Gerade wollte ich mir für ein verspätetes Frühstück etwas Obst in mein Müsli schneiden, da taucht unvermittelt der Mann an der Küchentür auf. Kein Mensch benutzt in Schottland die Vordertür, deshalb ist die Küche der Eingangsbereich in den meisten Häusern.
„Was machst du denn schon zu Hause?“ frage ich verwundert. Ich hatte ihn erst in ein paar Stunden zurück erwartet.
„Ging schneller als ich dachte“, spricht der Mann und verneint meine Frage, ob er etwas zu Mittag essen möchte. Mach dir keine Mühe, sagt er. Ich habe mir heute Morgen ein Ei gekauft.
Ich blicke etwas sprachlos auf das kleine Plastiktütchen mit dem kalten braunen Klumpen aus dem Kühlfach, das er auf den Küchentisch legt. Er lächelt stolz und sichtlich erfreut über die Aussicht auf sein Scotch Egg.
So ein Ei hat nichts mit Whisky zu tun, wie der Name vermuten lässt. Es handelt sich vielmehr um ein in Plastik eingeschweißtes und gekochtes Ei, das man in Wurstmett und Semmelbrösel gewälzt hat, um es anschließen zu frittieren. Dann isst man es kalt.
Ich schüttle mich kurz und frage nach, ob er da Brot dazu haben will.
„Die Deutschen sind seltsam“, meint er, „die wollen zu allem Brot essen.“
Die „seltsame“ Deutsche schneidet den Cholesterinoverkill auf und fragt sich, ob sie so etwas je ohne Brot essen könnte.
„Du kannst mir malted loaf dazu geben“, meint der unerschrockene Schotte.
Malzbrot??? Das ist ja eigentlich mehr ein Kuchen und pappsüß??
„Na du musst ja auch Butter drauf machen!“ sagt er weise.
Sprachlos schnibble ich den Rest der Banane in mein zuckerfreies Müsli und sehen dann zu, wie der Mann dieses seltsame Mittagessen restlos, ohne Brot aber mit Genuss vertilgt.
Vielleicht heißt diese Mahlzeit ja deshalb Scotch Egg, weil man anschließend einen Scotch braucht. Nicht, wenn man das Ei isst. Einfach nur vom Zuschauen!