Ich lebe seit Dezember 2020 ein neues Leben in zwei Ländern. Schottland – einst Sehnsuchtsland, dann zweite Heimat und nun ist es so eine Art Langzeiturlaubsland geworden. Brexit hat viel angerichtet in meinem Leben. Aber ich habe auch viel gelernt. Es war sehr teuer und sehr, sehr aufwändig. Doch mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Sehr sogar. Kenn ihr das Sprichwort: Be happy while you’re living, for you’re a long time dead? Das ist die schottische Version des lateinischen Carpe diem. Ich nutze den Tag und bin glücklich.
Witzigerweise ist es überhaupt nicht so, dass ich nun ständig bis in die Puppen schlafen, um dann den ganzen Tag rumzuhängen oder aufs Meer zu starren. Ich schreibe, viel konzentrierter als in all den Jahren zuvor. Und es macht Mörder viel Spaß. Ganz besonders, seitdem ich mit der Krimi Reihe begonnen habe. Irgendwie arbeite ich also doch, obwohl es sich nicht so anfühlt, denn überall stoße ich auf Dinge, die mich inspirieren und motivieren, weiterzumachen. Weniger Arbeit ist mehr Schreibzeit.

Und natürlich genießen wir das mehr Zeit für die Beziehung. Zumindest habe ich an dem Man noch keine Anzeichen dafür entdeckt, dass ich zu oft oder zu lange da bin. Er genießt, dass jemand da ist, der kocht und mit ihm einen Kaffee trinkt und zuhört, wenn er von der Arbeit kommt.
Das ist das gruslige an der Situation. Ich bin ein Heimchen am Herd geworden. Fünfziger Jahre in Reinkultur. Sogar mit Küchenschürze. Da hilft es auch nicht, dass ein Motorrad drauf abgebildet ist. Schürze ist Schürze. Es sei denn beim Fassanstich. Eigentlich profitiert der Mann am meisten von meinem Sabbatical und vom Brexit. Aber das sage ich lieber nicht laut. Das Wort ist für ihn ein rotes Tuch.






