Abschied vom Panda

Ich habe zwar Urlaub, aber der Mann nicht. Doof, aber ich musste meinen alten abnehmen und er konnte nicht, weil ein Kollege von ihm bereits frei hatte. Deshalb mussten wir bis zum Wochenende warten, um in Inverness konnten den neuen Wagen zu kaufen.

„Wir fahren dann mit zwei Autos?“ sage ich und es ist eher keine Frage.

„Wieso?“ antwortet der Mann. „Vielleicht kaufe ich ja keinen.“

„Weil ich nicht glaube, dass wir mehr als eine Chance haben, den Panda nach Inverness zu fahren und ich bin mit meinem Auto nur noch zwei Monate da. Willst du die Aktion allein und per Bus machen?“ erwidere ich.

Der Mann hasst nichts mehr als Bus fahren, warum auch immer. Er schweigt Zustimmung und ich plane die Logistik. Schließlich hat er im Internet ein Auto gesehen, das ihm gefällt. Wenn er es nimmt, können wir damit sofort vom Hof fahren.

Bis zum Autohändler sind es knapp zwei Stunden. Das bräuchte man auch von Köln nach Frankfurt. Da würde man doch auch nicht einfach mal nur zum Schauen hinfahren, oder?

Abschied vom Panda @nme Abenteuer Highlands

Am Samstag früh fährt der Mann um sieben Uhr los. Ich dagegen steige erst mal unter die Dusche. Er wird länger brauchen, nicht mal so sehr, weil mein Auto deutlich mehr PS hat. Der Panda ist platt, also der rechte Hinterreifen, man muss ihn spätestens nach einer halben Stunde wieder aufpumpen. Der Mann hat den Kompressor eingepackt und versprochen, dass er sich meldet, sollten größere Probleme auftauchen. Falls nicht, treffen wir uns um halb zehn beim Händler seines Vertrauens.

Und dort sitzen wir nun und klären das Vertragliche. Die Probefahrt war erfolgreich, der Wagen ist in einem sehr guten Zustand, nur der Preis ist etwas hoch. Aber im Moment ist die Nachfrage größer als das Angebot. Viel machen wird man da nicht können. Er bietet allerdings einen guten Preis für den Panda, obwohl der ein direkter Schrottplatz-Kandidat ist. Scheint ihm egal zu sein, das ist Teil der Preisstrategie. Der Mann hat wohl ein schlechtes Gewissen, so viel für den Panda zu bekommen und erzählt fröhlich, was alles nicht damit in Ordnung ist.

Ich mime die doofe Frau und tippe scheinbar unbeteiligt auf dem Handy rum. Derweil schicke ich ihm unauffällig eine Nachricht.

Mach den Panda nicht so schlecht. Du willst doch, dass sie ihn nehmen!

Er sieht meine Nachricht als der Verkäufer ans Telefon geht und nickt unmerklich. Er würde nie jemanden über den Tisch ziehen. Der Mann ist zu ehrlich für das Gebrauchtwagen-Geschäft.

Dan sind sich die beiden einig. Super, denke ich. Das ging ja viel geschmeidiger als ich gedacht habe. So können wir uns einen Kaffee bei Costas gönnen und haben noch was vom Samstag. Vielleicht machen wir ja noch eine kleine Spritztour mit dem Neuen, der blau ist und aus Osteuropa kommt. Bis auf meinen ersten, ein gelber Renault R4, waren alle meine Auto schwarz. Blau passt zur Nationalflagge, denke ich. Das ist gut.

Vertieft in meine Gedanken bin ich der Konversation nicht mehr wirklich gefolgt, um nun abrupt aus meinen Träumen gerissen zu werden. Der Autohändler will eine Anzahlung bevor wird mit dem Fahrzeug von dannen fahren. Natürlich will er das. Ich sehe den Mann an und mir schwant schreckliches. Er hat nie Bargeld dabei und er nutzt keine Banking App, weil er ihnen misstraut.

„Ich werde es überweisen“, sagt er. Doch das bedeutet, dass wir wieder herkommen müssen.

„Können wir nicht hier in Inverness schnell zu einer Filiale deiner Bank fahren? Dann kannst du den Betrag von da überweisen“, schlage ich vor.

Die beiden Männer schütteln den Kopf. Samstags haben keine Filialen auf.

Ich sehe mit Schrecken die Konsequenzen. Der Mann will wieder zurückfahren. Mit beiden Autos. Dann machen wir diese Tour ein zweites Mal.

„Okay“, sage ich zu beiden. „Dann lassen wir den Panda da, überweisen den Betrag und kommen nächste Woche wieder.“ Schließlich habe ich ja ein Auto und der Mann den Dienstwagen.

Der Autoverkäufer laviert ein wenig. Offensichtlich will er ein Auto, das er noch nicht gekauft hat, nicht über das Wochenende auf seinen Parkplatz stehen haben. Hat bestimmt Versicherungsgründe. Aber das hat massive Konsequenzen für uns und mal ehrlich: Wer klaut diese Schrottlaube? Außerdem hat er einen unterzeichneten Vertrag. Da muss er ein wenig nachgeben. Wir machen doch diese Fahrt nicht ein zweites Mal! Was, wenn der Panda es nicht mehr schafft?

Mitten in diese Überlegungen stimmt der Mann zu. Druck machen ist wohl eher ein deutscher Zug, den Schotten ist das viel zu peinlich!

Draußen vor der Tür murmle ich aufgeregt.

„Warum stellen wir den Panda nicht auf die Parkplätze entlang der Straße? Da können wir ihn zur Not aufs Gelände schieben, wenn wir müssen. Ich habe das Gefühl, dass nicht mehr viel Leben übrig ist im Panda.“

Abschied vom Panda @nme Abenteuer Highlands

Das mag aber der Mann nicht, wegen Polizei und so. Ich sehe nicht, warum das ein Problem ist, solange er noch Steuer und Versicherung hat und nicht offensichtlich Schrott, aber ich gebe nach. Ist schließlich sein Auto. Er will es im Industriegebiet abstellen, er hat auch schon eine Idee wo, auf einem Betriebsgelände, das er kennt. Es ist nur ein paar Kilometer vom Autohändler entfernt.

Als wir ankommen, muss der Mann nochmal die Reifen aufpumpen. Dann lassen wir den Panda alleine auf einem riesigen Parkplatz in einem am Wochenende verlassen wirkenden Industriegebiet. Für mich fühlt sich das viel unsicherer an als die Straße beim Autohändler, aber ich schweige und fahre. Jetzt brauchen wir erst mal einen Kaffee!

To be continued….

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