5 Tipps zum Cover Design

Man kann es drehen und wenden wie man will, es muss von jeder Seite gut aussehen. Das Cover des Buchs ist ein entscheidender Faktor. Die englische Redensart Don’t judge a book by its cover trifft auf den Buchmarkt nicht zu. Wenn es um Marketing und Verkauf geht, dann entscheidet fast ausschließlich das Cover. Und natürlich Titel und Autor und ob man aus der Reihe schon ein Buch besitzt.

1. Cover entscheidet über Kauf

Wie also soll mein Cover aussehen? Welcher Stil passt zum Inhalt? Was verkauft sich? Was gefällt mir? Was könnte den Lesern gefallen? Und wie könnte man die Ursprungsidee mit Band 2 und dem Rest der Reihe stilistisch fortsetzen? So viele Fragen. Nun war es Zeit für Antworten.

Wie gut, dass ich selbst seit Jahrzehnten leidenschaftlich gerne Krimis lese habe. In meinen Bücherregalen stehen jede Menge davon und jetzt, wo ich mein Augenmerk darauf richte, wird mir klar, wie unterschiedlich sie sind: Donna Leo, Andrea Camilleri, Arnaldur Indridason, Tess Gerritsen, Reginald Hill, Ian Rankin …

neutrales Design, das mit Stimmung arbeitet

2. Cover sind Geschmacksache

Verlage operieren länderspezifisch und zielgruppenorientiert. Deutsche Cover sehen anders aus als amerikanische, englische oder schottische. Die Designer arbeiten oft mit Stimmungen und dunklen Farben, viel wiederholt sich.

Ich durchstöbere meine Krimis, fotografiere meine drei Favoriten und poste sie auf Instagram. Einige meiner Follower haben meine anderen Bücher gelesen oder schreiben selbst. Das sind genau die Meinungen, die ich brauche für meine Entscheidung. Meine Frage nach dem Favoriten wird mit einer Ausnahme einstimming beantwortet. Es ist das Cover, das eine schottisch anmutende Szenerie zeigt. Ähnlich ist die Reaktion im Freundeskreis. Das schwarz-weiß Foto ist der große Favorit.

Design-Favorit

Ich kontaktiere die Grafikdesignerin, die meine anderen Cover entworfen hat, und schicke ihr ein Foto, das ich vom Tatort gemacht habe und bitte sie, es in diesem Stil für e-Book und Taschenbuch zu bearbeiten. Das Ergebnis gefällt mir gut. Eigentlich.

erster Cover-Entwurf Schatten über Skiary

3. Cover bedienen Sehnsüchte

Nun stellt ich fest, dass ein schottischer Krimi, der im Original sehr minimalistisch und düster daherkommt, in der übersetzten Version des deutschen Partnerverlags völlig anders aussieht. Hier werden alle Stereotypen bedient, die deutsche Leser offensichtlich ansprechen: Black Rock Cottage in Glencoe. Ich glaube es gibt keinen Schottlandreisenden, der dieses Haus nicht fotografiert hat. Ich aber möchte auf keinen Fall, dass mein Cover meinen Buchinhalt derart verfehlt, denn in diesem Beispiel hat das Cottage im Cover nichts zu tun mit dem Titel des Buchs: Die Toten von Inverness.

Quelle: Amazon

Trotzdem bin ich der Autorenkollegin sehr dankbar, die mich auf dieses Cover hingewiesen hat. Ich hatte meinen ersten Entwurf mit ihr geteilt und sie hatte eine ebenso klare wie kluge Frage gestellt: Lesen dein Buch Männer? Das war der entscheidende Hinweis.

4. Kenne deine Zielgruppe

Natürlich will ich überhaupt nicht ausschließen, dass Männer meinen Krimi lesen. Ich weiß von einigen, die meine anderen Bücher gelesen haben und die ihnen sehr gut gefallen haben. Aber wird das die Zielgruppe sein? Eher nicht. Ich vermute weiblich, jenseits der 30, Vielleserinnen mit einer gewissen Sehnsucht nach Schottland. Und damit ist klar, der schwarz-weiß Entwurf ist nicht das Richtige. Aber auf die Klischees der deutschen Verlage würde ich gerne verzichten. Ich probiere hin und her und bin froh, dass die Grafikerin geduldig alle meine Änderungswünsche umsetzt.

Super, mit Ausnahme der Blumenkohl-Wolken

5. Geduld

A propos Geduld. Es dauert, bis man es richtig hat. Ich will das Foto vom Tatort gerne behalten. Es ist ein Ort,den niemand kennen dürfte, deshalb macht es Sinn. Außerdem könnte ich so die Reihe fortsetzen und künftig immer den Ort des Verbrechens auf den Titel abbilden, mit jedem neuen Band. Da hätte ich Spaß dran. Als der erste Farbentwurf zurückkommt weiß ich, es ist der richtige Weg. Nur die Wolken sind mir viel zu flufffig und erinnern mehr an Märchen als an einen Krimi. Dann noch ein wenig an den Farben der Überschriften geschraubt und fertig ist das Buchcover. Ich bin happy. Ich hoffe, euch gefällt es auch.

Schatten über Skiary von Nellie Merthe Erkenbach

Schatten über Skiary

Krimi beim Hafenmeister

Erinnert ihr euch noch wie es war vor der Corona Krise? Als man sich Abends erzählen konnte, welche Menschen man den Tag über getroffen hat? Hier kommt eine Geschichte aus dem Januar. Vielleicht war es auch Anfang Februar. Egal. Jedenfalls war derMann war beim Hafenmeister gewesen.

Hafen Schottland

Das klingt zunächst nicht sonderlich aufregend aber das täuscht. Es passieren nämlich immer wieder sehr aufregende Dinge in den Highlands, aufregende und gruslige Dinge.

Das Ambiente ist allerdings weniger gruslig, eher männergemütlich. Von großen Katastrophen bis zu kleinen Alltäglichkeiten es wird alles diskutiert beim Hafenmeister. Man bringt entweder Kaffee Pulver oder Teebeutel mit und natürlich Kekse, keiner schnorrt sich hier durch, aber alle setzen sich im Hinterzimmer des Hafenmeisters zum Austausch zusammen. Das, was Frauen eher im Café machen, mit mehr Ambiente aber nicht unbedingt mit mehr Wissen.  Erstaunlich, was für Geschichten die Runde beim Hafenmeister machen.

Kaffetasse Schottland

Aufsehen erregend war das Verschwinden eines Mannes (so wird erzählt) nach einer Beerdigung, in reichlich angesäuseltem Zustand versucht haben soll, wieder nach Hause zu kommen. Ein Stück weit hat man ihn wohl mitgenommen, dann bleibt sein weiterer Weg unklar. Er wurde von auf Felsen im Meer gefunden. Allerdings eine gute halbe Stunde entfernt von dem Ort, an dem ihn seine Mitfahrgelegenheit abgesetzt hatte. Klingt nicht nur wie ein Krimi, es ist einer. Die Geschichte ist wahr.

Winer Meer Schottland

Derart tragische Geschichten hört man zuerst beim Hafenmeister, der weiß schließlich, was die Rettungsboote machen. Natürlich gibt es nicht jeden Tag solche Geschichten zu erzählen. Meist ist es das Wetter, über das geredet wird, aber das hat auf See natürlich auch eine ganz andere Bedeutung als an Land. Stürme können Leben kosten. Das Gespräch wird mal auf Gälisch mal auf Schottisch geführt, entspannt und informiert. Die Männer sitzen beisammen und wärmen sich die Füße, die im Winter in ihren Gummistiefeln schnell kalt werden. Es wird in die Teetassen gebrummt und gelacht. Und gelegentlich greift eine von harter Arbeit gezeichnete Hand in die Kekspackung.

Möwe

Draußen schlägt Regen an die Fenster die Boote schaukeln im Wind. Drinnen tropfen regennassen Schutzjacken kleine Pfützen auf den Boden. Der Mann leert seine Kaffeetasse und verabschiedet sich. Das IT Problem des Hafenmeisters hat er schnell gelöst. Den Rest wird er mir am Abend auf Skype erzählen.