Kulinarische Entdeckung: Vegetarische Optionen in England

Der Mann und ich freuen uns jedes Mal, wenn wir unterwegs sind. Nicht nur wegen der Landschaft, der Geschichte oder der Abenteuer – nein, auch wegen des Essens. Oder besser gesagt, wegen der Herausforderung, etwas zu essen zu finden. Denn die kulinarische Reise in England kann eine ganz eigene Erfahrung sein.

Unterwegs gibt es zwei sichere Häfen für uns: Costa’s für mich und McDonald’s für den Mann. Dieses Mal landen wir bei McDonald’s. Die vegetarischen Optionen sind – sagen wir mal – überschaubar. Also bestelle ich mir ein Porridge. Das gibt es wahlweise mit Zucker, mit Marmelade oder mit Golden Syrup, geschmacklich irgendwo zwischen Honig und Ahornsirup. Sehr fein und mit sehr viel Kalorien. Ich löffle glücklich mein Porridge, aber kurz danach ist mir seltsam. Ob es am Porridge liegt? Ich hatte keine Wahl, es war die einzige Nicht-Fleisch-Option auf der Frühstückskarte ist.

Für den Mann ist Porridge keine Option. Er würde lieber verhungern. Ich hingegen würde lieber verhungern, als diesen Double Sausage Bacon McMuffin zu essen, den er sich mit Genuss einverleibt. Wir haben also einen Konsens gefunden: Ich bleibe bei meinem Haferbrei, er bleibt bei seinen Frühstückswürstchen, und so starten wir gestärkt – oder zumindest gesättigt – in den Tag.

Abendessen – Ein Hoch auf die Pubs

Das Abendessen hingegen ist eine ganz andere Geschichte. Am ersten Abend kehren wir in einen klassischen Pub ein – und ich bin begeistert. Die Auswahl an vegetarischen Gerichten ist fantastisch: vegetarischer Burger, Risotto, Rote-Bete-Bällchen, Salate – alles super. Der Mann ist glücklich mit seinem Steak, ich bin glücklich mit meinem Essen, und wir stoßen zufrieden mit unseren Getränken an. So geht’s doch!

Am zweiten Abend geht es in ein Fischrestaurant. Der Mann liebt Fisch, also bin ich natürlich dabei. Die Speisekarte sieht vielversprechend aus, und ich entdecke ein Zucchini-Pilz-Risotto. Perfekt! Als das Essen kommt, stelle ich allerdings schnell fest: Das ist kein Risotto. Das ist einfach nur Reis mit Zucchini und Pilzen. Risotto lebt von seiner cremigen Konsistenz, von der Geduld, es langsam zu rühren, bis der Reis genau die richtige Bissfestigkeit hat. Das hier ist einfach nur … na ja, Reis.

Später plaudert der Chef und Koch mit uns. Ich frage ihn, ob er Italiener ist, weil ich seinen Akzent nicht genau zuordnen kann. Er lacht und sagt: „Nein, Portugiese.“ Dann frage ich nach dem Risotto. Er winkt ab. „Nee, mach ich nicht. Dauert ja viel zu lange, wenn man es richtig kocht.“ Aha. So kann man es natürlich auch sehen.

Frühstück im Hotel – Voll Englisch und eingedeckt

Wir haben das Zimmer ohne Frühstück gebucht – ganz bewusst, damit wir flexibel bleiben. Doch nun, am Morgen, überkommt uns doch der Hunger, und wir beschließen, im zum Hotel gehörenden Pub nach Frühstück zu fragen.

Als ich eintrete, ist der Raum fast leer. Nur ein Ehepaar sitzt da, begleitet von zwei Hunden, die unter dem Tisch dösen. Der Mann raucht sicherheitshalber draußen. Nicht, dass er noch etwas fragen muss – das wäre ihm viel zu unangenehm.

Die Bedienung begrüßt mich freundlich. Irgendwas Ostdeutsches klingt in ihrem Akzent mit, aber genau deuten kann ich es nicht. Sie ist höflich und fragt, ob sie mir helfen kann. „Gibt es vielleicht Frühstück für uns?“, frage ich vorsichtig. Sie überlegt kurz, nickt dann und weist mich an, mich an den allerersten Tisch neben der Bar zu setzen. Direkt neben das Ehepaar mit den zwei Hunden.

Der Pub ist riesig. Unfassbar viele Tische. Doch aus irgendeinem Grund muss ich genau dort sitzen, als wäre es die letzte verbliebene Sitzgelegenheit. Das Ehepaar sieht nicht begeistert aus. Ich frage mich, warum man Gäste in einem fast leeren Raum zwingend nebeneinandersetzen muss. Vielleicht erfahre ich es noch.

Für das Frühstück im Hotel gönne ich mir dann doch mal ein Full English – vegetarisch natürlich. Gebratene Tomaten, vegetarische Würstchen, weiße Bohnen in Soße, gebratene Riesenpilze und ein Ei. Das Ei gebe ich dem Mann, den Rest esse ich mit braunem Toast und fühle mich tatsächlich ganz und gar zu Hause. Aber auch nach all den Jahren hier gibt es Dinge, an die ich mich nie gewöhnen werde. Und andere, die ich absolut liebe.

Als wir fertig sind, kommt die Bedienung zurück und fragt mit ernstem Blick: „Wollen Sie vielleicht morgen auch wieder hier frühstücken? Nur damit ich es weiß, wegen dem Eindecken.“

Ich blicke mich um. Auf den anderen Tischen steht genau das, was auch bei uns steht: ein Salzstreuer, ein Pfefferstreuer und zwei in Servietten eingewickelte Besteckteile. Ich frage mich, wie groß der logistische Aufwand wohl sein kann, diese gegenstände auf die Tischplatte zu legen. Ich schaue die Bedienung fragend an, sie hebt nur die Schultern und sagt: „Naja, ich muss ja eindecken.“

Ja, natürlich. Ich lächle verständnisvoll und sage: „Morgen nicht. Morgen sind wir unterwegs.“


Bamburgh Castle und Skelette: Eine Reise nach Northumbria

Ein Winterwochenende voller Abenteuer und Geschichte – genau das erwartete uns auf unserer Reise nach Northumbria. Anlass ist mein Geburtstag, und der Mann und ich haben beschlossen, mit dem Auto nach Bamburgh (spricht sich bamborra) zu fahren. Während er die Burg sehen will, die eine Rolle in den schottischen Unabhängigkeitskriegen spielte, habe ich einfach Lust, einmal eine andere Ecke Großbritanniens zu erkunden. Schließlich liegt die englisch-schottische Grenze nur wenige Kilometer weiter nördlich.

Eine Fahrt durch wechselnde Landschaften

Obwohl Winter, strahlt die Sonne am Himmel, und bei knapp 3°C ist es erstaunlich angenehm. Die Straßen sind ruhig, und wir genießen die Fahrt. Über Spean Bridge und Dalwhinnie geht es zur A9, dann um Edinburgh herum und entlang der Küste nach England. Mit jeder Stunde wandelt sich die Landschaft – von den schroffen Highlands mit schneebedeckten Gipfeln über sanfte Lowland-Hügel bis hin zur offenen Weite der Küstenregion Northumbrias.

Northumbria hat eine bewegte Geschichte. Einst eines der mächtigsten angelsächsischen Königreiche, war es ein Zentrum von Kunst und Gelehrsamkeit. Die berühmten Lindisfarne-Evangelien entstanden hier, bevor das Kloster von Lindisfarne von Wikingern überfallen wurde. Die Region wurde zudem immer wieder Schauplatz der Konflikte zwischen England und Schottland – und Burgen wie Bamburgh Castle spielten dabei eine Schlüsselrolle.

Bamburgh Castle – imposant, aber nicht ganz authentisch

Nach einer ausgedehnten Autofahrt erreichten wir schließlich Bamburgh Castle. Die Burg thront spektakulär auf einem Felsen mit Blick aufs Meer – ein beeindruckender Anblick. Doch drinnen machte sich eine leicht angestaubte Atmosphäre breit. Vieles wirkte rekonstruiert, was uns unweigerlich zur Frage brachte: Warum zahlen wir dem aktuellen Burgherrn eigentlich so viel Eintritt und Parkgebühren? Stolze Preise für ein Stück Geschichte!

Trotzdem machen wir das Beste daraus, gönnen uns einen Kaffee und einen sündhaft guten Brownie im Burg-Café und tauchen ein wenig in die Historie des Ortes ein.

Die Skelette von Bamburgh

Richtig spannend wird es aber in der Krypta von St. Aidan’s Church. Dort erfahren wir von den „Bamburgh Bodies“ – über 110 Skelette, die zwischen 1998 und 2007 südlich der Burg entdeckt wurden. Diese Menschen lebten im 7. und 8. Jahrhundert und stammten aus verschiedenen Regionen der Britischen Inseln und darüber hinaus. Ein faszinierender Beweis dafür, dass Bamburgh einst ein bedeutendes Zentrum für Handel und kulturellen Austausch war.

„Schon verrückt, dass sie das alles aus Knochen herauslesen können“, murmele der Mann, während er auf eine Stele mit Gesichtsrekonstruktionen einiger Skelette zeigt. Die Überreste sind heute in einem kunstvoll gestalteten Ossuarium beigesetzt, das wir durch ein kunstvoll geschmiedetes Gitter bewundern. Der lokale Schmied Stephen Lunn hatte es mit keltischen Knotenmustern und stilisierten Tiersymbolen verziert – ein Symbol für die Mischung aus angelsächsischer und keltischer Kunst. Die Atmosphäre ist ruhig, fast meditativ, und wir fühlten uns für einen Moment mit der Vergangenheit verbunden.

„Irgendwie krass“, meine ich. „Diese Menschen haben hier vor über tausend Jahren gelebt. Und jetzt stehen wir hier und schauen uns ihre Gebeine an.“

Ein perfekter Abschluss am Meer

Zurück in der Sonne lassen wir den Blick über das endlose Meer schweifen. Der Strand von Bamburgh erstreckte sich kilometerweit mit feinem Sand und Dünengras – ein krasser Kontrast zu den felsigen Buchten Schottlands. Diese Weite und Ruhe fühlten sich wie die perfekte Abrundung unseres ersten Tages in Northumbria an.

Fazit: Bamburgh Castle ist sehenswert, aber noch spannender ist das, was darunter verborgen war.

Aberdeen – Stadt der Widersprüche

Fünf Tage in Aberdeen reichen aus, um zu erkennen, dass diese Stadt voller Kontraste steckt. Auf den ersten Blick wirkt sie durch ihren grauen Granit und das oft düstere Wetter eintönig und kühl, fast steril. Doch wer genauer hinsieht, entdeckt eine lebendige Café-, Restaurant- und Shopping-Szene, die dem Stadtbild eine überraschende Dynamik verleiht. Es ist eine Stadt im Wandel, eine, die nicht ganz weiß, wo sie hingehört – zwischen vergangenem Reichtum und einer ungewissen Zukunft.

Marishall College

Früher war Aberdeen das pulsierende Zentrum des Ölbooms. Man erzählte mir, dass man keine Straße entlanggehen konnte, ohne alle paar Meter jemandem im Anzug zu begegnen. Heute ist das anders. Die Industrie zieht sich zurück, und mit ihr verschwindet auch der sichtbare Wohlstand. Das merkt man nicht nur an der Atmosphäre, sondern auch an den Immobilienpreisen – laut einer aktuellen Studie sind die Hauspreise hier die niedrigsten in ganz Schottland. Ein Glücksfall für Käufer, aber eben auch ein deutliches Zeichen dafür, dass der Markt sich woandershin verlagert.

Grey Granite

Gleichzeitig gibt es in Aberdeen eine tief verwurzelte Tradition des Wissens. Die Universität, gegründet im 15. Jahrhundert, gehört zu den ältesten des Landes. Besonders spannend finde ich, dass hier Kriminologie studiert werden kann – eine Disziplin, die einen faszinierenden Einblick in reale Verbrechen gewährt. Viele Professoren engagieren sich aktiv im True-Crime-Spektrum, was Aberdeen einen modernen, intellektuellen Anstrich gibt.

Old Aberdeen, University District

Architektonisch hat die Stadt einige beeindruckende Gebäude zu bieten: die Cowdray Hall, das Marischal College, die Music Hall – alle aus massivem Granit. An sonnigen Tagen reflektiert der Stein das Licht auf eine fast silbrige Weise, aber an trüben Tagen verstärkt er nur die monotone Farbgebung der Stadt. Es gibt wenig Farbe, weder im Stadtbild noch oft im Wetter. Umso spannender sind die Street-Art-Murals im Banksy-Stil, die plötzlich aus dem Grau herausstechen und Aberdeen einen Hauch von Subkultur verleihen.

Street Art

Aberdeen ist ein Ort, den man erlebt haben muss. Ihre Gegensätze machen sie faszinierend – eine Mischung aus reicher Geschichte, intellektuellem Anspruch und einem Hauch von Melancholie. Ob ich hier leben wollte, weiß ich nicht. Aber als Reiseziel? Absolut. Ein Ort, der überrascht und irritiert – aber genau das macht ihn spannend.

ab ins Pub
William Wallace

Das Gefängnis am Meer – Ein Besuch in Peterhead Prison

Schottland ist ein Land mit einer dunklen und faszinierenden Kriminalgeschichte. Ich war an der Ostküste und habe mir eines der bekanntesten und berüchtigtsten Gefängnisse des Landes angesehen: das Peterhead Prison, oft als Scotland’s Alcatraz oder Scotland’s Gulag bezeichnet. Teil meiner Recherche für das neue Buch in der Highland Crime Serie.

Ein Ort voller Geschichten

Das Gefängnis liegt direkt an der Küste von Peterhead, einer Stadt mit langer Seefahrtsgeschichte. Ursprünglich wurde es gebaut, um billige Arbeitskräfte für den nahegelegenen Admiralty Yard zu haben, ein strategischer Stützpunkt der Royal Navy. Die Häftlinge wurden jedoch nicht – wie oft angenommen – für den Hafenbau eingesetzt, sondern ausschließlich für Zwangsarbeit im Steinbruch.

Zwischen 1890 und 1956 wurde das Gefängnis gebaut, doch durch Kriege und die Weltwirtschaftskrise zog sich die Fertigstellung über Jahrzehnte hin. Es war das einzige schottische Convict Prison, ein Hochsicherheitsgefängnis für die härtesten Fälle, und es sah mehrere Aufstände, darunter den berühmten Rooftop Riot von 1987, der erst nach fünf Tagen durch das Special Air Service (SAS) beendet wurde.

Düstere Einblicke in die Vergangenheit

Schon der Rundgang durch das Gefängnis war beklemmend. Mit einem Audioguide konnte ich mich frei bewegen – eine bittere Ironie in einem Ort, der genau das den Insassen verwehrte. Die winzigen Zellen, die Gänge mit den rostigen Gittern, der kahle Innenhof mit einem aufgemalten Fußballtor – als ob das hier jemals ein echtes Spielfeld gewesen wäre. Das Wort Strafraum bekam für mich eine ganz neue Bedeutung.

Besonders bedrückend empfand ich die Außenkäfige für den Freigang. Karge, ummauerte Flächen, von Stacheldraht umgeben. Hier konnten sich die Insassen „an der frischen Luft“ bewegen – allerdings unter maximaler Kontrolle.

Ich entdeckte Zellen mit künstlichem Blut, die an vergangene Verbrechen erinnerten, sah selbstgebastelte Waffen und originale Dokumente, die die Geschichte dieses Ortes erzählten. Die Strafen waren brutal: Gefangene wurden mit einer speziellen Peitsche ausgepeitscht, die das Fleisch aufriss. Das Gerüst, an das sie dafür gebunden wurden, existiert noch immer.

Und dann stand da ein Klavier. Ein Relikt aus einer Zeit, in der Musik vielleicht die einzige Möglichkeit war, dem monotonen, erbarmungslosen Gefängnisalltag zu entfliehen. Ein surrealer Anblick zwischen all der Kälte und Gewalt.

Kein Ort zum Verweilen

Am Ende meines Rundgangs kam ich in ein modernes, gemütliches Café. Der Kontrast hätte nicht größer sein können – aber ich hatte keinerlei Lust, mich hinzusetzen, einen Kuchen zu essen oder Kaffee zu trinken.

Es war ein Gefängnis.

Ich wollte einfach nur raus.

Auf der Suche nach dem perfekten Krimi

In meinen Krimis setze ich auf die unschlagbare Kombination von echten Orten und erfundenen Charakteren. Warum? Weil ich fest davon überzeugt bin, dass die Authentizität der Umgebung die Spannung meiner Geschichten verstärkt und gleichzeitig Raum für unverwechselbare Protagonisten schafft, die den Leser fesseln.

Echte Orte bieten eine Fülle von Inspiration und Atmosphäre. Von malerischen kleinen Küstendörfern bis zu den düsteren Mooren einsamer Glens bietet Schottland eine reiche Kulisse für spannende Verbrechen und rätselhafte Fälle. Indem ich reale Orte beschreibe, können Leser sich nicht nur besser in die Welt meiner Geschichten versetzen sie werden ein Teil des Geschehens, weil sie wiederfinden, was sie erleben oder erlebt haben. Das schafft Bindung und einen Wiedererkennungswert. Wie ist es mit Euch? Kennt Ihr einen der Orte, über den ich geschrieben habe? Oder wünscht Ihr euch einen? Wo ist Euer Lieblingsort in Schottland?

Gleichzeitig finde ich es spannend, erfundene Charaktere in diese realen Umgebungen zu platzieren. Durch die Schaffung einzigartiger Persönlichkeiten, die mit ihren eigenen Motiven, Geheimnissen und Konflikten kämpfen, wird die Geschichte lebendig und dynamisch. Meine Charaktere sind oft von echten Menschen inspiriert, aber mit einer eigenen, fiktiven Wendung versehen, die sie unverwechselbar macht, der Ladenbesitzer in Glenelg, der Pathologe in Inverness oder die Studenten am College. Kürzlich traf ich einen alten Leuchtturmwächter. Er erzählte mir von einem Fischer aus der Gegend, den ich gerade verpasst hatte. Der aus deinem Buch, fügte er hinzu. Lachend erklärte ich ihm, dass alle Figuren in meinen Romanen Fiktion sind. Offensichtlich habe ich wahrheitsgetreu erfunden.

In meinen Krimis verbinde ich also das Beste aus beiden Welten: die Authentizität und Atmosphäre realer Orte und die fesselnde Fiktion von erfundenen Charakteren. Das Ergebnis? Schottische Krimis, die den Leser bis zur letzten Seite in Atem halten. Oder? Vielleicht sollte ich mal einen Krimi-Reiseführer schreiben… Nur so eine Idee!

Echte Orte, erfundene Handlung – gefällt Euch der Mix? Schreibt es mir in den Kommentaren!

          

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Virginia Erkenbach

Einen Raum für sich allein

Virginia Woolfs Zitat „A woman must have money and a room of her own if she is to write fiction“ aus ihrem Essay „A Room of One’s Own“ ist ein berühmtes Statement, das weit über die Literatur hinausreicht. Es drückt die Notwendigkeit aus, dass Frauen Raum, sowohl physisch als auch finanziell, benötigen, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Diese Worte sind zu einem Symbol für die Befreiung der Frauen geworden, nicht nur im Schreiben, sondern in allen Bereichen des Lebens. Sie erinnern uns daran, dass Selbstbestimmung und Unabhängigkeit grundlegende Bedürfnisse sind, die Frauen ermöglichen, ihre Träume zu verfolgen und ihre Stimmen zu erheben. Woolfs Zitat erinnert daran, dass jede Frau das Recht hat, ihren eigenen Raum zu beanspruchen und ihre Geschichte zu erzählen.

Ich habe diesen Raum. Ich erzähle Geschichten. Ich habe eine Schreibhütte und sie ist mir der liebste Ort der Welt. Doch dieser Raum ist nur gegeben, wenn andere ihn respektieren. Erwachsenen kann man das erklären, mache verstehen es, bei Kindern ist es schwieriger. Auch bei einem selbst. Wie kann man sich guten Gewissens von den sozialen Zwängen die Familie und Freunde einem auferlegen zurückziehen? Wir geht man „zur Arbeit“, wenn man doch im garten in der Hütte ist? Es ist schwer und schlechtes Gewissen stört Konzentration und Kreativität. Die Bedürfnisse der anderen schränken unsere Freiheit ein.

Ein Auto für sich allein

Hier in den Highlands gehört zur Freiheit der eigenen Entscheidungen und zur Unabhängigkeit von den Entscheidungen anderer ein Auto. Es nimmt eine zentrale Bedeutung ein, die weit über die bloße Fortbewegung hinausgeht. Es ist nicht nur ein Transportmittel, sondern auch ein Symbol für Unabhängigkeit und Flexibilität. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist Vorankommen schwierig bis unmöglich. Soziale Kontakte, Veranstaltungen, Weiterbildung, Versorgung, nichts geht ohne Auto, die Liste ist endlos. In den letzten Jahren habe ich das Auto des Mannes benutzt und das ging problemlos, da er für die Arbeit einen Dienstwagen nimmt. Den kann er allerdings nicht privat nutzen und ich darf nicht mitfahren. Aber ein Auto für uns zwei sollte reichen, dachten wir. Nun, wir lagen falsch, denn das Auto wird z.B. benötigt, wann immer der Mann zum Babysitten erklärt wird, was inzwischen sehr häufig und meist sehr spontan geschieht. Dann sind alle meine Pläne hinfällig: kein eigenes Auto, kein eigener Raum, keine eigenen Entscheidungen. Ich muss recherchieren, Deadlines einhalten, Marketingpläne bei Neuveröffentlichungen erfüllen. Um die Kontrolle über mein Leben und mein Schreiben zurückzugewinnen, brauche ich ein Auto.

Zum Zug kommen

Ich schaue mich um und prüfe Optionen. Dann entscheide ich mich für die nächsten zwei Monate für einen Mietwagen, den ich in Inverness am Flughafen abholen kann. Leider gibt es keine billigen mehr. Die Kleinwagen sind alle weg. Es ist Saison und die Touristen fahren die Fiat 500s im Angebot. Also gehe ich eine Klasse höher. Aber wie komme ich zur Abholung? Mit dem Bus (2x umsteigen) sind es £27 für eine Fahrt, mit dem Zug (1x umsteigen) nur £17. Ich nehme also den Zug und der Mann fährt mich am Morgen um 9 Uhr nach Kyle of Lochalsh. Ich muss zwar 3 Stunden warten aber die Sonne scheint, wir gehen gemeinsam frühstücken und ich genieße den warmen Vormittag mit Blick aufs Meer.

Die Zugreise von Kyle of Lochalsh nach Inverness bietet eine atemberaubende Fahrt durch einige der schönsten Landschaften Schottlands. Die Strecke führt entlang der Nordwestküste Schottlands und bietet spektakuläre Ausblicke auf majestätische Berge, ruhige Seen und weites Moor. Die Tickets stecken über dem Sitz fest und der Zug ist sauber, die Toiletten funktionieren und er ist höchstens zu einem Drittel besetzt.

Die Reise beginnt in Kyle of Lochalsh, einem Hafenort am Ufer des Loch Alsh, von wo aus der Zug gemütlich durch die Highlands fährt, wenn er nicht gerade an einem der vielen Bahnhöfe hält. Manche sind immer im Programm, an anderen wird nur gehalten, wenn man Bescheid gibt oder jemand am Bahnsteig steht. Während der Fahrt hat man herrliche Blick auf die Insel Skye. Die Strecke führt weiter durch die raue und unberührte Landschaft der Highlands.

In Inverness habe ich eine Weile Aufenthalt, bis der nächste Zug mich Richtung Flughafen mitnimmt. Man verlässt den Bahnsteig und geht auch nicht auf den nächsten, bevor die elektronischen Zugangssperren es zulassen. Alle Züge sind pünktlich, keiner drängt auf dem Bahnsteig und man kann sich mit einen leckeren Kaffee die Zeit vertreiben. Um 15:45 Uhr komme ich am Flughafen an und habe nun eine Wanderung rund ums Rollfeld vor mir, bevor ich am Flughafen den Wagen abholen kann. Dort haben die Damen mit den schönen Fingernägeln etwas Mühe mit meiner Buchung, aber zu dritt schaffen sie es schließlich und um 16:30 Uhr bin ich für die kkpmmenden zwei Monate stolze Fahrerin eines MG.

Auf der Heimfahrt scheint die Sonne. Ich bin frei und unabhängig und sende, bevor ich Gas gebe, respektvolle Grüße an an meine Schwester im Geiste: I feel what you mean, Virginia Woolf!

Winter Walk

Dies war früher die Hautverkehrsader auf die Sleat Halbinsel der Isle of Skye. Nun gibt es eine neue, sehr gut ausgebaute Straße direkt daneben. Teile der alten Straße, die Old Sleat Road, sind erhalten geblieben. Ein sehr schöner Spaziergang im Winter.

Aber Vorsicht! Es soll hier spuken. Angeblich treibt hier eine verlumpte alte Frau ihr Unwesen. Ein Geist, dem man besser aus den Weg geht. Besser, man ist nicht allein unterwegs auf der Old Sleat Road.

Der Stein von Picardy

Der Stein von Picardy markiert eine Grabstätte. Wer der Verstorbene war, wird für immer unbekannt bleiben. Er oder sie wurde vor etwa 1.500 Jahren im ländlichen Aberdeenshire beigesetzt. Es gibt nichts Spektakuläres hier aber dennoch ist der Ort in vielerlei Hinsicht bemerkenswert.

Stehende Steine ​​markieren selten Grabstellen. Die meisten von ihnen wurden im Laufe der Geschichte an einen anderen Ort gebracht oder in ein Museum gegeben. Einige wurden in der Vergangenheit sogar als Baumaterialien verwendet. Der Picardy Symbol Stein ist anders und besonders.

Es ist immer noch dort, wo er einst aufgestellt wurde.  Unter ihm wurde eine kleine Grabstelle gefunden. Die Doppelscheiben- und Z-Schnitzerei und die Schlange sind wahrscheinlich Indikatoren dafür, wer vor so langer Zeit hier begraben wurde. Leider bleibt das, was die Symbole bedeuten, ein Rätsel. Sie dokumentieren dennoch eine lebendige und außergewöhnliche Kultur eines Volkes, das aufgrund des Mangels an schriftlichen Aufzeichnungen oder mündlicher Überlieferung schwer fassbar geblieben ist.

Die Pikten waren weder eine rückständige noch eine primitive Kultur, sondern eine, die mit den gälisch-sprachigen Bewohnern des frühen Schottlands verschmolz und dabei nur wenige Identitätsmerkmale behalten hat.

Wen der Stein von Picardy nur sprechen könnte!

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Standing Stones – Steine für die Ewigkeit

Kilmartin in Argyll, ein Tal voller Geschichte, die Spuren noch immer so klar erkennbar wie an kaum einem anderen Ort in Schottland. Hier siedelten Menschen seit 5000 Jahren und man muss rund 170 Generationen zurückdenken, um sich in das Leben und die Bedingungen hier hineinversetzen zu können. 170 Generationen klingt schon viel näher und vertrauter als 5000 Jahre und doch – es liegt so lange zurück.

Was geblieben ist sind ihre Gräber und die Symbole ihrer Macht, ihres Glaubens und ihres Wissens. Die standing stones, Steine für die Ewigkeit. Die Menschen, die hier lebten, hielten Vieh und bestellten Felder und sie errichteten Steine für sich und die  Generationen nach ihnen.

Was genau sie symbolisieren ist nach wie vor nicht vollständig zu erfassen. Waren es Kalender, Treffpunkte, Zeichen der Macht? Wer vermag das mit Sicherheit zu sagen nach 5000 Jahren? Orientierten sie sich nach der Sonne oder dem Mond?

In Kilmartin sind die standing stones so zahlreich wie kaum an einem anderen Ort Schottlands. Sie sind frei zugängig und abgesehen von ein paar neugierigen Schafen stört außerhalb der Tourismussaison auch kaum etwas die tiefe Ruhe, die diese magischen Steine ausstrahlen.  Die Rituale von einst bleiben der Phantasie des Einzelnen überlassen.

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