne ich mein Anliegen nicht mehr. Ich kann mir auch über die Bilder auf der Homepage einen Eindruck von den Räumlichkeiten verschaffen. Das ist gut, wenn auch nicht perfekt. Ein persönlicher Eindruck ist immer besser.
Als wir uns freitags verabschieden, wagt sie sich vorsichtig aus der Deckung.
„Du wolltest doch mein Zimmer sehen, für deinen Krimi, oder?“
„Ja gerne. Toll!“
Erfreut folge ich ihr zum Turm und aufs Zimmer. Alles ist so spartanisch wie ich es mir über die Bilder erschlossen habe, aber die Möbel sind relativ neu und der Blick ist in der Tat einfach fantastisch. Ich würde den ganzen Tag nur aus Meer starren, wäre ich in einem der Zimmer im Turm untergebracht. Ich bedanke mich herzlich und wir gehen gemeinsam wieder aus dem Zimmer. Doch ein Mittagessen in der Kantine, bevor sich unsere Wege wieder trennen. Ich mache noch ein letztes Foto von der Zimmertür und stecke das Handy ein. Sie sieht mich nachdenklich an.
„Und du schreibst genau über dieses Zimmer?“ fragt sie.
Ich nicke.
„Ja. Meine Hauptfigur wird genau hier wohnen. Soll ich deine Zimmernummer im Buch verwenden?“ frage ich. „Das ist dann ein kleiner Insider, nur für dich.“
Sie sieht mich entsetzt an.
„Auf keinen Fall. Ich habe die ganze Woche schlecht geschlafen, weil in dem Bett ja wohl jemand umgekommen ist“, sagt sie, ungeachtet der Tatsache, dass es sich bei dem Todesfall um reine Fiktion handelt.
Ich lächle so leise wie weise.
The pen is mightier than the sword.
Die Feder ist mächtiger als das Schwert. Ganz besonders in der gälischen Kultur.
Coming soon: Highland Crime Band 2
Ich habe ein Leben lang leidenschaftlich gerne Krimis gelesen und 2021 meinen ersten geschrieben: Schatten über Skiary, Band 1 der Highland Crime Serie um DI Robert Campbell und die deutschen Übersetzerin Isabel Hartmann. Der Krimi spielt in Glenelg und an einem der abgelegensten Orte Lochabers – Skiary.
In Band 2 finden die Ermittlungen auf der Isle of Skye statt.
DI Robert Campbell genießt seinen Motorrad-Urlaub an der schottischen Westküste. Übersetzerin Isabel, Issy, Hartmann ist auf der Insel Skye, um Gälisch zu lernen. Am Sabhal Mòr Ostaig College stößt sie unvermittelt auf einen ungeklärten Todesfall.
Starb die Studentin wirklich eines natürlichen Todes? Issy hat ihre Zweifel und stellt Nachforschungen an. Wer im Sprachkurs könnte ein Motiv gehabt haben? Und wie war es gelungen, die Tat zu verschleiern?
Weil Isabel Hartmann ihn um Hilfe bittet, nimmt sich DI Robert Hartmann inoffiziell des Falls an. Doch dann gibt es einen weiteren Toten, der offensichtlich mit den ursprünglichen Ermittlungen in Verbindung steht. Unvermittelt wird Isabel von der Hobbydetektivin zu einer Verdächtigen.
Heute ist ein magischer Tag, der kürzeste im Jahr und man hat das das Gefühl, es will gar nicht mehr hell werden. Wo ist die Sonne?
Doch nun werden die Tage wieder länger und heller – es ist Wintersonnwende!
Die Wintersonnenwende ist im schottischen Gälisch als Oidhche nan Seachd Suipearan bekannt: die Nacht der sieben Abendessen. So genannt weil man sich hinsetzen und siebenmal vor Sonnenaufgang zu Abend essen könnte. Man geht hier wohl von ausführlichen Mahlzeite n aus. Der genaue Moment der Wintersonnwende ist am 21.12.2021 um 21:47 Uhr schottischer Zeit. Es ist die kürzeste Tageslichtperiode im Jahr.
Der Winter ist eine bedeutende Jahreszeit in der gälischen und vielen andere Kulturen, mit Festen und Ritualen, die den symbolischen Tod markieren und Wiedergeburt der Sonne, wenn sich das allmähliche Abnehmen der Tageslichtstunden umgekehrt und die Tage sich wieder weiter strecken und wachsen.
Der Januar ist als Am Faoilleach bekannt oder „Wolf Monat“. Die Tiere waren in freier Wildbahn angeblich am schönsten aber auch sehr gefährlich wegen ihres Hungers.
Anfang Februar ist der Latha Fèill Brìde, der Festtag der Braut, eine besondere Zeit im gälischen Kalender, verbunden mit der alten heidnischen Figur Bride und ihr späteren christlichen Namensvetterin Bride.
Schottland für stille Stunden ist kein klassischer Reiseführer, hier finden sich keine Touristenziele oder Öffnungszeiten. Schottland für stille Stunden führt vielmehr an weitgehend unbekannte Orte und erzählt historische, abgründige, romantische oder lustige Geschichten durch die Jahrhunderte. Entdecken Sie die Seele anstatt der Sehenswürdigkeiten Schottlands, Tipps aus dem wahren schottischen Leben und Orte, die es möglich machen ein Land so zu erleben, wie es wirklich ist. Mit dem Reiseinspirationsbuch kann man dieses wunderbare Land vor Ort ohne Trubel ganz anders erfahren oder sich einfach zu Hause auf dem Sofa hinein träumen. Der Reiseführer in die Seele Schottlands beschreibt Schottland für Fortgeschrittene, die aufregende Geschichte, die atemberaubende Natur und die fast vergessenen Orte abseits der Touristenströme von Arthur’s Seat, Loch Ness oder Glencoe und dennoch mitten im Herzen Schottlands.
Ihre Schönheit liegt in ihrer Einfachheit: Uralte Steinplatten und Kreuze, einige der schönsten Steinmetzarbeiten im westlichen Hochland, befinden sich in Lochaline auf der Morvernhalbinsel auf einem Friedhof namens Kiel oder Cille Cholumchille, der Kirche von St. Columba, die den Sound of Mull überblickt. Überreste der mittelalterlichen Kirche sind noch auf dem Friedhof.
Der Heilige Columba aus Iona gründete in der Gegend ein Kloster. Im Mittelalter war dies ein betriebsamer Landstrich, die geschützten Hänge des üppigen Landes erlaubten Landwirtschaft und die Fischerei war ertragreich. Im Old Session House steht eine Sammlung wunderschöner Grabsteine aus dem 8. Jahrhundert, ältere aus dem 13. und später. Zeit, Gedanken und Vorstellungskraft flossen in diese kunstvollen Werke ein. Die Steinmetze der Umgebung waren zu ihrer Zeit bekannte Handwerker. Ihre Muster sind außerordentlich natürlich.
Die Geschichte eines heldenhaften Teenagers
An diesem uralten Ort endet die bewegende Geschichte eines jungen Mannes. 1746 rettete der erst 18-jährige Donald Livingstone (Domnhull Molach) das Banner des Regiments der Stewart of Appin in der Schlacht von Culloden und lebte, um seine Geschichte zu erzählen, obwohl er mehrere Male angeschossen worden war.
Die Livingstones waren nicht die traditionellen Fahnenträger für die Stewarts of Appin. Diese Ehre gehörte Carmichaels und wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Aber die Livingstones waren Leibwächter der Stewarts of Appin, alle drei unterstützten die Sache der Jakobiten.
Auf dem verheerenden Schlachtfeld von Culloden, auf dem so viele Jakobiten bei dem Gemetzel im Moor ihr Leben ließen, wurden acht der Carmichael-Fahnenträger, die alle den Vornamen Donald trugen (in Schottland ist es zum Teil heute noch üblich, dass die männlichen Familienmitglieder über Generationen hinweg denselben Vornamen tragen), entweder getötet oder schwer verwundet. Es blieb keiner mehr übrig, um das Banner zu tragen, das mitten im Blut der sterbenden Männer auf dem Boden lag.
Von den 5400 Anhängern von Prinz Charles Edward Stuart, die in Culloden kämpften, starben mehr als die Hälfte, wurden verletzt oder inhaftiert. Der junge Soldat Donald Livingstone hatte die Tapferkeit der Jugend, er war mutig und forsch, fühlte sich wahrscheinlich unbesiegbar und nahm das blutige Banner. Er war der 9. Fahnenträger in dieser Schlacht. Er nahm das Banner ab und wickelte es um seinen Körper. Die Schlacht war verloren, aber er wollte wenigstens das Banner seines Prinzen retten.
Die heldenhafte Rettung
Das Appin-Banner zeigt ein gelbes Andreaskreuz auf hellblauer Seide, es befindet sich im Militärmuseum im Edinburgh Castle und hängt neben dem Banner des englischen Truppenregiments (King’s Own Royal), das vom Appin-Regiment angegriffen wurde. Dunkle Flecken zeugen vom Blut seiner Fahnenträger, Einschusslöchern belegen die Gefahr, der die Fahnenträger ausgesetzt waren.
Der junge Mann wurde fast sofort von einer Kugel getroffen, doch es gelang ihm, ein streunendes Pferd zu ergreifen, einen Dragoner zu töten und einem zweiten zu entkommen. Unter normalen Umständen wäre er in Culloden gestorben, aber das Banner der Stewarts of Appin, das um seinen jugendlichen Körper gewickelt war, musste ihn beschützt haben, so heißt es. Es gelang ihm, nach Argyll zurückzukehren. Die Engländer aber verfolgten ihn. Und nicht nur ihn. Das Land musste von Aufständischen gesäubert werden.
Am 10. März 1746 strömen Soldaten von einem der bekanntesten englischen Kriegsschiffe, der HMS Terror, an Land. Was folgte, war eine Orgie der Zerstörung, an einem einzigen Tag brannten hier 400 Häuser und Scheunen, das Vieh, das nicht mitverbrannt war, wurde erschossen.
Das ehrenhafte Ende
Donald Livingstone, der Mann, der die Stewart-Farben rettete, lebte weitere 70 Jahre bis zum hohen Alter von 88 Jahren. Er wurde hier beigesetzt. Er hatte sechs Söhne und zwei Töchter. Bei seinem Tod wurden verschiedene Schusswunden (der Legende nach waren es neun) an seinem Körper entdeckt. Donald Livingstones Geschichte wurde unsterblich und die Rettung des Banners ein Hoffnungsschimmer in den dunklen Tagen der Niederlage und der englischen Vergeltung. Das Banner war das Wahrzeichen eines ebenso stolzen wie verzweifelten schottischen Kampfes um Unabhängigkeit und nicht nur deshalb für die Stewarts of Appin und alle, die der jakobitischen Sache folgten, von höchster Wichtigkeit.
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Schottland für stille Stunden ist kein klassischer Reiseführer, hier finden sich keine Touristenziele oder Öffnungszeiten. Schottland für stille Stunden führt vielmehr an weitgehend unbekannte Orte und erzählt historische, abgründige, romantische oder lustige Geschichten durch die Jahrhunderte. Entdecken Sie die Seele anstatt der Sehenswürdigkeiten Schottlands, Tipps aus dem wahren schottischen Leben und Orte, die es möglich machen ein Land so zu erleben, wie es wirklich ist. Mit dem Reiseinspirationsbuch kann man dieses wunderbare Land vor Ort ohne Trubel ganz anders erfahren oder sich einfach zu Hause auf dem Sofa hinein träumen. Der Reiseführer in die Seele Schottlands beschreibt Schottland für Fortgeschrittene, die aufregende Geschichte, die atemberaubende Natur und die fast vergessenen Orte abseits der Touristenströme von Arthur’s Seat, Loch Ness oder Glencoe und dennoch mitten im Herzen Schottlands.
Der gälische Ausdruck dubh-chladach, meint schwarzer Strand oder schwarze Steine und bezeichnet das Stück am Strand unterhalb der Linie, die der Seetang nach der Flut (ròlag ròid) hinterlässt. Schwarz, weil das Stück des Strandes oft noch feucht und deshalb dunkler ist, als der Rest.
Glaubt man den gälischen Mythen, dann ist dieses Stück ist das sicherste des Strandes, denn hier können einen weder böse Geister, noch Feen, Monster oder sonstige übernatürliche Wesen erreichen. Wer sich unterhalb der Flutmarke aufhält, dem kann nichts Böses geschehen.
Cha t’thig olc sam bith on fhairge – nichts Schlechtes kommt vom der See.
Außerdem können Geister auch Wasserläufe wie Flüsse oder Bäche nicht überqueren.
Schon mal in Kingairloch gewesen? Wahrscheinlich werden die meisten Leser diese Frage mit nein beantworten, Kingairloch gehört weder zu den Tourismus-Hotspots noch ist es unter den Einheimischen sonderlich berühmt. Zu Unrecht, wie ich finde. Es gibt hier einiges zu entdecken und die Morvern Halbinsel ist ohnehin voller wilder Schönheit. Irgendwie war Kingairloch in der Vergangenheit häufig an jenseitigen und übernatürlichen Phänomenen beteiligt. Die meisten von ihnen hatten mit einem Schrei zu tun, oft mit einem tödlichen Schrei. Es waren die Schreie von gefährlichen Frauenwesen.
Die Gegend um Kingairloch wurde einst von einer Glaistig heimgesucht.
Die Glaistig war ein Fabelwesen, das in Form einer kleinen Frau, die dünn und grau (tana glas) war, mit langen blonden Haaren, die bis zu den Fersen reichten. Sie war grün gekleidet und suchte bestimmte Orte oder Bauernhöfe heim. In einigen Fällen wachte sie über das Haus, in anderen über das Vieh. (…) Sie soll ursprünglich eine ehrenvolle Frau gewesen sein, eine ehemalige Herrin des Hauses, die verzaubert worden war und nun eine Feennatur verliehen bekam. (…) Ihre Stärke war sehr groß, viel größer als die jeder Fee, und ein Schrei von ihr genügte, um die Echos der fernen Hügel zu wecken.
John Gregorson Campbell: Die gälische Anderswelt – Aberglauben der Highlands und der Insel. (1900) Edinburgh, Birlinn, 2008
Die Glaistig war also etwas Ähnliches wie die Banshee, ihr irisches Äquivalent. Diese besondere Glaistig hütete Schafe und Rinder und übernachtete in einer Eibe. Nicht weit von ihrem Baumhaus lebte ein Mann namens Dougall zusammen mit seiner Frau in einer Höhle. Gelegentlich stahl er seinen Nachbarn Schafe. Eines Tages wollte er mit seinem kleinen Boot zur Insel Lismore rudern, als eine kleine Frau kam und um Mitfahrt bat. Als sie an Bord war, begann zu schreien, er solle schneller rudern. Auch sie selbst ergriff die Ruder und beschämte den kräftige Highlander, denn der konnte kaum mithalten. Als er am Ufer ankam, war die Frau verschwunden, aber er konnte immer noch ihre Schreie in seinen Ohren hören: Hùg oirre, Dhùghaill! Rudere härter, Douglas.
In diesem Fall waren die Schreie der Glaistig harmlos, wenn auch anstrengend. Aber in einem anderen Fall waren sie tödlich.
Es war eine Sommernacht in Kingairloch, als über Loch a’ Choire schreckliche Schreie zu hören waren. Sie klangen menschlich, aber hätten auch ein Schaf oder eine Ziege gewesen sein können, die geschlachtet wurden. Was auch immer es war, es klang furchtbar und wer den Schrei hörte, dem lief es eiskalt den Rücken runter.
Der Schrei kam vom alten Gräberfeld Dail na Cille, nur ein paar Meter vom Ufer entfernt. Im Loch lag ein Schiff vor Anker. Es war 8 Uhr am Abend.
In der nächsten Nacht ertrank der Kapitän des Schiffes unter mysteriösen Umständen und keiner der Schiffsbesatzung hatte etwas gesehen. Sie konnten sich nur noch an den Schrei in der Nacht zuvor und den Klang der schweren Schiffskette in der Todesnacht erinnern. Als ob etwas von jemandem vom Meeresgrund aus kräftig daran gezogen hätte…
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