Ja, Cullen Skink gehört zu den Gerichten schlechthin in Schottland: Fischsuppe.
Irgendwie fand ich schon immer, daß das nicht sonderlich appetitlich klingt. Es reimt sich schließlich (mit etwas Mühe) auf stinkt. Aber wo kommt er her?
Die erste Hälfte ist einfach. Cullen kommt vom gleichnamigen Fischerort am Moray Firth. Hier gibt es große Schellfischvorkommen, also hat man sich in den dortigen Suppenküchen auch Rezepte mit Schellfisch einfallen lassen. Und dieses ist wahrlich herrlich cremig. Der englische Begriff „comfort food“ (damit ist die Seele wärmende einfache Hausmannskost gemeint) ist wie für Cullen Skink gemacht.
Doch was bedeutet der zweite Teil des Namens? An einer Erklärung haben sich einige Kolleginnen versucht.
Die Zeitung der Guardian glaubt, „skink“ könnte vom Mittelhochdeutschen Begriff für ein schwaches Bier oder dem deutschen Wort „Schinken“ abgeleitet sein. Eine eher unwahrscheinliche These, in die Suppe kommen weder Bier noch Schinken und warum sollten sie der schottischen Suppe einen deutschen Namen geben?
Wie die Kollegin vom Guardian (Oxford) hat auch die Journalistin der New York Times ein Wörterbuch (Webster) benutzt und diskutiert einen griechischen Ursprung, das Wort „skink“ bedeute Eidechse. Eidechsen kommen allenfalls in Hexensuppen aber nicht in Cullen Skink.
Wie so oft im Leben ist die Wahlt des richtigen Wörterbuchs entscheidend.
Zieht man nun den Concise Scots Dictionary zu Rate findet man als dritte Bedeutung des Worts „skink“ „to crush something soft, squash by weight or pressure“ also etwas Weiches zerdrücken und genau das tut man mit den gekochten Kartoffeln. Rätsel gelöst!
Ich bin kein großer Fischsuppenfreund aber es ist nun mal ein klassisches Gericht in den Highlands. So wie bei uns Schäufele oder Sauerbraten, klingt ja auch nicht so richtig lecker, wenn man mal darüber nachdenkt.
Also Cullen Skink – der Mann liebt Fischsuppe und der Fischmann bringt den Schellfisch frisch an die Haustür.
Aber darf man sich als Ausländer ans Nationalgericht wagen?
Und wenn ja, dann wie?
Ich recherchiere im Internet. Es gibt so ungefähr eine Million Cullen Skink Rezepte, Jamie Oliver, Gordon Ramsay, Rick Stein, BBC Good Food alle Fernsehköche der Insel haben ihre eigen Version gekocht.
Ja, auch heute noch kochen die Hausfrauen im schottischen Hochland diese köstliche Suppe. sagt ein anderes Rezept.
Jamie Oliver, die Hausfrauen und ich….
Ich traue mich und beschließe mit ein zwei Änderungen (Weißwein + Crème fraîche) dem ganzen eine persönliche Note zu geben, die der kochenden Fernsehjournalistin im Hausfrauenurlaub.
Ich hab den Mann noch nie so schnell essen sehen. Und ich, die ich gar keine Fischsuppe mag, hätte mich reinlegen können.
That was superb… for a German.. Der Mann grinst bis über beide Ohren und kratzt das letzte bisschen Suppe aus dem Teller.
Jetzt warten wir beide, bis endlich wieder Mittwoch ist, dann kommt John der Fischmann. Der hat immer frisch geräucherten Schellfisch dabei: Cullen Skink time!
Ich muß schließlich im Training bleiben, am 22. November 2015 finden die 4. Cullen Skink Weltmeisterschaften statt. Natürlich im Cullen Bay Hotel an der Ostküste. Der Weltmeistertitel wird in zwei Kategorien verliehen, traditionell und mit einem spannenden Kick.
Ich überlege. Da muss mehr her, als Weißwein und Crème fraîche für einen Sieg.
Also Cullen Skink à la Ba-Wü mit gerösteten Maultaschenstreifen.
Wir Deutschen wissen schließlich wie man Weltmeister wird.
Der Titel ist mir sicher!
Mein Cullen Skink Rezept (noch traditionell)
2 geräucherte Schellfischfilets
2 Frühlingszwiebeln
4 mittelgroße Kartoffeln (weichkochend)
500ml Fischfonds
150 ml Milch
1 EL Crème fraîche
Butter
Ein Schuss trockenen Weißwein
Pfeffer, Salz
Frischer Schnittlauch für Deko
Den Fisch in eine Pfanne legen und mit kaltem Wasser übergießen, er muß ganz bedeckt sein. Dann auf mittlerer Flamme aufkochen, wenn er kocht ist er fertig. Die Filets aus der Pfanne nehmen und beiseite stellen. Mit dem Sud und zusätzlichem Wasser die Kartoffeln kochen.
Frühlingszwiebeln klein schneiden und mit etwas Butter andünsten, mit Weißwein ablöschen und den Fischfonds zugeben.
Die gekochten Kartoffeln schälen und 1/3 in den Zwiebelsud geben, 1/3 des gekochten Fischs (vorher genau auf Gräten untersuchen) ebenfalls zugeben, dann alles mit dem Pürierstab klein machen. Milch und Crème fraîche unterrühren, mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Die restlichen Kartoffeln und den restlichen Fisch grob zerkleinert in die Suppenschüsseln geben, die heiße Suppe darauf gießen und mit Schnittlauch bestreuen.
Dazu Knoblauchbrot servieren.