Erinnert ihr euch noch wie es war vor der Corona Krise? Als man sich Abends erzählen konnte, welche Menschen man den Tag über getroffen hat? Hier kommt eine Geschichte aus dem Januar. Vielleicht war es auch Anfang Februar. Egal. Jedenfalls war derMann war beim Hafenmeister gewesen.
Das klingt zunächst nicht sonderlich aufregend aber das täuscht. Es passieren nämlich immer wieder sehr aufregende Dinge in den Highlands, aufregende und gruslige Dinge.
Das Ambiente ist allerdings weniger gruslig, eher männergemütlich. Von großen Katastrophen bis zu kleinen Alltäglichkeiten es wird alles diskutiert beim Hafenmeister. Man bringt entweder Kaffee Pulver oder Teebeutel mit und natürlich Kekse, keiner schnorrt sich hier durch, aber alle setzen sich im Hinterzimmer des Hafenmeisters zum Austausch zusammen. Das, was Frauen eher im Café machen, mit mehr Ambiente aber nicht unbedingt mit mehr Wissen. Erstaunlich, was für Geschichten die Runde beim Hafenmeister machen.
Aufsehen erregend war das Verschwinden eines Mannes (so wird erzählt) nach einer Beerdigung, in reichlich angesäuseltem Zustand versucht haben soll, wieder nach Hause zu kommen. Ein Stück weit hat man ihn wohl mitgenommen, dann bleibt sein weiterer Weg unklar. Er wurde von auf Felsen im Meer gefunden. Allerdings eine gute halbe Stunde entfernt von dem Ort, an dem ihn seine Mitfahrgelegenheit abgesetzt hatte. Klingt nicht nur wie ein Krimi, es ist einer. Die Geschichte ist wahr.
Derart tragische Geschichten hört man zuerst beim Hafenmeister, der weiß schließlich, was die Rettungsboote machen. Natürlich gibt es nicht jeden Tag solche Geschichten zu erzählen. Meist ist es das Wetter, über das geredet wird, aber das hat auf See natürlich auch eine ganz andere Bedeutung als an Land. Stürme können Leben kosten. Das Gespräch wird mal auf Gälisch mal auf Schottisch geführt, entspannt und informiert. Die Männer sitzen beisammen und wärmen sich die Füße, die im Winter in ihren Gummistiefeln schnell kalt werden. Es wird in die Teetassen gebrummt und gelacht. Und gelegentlich greift eine von harter Arbeit gezeichnete Hand in die Kekspackung.
Draußen schlägt Regen an die Fenster die Boote schaukeln im Wind. Drinnen tropfen regennassen Schutzjacken kleine Pfützen auf den Boden. Der Mann leert seine Kaffeetasse und verabschiedet sich. Das IT Problem des Hafenmeisters hat er schnell gelöst. Den Rest wird er mir am Abend auf Skype erzählen.
Einen schönen guten Morgen liebe Nellie,
und schon wieder ist es Sonntag. Die Zeit vergeht wie im Fluge…
Jetzt habe ich es mir auch „männergemütlich“ 🤣 mit einer Tasse Tee auf meiner Terrasse gemacht. Schottlandtypisches Wetter und auch die Temperatur mit 8° ist perfekt.
Allerdings ohne Gummistiefel, barfuß ist mir – zumindest in meiner Wohnung – doch etwas lieber.
Zur Zeit bist du ja auf dem Thriller-Trip, das mag ich so an Deinen Blogs: Informativ, humorvoll, manchmal romantisch, traurig, tragisch und zur Zeit sehr spannend. Wobei mich ja schon interessieren würde, wie das Ganze weiter gegangen ist? Gibt es schon Verdächtige oder gar überführte Täter?
Wie ist denn jetzt so die allgemeine Lage und Stimmung in unserem Lieblingsland? Von Freunden und Nachbarn aus meiner Gegend höre ich nur, dass es immer noch Einschränkungen gibt, aber auch in der Gegend keine Infektionen. „Abstand“ ist ja dort ziemlich normal..
VG
Andy
Liebe Nellie,
Männergemütlich, ganz ungezwungen, lässig,locker vom Hocker, dass ist ganz mein Geschmack.
Gibt es auch hafenmeisterinnen, dann würde ich mic sofort dazu gesellen und bei einem Tee den Geschichten lauschen.
Natürlich nur mit dicken selbstgestrickten Socken, die gehören nämlich in Gummistiefel.
Ich schließe mich Andy an, wie ging die Geschichte weiter, meeehhhr 😉😊 bitte
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag und grüße den Mann von mir, sollte er noch einen Wein suchen, der mehr als 12,5 Umdrehungen hat, empfehle ich den “ vin santo“ – heiliger Wein, er ist zwar süßlich hat aber das rauchige Aroma des Scotch und schlappe 16,5 Umdrehungen mindestens 😎😎😎
Liebe Grüße
Kar
Liebe Nellie,
und? Wie ist er nun dort hingekommen? Hat sich das Rätsel gelöst oder wird es auf ewig ein Rätsel bleiben?
Ich persönlich habe festgestellt, wenn einem die Menschen sympathisch sind, ist die Umgebung ganz egal. Da lässt man auch mal die Frau oder alternativ den Mann warten, weil man gerade einen sehr netten Schwatz hält. Als wir auf Lewis and Harris waren, waren wir in einem netten kleinen Gemeindezentrum. Wir wollten nach einem leckeren Stück Kuchen (leider keine Scone und keine Clotted Cream) weiterfahren. Als ich von der Toilette kam, hat mich eine der Damen angesprochen. Innerhalb von 10 Minuten kannte sie meine halbe Lebensgeschichte, ich ihre, wir haben die politische Weltlage besprochen, das schlechte Wetter gerügt und sie hat mir – mit sehr viel Ironie – erzählt, das sie ja viele Besucher aus allen Herren Ländern schon hätten bewirten dürfen. Nur der komische Kerl aus den USA, dessen Wurzeln in einem kleinen Dorf in der Gegend liegen würden, der hätte sich nicht zu einem Besuch herabgelassen. Wie peinlich für die Angehörigen, die jedoch froh waren, als er wieder weg war 😉 Ich kann es nicht so schön wiedergeben, wie sie es erzählt hat.
Ach ja, während des Gesprächs, standen wir vor der Tür, durch die eisig kalt der Wind pfiff, immer mal wieder ein paar Regentropfen den Weg ins innere fanden und wir waren beide etwas angefroren. Aber es war so schön, da war das alles ganz egal 🙂
In diesem Sinne, wünsche ich Euch heute eine ebenso interessante und nette Begegnung – vorzugsweise virtuell 😉 Und natürlich einen schönen Sonntag!
LG
Britta
Wie schön, wieder von euch zu hören Andy, Britta und Kar!
Danke für eure Zeilen und Gedanken. Und natürlich das Feedback zur Geschichte.
Leider kann ich keine Auflösung bieten. Ich sitze in Deutschland fest, Schottland ist im Lockdown, das öffentliche Leben steht still und die Polizei hat nichts publik gemacht. Die Zeitungen dürfen nun bis zum Urteil nicht mehr darüber schreiben.
Ich fürchte es wird dauern, bis man bei Hafenmeister mal wieder was erfahren kann. Noch darf keiner mehr ohne triftigen Grund aus dem Haus.
Habt einen wunderbaren Sonntag. Hier dürfen wir ja schon wieder viel mehr als die Schotten.
LG Nellie
Hallo Nellie,
jeden Sonntag warte ich schon auf deine Berichte, ob humorvoll oder schaurig. Gerade in Corona-Zeiten. Vielen Dank dafür! 😀
Herzliche Grüße von der Alb
Steffi von LECW
Wie schön, danke Steffi. Gerne 😊 und liebe Grüße aus dem Schwarzwald. Nellie