Der tote Ehemann der „Killerlady“

Lochaber und die Morvern Halbinsel strahlen eine ganz eigene Faszination aus an einem nebligen Sommermorgen. Es ist still in der Frühe, Nebelschleier überziehen den Blick in die Natur. Das Meer ruht grau, die Berge grün, irgendwo ruft ein Kuckuck.

Morvern @nme Nellie Merthe Erkenbach Abenteuer Highlands

Kingairloch ist ein gepflegter Estate, privater Großgrundbesitz, mit einer Reihe von Ferienhäusern und ordentlichen Wegweisern. Die Begräbnisstätte „The Field of the Church“, Dail na Cille, liegt fast am Ende der schmalen Straße, man muss wissen, wonach man sucht, wenn man diesen Ort finden will. Kingairloch ist ein abgelegener Teil der Morvern-Halbinsel.

Das Feld der Kirche – Dail na Cille

Im „Feld der Kirche“ gibt es keine Kirche mehr, nur ein paar alte und neue Gräber und ehemalige Grabanlagen. Keine Mauer trennt die Gräber vom Feld. Das Meer ist nur wenige Meter entfernt.

Das ist das Setting. Nehmen wir die alte Begräbnisstätte etwas genauer unter die Lupe.

Einige der Grabsteine ​​tragen überhaupt keine Inschriften. Das ist in den Highlands nicht ungewöhnlich. Nur wenige konnten es sich leisten, die Steinmetze für die teure Arbeit des Schreibens im Stein zu bezahlen. Außerdem befürchteten die Gälen, dass ein geschriebener Name auf dem Stein der gleichnamigen und noch lebenden lebenden Familie Unglück bringen könnte. Einen intensiveren Blick wert sind aber ausnahmsweise nicht die alten Grabsteine, sondern die neuen Steinhügel, die an der Front zum Wasser mit einer gewissen Wucht platziert wurden. Ihre Geschichte ist die spannendste, die dieser Ort erzählen kann.

Arthur Strutt Gedenkstein @nme Nellie Merthe Erkenbach Abenteuer Highlands

Das Verschwinden von Arthur Strutt

An diesem Ort wurde die Asche von Arthur Strutt verstreut. Ein Gedenkstein erinnert an den ehemaligen englischen Besitzer von Kingairloch, der im Urlaub in Kingairloch auf mysteriöse Weise verschwand. Trotz einer intensiven Suche der örtlichen Polizei, die auch das Militär und die Bergrettung von Lochaber mit ihren gut ausgebildeten Suchhunden einschloss, wurde er erst gefunden, als seine sterblichen Überreste kaum mehr existent waren.

Die Leiche des Ehemann war an einen Baum gelehnt

Fünf Jahre nach seinem Verschwinden wurde Arthur Strutt von einigen Waldarbeitern in einer kleinen Plantage weniger als eine halbe Meile von der Kingairloch-Haus, dem Jagdsitz der Strutts, gefunden. Was noch von seinem Körper übrig war, lehnte an einem Baum. Warum wurde er fünf Jahre lang nicht gefunden? Warum ist er gestorben? Wie konnte seine Leiche nicht gefunden werden? Hatte man ihn so platziert oder hatte er sich selbst so hingesetzt? Auf seinem eigenen Grund und Boden fünf Jahre lang verschollen? Sein Tod bleibt ein Rätsel.

Paricia Strutt Gedenkstein @nme Nellie Merthe Erkenbach Abenteuer Highlands


Die Killerlady Patricia Strutt

Mrs Strutt, Arthur Strutts Frau und Witwe, verwaltete das Gut bis zu ihrem Tod im hohen Alter im Jahr 2001. Sie war eine außergewöhnliche Frau, eine erfahrene Jägerin, die nach eigenen Angaben 2000 Hirsche getötet haben will. Sie wurde wegen ihrer Vorliebe für das Schießen mit dem Gewehr die Killerlady von Kingairloch genannt. Das war, bevor jemand vom toten Mr. Strutt wusste. Kingairloch House war ihre herrschaftliche Jagdhütte. Die Strutts hatten Geld. Nun ja, nach dem Tod ihres Ehemanns hatte vor allem Frau Strutt Geld.

Dail na Cille Begräbnisstätte @nme Nellie Merthe Erkenbach Abenteuer Highlands

Warum hat die Killerlady ihren vermissten Ehemann nie gefunden?

Patricia Strutt war nicht nur eine treffsicher Jägerin, sie war auch eine ausgezeichnete Tennisspielerin und fuhr bis zu ihrem 80. Lebensjahr zum Skifahren nach Davos. Frau Strutt liebte schnelle Autos und das Leben. Ob sie auch ihren Man liebte, war den Quellen nicht zu entnehmen.

Krimi beim Hafenmeister

Erinnert ihr euch noch wie es war vor der Corona Krise? Als man sich Abends erzählen konnte, welche Menschen man den Tag über getroffen hat? Hier kommt eine Geschichte aus dem Januar. Vielleicht war es auch Anfang Februar. Egal. Jedenfalls war derMann war beim Hafenmeister gewesen.

Hafen Schottland

Das klingt zunächst nicht sonderlich aufregend aber das täuscht. Es passieren nämlich immer wieder sehr aufregende Dinge in den Highlands, aufregende und gruslige Dinge.

Das Ambiente ist allerdings weniger gruslig, eher männergemütlich. Von großen Katastrophen bis zu kleinen Alltäglichkeiten es wird alles diskutiert beim Hafenmeister. Man bringt entweder Kaffee Pulver oder Teebeutel mit und natürlich Kekse, keiner schnorrt sich hier durch, aber alle setzen sich im Hinterzimmer des Hafenmeisters zum Austausch zusammen. Das, was Frauen eher im Café machen, mit mehr Ambiente aber nicht unbedingt mit mehr Wissen.  Erstaunlich, was für Geschichten die Runde beim Hafenmeister machen.

Kaffetasse Schottland

Aufsehen erregend war das Verschwinden eines Mannes (so wird erzählt) nach einer Beerdigung, in reichlich angesäuseltem Zustand versucht haben soll, wieder nach Hause zu kommen. Ein Stück weit hat man ihn wohl mitgenommen, dann bleibt sein weiterer Weg unklar. Er wurde von auf Felsen im Meer gefunden. Allerdings eine gute halbe Stunde entfernt von dem Ort, an dem ihn seine Mitfahrgelegenheit abgesetzt hatte. Klingt nicht nur wie ein Krimi, es ist einer. Die Geschichte ist wahr.

Winer Meer Schottland

Derart tragische Geschichten hört man zuerst beim Hafenmeister, der weiß schließlich, was die Rettungsboote machen. Natürlich gibt es nicht jeden Tag solche Geschichten zu erzählen. Meist ist es das Wetter, über das geredet wird, aber das hat auf See natürlich auch eine ganz andere Bedeutung als an Land. Stürme können Leben kosten. Das Gespräch wird mal auf Gälisch mal auf Schottisch geführt, entspannt und informiert. Die Männer sitzen beisammen und wärmen sich die Füße, die im Winter in ihren Gummistiefeln schnell kalt werden. Es wird in die Teetassen gebrummt und gelacht. Und gelegentlich greift eine von harter Arbeit gezeichnete Hand in die Kekspackung.

Möwe

Draußen schlägt Regen an die Fenster die Boote schaukeln im Wind. Drinnen tropfen regennassen Schutzjacken kleine Pfützen auf den Boden. Der Mann leert seine Kaffeetasse und verabschiedet sich. Das IT Problem des Hafenmeisters hat er schnell gelöst. Den Rest wird er mir am Abend auf Skype erzählen.