5 Tipps zur Buchveröffentlichung im Selbstverlag

Ab wann fühlt man sich als Autorin oder als Autor? Wenn man das erste Buch veröffentlicht hat? Bei mir hat das in der Tat länger gedauert, bis ich selbstbewusst gesagt habe – ja, ich bin Autorin. Das ist, was ich mache. Ich schreibe Bücher! Und ja, im Selbstverlag.

Schreibhüttenblick

Abenteuer Highlands – mein etwas anders Leben im schottischen Hochland war mein erstes Buch im Selbstverlag. Eigentlich hatte ich es für eine Reihe im Herder Verlag geschrieben. Doch der stellte die Reihe ein und brauchte das Manuskript nicht mehr. Das war mein Startschuss, denn ich hatte das „Buch“, es musste nur noch raus. Das war 2018. Seither, habe ich viel gelernt.

Hab keine Angst

Du hast das Gefühl, etwas sagen bzw. schreiben zu müssen. Tu es! Und tu es unabhängig davon, ob es jemand veröffentlichen will. Denn ob ein Verlag Interesse an deinem Manuskript hat oder nicht, liegt nicht unbedingt an dessen Qualität, sondern daran, was der Verlag für Ziele hat: die Fortsetzung einer Reihe, das Füllen von Lücken im Portfolio, die Betreuung Autoren, die bereits einen Namen haben usw. Das hat mit deinem Buch garn nichts zu tun.

Dann kam Riding Towards Shadows und ich stellte fest, vieles ist anders, wenn man in einer anderen Sprache schreibt und veröffentlicht.

Hab Geduld

Schreiben kann ein langer aber auch ein schneller Prozess sein, das hängt natürlich vom Buch und vom Autor ab. Die Veröffentlichung dauert immer länger als das Schreiben. Lektorat, Korrektorat und Layout brauchen Zeit und kosten Geld. Und dann kommen Marketing und Vertrieb hinzu, die neben Zeit vor allem auch Geld kosten.


Ich nehme mir inzwischen ein Jahr für ein Buch Zeit. Das klingt viel, ist es aber nicht. Vor allem nicht, wenn man neben dem Schreiben noch einem Beruf nachgeht.

Ich schreibe drei bis vier Monate, dann gebe ich dem Lektorat einen Monat, um in einem weiteren das Manuskript umzuschreiben. Das Korrektorat braucht noch einen Monat und die Einarbeitung und Prüfung der Korrekturen einen weiteren. Dann lasse ich einen Monat für Cover und Formatierung, auch hier sollte man Zeit für Prüfung und Überarbeitungsschleifen im Folgemonat einplanen. Und die letzte zwei Monate widme ich der Verbreitung auf Social Media, dem Marketing und der Distribution. Und dann gilt es schon wieder den Kopf freizukriegen für das nächste Buchprojekt. Dann kommt wieder die schönste Zeit – das Schreiben.

Schottland für stille Stunden und Scotland for Quiet Moments folgten – ein Buch in zwei Sprachen.

Nimm Kritik an

Es ist sehr schwer, Kritik nicht persönlich zu nehmen. Du hast gerade ein Jahr mit deinem Buch verbracht und viel Zeit und Liebe hineingesteckt. Natürlich wissen wir alle, wie schön sich tolle Kritiken anfühlen und welche Motivation sie bringen, genau so weiterzumachen wie bisher. Das sollte auf jeden Fall auch so sein. Genieße diese Momente.

Doch es gibt eben auch die andere Seite und die fühlt sich oft sehr ungerecht an. Leser beschweren sich über zu viel Sex oder zu wenig Sex. Sie lesen die Geschichte lieber im erzählerischen Präteritum oder im Präsens. Du kannst es nie allen recht machen. Aber nimm ernst, was sie sagen und versuche, daraus Lehren zu ziehen. Kritik ist eine Chance, Dinge künftig besser zu machen. Deshalb solltest du Kritik einfordern, wo immer es geht. Vor allem auch von Menschen, die dich nicht kennen. Sie haben keine Scheu, dir zu sagen, was ihnen nicht gefällt. Aber frage dich immer, ob das was sie wollen auch das ist, was du schreiben willst.

Kenne deine Zielgruppe

Sind die Kritiken oft negativ, dann kann es natürlich an der Qualität des Manuskripts liegen und es ist wichtig, sich ehrlich zu fragen, ob man einen zu subjektiven Blick auf das Produkt hatte. Du solltest dir aber auf jeden Fall Gedanken machen, was deine Zielgruppe angeht. Was will sie lesen? Und was willst du schreiben? Erreichst du die richtige Zielgruppe mit deinen Marketingmaßnahmen? Es macht z.B. wenig Sinn, auf Instagram zu posten, wenn du die Altersgruppe zwischen 40 und 50 erreichen möchtest. Hier bist du auf Facebook besser aufgehoben. Medienschaffende erreichst du mit Twitter und mit TikTok zwar eine recht junge, aber auch sehr buchorientierte Gruppe. Es ist auf jeden Fall im Selbstverlag einfacher, wenn deine Bücher alle weitgehend dieselbe Zielgruppe ansprechen. Auf mehreren Plattformen erfolgreich zu agieren kostet Zeit.

Meine Leser haben sich einen zweiten Teil von Abenteuer Highlands gewünscht – ich hab ihn geschrienen: Abenteuer Highlands 2.0 – zwischen Schwarzwald und Schottland.

©nme Abenteuer Highlands 2.0 promo pic

Sei nahbar

Nach sechs Büchern im Selbstverlag kann ich sagen: Es ist etwas Wunderbares, eine kleine Fanbase zu haben, die dich über die Jahre und über deine Bücher hinweg begleitet und wertschätzt. Ich wollte nicht mehr ohne sie sein. Und ich ziehe auch viel Nutzen aus dem Austausch auf Social Media, denn oft sind es selbst Autorinnen und Autoren, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und diese gerne teilen. Und natürlich ist diese Base auch immer bereit, deine Bücher nicht nur zu kaufen und zu lesen, sie hinterlassen wohlwollende Kritiken und teilen sie in ihrer Bubble. Besseres Marketing gibt es nicht. Auch meinen ersten Krimi haben meine Followerinnen und Follower in der Entstehung mit begleitet. Er kam im Ende 2022 raus

Das waren meine fünf Tipps zur Veröfentlichung im Selbstverlag.

Und hier sind die fünf Gründe, warum ich überhaupt im Selbstverlag veröffentliche: freie Entscheidungen, kein externer Zeitdruck, ich kann in mehreren Sprachen schreiben, ich liebe jeden der Schritte auf dem Weg und ich kann mich über jedes einzelne Buch freuen, das ich verkaufe, weil es sich nicht nur beim Schreiben, sondern auch am Ende ganz wie mein Buch anfühlt.

Und was hat dich zum Schreiben motiviert? Schreib es mir gerne in die Kommentare.

Hier findest du meine Bücher

Korrektorat, Karte und Layout

Jedes Manuskript braucht ein Korrektorat. Ich habe zwar Deutsch studiert, neige aber zu Tipp- und Flüchtigkeitsfehlern und die Rechtschreibreform habe ich auch weitgehend ignoriert. Solange man für Fensehen und Radio arbeitet, ist das kein Problem. Ein falsches Komma hört man nicht.

Ein schlechtes Korrektorat verfolgt dich

Bei einem Buch sieht das schon wieder anders aus. Außerdem neige ich dazu, Dinge (und somit auch Fehler) zu überlesen. Ich scanne Texte mehr als dass ich sie wirklich lese. Das geht schneller. Kurz – ich wäre eine hoffnungslose Korrektorin und brauche dieses zweite paar Augen, das jedes überflüssige Blank und jeden fehlenden Buchstaben sofort erkennt. Und natürlich die Kommata.

Korrektorat Abenteuer Highlands 2.0 @nme
Korrektorat Abenteuer Highlands 2.0

Qualität ist nicht billig und kostet mehrere hundert Euro, je nach Länge des Manuskripts sind da schnell auch mal tausend Euro weg. Das vorzulegen ist ein ganz schönes Brett und die Ausgabe mit den Einnahmen aus dem Verkauf im Selbstverlag wieder reinzubekommen, ist schwer.

Dennoch halte ich die Position Korrektorat für die wichtigste überhaupt, denn es verärgert viele Leser, wenn sie Fehler in einem Buch finden, das sie gekauft haben. Ich hatte sogar einen Fall, da hat eine Autorin eines anderen schottischen Reiseführers die (inzwischen korrigierten) Schreibfehler in meinem (Schottland für stille Stunden) kritisiert. Ihre Rezension steht auf Amazon immer noch weit oben, obwohl die Fehler korrigiert wurden. Es ist die schlechteste unter den sonst wirklich sehr guten Bewertungen.

Das Büchlein enthält viele historische Infos, die eher unbekannt sind, und ist eine nette Lektüre für diejenigen, die die üblichen Touristen-Hotspots schon kennen. Allerdings sollte es noch einmal korrekturgelesen werden. Es ist voll von Rechtschreib- und Grammatikfehlern und lässt auch stilistisch etwas zu wünschen übrig.

Die anderen Rezensionen sind Gott sei Dank viel positiver. Was das Beispiel aber zeigt: Ein schlechtes Korrektorat verfolgt dich. Länger als dir lieb ist!

Kritiken zu Schottland für stille Stunden

Karte im Buch

Doch das sind nicht die einzigen Kosten, die auf hoffnungsvolle Bestsellerautoren zukommen. Bereits bei Schottland für stille Stunden hatte ich mich für eine Karte im Buch entschieden – macht Sinn, bei einem Reiseführer.

Für den Krimi schien es mir ebenso wichtig zu sein. Hier spielen unbekannte und sehr abgelegene Orte eine Rolle. Um meinen Lesern eine Orientierung mitzugeben, entschied ich mich auch für diese weitere Ausgabe. Fantasykarten kriegt man schon für wenig Geld, soll es aber die Zeichnung einer maßstabsgetreuen Karte sein, geht der Preis rasant nach oben. Mit 50€ muss man mindestens rechnen. Das Ganze ging in mehrere Korrekturschleifen, bis die endgültige Version verabschiedet war. Natürlich in schwarz-weiß, Farbduck ist unbezahlbar.

Ausschnitt aus der Krimi Karte @nme
Ausschnitt aus der Krimi Karte

Und dann war das Manuskript lektoriert, korrigiert und um eine Karte bereichert, aber immer noch nicht fertig. Das Layout stellt neue Herausforderungen.

Manuskript Layout – finde einen Formatierer

Ich veröffentliche meine Bücher als Taschenbuch und als e-Book bei Amazon. Ich brauche also eine Version samt passendem Cover für eines der digitalen Buchformate, z.B. .epub. Das Taschenbuch wird in der Regel in ein .pdf konvertiert. Das ist kein einfacher Prozess und ich source ihn gerne aus. Wenn man Glück hat, bleiben die Kosten unter 100 €.

Kommen die Manuskripte in der neuen Form zurück, müssen sie hochgeladen und online geprüft werden. Dann kann man Testkopien erstellen und sich die schicken lassen. Es dauert manchmal mehr als eine Woche, bis ein Testexemplar für das Taschenbuch im Briefkasten liegt. Auf dem Kindle Reader ist das natürlich einfacher. Es sind zwei Versionen und müssen beide geprüft werden. Die Erfahrung zeigt: Auch hier kann so viel schief gehen. Stimmt die Formatierung nicht, dann kann es z.B. falsche Worttrennungen geben.

Falsche Trennungen im Testprint von Abenteuer Highlands 2.0 @nme
Falsche Trennungen im Testprint von Abenteuer Highlands 2.0

Was als Erkenntnis übrig bleibt

Ein Krimi schreibt sich schnell. Ihn zu veröffentlichen dauerte doppelt bis dreimal so lang wie das Schreiben. Aber hey – ich habe es fast geschafft!