Ardchattans Mordopfer

Ardchattan ist ein altes Kloster, das vor fast 800 Jahren von Duncan Mac Dougall, Lord of Lorn, gegründet wurde. An den Ufern von Glen Etive war es jahrhundertelang das Zentrum des kirchlichen Lebens dieser Gegend, bis Cromwells Truppen es 1654 niederbrannten. Das angrenzende Haus und der schöne Garten befinden sich in Privatbesitz. Im kleinen Friedhof wurde das wohl berühmteste Mordopfer der schottischen Geschichte beigesetzt: Colin Campbell von Glenure, the red fox, das vermeintliche Opfer des Appin Mörders James of the Glen.

Ein Opfer, dem oft  wegen der tragischen Ungerechtigkeit der Hinrichtung des mutmaßlichen Mörders, zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Doch nur weil das Gerichtsverfahren zu seinem Mord kein gerechtes war, darf man den Preis, den er bezahlt hat, nicht ignorieren.

Sein Tod war tragisch für seine Familie, sein Mord ein politisches Schaufenster und sein Begräbnis ein sehr öffentlicher Ruf der Campbells nach Gerechtigkeit. Der Mord nahm außergewöhnliche Dimensionen an, der Trauerzug war beeindruckend. Nach der Säkularisaton ging das Kloster in den Besitz der Campbells über. Hier wurde der Rotfuchs beigesetzt.

Die Leiche des Mordopfers  wurde im Barcaldine House (heute ein Hotel, aber damals im Besitz von Colin Campbells Halbbruder Duncan Campbell) auf dem Weg zu seiner Beerdigung im Ardchattan Priory aufgebahrt.  Die Beerdigung musste verschoben werden, damit alle Verwandten genügend Zeit hatten, um anzureisen. Angeblich spukt sein Geist noch immer in dem Hotel. Zumindest ist er mehrfach gesehen worden.

Colin Campbell wurde am 26. Mai 1752 beigesetzt, wo seine Vorfahren seit dem 15. Jahrhundert beigesetzt wurden. Der Ort hat einen ganz eigenen Zauber, eine Stille und Ernsthaftigkeit, die einen Besuch lohnt.

Seinen vermeintlichen Mörder hat man hingerichtet, der wahre aber entkam.

James of the Glen

Die Geschichte von James Stuart  erzählt von Macht, Politik, Betrug und Ungerechtigkeit. Sie ist so grausam wie wahr und einige Aspekte werden wohl  nie ans Licht kommen. Viele glauben, dass der Appin-Mord einer der größten, wenn nicht der größte Justizfehler in der Geschichte Schottlands war. Das Gesetz machte James of the Glen zu einem Mörder, die Legende machte ihn zum Opfer. Seine Knochen ruhen auf dem alten Friedhof von Keil in Appin. Er starb in Ballachulish am Ufer des Loch Leven am 8. November 1752.

 

Auf dem kleinen Hügel über dem Pier der ehemaligen Fähre (heute verbindet eine Brücke die beiden Ufer) wurde ein Galgen errichtet. Der 50-jährige James Stewart, auch bekannt als Seaumas a ‚Ghlinne, James of the Glen, wurde hier hingerichtet. Er wurde wegen Mordes gehängt, den er höchstwahrscheinlich nie begangen hat. Der mutmaßliche Mörder wurde nicht nicht gerichtet wer wurde ermordet. Auf dem Hügel, auf dem der Galgen stand, ist eine Gedenkstädte aber man muss danach suchen, um sie oberhalb der Brücke zu finden. Parken ist schwierig.

James of the Glen war ein ruhiger und beliebter Mann, er war gebildet, konnte in beiden schottischen Sprachen lesen und schreiben. Er war mit seiner Cousine Margaret verheiratet, die beiden hatten drei Kinder und lebten auf einer Farm in Glen Duror, ein paar Meilen südlich von Ballachulish. Er hatte auf dem Feld von Culloden gekämpft und den Kampf überlebt, um schließlich zu Hause getötet zu werden.

James of the Glen war ein Stewart of Appin und damit natürlich auch ein Anhänger von Charles Edward Stuart. Die Campbells waren Anhänger des englischen Königs und taten sich besonders damit hervor, so viele Stewarts wie möglich von ihrem Land zu vertreiben.  James of the Glen und Colin Campbell, den sie „den roten Fuchs“ nannten, hatten sich in einer Kneipe wegen dieser Vertreibungen geprügelt. Dafür gab es jede Menge Zeugen.

Colin Campbell hatte Räumungsbefehle bei sich, als man ihn am 14. Mai 1752, wenige Tage nach der Kneipenschlägerei, auf dem Weg nach Duror erschossen fand. Ein Mann mit einer Muskete war im Wald verschwunden hatten Augenzeugen behauptet. Wer war dieser Mann? Und wo war er?

Alan Breck, der Pflegesohn von James Stewart, war der offensichtlichste Verdächtige, und sein Pflegevater wurde beschuldigt, an dem Mord beteiligt gewesen zu sein. Breck floh nach Frankreich,  James Stewart wurde  gefangen genommen. Einen Rechtsbeistand gestand man ich erst 36 Stunden vor dem Prozess zu. Richter war der Duke of Argyll, Chef des Clans Campbell. Elf der fünfzehn Geschworenen waren ebenfalls Campbells. Von einer unabhängigen Einschätzung war dieses Gericht weit entfernt. Justitia war nicht blind und James Stewart hatte keine Chance. Er hat sich nie wirklich verteidigt, wahrscheinlich nicht, weil er schuldig war, sondern weil er keinen seiner Verwandten gefährden wollte.

Sie hängten ihn auf, legten ihm dann Eisenketten um seinen Körper und ließen ihn drei Jahre am Galgen hängen. Als der Leichnam abfiel, sammelte seine Frau Margaret ein, was von ihm übrig war und beerdigte die Knochen in der Ruine der Kirche von Keil. Eine kleine Gedenktafel erinnert  daran.

Der ermordete Colin Campbell wurde im Kloster Ardchattan beigesetzt. Dessen Geschichte folgt am nächsten Sonntag.