Die Toten der Abtei von Lindores

Lindores Abbey ist heute nicht mehr als ein paar bröckelnde Mauern. Doch Einiges in der romantischen Ruine weist auf eine dunklere Vergangenheit hin. Hier ist schon mancher tragische Todesfall eingetreten. Viele Leichen wurden an diesen Ort gebracht. Die Abtei war einst ein Friedhof für die Reichen, Berühmten und Unglücklichen.

David, Earl of Huntingdon, gründete Lindores Abbey im späten 12. Jahrhundert. Französische Mönche machten es zu einem blühenden Machtzentrum, nach der Reformation wurde die Abtei nicht mehr genutzt. Ein Schicksal, das sie mit vielen katholischen religiösen Stätten in Europa teilte. David war der Enkel von David I, dem frommen schottischen Monarchen und anerkannten Heiligen. Zwei seiner kleinen Söhne, Robert und Henry, liegen ebenfalls in Lindores begraben.

Alexander, Erbe des schottischen Throns, starb im Januar 1283 in Lindores, wo er höchstwahrscheinlich von den Mönchen wegen einer unbekannten Krankheit behandelt wurde. Als die Nacht hereinbrach und sein Tod nahte, soll er gesagt haben: „Vor dem morgigen Sonnenaufgang wird die Sonne Schottlands untergegangen sein.“ Was folgte, war Krieg mit England und schließlich die Schlacht von Bannockburn.

Ein weiterer Thronfolger, David Stewart, Duke of Rothesay, starb unter schrecklichen Umständen im Falkland Palace und wurde in der Abtei von Lindores begraben. David hatte als Leutnant von Schottland gehandelt, während sein Vater nicht regierungsfähig war und der Konflikt mit England und zivile Unruhen das Land destabilisierten. Robert Stewart, Herzog von Albany, hatte vor ihm den Titel Stewart von Schottland getragen und selbst Ambitionen auf den Thron. Er ließ ihn verhaften und im Falkland Palace einsperren, wo er seinen Neffen verhungern ließ.

Das Sprichwort sagt, dass der Weg zwischen einem königlichen Gefängnis und einem königlichen Grabmal kurz ist. Die Tradition hat sein Scheiden dem Hungertod zugeschrieben; und während es Sir William Lindsay von Rossie und Sir John von Ramornie als Urheber seiner Verhaftung und zwei minderwertige Agenten, Selkirk und Wright von Falkland, als die unmittelbaren Täter des Mordes nennt, seinen Onkel Albany und Archibald Tyneman, den Sohn des grimmigen Earl of Douglas sollen sein Schwiegervater und der Ehemann seiner Schwester Anstifter gewesen sein. Die Geschichte von der Frau, die ihn mit Milch aus ihrer Brust ein wenig am Leben erhielt, die durch ein Rohr in seinen Kerker eingeführt wurde, und von einer anderen, die ihn mit einer mageren Hafermahlzeit versorgte, wie er sich von seinem eigenen Fleisch ernährte und welche Wunder vollbracht wurden bei seiner Leiche in Lindores, wo vielleicht noch sein leerer Steinsarg zu sehen ist, waren fiktive Ergänzungen, um die Düsterkeit der dunklen Geschichte zu verstärken. (John M. Leighton: Geschichte der Grafschaft Fife. Swan, Glasgow, 1840)

Die Wunder, die der Leichnam vollbrachte, waren Legende und sein Grab wurde zu einem Wallfahrtsort. Lindores war der „Ort der Wunder“.

1218 ereignete sich in der Abtei ein schrecklicher Unfall und der Prior von Durham verlor sein Leben. Er war von Aberdeen nach Süden reiste und hatte in Lindores übernachtet. Ein Feuer war ausgebrochen, verursacht durch die Unachtsamkeit der Bediensteten. Der Prior muss eine schwere Rauchvergiftung erlitten haben und starb wenige Wochen später.

James, 9. Earl of Douglas, war der letzte der berühmten, manche würden sagen, berüchtigten Black Douglas. Nach der Ermordung seines Bruders durch König James II und seiner Anhänger griff James Stirling in offener Rebellion gegen den König an. Er heiratete die Schwester seines Bruders und intrigierte aus England weiterhin gegen James II. 1484 wurde er gefangen genommen und in die Abtei von Lindores geschickt. Er soll gemurmelt haben: „Wer nicht besser sein kann, muss Mönch sein.“ Er sollte bis zu seinem Tod sieben Jahre später bei den Mönchen bleiben.

Viele der Schlüsselfiguren, mutige und rücksichtslose Männer, die die schottische Nation aufgebaut haben, haben Lindores Abbey besucht oder sind sogar in Lindores Abbey gestorben. William Wallace, der legendäre Kämpfer für die schottische Freiheit, pausierte ebenfalls hier, um Wasser für seine Verwundeten in den Wäldern zu sammeln.

Im Jahr 1306 schworen Sir Gilbert Hay of Errol, Sir Neil Campbell of Lochaw und Sir Alexander Seton, auch bekannt als die drei mächtigen Ritter, feierlich, „König Robert Bruce und seine Krone bis zum letzten Blut und Vermögen zu verteidigen“. In Lindores wurde ein Gelübde abgelegt, den König zu beschützen, der Schottland gemacht hat.

Auf der anderen Straßenseite steht eine Whisky Destillerie. Der Destillierapparat der Mönche wurde in einem Dokument aus dem 12. Jahrhundert erwähnt und ist damit einer der ältesten in Schottland. Heute ist schottischer Whisky nicht nur ein modernes, es ist auch ein internationales Geschäft. Die Gewinne gehen an drei russische Geschäftsleute.

Highland Crime Band 2: Im Dunkel von Skye

Ich habe ein Leben lang leidenschaftlich gerne Krimis gelesen und 2021 meinen ersten geschrieben: Schatten über Skiary, Band 1 der Highland Crime Serie um DI Robert Campbell und die deutschen Übersetzerin Isabel Hartmann. Der Krimi spielt in Glenelg und an einem der abgelegensten Orte Lochabers – Skiary.

In Band 2 finden die Ermittlungen auf der Isle of Skye statt.

DI Robert Campbell genießt seinen Motorrad-Urlaub an der schottischen Westküste. Übersetzerin Isabel, Issy, Hartmann ist auf der Insel Skye, um Gälisch zu lernen. Am Sabhal Mòr Ostaig College stößt sie unvermittelt auf einen ungeklärten Todesfall.

Starb die Studentin wirklich eines natürlichen Todes? Issy hat ihre Zweifel und stellt Nachforschungen an. Wer im Sprachkurs könnte ein Motiv gehabt haben? Und wie war es gelungen, die Tat zu verschleiern?

Weil Isabel Hartmann ihn um Hilfe bittet, nimmt sich DI Robert Hartmann inoffiziell des Falls an. Doch dann gibt es einen weiteren Toten, der offensichtlich mit den ursprünglichen Ermittlungen in Verbindung steht. Unvermittelt wird Isabel von der Hobbydetektivin zu einer Verdächtigen.

Die Löwenkönigin

Die Abtei von Balmerino wurde von einer Frau gegründet: Königin Ermengarde de Beaumont, keine „normale“ Frau nach allen Maßstäben. Ihre Abtei ist in einem schlechten Zustand und von ihrer ursprünglichen Kraft und von der beeindruckenden Architektur ist in der Ruine nicht mehr viel übrig, nur die schwache Erinnerung an ihre Menschen und ihre Geschichten in einer längst vergangenen Zeit.

Balmerino Abbey @nme Abenteuer Highlands

Ermengarde wurde 1170 geboren und starb in ihren frühen Sechzigern, ein langes Leben im 12. Jahrhundert. Sie wurde im Alter von sechzehn Jahren mit König Wilhelm I von Schottland, William the lion, verheiratet. Die Trauung fand in England statt, Heinrich II war zu dieser Zeit Herrscher von Schottland. Ihr Mann, vor seiner Heirat ein notorischer Frauenheld, soll ab dem Eheversprechen seiner außergewöhnlichen Frau treu gewesen sein. Auch er gründete eine Abtei in Arbroath, wo er vierzehn Jahre später beigesetzt wurde.

Ermengarde, die ihren Mann um zwanzig Jahre überlebte, wurde nicht neben ihm begraben, sondern, in ihrer Abtei, in Balmerino, vor dem Hochaltar.

Balmerino Abbey @nme Abenteuer Highlands

Ende 1229 kamen zwölf Mönche aus Melrose Abbey nach Balmerino. Sie kamen zu Fuß und bauten die Abtei. Hier lebten, arbeiteten und beteten sie, sie bauten Getreide an, hielten Schafe für Wolle und fischten. Sie waren Zisterzienser und glaubten an gemeinschaftliches Leben, körperliche Arbeit und Genügsamkeit. Sie schliefen sogar angezogen.

Abenteuer Highlands 3 – Ja hört das denn nie auf!

Nach den ersten Erfahrungen mit den Highlands habe ich das erste Buch geschrieben: Abenteuer Highlands – mein etwas anderes Leben im schottischen Hochland. Damals noch ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es vielleicht mehrere geben könnte. 

Die Jahre gingen ins Land und die Abenteuer wurden nicht weniger. Deshalb, und weil ich immer wieder gefragt wurde, ob es nicht bald einen zweiten Teil von Abenteuer Highlands gäbe, habe ich ihn geschrieben. Abenteuer Highlands 2.0 – zwischen Schwarzwald und Schottland – alles, was ein Doppelleben in zwei Ländern aufregend und erzählenswert macht. 

Nun ist Abenteuer Highlands offiziell eine Serie und der nächste Band Abenteuer Highlands 3 – Ja hört das denn nie auf! seit Oktober 2023 als Taschenbuch und eBook bei Amazon verfügbar. 

Nellie Merthe Erkenbach

Die Krönung und der Stein

Die BBC hat im Vorfeld Dokumentationen, Filme, Fotos und Artikel über Artikel zur Krönung veröffentlicht. Infos zum offiziellen Gericht (Pie), zur Musik, der Kleidung, der Anzahl der Soldaten, wer an der Zeremonie teilnimmt und so weiter und so weiter. Auf Blogs, Vlogs und Social Media sehe ich unzählige Menschen viele Tage zuvor die Straßen in London säumen und Tee trinken, von überall weht der Union Jack.

Was mich als Wahlschottin aber interessiert, ist der Stein von Scone (sprich Skuhn). Zu dem schrieben die Kollegen der BBC in London Folgendes:

Der stone of destiny, der Stein des Schicksals oder der Bestimmung, kehrt zum ersten Mal seit mehr als einem Vierteljahrhundert nach England zurück, wo er unter strengen Sicherheitsvorkehrungen eine Schlüsselrolle bei der Krönung spielt. Im Edinburgh Castle fand am Donnerstag vor der Krönung eine besondere Zeremonie statt, um den legendären Stein zu feiern, der zu einem Symbol der schottischen Nation geworden ist, aber 700 Jahre lang in der Westminster Abbey untergebracht war.  Seine Reise nach Süden begann mit einer Prozession, angeführt vom Lord Lyon King of Arms, dem Vertreter des Monarchen in Schottland und von First Minister Humza Yousaf in seiner Eigenschaft als Hüter des Großen Siegels von Schottland.

Interessante Interpretation, denke ich. In Schottland sieht man das eher anders.

Der stone of destiny, der Stein des Schicksals, wird seit Jahrhunderten bei der Krönung von Monarchen und der Amtseinführung schottischer Könige verwendet. Traditionell reisten die Monarchen nach Scone, um dort gekrönt zu werden.

Die früheste Verwendung des Steins und wie und wann genau er zur Investition von Königinnen und Königen in Verbindung gebracht wurde, ist unbekannt. Unzweifelhaft aber ist, dass er stark mit dem Königtum und der Entstehung Schottlands als Nation in Verbindung steht. Der letzte schottische König, der in Scone auf dem Stein gekrönt wurde, war John Balliol im Jahr 1292. Danach beschlagnahmte ihn in der englische König Edward I von England und nahm ihn mit nach London als Kriegstrophäe und Zeichen über seine Herrschaft über Schottland.

Somit erneuert jeder englische König, der auf dem Stein gekrönt wird, seinen Anspruch auf Schottland. In London.

Aber was wäre ein bedeutender schottischer Krönungs-Stein, ohne ein paar abenteuerliche Geschichten, die sich um ihn ranken.

Am Weihnachtstag 1950 war er in einer rebellischen Nacht-und-Nebel-Aktion von den Studenten Ian Hamilton, Gavin Vernon, Kay Matheson und Alan Stuart aus der Abtei von Westminster entwendet und heimlich zurück nach Schottland und in die Abtei von Arbroath gebracht worden. Natürlich holte man ihn wieder nach London. Erst im November 1996 wurde der Stein nach siebenhundert Jahren offiziell an Schottland zurückgegeben.

Doch ist der Stein wirklich „der“ Stein? Viele glauben, dass es sich nur um eine Kopie handelte. Die Mönche in der Abtei von Scone sollen, so die Theorie, dem englischen Eroberer einen simplen Sandstein aus ihrem Steinbruch übergeben und den echten Stein des Schicksals, wahrscheinlich aus Basalt oder Marmor, versteckt haben. Leider auch unauffindbar versteckt, weil Edward I alle Mönche nach der Übergabe töten ließ. Ob er wusste, dass sein Stein eine Kopie war? War das der Grund für die totale Vernichtung aller möglichen Zeugen? Möglich aber zugegeben hätte er es nie.

Briefumschlag mit Krönungs-Stempel @nme Abenteuer Highlands

Apropos zugeben. Als Staatsanlass wird die Krönung von der britischen Regierung bezahlt. In der aktuellen Situation (nach Brexit und in der Lebenshaltungskostenkrise, der sogenannten cost of living crisis) unter Druck, wird erwartet, dass die Regierung die Zeremonie als wichtige diplomatische Gelegenheit nutzt, um das Vereinigte Königreich der Welt zu präsentieren. Der Betrag, den es die Regierung kosten wird, wird erst nach der Veranstaltung bekannt gegeben, heißt es bei der BBC.

Der Betrag, den es die Regierung kosten wird? Ich ersetze das Wort Regierung mit Steuerzahler. Die königliche Familie ist der größte Grundbesitzer der Welt und die Krönung zahlt das Volk?

Ich mag den Gedanken an Könige, an schottische Könige der Vergangenheit, wo das Sozialgefüge ein anderes war. Ich liebe Macbeth, nicht zuletzt wegen Shakespeares Drama. Ich bin fasziniert von William I und seiner Frau, von Alexander III, der auf dem Weg zu seiner jungen Frau in der Nacht mit dem Pferd von den Klippen stürzte, vom heldenhaften Robert, The Bruce und dem unglückllichen Charles. In diesem Falle Charles Edward Stuart, den zähle ich mal mit und natürlich von der tragischen Mary, Queen od Scots. Alles Königinnen und Könige Schottlands. Alle Geschichte.

Der Mann und ich werden jedenfalls keine Fähnchen schwingen oder gar Wimpel aufhängen. Und wenn ich mich hier bei den Nachbarn umschaue, sind wir nicht die einzigen, die so denken.

Und der Stone of Destiny?

Ich habe meine eigenen „Schicksalssteine“ am Strand, in den Bergen und Tälern. Auf die setze ich mich gerne mit einem Kaffee in der Hand, und schaue aufs Meer und in die Natur. Friedlich und kostengünstig. Glück und Frieden sind so viel mehr wert als eine Königskrone.

Alba gu bràth!

Abenteuer Highlands 3 – Ja hört das denn nie auf!

Nach den ersten Erfahrungen mit den Highlands habe ich das erste Buch geschrieben: Abenteuer Highlands – mein etwas anderes Leben im schottischen Hochland. Damals noch ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es vielleicht mehrere geben könnte. 

Die Jahre gingen ins Land und die Abenteuer wurden nicht weniger. Deshalb, und weil ich immer wieder gefragt wurde, ob es nicht bald einen zweiten Teil von Abenteuer Highlands gäbe, habe ich ihn geschrieben. Abenteuer Highlands 2.0 – zwischen Schwarzwald und Schottland – alles, was ein Doppelleben in zwei Ländern aufregend und erzählenswert macht. 

Nun ist Abenteuer Highlands offiziell eine Serie und der nächste Band Abenteuer Highlands 3 – Ja hört das denn nie auf! seit Oktober 2023 als Taschenbuch und eBook bei Amazon verfügbar. 

Nellie Merthe Erkenbach

Das tapfere Schneiderlein

Klöster, die von Monstern heimgesucht werden, sind selten, nicht nur in Schottland, aber der Legende nach gab es genau hier in Beauly einst ein ganz grauenhaftes Monster.

Der Glaube war weit verbreitet, dass die Eaglais Mhòr na Manachain, die große Kirche des Klosters, von einer schrecklichen Kreatur heimgesucht wurde und niemand, der den Kirchhof oder die Grabstätten in der Kirche über Nacht beobachtete, jemals lebend zurückkam.

Wer würde es also wagen, sich künftig dem Unaussprechlichen zu stellen?

Abtei von Beauly

Es war natürlich ein Schneider. Es sind immer die Schneider in den alten Geschichten, die klug und mutig sind. Dieser besondere Scheider aus Beauly, das schottische tapfere Schneiderlein, beschloss, eine Nacht auf dem Friedhof zu verbringen, um eine Hose zu nähen. Wenn er schon auf Schlaf verzichtete, dann wollte er wenigstens etwas Vernüftiges tun.

In seiner Nacht auf dem Friedhof schien ein heller Vollmond und als die Glocken Mitternacht läuteten, tauchte der schreckliche, graue Kopf eines Monsters aus einem Grab auf. Der Spòg Liath (Graue Pfote) sah den Schneider mit toten Augen an und begann mit ihm zu sprechen.

Wann immer der Schneider sprach, blieb die Kreatur still und bewegte sich nicht, aber sobald der Schneider den Atem anhielt, wurde die grausige graue Gestalt immer größer und sagte ihm, wie hungrig sie war. Während des Gesprächs setzte der Schneider seine Arbeit fort, er war nicht gewillt, sich vertreiben zu lassen. Gerade als die Kreatur vollständig auftauchte und ihre knochige Hand nach ihrem Opfer ausstreckte, das jetzt nur noch wenige Zentimeter entfernt war, beendete der Schneider den letzten Stich und rannte zum Tor, um in letzter Sekunde die Flucht zu ergreifen. Anscheinend waren viele Jahre lang Spuren der Klauen des Tieres am Türrahmen der Kirche zu sehen. Es soll danach nie mehr aufgetaucht sein.

Abtei von Beauly

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