Die Feder ist mächtiger als das Schwert

Im April 2023 mache ich meinen inzwischen fünften Gälischkurs am Sabhal Mòr Ostaig College auf der Isle of Skye. Es ist in vielerlei Hinsicht jedes Jahr aufs Neue ein Erlebnis. Zwei Jahre habe ich ausgesetzt, wegen der Pandemie und weil dann die Termine nicht gepasst hatten. Die cùrsaichean goirid, die Kurzkurse für schottisches Gälisch, finden in den Oster- und den Sommerferien statt, wenn die regulären Studenten und Dozenten Ferien machen. Dann kommt eine ganz besondere kleine Gemeinde zusammen, um in die gälische Kultur einzutauchen und die Sprache zu lernen.

Knoydart von Sleat Isle of Skye @nme

Ersteres ins der pure Spaß, Letzteres manchmal ziemlich anstrengend, weil diese keltische Sprache eine eher ungewöhnliche Grammatik hat. Mir scheint aber, dass wir Deutsche damit weniger zu kämpfen haben als die Engländer und Schotten im Kurs, die mit Englisch als Muttersprache aufgewachsen sind. Sie haben in der Regel wenig Grammatik in der Schule vermittelt bekommen und kämpfen deshalb nicht nur mit der neuen Sprache, sondern auch mit der Frage, was ein Dativ ist.

Die Kurzkurse reichen von Level 1 bis Level 10. Danach sollte man fähig sein, auf Gälisch zu kommunizieren. Sie dauern jeweils fünf Tage und beinhalte Unterrichtseinheiten von 9:30 – 16:30 Uhr. Mittwochs und freitags sind die Tage kürzer. Mitte der Woche findet traditionell ein Cèilidh statt, denn Gesang, Tanz und Musik sind ein wichtiger Bestandteil der gälischen Kultur und soll so auch in den Kursen vermittelt werden. Jede Klasse tritt an dem Abend auf, jede mit einem Lied. Die Gesangsklasse von Christine Primrose trägt natürlich mehrere vor, wenn die Akkordeon- oder Geigenklassen stattfinden, gibt es Musik. In diesem Jahr gab es auch Stepptanz.

Unser Lied war Gur Tu Mo Chruinneag Bhoidheach (sprich: Gür tu mo chrunjägg wohjöchgg). Ein sogenannter waulking song, also ein traditionelles Lied, das Frauen beim Walken des nassen Tweeds gesungen haben. Gälisch 5 war mit vier Männern und zwei Frauen am Start. Wir haben also den waulking song entgendert. Wie progressiv! Der Abend war wie immer ein echtes Erlebnis, das sicher viele nachvollziehen können, denn ich bin nicht die einzige Deutsche, die die Lieder von Runrig und Capercaillie liebt und so gerne verstehen möchte, von was oder wem da so schön gesungen wird. Bei unserem Song ging es ganz romantisch darum, was ein Mann alles zu tun bereit ist, um das Herz seiner Geliebten zu gewinnen, also Sterne vom Himmel holen, den Herzog überzeugen und solche Dinge.

Stolz und glücklich wie ich war, hab ich das natürlich auch auf Social Media verkündet. Die Welt muss schließlich wissen, dass diese Autorin einen schottischen Gälisch-Kurs belegt hat. Ich habe also ein kleines Video mit dem Handy gedreht. Am ersten Tag strahlte die Sonne über dem Sound of Sleat, alles war klar und blau und wunderschön. Die weißen Gebäude des College, das direkt am Meer liegt, dahinter die Bergketten von Knoydart – es ist atemberaubend schön. Donnie Munroe, ehemals Leadsänger von Runrig vertritt die Rektorin, die in Urlaub ist und hält im Kreise des Lehrpersonals die Willkommensrede. Das muss man einfach teilen.

Ich teile das Reel auf Facebook und Instagram und erhalte einige Kommentare. Offensichtlich haben es einige in Deutschland ebenfalls in Erwägung gezogen, einen derartigen Kurs zu machen. Ein Kommentar fällt mit besonders auf, weil mir dort jemand schreibt, dass sie auch schottisches Gälisch lernt, aber in Bonn bei Michael Klevenhaus. Der ist ein international anerkannter Experte der gälischen Sprache und hat zu meiner unendlichen Erleichterung eine gälisch-deutsche Grammatik verfasst. Ich schreibe der Userin zurück und bitte sie, sich in meinem Namen bei ihm zu bedanken für die Erstellung des so hilfreichen Lehrwerks.

Sleat Isle of Skye @nme

Als ich am nächsten Tag die Nachrichten und Kommentare auf meinen Social Media Accounts checke, falle ich aus allen Wolken. Michael Klevenhaus hat sich persönlich ins Gespräch eingemischt: Gern geschehen. Ich sitze bei der Eröffnungsrede in einem Video übrigens ganz links, schreibt er. Er unterrichtet ebenfalls einen Kurzkurs. In der ersten Kaffeepause finden wir zusammen. Außer uns beiden sind noch zwei weitere Deutsche in den Kursen unterwegs.

In meinem sind ein Österreicher, der schon seit Ewigkeiten auf der Insel lebt, ein Schotte von der Black Isle und ein betuchter Engländer aus Shropshire, der im Norden der Insel ein Cottage gekauft hat. Und dann ist da noch die Rentnerin aus Fife, die im Turm wohnt. Der Turm ist der wunderbare Wohntrakt mit atemberaubendem Blick aufs Meer. Hm, denke ich. Genau, was ich brauche. Ich frage, ob ich mir mal ihr Zimmer ansehen dürfte. Sie schaut mich etwas verwirrt an und ich hole zu einer etwas längeren Erklärung aus.

Sabhal Mòr Ostaig College Haiptgebäude ACC und Turm @nme

„Ich bin Autorin und schreibe unter anderem Krimis. Gerade schreibe ich Band zwei meiner Highland Crime Reihe und der spielt genau jetzt und heute hier am College auf Skye. Eine der Hauptfiguren ist die deutsche Übersetzerin Isabel Hartmann, die hier auf einen mysteriösen Todesfall stößt. Sie wohnt im Zimmer einer Kursteilnehmerin, die verstorben ist und Isabel Hartmann glaubt im Gegensatz zu den Behörden nicht, dass es sich damals um einen natürlichen Todesfall gehandelt hat. Wäre es möglich, dass ich mir dein Zimmer mal genau ansehe, damit ich es im Buch auch korrekt beschreiben kann? Ich wohne ja nicht auf dem Campus, sondern komme täglich von zuhause.“

Skye Bridge view @nme

Ich kann es in ihrem Gesicht sehen. Sie ist alles andere als erfreut über mein Ansinnen und ich verfolge es nicht weiter. Ich kann verstehen, dass man keine Fremde auf seinem Zimmer haben möchte. Das ist schließlich ein privater Bereich. Vielleicht hat sie auch nicht aufgeräumt. Für den Rest der Woche erwähne ich mein Anliegen nicht mehr. Ich kann mir auch über die Bilder auf der Homepage einen Eindruck von den Räumlichkeiten verschaffen. Das ist gut, wenn auch nicht perfekt. Ein persönlicher Eindruck ist immer besser.

Als wir uns freitags verabschieden, wagt sie sich vorsichtig aus der Deckung.

„Du wolltest doch mein Zimmer sehen, für deinen Krimi, oder?“

„Ja gerne. Toll!“

Erfreut folge ich ihr zum Turm und aufs Zimmer. Alles ist so spartanisch wie ich es mir über die Bilder erschlossen habe, aber die Möbel sind relativ neu und der Blick ist in der Tat einfach fantastisch. Ich würde den ganzen Tag nur aus Meer starren, wäre ich in einem der Zimmer im Turm untergebracht. Ich bedanke mich herzlich und wir gehen gemeinsam wieder aus dem Zimmer. Doch ein Mittagessen in der Kantine, bevor sich unsere Wege wieder trennen. Ich mache noch ein letztes Foto von der Zimmertür und stecke das Handy ein. Sie sieht mich nachdenklich an.

„Und du schreibst genau über dieses Zimmer?“ fragt sie.

Ich nicke.

„Ja. Meine Hauptfigur wird genau hier wohnen. Soll ich deine Zimmernummer im Buch verwenden?“ frage ich. „Das ist dann ein kleiner Insider, nur für dich.“

Sie sieht mich entsetzt an.

„Auf keinen Fall. Ich habe die ganze Woche schlecht geschlafen, weil in dem Bett ja wohl jemand umgekommen ist“, sagt sie, ungeachtet der Tatsache, dass es sich bei dem Todesfall um reine Fiktion handelt.

Ich lächle so leise wie weise.

The pen is mightier than the sword.

Die Feder ist mächtiger als das Schwert. Ganz besonders in der gälischen Kultur. 

Logo Nellie Merthe Erkenbach @nme

Coming soon: Highland Crime Band 2

Ich habe ein Leben lang leidenschaftlich gerne Krimis gelesen und 2021 meinen ersten geschrieben: Schatten über Skiary, Band 1 der Highland Crime Serie um DI Robert Campbell und die deutschen Übersetzerin Isabel Hartmann. Der Krimi spielt in Glenelg und an einem der abgelegensten Orte Lochabers – Skiary.

In Band 2 finden die Ermittlungen auf der Isle of Skye statt.

DI Robert Campbell genießt seinen Motorrad-Urlaub an der schottischen Westküste. Übersetzerin Isabel, Issy, Hartmann ist auf der Insel Skye, um Gälisch zu lernen. Am Sabhal Mòr Ostaig College stößt sie unvermittelt auf einen ungeklärten Todesfall.

Starb die Studentin wirklich eines natürlichen Todes? Issy hat ihre Zweifel und stellt Nachforschungen an. Wer im Sprachkurs könnte ein Motiv gehabt haben? Und wie war es gelungen, die Tat zu verschleiern?

Weil Isabel Hartmann ihn um Hilfe bittet, nimmt sich DI Robert Hartmann inoffiziell des Falls an. Doch dann gibt es einen weiteren Toten, der offensichtlich mit den ursprünglichen Ermittlungen in Verbindung steht. Unvermittelt wird Isabel von der Hobbydetektivin zu einer Verdächtigen.

Nellie Merthe Erkenbach

Winter Walk

Dies war früher die Hautverkehrsader auf die Sleat Halbinsel der Isle of Skye. Nun gibt es eine neue, sehr gut ausgebaute Straße direkt daneben. Teile der alten Straße, die Old Sleat Road, sind erhalten geblieben. Ein sehr schöner Spaziergang im Winter.

Aber Vorsicht! Es soll hier spuken. Angeblich treibt hier eine verlumpte alte Frau ihr Unwesen. Ein Geist, dem man besser aus den Weg geht. Besser, man ist nicht allein unterwegs auf der Old Sleat Road.

Die Lumpenfrau vom See

In einem wunderbaren Buch über die gälische Welt des Aberglaubens und der Legenden bin ich auf die Geschichte einer Frau gestoßen, die rund um einen kleinen See in der Nähe von Broadford auf der Isle of Skye ihr Unwesen getrieben haben soll.

Die Gegend ist sehr einsam und an trüben Wintertagen oder wenn die Dunkelheit naht, wie geschaffen für Geschichten wie diese. Außerdem ist die alte Sleat Road gleich neben der neuen immer gut für einen entspannten Spaziergang. Es sei denn, es wird dunkel …

lake near Broadford, Isle of Skye

Am Lochan nan Dubh-Bhreac, am kleinen See der schwarzen Forelle, hat man in der Vergangenheit wiederholt eine Frau mittleren Alters gesehen, in Lumpen gekleidet und generell einen verwahrlosten Eindruck machend, weshalb sie Luideag,  die Lumpenfrau genannt wurde. Sie ist vielen Männern erschienen, aber hat nie geantwortet, wenn sie angesprochen wurde. Sie erschien meist in der Dunkelheit plötzlich und ohne Ankündigung und genauso plötzlich verschwand sie wieder, still und stumm, inmitten der großen, windigen Weite der Sleat Halbinsel.

Lake near Broadford, Isle of SkyeSkye

Ein Steuereintreiber kam eines Tags des Wegs und traf die mysteriöse Lumpenfrau vom See. Er sprach sie an, zunächst auf Englisch, also in seiner Sprache, dann auf Gälisch, in der Sprache der Einheimischen, aber die Frau antwortete nicht. Was dann geschah, kann bis heute niemand sagen. Der Steuereintreiber wurde jedenfalls tot an der Straße aufgefunden und die Frau ist seither nie mehr erschienen.

Eine seltsame Geschichte. Ich muss jedenfalls immer an die Lumpenfrau denken, wenn ich auf der kleinen alten Straße unterwegs bin, was recht oft der Fall ist, wenn ich mich nicht durch den glitschigen Matsch der Wanderpfade kämpfen will. Ich wüsste gerne genau, an welcher Stelle der Steuereintreiber gefunden wurde.

Lochan nan Dubh-Bhreac

Der Glaube an übernatürliche Wesen, die vor allem in der Nacht erscheinen, ist weit verbreitete in der gälischen Mythenwelt, das können alle möglichen Erscheinungsformen sein, auch eine Frau in Lumpen. Der Allgemeinbegriff für diese Wesen ist bòcan (sprich „bohken“) und drückt sowohl die Furcht dessen aus, der die Erscheinung sieht, ebenso wie die Gefährlichkeit der Erscheinung an sich, die in der Regel den Tod brachte oder ihn ankündigte.

War nun diese Frau in Lumpen ein bòcan oder ist die ganze Geschichte nur erfunden, um den Mord an einem Steuereintreiber zu vertuschen?

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Poet, Prolet und Grabräuber

Schottland hat im Laufe der Geschichte so einige große Poeten hervorgebracht und nicht alle, waren Poeten im klassischen Sinne. Statt Dichter und Denker waren sie oft Krieger und Kämpfer und eher selten der romantischen Gattung zuzuordnen.

Angus Martin scheint einer dieser denkwürdigen und andersartigen Poeten gewesen zu sein. Er wurde während der Regierungszeit von Mary, Queen of Scots, in einer Zeit religiöser Umwälzungen und politischer Unruhen geboren. Seine Familie hatte einen gewissen Status und war mit den MacDonalds of Sleat verbunden. Angus wuchs heran und wurde Seemann, Soldat und Tacksman, ein Verwalter, der das Land, das man ihm zur Verfügung gestellt hatte, an Bauern weiter verpachten konnte. Es war eine Position der Macht und zeigte das Vertrauen, das der MacDonald ihm entgegenbrachte.

Martin heiratete zweimal, hatte viele Kinder, seine zweite Frau war angeblich eine dänische Prinzessin. Aber so gut sein Verhältnis auch zu seinem Clan Chief war, Angus kam nicht mit dessen Frau  klar, die wollte von ihm eine Ode doch er wollte die Lady nicht lobpreisen. Seine gälischen Zeilen an die Frau seines Chefs waren beleidigend und nicht huldigend, er musste die Insel Skye verlassen. Er ging nach Irland, um zu kämpfen, und kam erst zurück, als ihre Ladyschaft verstorben war, um dann ein weiteres rüdes Gedicht über ihren Tod zu verfassen.

view from Iona

Der Legende nach hatte der streitbare Dichter und fähige Seemann,  auch Angus des Sturms, Aonish na Gaoithe, genannt, auf seinem Weg nach Hause einen Grabstein von einem schottischen Königsgrab auf der Insel Iona genommen und ihn für seine eigene Beerdigung in Kilmuir auf der Insel Skye zu verwenden. Der Stein ist heute noch da, doch an der Wahrheit dieses Teils der Geschichte darf gezweifelt werden, da die schottische Reformation und der damit einhergehende Bildersturm  sowie die Schließung der Klöster bereits in den 1560er Jahren ihren Höhepunkt erreichte,  ungefähr zu der Zeit, als Angus Martin geboren wurde. Bis Angus alt genug war, um nach Iona zu segeln und eine königliche Grabplatte mit nach Skye zu nehmen, kann es nicht mehr viele königliche Gräber gegeben haben, die man ausrauben konnte.

Isle of Skye

Es ist jedoch eine schöne kleine Geschichte und der Stein hat eine Schönheit an sich, egal für wen der Steinmetz ihn einst gemacht hat.

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Konsonanten-Bezwingerin

Es gibt Sprachen, bei denen die Aussprache der Vokale (aeiou) eine Kunst ist, andere Sprachen werfen andere Probleme auf. In Schottland sind es in beiden Sprachen, dem Schottischen Englisch (Scots) und dem Schottischen Gälisch, die Konsonanten.

IUniversity of Glasgowmmer wenn ich glaube, eine neue Situation erfolgreich gemeistert zu haben, wartet eine neue Herausforderung um die Ecke – in mein Leben in Schottland hören die Überraschungen nie auf.

 

Wahrscheinlich geht es den meisten so, dazu muss man nicht in den Highlands leben.

Glasgow UniversityAls ich in den 90ern zum Studieren nach Schottland kam, sprach ich ein durchaus passables Englisch, ich hatte ein Jahr in England gelebt und mein Grundstudium der Englischen Philologie abgeschlossen – ich war ein Profi.

Dachte ich.

Dann kam ich nach Glasgow und verzweifelte am schottischen „r“, das ein wenig klingt wie eine Kettensäge im Leerlauf: rrrrrrrrrrrrrhhhhhhhhh

Aber das „r“ war nicht mein einziges Problem.

Die Glasgower Eigenart ganze Sätze wie ein Wort auszusprechen („Hausitgon?“= „How is it going?“ = „Wie geht’s“) und so gut wie jeden Konsonanten gänzlich zu ignorieren und wenn es irgendwie geht zu verschlucken stellte mich ein ums andere Mal vor Probleme, ganz besonders die t’s schienen für Glaswegians einfach nicht zu existieren. Glasgow ist eine Sprach-Welt minus die meisten Konsonanten aber mit vielen „r“s.

Inzwischen beherrsche ich die hohe Kunst des RollendenR-Verstehens und auch die des Konsonantenratens, der Mann ist aus Glasgow, mein Ohr ist trainiert alles zu hören, was er zu verschlucken gedenkt, in der Regel sind es ¾ des Satzes.

Doch anstatt tagein tagaus mit seligem Lächeln über so viel Sprachkompetenz aufs Meer zu schauen und zufrieden zu sein, hab ich eine neue Herausforderung gesucht: eine weitere Sprache. Und jetzt hab ich, was mir so oft gefehlt hat: Konsonanten, unfassbar viele Konsonanten, ein Konsonanten-Overkill.

Ich lerne Gälisch.

Sabhal Mòr Ostaig in the far background

Das College hat mich schon immer fasziniert, es liegt direkt an der Südküste der Isle of Skye, das Panorama ist atemberaubend. Sabhal Mòr Ostaig schien mir schon immer einer der wunderbarste Ort der Welt zu sein, um zu studieren, klar, weiß und lichtumflutet an einem Tag, geheimnisumwittert und nebelverhangen am nächsten. Großes Naturschauspiel 365 Tage im Jahr.

Armadale towards Morvern

IMG_0672Ich bin schon oft an Sabhal Mòr Ostaig vorbeigefahren, nun bin ich zum ersten Mal auf dem Campus: Gälisch 1, der Kurs für Anfänger, 5 Tage lang von Morgens bis Nachmittags, Abends Konzerte, Pubquiz, Cèilidh (sprich: käili).

 

IMG_0674Die alte schottische Sprache ist inzwischen wieder sehr lebendig hier in den Highlands also will ich sie lernen. Doch das stellt sich als recht schwierig heraus, denn Gälisch ist eine Sprache, in der zunächst Mal nichts so ausgesprochen wird, wie man denkt und wenn man sie liest, kommt es einem vor als hätte ein wahnsinniger Linguist in einem Anflug von Buchstabenwahn mit Konsonanten um sich geworfen als hinge sein Leben davon ab. Die meisten Redewendungen haben viel mehr unausgesprochene Buchstaben als ausgesprochene.

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So spricht sich ein Donald im Kurs auf Gälisch Domhnall geschrieben ganz simpel Dol, man hätte also einfach den „mhnal“ – Teil rauslassen können. Um das Ganze dann noch etwas mehr zu komplizieren gibt, es im Gälischen eine direkte Anredeform (Vokativ), dann schreibt sich Donald a Dhomhnaill die Ausspache klingt ungefähr wie „ach’oil“ mit Halskratzen. Ich habe gleich am ersten Tag beschlossen Donald, so wenig wie möglich anzusprechen.

Unser großartiger Lehrer Ciaran weckt auch in uns seine Liebe zur Sprache und wenn man sich erst mal reingehört hat, wird alles leichter, es gibt nämlich Regeln und eine sehr logische Grammatik. Vielleicht einer der Gründe, warum es inzwischen auch viele Deutsche nach Sabhal Mòr Ostaig zieht.

IMG_0651Auf jeden Fall gibt es jeden Menge deutsch klingende Wörter, nicht alle aber sind, was sie zu sein versprechen.

Das Mittagessen ist im kleinen Café Ostaig fast immer „Brot agus aran agus im“. Also Suppe mit Brot und Butter wobei Brot Suppe und nicht Brot ist. Aran ist Brot.

Ganz schön verwirrend für eine Deutsche aber an Tag drei kann ich es fehlerfrei auf Gälisch bestellen. Stolz!

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Unsere Klasse ist schottisch international und großartig, unser Lehrer ein Geschenk und nach einer Woche Spaß und Grammatik ist die Klasse Gälisch 1 so weit, wir haben unseren Auftritt beim großen Cèilidh: wir singen das Lied von Mòrag und ihrer Hochzeit. Singen gehört im Gälischen zu allem, was man tut. Also singe ich auch. Ich singe sonst nur im Auto.

Jetzt singe ich vor allen anderen Studenten stolz wie Oskar, dabei hasse ich es eigentlich, auf die Bühne zu gehen, meinen letzten Auftritt hatte ich glaube ich als Sonnenschein in der zweiten Schulklasse,  eine stumme Rolle, ich musste nur scheinen.

Auf Gälisch singe ich Si Mòrag und überlebe das anschließende Tanzen (dank Domhnall), denn es geht ziemlich wild zu, da wird im Kreis gewirbelt und wild gedreht bis es blaue Flecken gibt, aaaaauuuuaaaaa

Kommt vielleicht von den vielen unausgesprochenen Konsonanten. Irgendwann müssen sie wohl einfach mal raus….. mmmmkkkkrrrrrssssscccccchhhhhhhppppfffffffff