Hört mal!

Ich war unterwegs in der Nähe von Applecross, um ein paar Fotos für das kommende Hörbuch zu schießen. Und naja, ich hatte Zeit zum Nachdenken. Hörbücher auf Wanderungen mag ich nicht. Da denke ich zu viel. Zum Beispiel, welches Projekt ich als nächstes angehe oder was ich für die aktuellen Projekte noch erledigen muss.

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Shadows Over Skiary

Die Faszination von Hörbüchern und die spannende Reise dorthin

In einer Welt, die immer hektischer wird, suchen viele Menschen nach Möglichkeiten, ihre Zeit effizient zu nutzen. Hörbücher bieten eine wunderbare Lösung, um Literatur und Wissen auch unterwegs zu genießen. Ob beim Pendeln, Sporttreiben oder Entspannen – Hörbücher machen es möglich, in Geschichten einzutauchen oder sich weiterzubilden, ohne ein gedrucktes Buch in der Hand halten zu müssen. Unterwegs ein immenser Vorteil.

The Sound of the Sea

Die Faszination von Hörbüchern

Hörbücher bieten eine einzigartige Möglichkeit, Geschichten und Informationen zu erleben. Der besondere Reiz liegt in der Kombination von erzählerischem Talent und der Intimität des gesprochenen Wortes. Ein guter Erzähler kann Charaktere zum Leben erwecken, Stimmungen vermitteln und den Hörer in eine andere Welt entführen. Diese immersive Erfahrung macht Hörbücher zu einem beliebten Medium für viele Menschen. So habe ich bei der Produktion von Riding Towards Shadows mit der wunderbaren Frances Butt zusammegearbeitet. Ich liebe ihre Stimme und die Energie und Professionalität, mit der sie meinen ersten Roman Riding Towards Shadows vertont hat, waren schlichtweg atembreaubend. Etwas problematischer war es zu Beginn mit einer anderen Sprecherin gewesen, die einfach keinen der Abgabetermine eingehalten hatte und ich nach dem dritten gewährten Aufschub Monate später den Vertrag kündigen musste. Sie hatte sich zuviel vorgenommen. Am Ende ist alles gut ausgegangen. Denn ich hätte keine bessere Wahl treffen können als Frances Butt. Hört mal!

Das Angebot von ACX

Das Audiobook Creation Exchange (ACX) ist eine Plattform, die es Autoren und Verlagen ermöglicht, Hörbücher zu produzieren und über Audible, Amazon und iTunes zu veröffentlichen, sofern sie in den Vereinigten Staaten oder dem Vereinigten Königreich steuerlich ansässig sind. ACX bietet umfangreiche Ressourcen und Unterstützung, um den gesamten Prozess von der Produktion bis zur Veröffentlichung zu erleichtern.

  1. Zugang zu professionellen Erzählern: ACX bringt Autoren mit talentierten Erzählern zusammen. Autoren können sich Hörproben anhören und den perfekten Erzähler für ihr Buch auswählen.
  2. Produktionsdienstleistungen: ACX bietet Werkzeuge und Anleitungen für die Aufnahme, Bearbeitung und Produktion von Hörbüchern. Autoren können entweder selbst aufnehmen oder professionelle Studios nutzen.
  3. Breite Reichweite: Durch die Veröffentlichung auf Audible, Amazon und iTunes erreichen Hörbücher ein globales Publikum. Dies ist besonders attraktiv für Autoren, die ihre Werke in den USA und UK bekannt machen möchten.
  4. Flexibilität bei der Rechtevergabe: Autoren können wählen, ob sie die Exklusivrechte an Audible geben möchten oder ihr Hörbuch auch über andere Plattformen vertreiben wollen.

Im Januar 2024 kam der erste Band der Highland Crime Serie auf Englisch heraus: Shadows Over Skiary – Highland Crime Campbell & Hartmann 1

Und nun ist auch das Hörbuch dazu fertig.

Offensichtlich hat ACX aber auch deutsche Sprecherinnen und Sprecher im Angebot und ich frage mich, ob es interessant sein könnte, meine Schottland-Krimis Schatten über Skiary, Im Dunkel von Skye und Die Toten von Avernish auch als Audiobook zu produzieren? In den letzte Wochen wurde ich immer wieder von Sprecherinnen kontaktiert, die das gerne machen würden.

Was sagt ihr? Würdet ihr meine Krimis gerne hören. Und wenn ja, wie? Von einer Frau oder einem Mann gesprochen? Ich selbst bin ein totaler Stimmenjunkie, von einigen kann ich gar nicht genug bekommen. Andere fällt es mir schwer ertragen. Die Stimme ist für mich bei Podcasts und Audiobüchern der entscheidende Faktor, ob ich sie hören möchte oder nicht.

Jetzt auch zum Hören

Ihr seht, ich denke beim Wandern und schmiede Pläne. Und nebenbei finde ich wunderbare Plätze und genieße in vollen Zügen. Frühstück am Strand. Was gibt es besseres? Könnt ihr die Wellen am Strand hören?

Frühstück am Strand

Been there, done it!

Been there, done it! Das ist in der Regel ein Prozess, den Touristen überall auf der Welt, aber natürlich auch in Schottland durchlaufen: Eilean Donan Castle, Loch Ness, Royal Mile, Highland Games … Been there, done it. Gesehen und erledigt. Haken dran.

In einem etwas feineren Sinn bedeutet der Ausdruck aber auch, dass man selbst an diesem inneren Punkt gewesen ist und genau dasselbe getan hat, also zum Beispiel eine Hochzeit absagen, eine Schönheits-OP machen lassen, seine Frau betrogen, den Job verlieren. Been there, done it. Letztendlich ist der Ausdruck die tröstliche Gewissheit, dass der andere genau die gleichen Erfahrungen gemacht hat, wie man selbst.

Die andere Nellie ist mein been there, done it und das hat etwas sehr Schönes, denn es verbindet uns nicht nur auf eine besondere Art, es kann einen in den eigenen Entscheidungen bestärken und unterstützen, denn da gibt es jemand, dem es oft ganz genauso geht wie mir.  

Wie ich in der Anfangszeit bringt sie jede Menge Dinge mit, die in ihrem deutschen Leben eine Rolle spielen, wenn sie zwischen beiden Ländern hin und her fährt: ein Fondue Set, Bier, Raclette Käse.

Nellie fährt Motorrad, ich eine Harley, sie eine Triumph. Das ist etwas Gemeinsames und ein Faktor, der uns unterscheidet. Ich gehöre zur Chopper-Fraktion, sie kommt aus der Racer-Ecke. Und was erzählt sie mir als eines ihrer ersten Erlebnisse hier in den Highlands? Sie hat ihr Nummernschild verloren. Ist das nicht kurios? Ich hätte mit der SR 500 schon fast das Schild verloren, am Ende hing es in Teilen in der Halterung. Mit der LS 650 war es dann ganz weg. Nur das Intruder Schild hat gehalten. Und für alle, die jetzt gönnerhaft lächeln – wir sind beide durchaus in der Lage, Schrauben festzuziehen. Die Straßen hier sind Hölle und wenn man nicht regelmäßig kontrolliert, ist es wegvibriert. Das Problem: M muss es ja auch wieder in Deutschland beim TÜV vorstellen, aber wie kommt man über die Grenze ohne Nummernschild?

Been there, done it! Vielleicht ein wenig tröstlich für beide Nellies. Die Quelle einer gewissen Frustration für mich ist allerdings, dass sie das Moped in den Highlands hat und meines in Deutschland steht. Meine Maschine fehlt mir! Ich schaue nach draußen, während ich das schreibe und relativiere. Es stürmt und der Wind treibt die Wellen mit Macht an den Strand. Der Regen kommt waagrecht. Jetzt wäre es lebensgefährlich mit dem Motorrad. Im Schwarzwald sind die Wetterbedingungen bei weitem nicht so extrem und die Straßen deutlich besser. Außerdem habe ich derzeit kein Auto, das Moped ist also mein einziges Fortbewegungsmittel in Deutschland. Das brauche ich. Hier haben wir ja ein Auto. Ich sage mir immer wieder, dass das so mehr Sinn macht, aber mir graut vor dem Tag an dem die andere Nellie textet:

Mit dem Motorrad unterwegs nach Applecross.

Applecross Sands @nme Abenteuer Highlands

Denn dann kann ich nur denken, dass ich das zwar auch schon oft gemacht habe, aber dass ich nie genug davon bekommen kann. In diesem Sinne also:

Been there but I do still want to do it!

Bealach na Bà @nme Abenteuer Highlands

Lochcarrons blutige Fehde

Donald MacDonald war der 8. Glengarry und seine Regierungszeit war aus vielen Gründen unvergesslich, vor allem wegen der Gewalt, die seinen Weg als Chief seines Clans begleitete.

Zwischen seiner Familie und den MacKenzies tobte eine Fehde, die aus einem Streit um Eigentum in Lochcarron entstanden war. Blut wurde vergossen, Vieh wurde überfallen, Eigentum zerstört. Mord und Rache beherrschten das Gebiet Ende des 16. Jahrhunderts über 20 Jahre lang.

Duncan war einer der Glengarry MacDonalds, er war ein Stalker und schoss hauptsächlich Hirsche in der Gegend von Glasletter, dem Wald der Mackenzies von Gairloch. An einem schönen Tag im Wald trafen er und ein anderer Mann zwei Mackenzies. Die Mackenzies verdächtigten sie der Wilderei, beide Männer waren bewaffnet und es war bekannt, dass sie in der Vergangenheit gewildert hatten.

Ein Streit entbrannte, der außer Kontrolle geriet und die beiden Männer wurden getötet und direkt am Tatort  begraben, damit die Tat unbemerkt blieb. Aber das Verschwinden von Duncan und dem anderen Mann blieb offensichtlich nicht unbemerkt. Die beiden Mackenzies kamen vor Gericht, wurden aber nie für schuldig befunden.

Jahre später wurden Duncans Knochen von einem Freund geborgen, der nie aufgehört hatte, nach ihm zu suchen. Jetzt hatten die MacDonalds den Beweis, dass Duncan ermordet worden war. Der Beweis lag bleich und kalt in der Erde vom Glasletter Wald.  Der Mord konnte nicht ungesühnt bleiben.

Bald darauf töteten die MacDonalds einen der Brüder des Mörders, als der seine Felder in Glenstrathfarrar pflügte. Das wiederum musste von Rory Mor gerächt werden, einem Mackenzie, dem das Land gehörte auf der der Bruder des Mörders ermordet worden war. Rory Mor wollte die MacDonalds nicht mit Mord in seinem Gebiet davonkommen lassen. Er bat Dugall MacKenzie von Applecross um Hilfe, die beiden waren Freunde und heckten einen Plan aus.  Ihr Ziel: der MacDonald, der zu dieser Zeit in Strome Castle in Lochcarron lebte.

Also arrangierten sie in Kishorn ein Treffen zwischen Dugall und dem MacDonald, die beiden waren Nachbarn und hatten ohnehin verschiedene Dinge zu besprechen.  Dugall überzeugte dann den Glengarry, den Rückweg auf dem Landweg zu nehmen und seine Frau mit ein paar Männern zum Schutz alleine per Boot nach Hause zu schicken. So hätte sie es doch viel bequemer. Und so tat es der MacDonald, ohne zu ahnen, dass er im Begriff war, überfallen zu werden.

Rory Mor und weitere Mackenzies warteten auf den MacDonald und seine Männer. Sie nahmen ihm nicht das Leben, aber sie nahmen das Leben von allen, die bei ihm waren. Die Fehde war aber immer noch nicht zu Ende. Lochcarron würde in den kommenden Jahren mehr Gewalt zwischen den MacDonalds und den Mackenzies erleben.

Quelle und weiterführende Literatur:

Alexander Mackenzie: History of the Macdonalds and Lords of the Isles. With genealogies of the principal families of the name. Inverness, Mackenzie; 1881

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dringende Bedürfnisse

Gestern war der Tag der dringenden Bedürfnisse.

Ich hatte seit Tagen das dringende Bedürfnis nach einem kleinen Ausflug: rumfahren, Landschaft genießen, fotografieren. Einfach mal raus und Schottland erleben. Das Wettergrau hatte mich bis gestern im Haus gehalten und noch in der Früh sah es eher trüb als ausflugsverlockend aus.

towards Applecross (1)Pünktlich zur Abfahrt aber kommt die Sonne aus den Wolken hervor, als wolle sie mich aus dem Haus locken in die grandiose Weite des schottischen Hochlands. Ich mache mich auf, ohne gefrühstückt zu haben. Ich habe nur einen Kaffee in der Warmhaltetasse, ich will zum Spar in Lochcarron, da gibt es die leckersten pieces weit und breit. Zwei Brötchen, eins mit Ei und Speck und eins mit Mayonnaisenei und Zwiebel im Gepäck, mache ich mich nach auf Applecross.

towards Applecross (5)

Es hat frische 8 Grad aber ich beschließe, daß es sicher ist, die Paßstraße zu nehmen. Die Umfahrung dauert gut eine Stunde länger. Der Bealach na Ba hat es in sich und die Warnhinweise sind nicht nur zum Spaß da. Wer also das dringende Bedürfnis nach Abenteuer hat….

towards Applecross (7)Sicher oben angekommen, hat es nur noch 4,5 Grad und das Auto blinkt Glättewarnungen. Doch die Straßen sind ok. Was für eine atemberaubende Gegend, weit und breit nur Einsamkeit und Steinwüste. Die schlichte aber überwältigende Größe der Torridon Berge. Weit und breit nichts, kein Baum und kein Strauch.

Kein Baum und kein Strauch!

towards Applecross (4)

Der Kaffee fordert Tribut und da ist einem als Frau so ein Baum oder ein Strauch schon ganz recht. Wer weiß, ob in der großen Einsamkeit nicht ausgerechnet doch im falschen Moment ein Auto vorbei kommt.

towards Applecross (8)

toilet ApplecrossWeil es nicht mehr weit bis Applecross ist, bleibe ich trotz Druck tiefenentspannt. Die öffentliche Toilettendichte ist hoch in den Highlands. Wo es Menschen gibt, gibt es Toiletten und die sind immer so gepflegt, dass man auch ohne Bäume und Sträucher leben kann, falls man mal ein dringendes Bedürftnis entwickeln sollte.

Apropos!

towards Applecross (2)Ich habe inzwischen Mörderhunger, es ist Mittag und die Brötchen sind noch unberührt. Die Straßen sind einfach nicht zum Essen gemacht. Wärend ich in Deutschland im Auto alles Mögliche tue (essen, trinken, telefonieren, schminken) geben einem die Straßen hier keine Chance; rauf, runter, enge Haarnadelkurven, einspurige Streckenabschnitte mit Ausweichbuchten. Und Telefonsignal gibt es ohnehin selten eins.

Ich halte, kaue und genieße.

past Applecross (2)

Zurück fahre ich die lange aber passlose Strecke über Shieldaig und beschließe beim Co-op noch schnell ein paar Sachen zum Essen einzukaufen. Im Laden sind mehr Mitarbeiter, die Regale auffüllen, als Kunden. Der weitgehend haarlose Herr an der Kasse hat Zeit.

co-op KyleOb ich wüsste, wie viele Ebola Fälle es inzwischen im Land gäbe, will er wissen.

Während ich nach in meinem Hirn nach einer Antwort auf eine derart unerwartete Frage krame, erzählt er mir von seinem Leben. Er war mal Soldat. Und Koch. Und man müsse doch was tun wegen Ebola und so. Und überhaupt Viren, die sind vor allem auf dem Geld, meint er.

Ich bezahle mit Kreditkarte und versuche noch, all diese Informationen zu verarbeiten, da ist er auch schon beim Sinn des Lebens angekommen. Das ist nun wirklich ein wenig viel an der Supermarktkasse. Der freundliche Herr philosophiert ungerührt von meiner Sprachlosigkeit weiter. Er wollte wohl einfach mal über was anderes reden.

Schließlich war gestern der Tag der dringenden Bedürfnisse.Applecross