Die Magie der Fahrt nach Sabhal Mòr Ostaig

Die Fahrt nach Sabhal Mòr Ostaig ist für mich fast genauso wichtig wie der Kurs selbst. Eine knappe Stunde dauert es, von meinem Zuhause bis zur Hochschule für Gälisch auf Skye zu fahren, aber die Zeit vergeht wie im Flug. Die Straßen winden sich durch die atemberaubende Landschaft der Highlands, vorbei an glitzernden Lochs und kargen Bergen, die in der Dämmerung fast unwirklich erscheinen. Ich fahre absichtlich immer etwas früher los, damit ich vor dem Kurs noch im Auto sitzen und aufs Meer hinausblicken kann. Es gibt nichts Besseres, um den Kopf frei zu bekommen.

Gestern war einer dieser besonderen Tage. Der Himmel war den ganzen Nachmittag über klar gewesen, und als die Sonne langsam unterging, brannte der Horizont in warmem Gold und tiefem Orange. Wir hatten uns gerade in dem kleinen Café versammelt, in dem unser Kurs stattfindet, als einer von uns aus dem Fenster schaute und abrupt verstummte. „Seht euch das an!“ Keine Sekunde später sprangen wir alle auf, ließen unsere Teetassen stehen und rannten hinaus. Mit gezückten Handys und Kameras standen wir auf dem Parkplatz und hielten diesen magischen Moment fest. Das Meer lag still da, als wolle es den Himmel spiegeln, und die Silhouetten der Berge zeichneten sich gestochen scharf vor dem leuchtenden Abendrot ab.

Zurück im Café, leicht fröstelnd von der kühler werdenden Luft, setzte sich die lockere Runde fort. Der Gälisch-Kurs – ein sogenannter „Srupag“ (gälisch: Srùpag, ausgesprochen sruu-pak), ein geselliger Treff mit Gesprächen auf Gälisch – besteht aus einer bunten Mischung von Menschen. Das Wort bedeutet eigentlich eine kleine Tasse Tee oder Kaffee und steht sinnbildlich für eine entspannte Runde, in der man miteinander plaudert. Einige sind fest entschlossen, die Sprache fließend zu beherrschen, andere wollen einfach nur ein wenig plaudern und die Klangmelodie der Sprache aufsaugen. Ich bin irgendwo dazwischen. Als ich das erste Mal erwähnte, dass ich Autorin bin, gab es neugierige Blicke und ein paar bewundernde „Oh“s. Die Reaktionen reichen von ehrlichem Interesse bis zu scherzhaften Kommentaren wie: „Schreibst du dann auch auf Gälisch?“ oder „Gibt es Morde in deinen Büchern? Hoffentlich nicht hier in Sabhal Mòr!“

Natürlich morde ich auch im College! In Band 2 meiner Reihe, Nightfall on Skye, gibt es ein Verbrechen direkt dort, und das sorgte prompt für neue Diskussionen. Eine der Teilnehmerinnen hatte mein Buch sogar im Auto liegen! Als sie es kurzerhand hereingebracht und stolz herumgezeigt hat, hätte ich beinahe vor Freude gequiekt. Es war einer dieser Momente, in denen ich so richtig gemerkt habe, dass meine Geschichten ihren Weg zu den Menschen finden.

Es ist eine besondere Gemeinschaft, die sich hier trifft – Menschen, die ihre Liebe zur gälischen Sprache teilen und dabei Geschichten austauschen, die oft genauso faszinierend sind wie die Landschaft um uns herum. Nach dem gestrigen Sonnenuntergang und dem spontanen Foto-Shooting war der Kurs gefühlt noch lebendiger als sonst. Vielleicht, weil wir uns alle bewusst waren, wie kostbar diese kleinen Momente sind, in denen die Welt stillzustehen scheint und sich die schottischen Highlands von ihrer spektakulärsten Seite zeigen.

Der Goatfell-Mord: Schottland’s dunkles Geheimnis

Die Isle of Arran ist berühmt für ihre landschaftliche Vielfalt. Die Mischung aus zerklüfteten Granitbergen im Norden und sanften grünen Tälern im Süden zieht Touristen aus der ganzen Welt an. Doch neben dieser natürlichen Schönheit birgt Arran auch dunklere Kapitel. Eines davon ist der berüchtigte Goatfell-Mord, ein Ereignis, das 1889 das friedliche Leben der Insel bis ins Mark erschütterte. Nicht zuletzt, weil die Ermordung eines englischen Touristen eine Bedrohung für die Wirtschaft der schottischen Urlaubsinsel hätte darstellen können. Doch es kam anders und anstatt dass die Besucher die Insel mieden, kamen sie in Strömen, um den Tatort mit eigenen Augen zusehen.

Goatfell von High Corrie aus

Der Goatfell-Mord und die Welt des Verbrechens im späten 19. Jahrhundert

In London senkte sich zur gleichen Zeit der Nebel über Whitechapel und die Stadt hielt den Atem an, denn die Polizei jagte dort einen Mörder, der sich selbst „Jack the Ripper“ nannte. Seine grausamen Taten hatten das öffentliche Interesse an Kriminalfällen entfacht wie nie zuvor – und die Medien begannen, Täter nicht nur zu jagen, sondern sie fast wie düstere Berühmtheiten zu inszenieren. Jack the Ripper trug selbst dazu bei, indem er (oder jemand unter seinem Namen) Briefe an die Polizei und die Presse schrieb – ein Versuch, sich in die Geschichte einzugraben.

Diese Zeit war geprägt von einem Wandel in der Kriminalistik. 1887, zwei Jahre vor dem Mord auf Goatfell, erschien A Study in Scarlet und mit ihm Sherlock Holmes, der erste Detektiv, der systematisch forensische Spuren auswertete. Holmes‘ Methoden waren revolutionär, und obwohl sie in der Literatur entstanden, begannen sie, das Denken der realen Ermittler zu beeinflussen.

Indizien am Tatort (@ChatGPT)

In dieser Zeit entstanden auch die ersten weiblichen Detektive – sowohl in der Realität als auch in der Literatur. Bereits in den 1860er-Jahren waren erste Romane über „Lady Detectives“ erschienen, fiktive Ermittlerinnen, die sich in einer von Männern dominierten Welt behaupten mussten. Ein Konzept, das mutig und visionär war, wenn man bedenkt, dass es in der realen Welt kaum weibliche Polizistinnen oder Ermittlerinnen gab.

Während die Goatfell-Ermittlungen 1889 noch von traditioneller Polizeiarbeit geprägt waren, wurde der Fall doch von einer Welt beeinflusst, die sich rasant veränderte. Die wachsende Faszination für wahre Verbrechen – sei es durch Zeitungen oder Penny Dreadfuls – führte dazu, dass Mörder wie Jack the Ripper oder William Palmer als regelrechte Berühmtheiten in die Annalen des Verbrechens eingingen. Manche Täter suchten diesen zweifelhaften Ruhm, andere versanken in Vergessenheit.

Der Goatfell-Mord war vielleicht nicht so berüchtigt wie die Taten in Whitechapel, doch ist er nicht nur Teil der lokalen Folklore, sondern auch ein faszinierender Fall für Krimiautoren – mich eingeschlossen.

Ein harmloser Aufstieg?

An einem heißen Julitag (15.7.1889) traf Edwin Robert Rose, ein 32-jähriger Tourist aus London, in Brodick ein. Rose, ein Handelsreisender mit einem Faible für Abenteuer, war mit dem Dampfschiff „Ivanhoe“ angereist. Er wollte gemeinsam mit John Laurie, einen schottischen Musterhersteller aus Glasgow, den er auf der Insel Bute kennengelernt hatte, Arran erkuunden. Laurie, der als Einzelgänger und manchmal ruppig beschrieben wurde, hatte eine etwas undurchsichtige Vergangenheit.

Rose quartierte sich bei Laurie ein und sie beschlossen, gemeinsam den Goatfell zu erklimmen, ein beliebtes Ziel für Touristen und Einheimische. Die beiden wurden von anderen Wanderern beobachtet, wie sie Richtung Gipfel gingen.

Als die Sonne langsam über dem Goatfell unterging, wurde Laurie gesehen, wie er allein zurückkam. seine Kleidung wies keine Blutspuren auf. Er wirkte erschöpft. Laurie verließ die gemeinsame Unterkunft und die Insel mit der ersten Fähre des darauffolgenden Tages. Er trug die Kleidung des Mordopfers und prellte die Zeche. Von Rose keine Spur. Er war verschwunden.

Die schockierende Entdeckung

Am 25. Juli, zehn Tage nach der Wanderung, wurde Rose’ Leiche unter einem großen Felsbrocken im abgelegenen Glen Sannox gefunden. Er war schwer misshandelt worden – die tödlichen Verletzungen stammten offenbar von Schlägen mit einem schweren Gegenstand.
Ein wenig abseits des Steinhaufens, der ihre Leiche bedeckte, fanden die Ermittler weitere Gegenstände, die Fragen aufwarfen. Ein Messer, ein einzelner Knopf, ein Stift – alles scheinbar zufällig verstreut, aber seltsam präsent. Besonders auffällig war jedoch eine Tweed-Kappe, die ordentlich und in vier Teile gefaltet und unter einem Stein platziert worden war. Man hatte Edwin Rose auf dem Bauch liegend begraben.

Als wäre das nicht genug, stieß man einige Tage später in der Nähe auch auf eine Flasche Laudanum. Laudanum – ein starkes Opiumpräparat, damals weit verbreitet, aber nicht unbedingt etwas, das man bei einer Wanderung mit sich führte.
Roses Körper war nicht hastig verscharrt worden, wie man es vielleicht von jemandem erwarten würde, der in Panik handelte oder auf der Flucht war. Stattdessen hatte jemand 40 Steine um den schweren Steinblock herum sortiert, die den Körper letztendlich versteckten. Es schien sorgfältig und respektvoll arrangiert, eine bewusste, methodische Handlung, nicht die eines Menschen unter Zeitdruck.

John Laurie war der letzte war, der Rose lebend gesehen hatte. Er erklärte vor Gericht, er habe Edwin Rose lebend am Gipfel des Goatfell zurückgelassen und ihn danach nicht mehr gesehen. Doch Fragen blieben: Warum trug Laurie Roses Kleidung? Warum floh er nach Glasgow? Wenn es ein Unfall war, warum meldete er ihn nicht?

Die Verhandlung in Glasgow

Am 15. November 1889, nur vier Monate nach der Tat, endete der Prozess um den Goatfell-Mord mit einem Urteil, das Schottland erschütterte: Laurie wurde zum Tode verurteilt.

Die Theorie, dass Rose gestürzt war, blieb umstritten. Es gab keine Risse in seiner Kleidung, keine klaren Spuren an seinen genagelten Schuhen, die einen Sturz hätten bewiesen können. Gleichzeitig konnte die Anklage nicht nachweisen, dass Rose ermordet worden war. Es fehlten Zeugen, eine Mordwaffe oder Blutspuren an Lauries Kleidung. Es gab keine eindeutigen Beweise, die Laurie am Tatort verorteten.  Die Verteidigung argumentierte, dass Laurie Rose lebend am Gipfel zurückgelassen hatte. Doch die Jury war gespalten. Acht Mitglieder stimmten für „schuldig“, sieben für „not proven“. Nach schottischem Recht kann ein Strafprozess mit einem von drei möglichen Urteilen enden: einer Verurteilung („guilty“) oder einem von zwei Freisprüchen („not proven“ und „not guilty“). Das war ein klares Zeichen für die Unsicherheit im Fall. Trotzdem fiel das Urteil: Tod durch den Strang, angesetzt für den Morgen des 30. Novembers. Wegen einer Stimme. 

Laurie nahm das Urteil mit unerwarteter Ruhe und fast schon teilnahmslos auf. Er stand auf, blickte ins Publikum und erklärte: „Meine Damen und Herren, ich bin unschuldig.“ Später beschrieb er, wie er sich von der Situation losgelöst fühlte, als würde all das jemand anderem widerfahren.

In den Tagen nach dem Urteil zeigte er kaum Anzeichen von Angst. Er aß und trank wie gewohnt, achtete auf seine Kleidung und blieb gefasst. Viele störten sich an seiner Gelassenheit, doch Laurie vertraute darauf, dass bei einem so knappen Jury-Urteil keine Hinrichtung stattfinden würde. Er hatte keinen Grund, derart optimistisch zu sein. Die Öffentlichkeit war gespalten: Einige hielten ihn für schuldig, andere glaubten an seine Unschuld.

Edwin Rose und John Laurie (@ChatGPT)

Hoffnung trotz lebenslanger Haft

Zwei Tage vor seiner geplanten Hinrichtung erfuhr John Watson Laurie, dass sein Todesurteil in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt wurde, weil eine Kommision beschied, dass er wahnsinnig war. Eine Nachricht, die für ihn sowohl Erleichterung als auch Schock bedeutete – nur 48 Stunden vor der Vollstreckung erhielt er eine unerwartete zweite Chance. Doch was auf den ersten Blick wie ein Hoffnungsschimmer erschien, entwickelte sich zu einer jahrzehntelangen Odyssee hinter Gittern.

Lebenslange Haft bedeutete damals nicht zwangsläufig eine Haft bis zum Lebensende. Viele Gefangene wurden mit guter Führung vorzeitig entlassen, und Laurie hoffte, dass auch er von diesem System profitieren könnte. 1901, nach zwölf Jahren in Haft, versuchte er, durch eine Serie von Geständnissen und späteren Widerrufen seine Freilassung zu erreichen. Er bekannte sich des Mordes schuldig, nahm dieses Geständnis jedoch wieder zurück – eine verzweifelte Strategie, um Aufmerksamkeit zu erlangen und sein Schicksal zu beeinflussen.

Laurie glaubte, dass sein anhaltendes Bestehen auf seine Unschuld seine Situation verschlimmert hatte. Vielleicht, so hoffte er, könnte ein Geständnis eine Begnadigung nach sich ziehen. Doch als sich zeigte, dass seine Taktik keinen Erfolg brachte, zog er seine Aussagen zurück. Später behauptete er, er habe lediglich gesagt, was die Behörden hören wollten.

Ein Justizsystem ohne Erbarmen

Sein Verhalten machte ihn in den Augen der Öffentlichkeit jedoch nur noch unglaubwürdiger. Die Behörden schienen ihn als abschreckendes Beispiel nutzen zu wollen – während andere Straftäter, darunter der fünffache Mörder Joseph Calabrese, nach nur zehn Jahren entlassen wurden, blieb Laurie hinter Gittern.

Calabrese, ein Mann, der seine Frau und vier Kinder brutal mit einer Axt erschlagen hatte, wurde als jemand angesehen, der in einer tragischen Situation versagt hatte, während Laurie das Stigma des Wahnsinns anhaftete – trotz fehlender medizinischer Beweise. Dieser Unterschied in der Wahrnehmung führte dazu, dass Laurie nie die Gnade erfuhr, die anderen zuteil wurde.

Der längste Gefangene seiner Zeit

Laurie wurde damit zum Symbol für die Härte und Widersprüchlichkeit des damaligen Justizsystems. Kein anderer Insasse verbrachte so viele Jahre hinter Gittern wie er. Seine Briefe aus dem Jahr 1901 zeigen seine zunehmende Verzweiflung – unter anderem behauptete er, Edwin Rose habe ihn zuerst angegriffen und er habe sich lediglich verteidigt. Doch auch diese Version seiner Geschichte wurde nicht anerkannt.

Trotz wiederholter Bitten und verschiedener Strategien blieb Laurie bis zu seinem Tod im Gefängnis. 1930 erlitt er einen Schlaganfall, nach einem weiteren im März desselben Jahres war er bettlägerig, bis er am 4.

Ein ewiges Rätsel

Was Laurie zu seiner Tat trieb, bleibt bis heute Gegenstand von Spekulationen. War es pure Gier? Ein plötzlicher Streit, der außer Kontrolle geriet? Oder eine tiefere psychologische Zerrissenheit? Der Fall hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren, und die Mischung aus einem Mord, einer fragwürdigen Verhandlung und der dramatischen Kulisse der Insel Arran bietet Stoff für endlose Diskussionen – und Inspiration für Autoren.

Für mich ist der Goatfell-Mord nicht nur ein Stück schottischer Kriminalgeschichte, sondern auch ein Fenster in die Abgründe menschlicher Emotionen und Entscheidungen. Deshalb habe ich darüber geschrieben. Soll DI Robert Campbell den Fall lösen.

Highland Crime Band 4 Das Grab am Meer greift den Goatfell-Mord auf und löst das ewige Rätsel – Hat John Watson Laurie Edwin Robert Rose wirklich getötet? Erhältlich als eBook und Taschenbuch auf Amazon.

Das Gefängnis am Meer – Ein Besuch in Peterhead Prison

Schottland ist ein Land mit einer dunklen und faszinierenden Kriminalgeschichte. Ich war an der Ostküste und habe mir eines der bekanntesten und berüchtigtsten Gefängnisse des Landes angesehen: das Peterhead Prison, oft als Scotland’s Alcatraz oder Scotland’s Gulag bezeichnet. Teil meiner Recherche für das neue Buch in der Highland Crime Serie.

Ein Ort voller Geschichten

Das Gefängnis liegt direkt an der Küste von Peterhead, einer Stadt mit langer Seefahrtsgeschichte. Ursprünglich wurde es gebaut, um billige Arbeitskräfte für den nahegelegenen Admiralty Yard zu haben, ein strategischer Stützpunkt der Royal Navy. Die Häftlinge wurden jedoch nicht – wie oft angenommen – für den Hafenbau eingesetzt, sondern ausschließlich für Zwangsarbeit im Steinbruch.

Zwischen 1890 und 1956 wurde das Gefängnis gebaut, doch durch Kriege und die Weltwirtschaftskrise zog sich die Fertigstellung über Jahrzehnte hin. Es war das einzige schottische Convict Prison, ein Hochsicherheitsgefängnis für die härtesten Fälle, und es sah mehrere Aufstände, darunter den berühmten Rooftop Riot von 1987, der erst nach fünf Tagen durch das Special Air Service (SAS) beendet wurde.

Düstere Einblicke in die Vergangenheit

Schon der Rundgang durch das Gefängnis war beklemmend. Mit einem Audioguide konnte ich mich frei bewegen – eine bittere Ironie in einem Ort, der genau das den Insassen verwehrte. Die winzigen Zellen, die Gänge mit den rostigen Gittern, der kahle Innenhof mit einem aufgemalten Fußballtor – als ob das hier jemals ein echtes Spielfeld gewesen wäre. Das Wort Strafraum bekam für mich eine ganz neue Bedeutung.

Besonders bedrückend empfand ich die Außenkäfige für den Freigang. Karge, ummauerte Flächen, von Stacheldraht umgeben. Hier konnten sich die Insassen „an der frischen Luft“ bewegen – allerdings unter maximaler Kontrolle.

Ich entdeckte Zellen mit künstlichem Blut, die an vergangene Verbrechen erinnerten, sah selbstgebastelte Waffen und originale Dokumente, die die Geschichte dieses Ortes erzählten. Die Strafen waren brutal: Gefangene wurden mit einer speziellen Peitsche ausgepeitscht, die das Fleisch aufriss. Das Gerüst, an das sie dafür gebunden wurden, existiert noch immer.

Und dann stand da ein Klavier. Ein Relikt aus einer Zeit, in der Musik vielleicht die einzige Möglichkeit war, dem monotonen, erbarmungslosen Gefängnisalltag zu entfliehen. Ein surrealer Anblick zwischen all der Kälte und Gewalt.

Kein Ort zum Verweilen

Am Ende meines Rundgangs kam ich in ein modernes, gemütliches Café. Der Kontrast hätte nicht größer sein können – aber ich hatte keinerlei Lust, mich hinzusetzen, einen Kuchen zu essen oder Kaffee zu trinken.

Es war ein Gefängnis.

Ich wollte einfach nur raus.

The Blue Hour – Paula Hawkins’ Buchvorstellung

Tag 2 beim Granite Noir Crime Festival in Aberdeen

Am Abend besuche ich eine weitere Veranstaltung. Paula Hawkins betritt die Bühne mit einer ruhigen, aber bestimmten Ausstrahlung. Man merkt sofort, dass sie an solche Veranstaltungen gewöhnt ist – sie spricht klar, nimmt ihr Publikum mit und vermittelt den Eindruck, als habe sie schon unzählige Male über ihre Bücher referiert. The Girl on the Train war ihr großer Durchbruch, ein psychologischer Thriller, der weltweit über 23 Millionen Mal verkauft wurde. Der Roman, in dem eine unzuverlässige Erzählerin im Mittelpunkt steht, begeisterte Millionen und wurde 2016 mit Emily Blunt in der Hauptrolle verfilmt.

Hawkins spricht über die Verfilmung mit einer Mischung aus Stolz und Distanz. Sie hatte keinen Einfluss auf die Umsetzung, was sie bedauert. Die Verfilmung war erfolgreich, doch sie hätte sich vielleicht mehr Kontrolle gewünscht. Emily Blunt, die die Hauptrolle der Rachel Watson spielte, wurde für ihre Darstellung gelobt – eine gebrochene, verzweifelte Frau, die sich an die Bruchstücke ihres Gedächtnisses klammert. Blunts Leistung machte den Film noch intensiver, doch Hawkins selbst scheint sich mit dem Medium Film nicht allzu sehr identifizieren zu wollen.

Die Macht des unzuverlässigen Erzählers und die Faszination der Außenseiterfiguren

In der Spannungsliteratur spielt der unzuverlässige Erzähler eine zentrale Rolle, um Unsicherheit und Nervenkitzel zu erzeugen. Wenn Leserinnen und Leser nicht wissen, ob sie der Perspektive der Hauptfigur trauen können, entsteht ein Gefühl der Ungewissheit, das die Geschichte umso fesselnder macht. Diese Technik erlaubt es, Informationen bewusst zurückzuhalten oder zu verzerren, wodurch eine vielschichtige Erzählstruktur entsteht, die das Publikum herausfordert, sagt Hawkins.

Besonders Außenseiterfiguren bieten eine tiefe emotionale Dimension. Menschen, die sich am Rande der Gesellschaft bewegen, haben oft eine einzigartige Perspektive auf die Welt – eine Perspektive, die von Einsamkeit, Schmerz, aber auch unerwarteter Stärke geprägt sein kann. Ihre Isolation macht sie zu idealen Protagonisten für Geschichten, die mit psychologischer Tiefe arbeiten und existenzielle Fragen berühren.

Ein weiteres klassisches Motiv ist der Erinnerungsverlust – insbesondere das Unvermögen, sich an die Ereignisse der vergangenen Nacht zu erinnern. Dieses Element sorgt für Unbehagen und Spannung: Was ist wirklich passiert? Wem kann man trauen? Und was, wenn die größte Gefahr in einem selbst liegt? Die Unsicherheit über die eigene Wahrnehmung führt zu einem ständigen Wechselspiel zwischen Wahrheit und Täuschung.

Schande und Verletzlichkeit ziehen sich als zentrale Themen durch viele Romane, denn sie verleihen Figuren eine besondere Tiefe. Wenn Protagonisten mit ihrer Vergangenheit oder ihren eigenen Fehlern ringen, entsteht eine emotionale Bindung zum Publikum, das ihre inneren Kämpfe mitverfolgt. Diese Motive treiben nicht nur die Handlung voran, sondern machen die Geschichten authentisch und nachvollziehbar.

Durch den Einsatz wechselnder Erzählperspektiven gelingt es, dasselbe Ereignis aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Dies ermöglicht nicht nur eine facettenreiche Darstellung der Handlung, sondern auch das bewusste Zurückhalten von Informationen, um Spannung zu erzeugen. So kann das Publikum nach und nach selbst die Puzzleteile zusammensetzen – oder sich von unerwarteten Wendungen überraschen lassen.

Paula Hawkins nutzt all diese Elemente meisterhaft in ihren Romanen und erschafft so packende, psychologische Thriller, die bis zur letzten Seite fesseln.

Ich frage mich, ob ich ähnliche Techniken in meiner Highland Crime Serie bereits nutze. Haben Issy und Robert genug gemeinsame Szenen? Oder sind die eine verpasste Chance für wechselnde Perspektiven? Wären mehrere Erzählperspektiven gut für den fünften Fall?

Nach der Veranstaltung denke ich darüber nach, warum ich eigentlich schreibe. Will ich Bestsellerautorin werden? Oder reicht es mir, Freude am Schreiben zu haben? Paula Hawkins ist vier Jahre jünger als ich – eine Autorin mit internationalem Erfolg. Ich bewundere ihren Weg, aber ich muss meinen eigenen finden.

Ich freue mich auf morgen – und darauf, meine Gedanken weiterzuentwickeln.

Cold Blooded Killers – Mörder ohne Reue

True Crime Fälle aus Schottlands Nordosten (1864 – 19639)

Was macht einen Mörder eiskalt? Fehlt es ihm an Reue? Ist es die absolute Berechnung, mit der er seine Tat plant und ausführt? Oder ist es die erschreckende Normalität, mit der er danach weiterlebt, als wäre nichts geschehen? Die AUSTELLUNG Cold Blooded Killers – True Crime Cases from the North East, 1864-1963 beim Granite Noir Cime Festival in Aberdeen führte mich in die tiefen Abgründe der menschlichen Psyche und zu einigen der berüchtigtsten Verbrechen Schottlands.

Der Mord an Ann Forbes (1864)

Ann Forbes lief 15 Meilen zu Fuß, um ihren Geliebten George Steven zu treffen. Statt eines romantischen Wiedersehens endete das Treffen in einem blutigen Verbrechen. Man fand Ann tot im Wald – mit einer Kopfwunde, das Gesicht nach unten gedrückt. Ein Zeuge hatte Steven mit einer Axt gesehen. Bei seiner Festnahme fand man gleich drei dieser Werkzeuge in seinem Besitz. Zunächst gestand er den Mord, doch seine Verteidigung plädierte auf geistige Unzurechnungsfähigkeit. Er wurde zwar zum Tode verurteilt, doch das Urteil nie vollstreckt. Stattdessen starb er wenige Jahre später in einer Anstalt.

Ein klassisches Beispiel eines Verbrechens aus Leidenschaft? Oder war es doch pure Berechnung?

Der Fall John Barclay Smith (1907) – Ein Mord aus Habgier

John Barclay Smith war Deserteur und suchte sich in Edinburgh ein neues Leben. Doch dann fand man ihn tot in seinem Zimmer – sein Gesicht wies schwere Verletzungen auf, aber es gab keine Anzeichen eines Kampfes. Ein anderer Deserteur wurde kurz darauf in Edinburgh mit Smiths Geld und einer Taschenuhr gefasst. Obwohl sich 7000 Menschen für seine Begnadigung einsetzten, wurde er hingerichtet.

Das Verschwinden von Betty Hadden (1945) – Ein ungelöster Fall

Betty Hadden genoss ihr Leben – bis sie spurlos verschwand. Wochen später tauchte ihr abgetrennter Unterarm auf. Doch mehr wurde nie gefunden. Ermittler experimentierten sogar mit Schweinebeinen, um herauszufinden, wo ihre Leiche ins Meer geworfen worden sein könnte. Die Nacht ihres Verschwindens war voller Schreie, die niemand deuten konnte. War es ein Mord? Ein Unfall? Niemand weiß es. Und das macht den Fall noch unheimlicher.

Fazit – Warum faszinieren uns eiskalte Morde?

Die Faszination für Cold Blooded Killers ist tief in unserer Psyche verankert. Sie sind das ultimative Gegenbild zu unseren eigenen Moralvorstellungen. Ihr Fehlen von Reue, ihr planvolles Vorgehen oder die Ungewissheit über ihre Motive machen sie so unheimlich. True-Crime-Veranstaltungen wie diese zeigen uns, dass das Grauen nicht nur in der Fiktion existiert – sondern mitten unter uns.

Die Archivarin, die spricht, ist eindeutig nicht daran gewöhnt, offiziell zu präsentieren. Nach ungefähr vierzig Minuten schnarchen die ersten Männer hinter mir. Während die einen gebannt zuhören, verlieren die anderen rasch das Interesse. Auf dem Nachhauseweg höre ich einer Gruppe Frauen zu, die sich lautstark über die Sprecherin beschweren. Sie wollten unterhalten werden, sagen sie, und sind nun enttäuscht.

Eine wertvolle Erkenntnis zur Erwartungshaltung des Publikums auf einem Crime-Festival: Es geht nicht nur um wahre Verbrechen, sondern auch um die Inszenierung. Die Faszination für Mord und Rätsel mag groß sein – doch wenn die Darbietung nicht mitreißt, verliert selbst das düsterste Kapitel der Geschichte an Reiz.

Tales from the Beat: Einblicke in die Polizeiarbeit beim Granite Noir Festival

Wie viel Realität steckt in Kriminalromanen und True Crime?

Der Abend des ersten Tages beim Granite Noir Crime Festival führt mich in die Cowdray Hall zur Veranstaltung Tales from the Beat. Professor Nick Fyve, ein erfahrener Polizeiforscher mit 30 Jahren Dienstzeit, spricht über die Herausforderungen und Mythen der Polizeiarbeit. Es geht um die Realität hinter den Kriminalfällen, um das Bild der Polizei in Literatur und Film – und um die Frage, ob es wirklich ein „goldenes Zeitalter“ der Verbrechensbekämpfung gab.

Die Realität der Polizeiarbeit

Eines der spannendsten Themen ist der Unterschied zwischen Fiktion und Realität. Während in TV-Krimis das Labor innerhalb von 24 Stunden Ergebnisse liefert, dauert es in Wirklichkeit oft Wochen. Zudem laufen in der Realität mehrere Fälle parallel – keine akribische Einzelermittlung wie im Fernsehen. Auch der Mythos der sofortigen DNA-Treffer ist irreführend.

Interessant ist auch der internationale Vergleich: In Schottland dürfen Polizisten nach nur 12 Wochenenden auf die Straße, während sie in Norwegen ein dreijähriges Universitätsstudium durchlaufen. Eine drastische Gegenüberstellung, die zeigt, wie unterschiedlich Polizeiausbildung gehandhabt wird. Etwas, das ich bei meinen schottischen Krimis immer beachten muss. Deshalb nutze ich die Innenansicht einer ehemaligen Polizistin hier in Schottland, die inzwischen eine Freundin geworden ist.

Nostalgie und der Blick zurück

Ein weiterer Punkt, der mir in Erinnerung bleibt, ist die öffentliche Wahrnehmung der Polizei. Oft hört man, dass „früher alles besser war“. Doch laut Fyve ist das ein weit verbreiteter Irrglaube. Die gleichen Fragen, Herausforderungen und Probleme gab es bereits vor Jahrzehnten – es gab nie eine „goldene Ära“ der Polizei. Die romantisierte Vorstellung der Vergangenheit ist vielmehr ein gesellschaftlicher Trend, der sich durch viele Bereiche zieht.

Die Struktur der Polizei: Groß oder klein?

Ein besonders aktuelles Thema ist die Frage nach der Größe der Polizeibehörden. Schottland hat vor Jahren seine Polizeistruktur überdacht und sich gefragt: Ist eine größere Polizei effizienter? Oder schafft eine kleinere Organisation mehr Vertrauen vor Ort? Die Erkenntnisse zeigen, dass eine zentrale Struktur für schnelle und konsequente Handlungen vorteilhaft ist, während lokale Einheiten das Vertrauen der Bevölkerung stärken. Ein Balanceakt, der auch in anderen Ländern, etwa in Finnland, Norwegen und Schweden, diskutiert wird. Für mich als Autorin hat das den Vorteil, dass mein DI Robert Campbell überall ermitteln kann. Für den Leser hat es den Vorteil, dass er mehrere Regionen kennenlernt. Der Fokus aber bleibt immer auf den Highlands.

Eine neue Perspektive auf Kriminalromane

Ich nehme aus dieser Veranstaltung viel mit – nicht nur für meine eigene Schreibe, sondern auch für mein Verständnis von Polizeiarbeit. Die Realität ist oft komplexer als die Literatur es darstellt. Doch genau in dieser Grauzone zwischen Fiktion und Wahrheit liegt die Faszination für Krimis und True Crime.

Für mich bleibt Tales from the Beat ein Highlight des ersten Tages. Ich habe nicht nur neue Denkanstöße für meine Bücher erhalten, sondern auch ein noch tieferes Verständnis für die reale Polizeiarbeit gewonnen. Zeit für ein Bier!

Secrets from the Past: Eine Reise in die Vergangenheit beim Granite Noir Festival

Geschichten, historische Verbrechen und die Faszination des Unerzählten

Der zweite Programmpunkt des Tages beim Granite Noir Crime Festival führt mich ins Lemon Tree Studio. Das Panel Secrets from the Past verspricht tiefe Einblicke in historische Kriminalfälle und die Kunst, vergangene Geschichten neu zu erzählen. Auf der Bühne sitzen drei Autoren, die sich mit genau diesem Thema beschäftigen: S. J. Parris, Lucy Ribchester und Oskar Jensen.

Die Menschen hinter den Büchern

Noch bevor die Veranstaltung beginnt, unterhalte ich mich mit einem Paar, das sich gezielt für Festivals wie dieses entscheidet, um Autoren persönlich kennenzulernen. Kritiken beeinflussen ihre Kaufentscheidungen weniger – sie möchten die Menschen hinter den Büchern erleben. Ich stelle fest: Ich ticke ähnlich. Ich bestelle die Bücher der Autoren über die App der Bibliothek, die Begegnung mit den Autoren wird der Lektüre eine zusätzliche Ebene geben.

Im zweiten Veranstaltungsort des Festivals gibt es einen großen Buchstand und eine Bar – ein durchdachtes Konzept, das sowohl die Kultur als auch das leibliche Wohl bedient. Ich bemerke, dass sich bereits erste bekannte Gesichter in der Menge abzeichnen. Einige Besucher nutzen das Festival offenbar als jährlichen Treffpunkt für ihre Literaturbegeisterung.

Der Reiz der Innenansicht

Lucy Ribchester, eine preisgekrönte Autorin, hat sich tief in die Welt historischer Fiktion eingearbeitet. Oskar Jensen, der nicht nur Romane schreibt, sondern auch Historiker ist, berichtet von seiner akribischen Recherche. Besonders spannend ist seine Erzählung über den kreativen Prozess: Seine Frau liest seine Passagen gegen und gibt ihm Feedback, ob die Charaktere authentisch handeln. Eine Methode, die zeigt, wie eng Literatur mit persönlicher Reflexion und interaktiver Entwicklung verwoben ist.

S. J. Parris hingegen betont, dass sie durch einen Agenten zum Mehrbuchvertrag kam. Sie arbeitete früher als Journalistin, schreibt nun aber Krimis, die historische Epochen lebendig machen. Ihr Beispiel zeigt, wie sich Karrieren im Literaturbetrieb entwickeln können – von der kritischen Betrachtung anderer Werke hin zum eigenen literarischen Schaffen.

Wie viel Realität verträgt die Fiktion?

Ein faszinierender Punkt, den Oskar Jensen anspricht, bleibt mir besonders in Erinnerung: „Schreibe nie einen Charakter, der zu sehr dir selbst ähnelt, denn die Kommentare über ihn könnten dich verletzen.“ Gleichzeitig gibt er zu, dass viel von ihm in seinen Figuren steckt. Viele denken, dass Issy in Wahrheit ich bin, aber das gefühl habe ich nicht beim Schreiben. Da ist genug Distanz.

Die Gratwanderung zwischen Authentizität und Distanz ist eine der großen Herausforderungen im Schreiben. Wenn ein Charakter zu viele Privilegien hat – etwa das perfekte Haus oder den idealen Job – kann das Lesende abschrecken oder ärgern. Die Balance ist entscheidend.

Die Erwartungshaltung des Publikums

Nach der Veranstaltung stellen die Zuhörer keine Fragen. Vielleicht liegt es daran, dass alles gesagt wurde – oder dass die Autorinnen und Autoren so sehr in ihrer eigenen Welt lebten, dass wenig Raum für Interaktion blieb.

Ich verlasse das Event mit einem klaren Gedanken: Ich erlebe dieselben Höhen und Tiefen wie diese Autoren, aber ohne Verlagsvertrag, ohne äußeren Druck. Ich gehe meinen eigenen Weg – und das ist sehr viel wert. Und in Aberdeen bei Nacht ist er auch noch sehr schön.

Granite Noir Auftakt: Lunch mit C. J. Cooke

Ein Krimifestival in Schottland – und die Magie des Geschichtenerzählens

Das Granite Noir Crime Festival beginnt stilvoll mit einem Lunch in der Music Hall von Aberdeen. Die Veranstaltung verzögert sich um 15 Minuten – typisch schottisch. Die Stimmung im Raum ist aufgeladen mit Vorfreude. Gespräche fließen, Programmhefte rascheln, es liegt ein Hauch von Spannung in der Luft.

Das Publikum: Wer kommt zu Granite Noir?

Überwiegend Frauen zwischen 40 und 60 Jahren, einige Männer, meist als Begleitung. Ein paar Jüngere und Ältere mischen sich unter die Menge. Niemand sieht auf den ersten Blick aus wie ein Autor – stattdessen sind es leidenschaftliche Leserinnen und Leser, die sich für Mutterschaft, psychologische Tiefe und die Kraft des Schreibens interessieren.

C. J. Cooke und die Kraft der Mutter-Tochter-Beziehung

C. J. Cooke betritt die Bühne mit einer Präsenz, die sofort fesselt. Sie erzählt von ihrer Faszination für Hexenverfolgungen, aber vor allem davon, wie sich Mutter-Tochter-Beziehungen über Jahrhunderte hinweg kaum verändert haben. Ihre Romane greifen diese Themen auf, zeigen, wie Frauen durch Zeiten hinweg dieselben Herausforderungen meistern müssen.

Besonders spannend ist ihre Erzählung über den Moment, in dem eine Geschichte sich „richtig“ anfühlt. Sie spricht von der Unsicherheit, die viele Autoren kennen – dem Punkt, an dem alles zu zerbrechen droht. Doch dann geschieht etwas Magisches: Die Geschichte regeneriert sich, führt sich fast von selbst weiter. Eine Erkenntnis, die vielen im Publikum vertraut vorkommt.

Verlagswelt vs. Indie-Autorenschaft

Cooke unterrichtet Creative Writing an der Universität Glasgow und ist fest im literarischen Establishment verankert. Sie hat einen Verlag, der ihr öffentliche Auftritte sichert. Doch wie frei ist sie dadurch wirklich? Ein Verlag bedeutet nicht nur Sicherheit, sondern auch Verpflichtungen. Während ich ihr zuhöre, frage ich mich: Sollte ich mir schottische Verlage ansehen? Mein Gefühl sagt Nein. Die Freiheit, meine Geschichten nach eigenen Vorstellungen zu erzählen, ist mir wichtiger als große Podien.

Schreiben als Heimat

C. J. Cooke wuchs in Belfast auf, in schwierigen Familienverhältnissen. Für sie war das Schreiben eine Flucht, aber auch eine Art, sich ein Zuhause zu erschaffen. „Schreiben bringt dich dir selbst näher, während du dich gleichzeitig von der Welt entfernst“, sagt sie. Wer jemals in eine Geschichte eingetaucht ist, kennt dieses Gefühl.

Nach dem Talk folgt das übliche Buchsignieren im Festival-Bookshop von Waterstones. Es erinnert mich an eine Verkaufsveranstaltung – wie diese alten Kaffeefahrten, bei denen man am Ende eine Heizdecke kauft. Doch für viele ist es ein Highlight: Ein signiertes Buch als Erinnerung an eine inspirierende Begegnung.

Fazit: Ein gelungener Auftakt – aber für wen?

Granite Noir zieht eingefleischte Krimi-Fans an, doch die lokale Sichtbarkeit ist erstaunlich gering. Viele Aberdonians wissen nichts von dem Festival. Ist es eine bewusste Entscheidung, die Zielgruppe exklusiv zu halten? Und wo bleibt der Platz für unabhängige Autorinnen und Autoren?

Diese Fragen werde ich weiterverfolgen. Doch für den Moment bleibt mir die Erkenntnis, dass die wahre Magie des Schreibens in der Unvorhersehbarkeit liegt – und in der Freiheit, den eigenen Weg zu gehen.

Highland Crime-Serie: Lebendige Charaktere durch AI-Technologie

„Lichtblaue See so weit das Auge reichte. Wie friedlich es hier war.  Das Meer atmete still im Rhythmus der Gezeiten. Von ihrem Aussichtspunkt am Ende der Sleat Halbinsel war davon nichts auszumachen. Aus der Ferne schien die See still an der Oberfläche, voller Leben und Bewegung, kam man näher. Die Farben des Meers, mal grau-silbrig schimmernd, strahlend in türkis, fast schon grün leuchtend, gelegentlich auch bedrohlich dunkel. Issy war glücklich.“

Mit dieser bildhaften Beschreibung tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Highland Crime-Serie, die ihre Leser tief in die mystische Landschaft Schottlands entführt. Die Geschichten leben nicht nur von der atemberaubenden Kulisse, sondern vor allem von ihren tiefgründigen Charakteren, die nun durch den Einsatz von AI noch lebendiger wirken.

Charaktere in der Highland Crime-Serie: Jetzt von KI zum Leben erweckt

Die schottischen Highlands, ein Ort voller Mythen und Geheimnisse, bieten die perfekte Kulisse für eine Krimi-Reihe, die ihre Leser nicht mehr loslässt. Die Highland Crime-Serie führt euch tief in die raue Landschaft und die komplexen Psychen ihrer Bewohner. Jetzt, dank AI-Technologie, können die Protagonisten in noch lebendigerem Licht erscheinen – und euch so nahekommen wie nie zuvor.

DI Robert Campbell – Der grüblerische Ermittler

Robert Campbell, leitender Ermittler aus Inverness, ist der personifizierte schottische Krimiheld: bärig, wortkarg und dennoch empathisch. Seine markante Erscheinung – bärtig, kräftig und immer ein wenig mürrisch – spiegelt die innere Zerrissenheit wider, mit der er die düsteren Abgründe des menschlichen Seins erkundet. Robert ist ein Mann, der von seiner Vergangenheit gezeichnet ist: Die Trennung von seiner Frau, sein Job und seine Einsamkeit belasten ihn. Seine moralischen Werte sind stark ausgeprägt, doch er ist kein typischer Frauenversteher, was ihn für Leser besonders interessant macht. Campbell ist der Typ Mann, den man in einer Notsituation an seiner Seite wissen möchte – ein Fels in der Brandung, der sich durch seine Entschlossenheit auszeichnet.

Isabel „Issy“ Hartmann – Die intuitive Übersetzerin

Issy Hartmann bringt eine erfrischende Perspektive in die Ermittlungen. Als deutsche Übersetzerin, die sich nach einer Auszeit in Schottland sehnt, taucht sie tief in die Geschehnisse der Highlands ein. Ihr scharfer Verstand und ihre Fähigkeit, Menschen zu lesen, machen sie zu einer wertvollen Verbündeten für Campbell. Issy ist eine unabhängige, selbstbewusste Frau, die sich ihrer Freiheit und ihrer feministischen Werte bewusst ist. Ihre Vergangenheit – insbesondere der Verlust ihrer Schwester – prägt ihre sensible und reflektierte Art. Sie mag Tee, hasst Messer und ist neuerdings Vegetarierin. Die Beziehung zwischen ihr und Robert entwickelt sich langsam, doch die emotionale Tiefe, die sie einbringt, verleiht der Serie eine besondere Note.

Auntie Lynne – Die Frau mit dem zweiten Gesicht

Auntie Lynne, eine der faszinierendsten Figuren der Serie, wird von vielen Lesern wegen ihrer mystischen Fähigkeiten geliebt. Mit ihrer „zweiten Sicht“ und ihrer tiefen Verbindung zur schottischen Kultur ist sie eine Schlüsselfigur in der Lösung der Rätsel. Ihr weises, manchmal unheimliches Auftreten, gibt den Geschichten eine übernatürliche Note, die perfekt zur geheimnisvollen Landschaft der Highlands passt. Auntie Lynne ist nicht nur eine Unterstützerin in den Ermittlungen, sondern auch ein emotionaler Anker für die anderen Charaktere.

Dr. Janne Asikainen – Der eigenwillige Pathologe

Dr. Janne Asikainen ist eine unverwechselbare Figur: Ein tätowierter, piercter Finne mit Vorliebe für Heavy Metal, der als Pathologe für die Polizei arbeitet. Mit seinen langen blonden Haaren und schwarzem Fingernagellack bricht er mit allen Klischees. Janne mag auf den ersten Blick unnahbar wirken, doch unter der Oberfläche verbirgt sich ein brillanter Geist, der ebenso leidenschaftlich Verbrechen aufklärt wie Campbell. Die ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden Männern bildet einen faszinierenden Kontrast: Campbell, der typische heterosexuelle Macho, und Asikainen, der offen homosexuelle Finne, ergänzen sich perfekt in ihrem gemeinsamen Streben nach Gerechtigkeit.

Kritiken und Leserzitate

Die Highland Crime-Serie hat bereits viele Leser in ihren Bann gezogen. Hier einige Eindrücke:

  • „Dank der bildreichen Sprache fällt es einem leicht, sich in die schottischen Highlands zu versetzen und jede Seite zu erleben, als wäre man Teil der Geschichte.“ – Clarissa Fray
  • „Klasse Auftakt einer neuen Krimireihe. Für Schottland-Fans ein Muss!“ – Paxter_Redwyne
  • „Die Düsternis eines einsamen Winters in den schottischen Highlands, aber auch die Faszination dieser Landschaft, hat die Autorin in bildhaften Worten für ihre Leser lebendig werden lassen.“ – Redrose

Die Highland Crime-Serie verspricht weiterhin spannende Geschichten und tiefgründige Charaktere, die dank neuer Technologien wie KI noch greifbarer und lebendiger erscheinen. Bleibt gespannt auf die nächsten Abenteuer in den schottischen Highlands! Ab Januar wird in der Schreibhütte wieder fleißig geschrieben.

Hört mal!

Ich war unterwegs in der Nähe von Applecross, um ein paar Fotos für das kommende Hörbuch zu schießen. Und naja, ich hatte Zeit zum Nachdenken. Hörbücher auf Wanderungen mag ich nicht. Da denke ich zu viel. Zum Beispiel, welches Projekt ich als nächstes angehe oder was ich für die aktuellen Projekte noch erledigen muss.

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Shadows Over Skiary

Die Faszination von Hörbüchern und die spannende Reise dorthin

In einer Welt, die immer hektischer wird, suchen viele Menschen nach Möglichkeiten, ihre Zeit effizient zu nutzen. Hörbücher bieten eine wunderbare Lösung, um Literatur und Wissen auch unterwegs zu genießen. Ob beim Pendeln, Sporttreiben oder Entspannen – Hörbücher machen es möglich, in Geschichten einzutauchen oder sich weiterzubilden, ohne ein gedrucktes Buch in der Hand halten zu müssen. Unterwegs ein immenser Vorteil.

The Sound of the Sea

Die Faszination von Hörbüchern

Hörbücher bieten eine einzigartige Möglichkeit, Geschichten und Informationen zu erleben. Der besondere Reiz liegt in der Kombination von erzählerischem Talent und der Intimität des gesprochenen Wortes. Ein guter Erzähler kann Charaktere zum Leben erwecken, Stimmungen vermitteln und den Hörer in eine andere Welt entführen. Diese immersive Erfahrung macht Hörbücher zu einem beliebten Medium für viele Menschen. So habe ich bei der Produktion von Riding Towards Shadows mit der wunderbaren Frances Butt zusammegearbeitet. Ich liebe ihre Stimme und die Energie und Professionalität, mit der sie meinen ersten Roman Riding Towards Shadows vertont hat, waren schlichtweg atembreaubend. Etwas problematischer war es zu Beginn mit einer anderen Sprecherin gewesen, die einfach keinen der Abgabetermine eingehalten hatte und ich nach dem dritten gewährten Aufschub Monate später den Vertrag kündigen musste. Sie hatte sich zuviel vorgenommen. Am Ende ist alles gut ausgegangen. Denn ich hätte keine bessere Wahl treffen können als Frances Butt. Hört mal!

Das Angebot von ACX

Das Audiobook Creation Exchange (ACX) ist eine Plattform, die es Autoren und Verlagen ermöglicht, Hörbücher zu produzieren und über Audible, Amazon und iTunes zu veröffentlichen, sofern sie in den Vereinigten Staaten oder dem Vereinigten Königreich steuerlich ansässig sind. ACX bietet umfangreiche Ressourcen und Unterstützung, um den gesamten Prozess von der Produktion bis zur Veröffentlichung zu erleichtern.

  1. Zugang zu professionellen Erzählern: ACX bringt Autoren mit talentierten Erzählern zusammen. Autoren können sich Hörproben anhören und den perfekten Erzähler für ihr Buch auswählen.
  2. Produktionsdienstleistungen: ACX bietet Werkzeuge und Anleitungen für die Aufnahme, Bearbeitung und Produktion von Hörbüchern. Autoren können entweder selbst aufnehmen oder professionelle Studios nutzen.
  3. Breite Reichweite: Durch die Veröffentlichung auf Audible, Amazon und iTunes erreichen Hörbücher ein globales Publikum. Dies ist besonders attraktiv für Autoren, die ihre Werke in den USA und UK bekannt machen möchten.
  4. Flexibilität bei der Rechtevergabe: Autoren können wählen, ob sie die Exklusivrechte an Audible geben möchten oder ihr Hörbuch auch über andere Plattformen vertreiben wollen.

Im Januar 2024 kam der erste Band der Highland Crime Serie auf Englisch heraus: Shadows Over Skiary – Highland Crime Campbell & Hartmann 1

Und nun ist auch das Hörbuch dazu fertig.

Offensichtlich hat ACX aber auch deutsche Sprecherinnen und Sprecher im Angebot und ich frage mich, ob es interessant sein könnte, meine Schottland-Krimis Schatten über Skiary, Im Dunkel von Skye und Die Toten von Avernish auch als Audiobook zu produzieren? In den letzte Wochen wurde ich immer wieder von Sprecherinnen kontaktiert, die das gerne machen würden.

Was sagt ihr? Würdet ihr meine Krimis gerne hören. Und wenn ja, wie? Von einer Frau oder einem Mann gesprochen? Ich selbst bin ein totaler Stimmenjunkie, von einigen kann ich gar nicht genug bekommen. Andere fällt es mir schwer ertragen. Die Stimme ist für mich bei Podcasts und Audiobüchern der entscheidende Faktor, ob ich sie hören möchte oder nicht.

Jetzt auch zum Hören

Ihr seht, ich denke beim Wandern und schmiede Pläne. Und nebenbei finde ich wunderbare Plätze und genieße in vollen Zügen. Frühstück am Strand. Was gibt es besseres? Könnt ihr die Wellen am Strand hören?

Frühstück am Strand