7 Campervan Tipps & Tricks

für einen unvergesslichen Urlaub in den schottischen Highlands

Seit der Pandemie hat sich vieles verändert in den Highlands, aber eines ist ganz offensichtlich: Es sind deutlich mehr Camper unterwegs als früher. Ein Großteil hat englische Kennzeichen, aber es gibt auch viele Deutsche, Belgier, Österreicher, Schweizer und Franzosen, die sie Reise in die Highlands mit dem Camper, dem Van oder dem Wohnmobil angetreten haben. In der Saison kann es mitunter eng werden auf den Straßen und Parkplätzen, deshalb hier 7 Tipps & Tricks wie ihr aus eurem Campervan-Urlaub in den schottischen Highlands ein unvergessliches Highlight macht.

1 Kauf keine Mainstream Reiseführer

Bei den Standard Anbietern weißt du zwar, was du bekommst, aber du bist da, wo alle anderen auch sind, weil sie denselben Reiseführer gekauft haben: Loch Ness, Eilean Donan Castle, Old Man of Storr … Da ist es dann im Sommer ziemlich voll.

Besorge dir alternative Reiseführer wie, z.B. meinen Schottland für stille Stunden. So schaust du Schottland in die Seele jenseits der Marketing-Maschinerie.

2 Ändere deinen Tagesablauf

Im Sommer wird es schon gegen 4 Uhr hell und erst weit nach Mitternacht wieder dunkel. Die Abend- und die Morgenstunden sind die schönsten des Tages. Ich liebe es, wenn der Morgennebel vom Meer kommt und die untergehende Sonne, den Himmel ein glühendes Pink oder Orange taucht. Warum also nicht dann unterwegs sein, wenn die Straßen leer und die Luft frisch ist? Wer antizyklisch unterwegs ist, erlebt die Highlands viel intensiver.

summer haze – Scottish Highlands

3 Meide die Saison

Die Schottland-Saison geht traditionell von April bis Oktober und gerade 2023 hatte der April fast schon sommerliche Tage. Der Oktober ist oft zwar stürmisch, hat aber oft goldene Momente zu bieten. Die ganz Harten trauen sich auch in den Winter in die Highlands, der einen ganz eigenen Reiz hat. Nur dann hat so gut wie nichts auf, also auch keine Restaurants, die meisten Sehenswürdigkeiten sind ebenfalls geschlossen. Wenn du nicht an schulpflichtige Kinder gebunden bist, reise außerhalb der Saison an. Allein auf der Isle of Skye sind pro Saison rund 600 000 Touristen.

Eilean Donan Castle winter @nme Nellie Merthe Erkenbach

4 Vorsicht bei den Fähren

Hier herrscht gerade das pure Chaos in Schottland. Die Fährflotte ist überaltert und immer wieder fallen einzelne aus. Die neuen Fähren werden nicht fertig und die gecharterten Ersatzfähren haben oft technische Probleme. Es ist inzwischen keine Seltenheit, sondern eher die Norm, dass eine gebuchte Überfahrt nach z.B. Mull, Arran oder Uist ausfällt oder trotz Buchung einfach keine Campervans mitnimmt, weil das Mitteldeck nicht funktionstüchtig ist. Wer auf der sicheren Seite bleiben will, der verlässt zumindest im Moment Mainland Scotland nicht. Auch der Fährhafen in Dover hat an Feiertagen wie Ostern kilometerlange Abfertigungsstaus zu beklagen.

Mehr Infos zu den Fähren findet ihr hier: CALMAC

Armadale Ferry und der neue Krimi @nme Nellie Merthe Erkenbach Im Dunkel von Skye

5 Campingplätze machen Spaß

Bei allem Reiz des wilden Campens, viele Campingplätze, haben hier oft mehr im Angebot als nur Abwassertanks. Es gibt z.B. welche nur für Erwachsene, da ist Ruhe garantiert. Oder solche, die wunderbare Aussichten zu bieten haben und natürlich die, die ein kleines bisschen Luxus liefern. Wie wäre es mit handgemachter Schokolade und einer Barista Latte? Kein Problem! Und der Stellplatz ist auch sicher. Das ist beim wilden Campen oft nicht möglich, weil die Plätze ständig belegt sind.

Camper Parkplatz Cluanie @nme Nellie Merthe Erkenbach

Stellplätze sind rar und oft belegt.

6 Straßen

Erkundige dich vorher genau, welche Straßen für Campervans erlaubt sind und welche nicht. Das ist keine Frage des fahrerischen Könnens. Die Straßen sind eng, steil und die Kuppen haben einen kurzen Radius, längere Fahrzeuge sitzen auf oder bleiben im Morast stecken. Es fährt sich viel entspannter auf den legalen Wegen und immer daran denken, gelegentlich zur Seite zu fahren und den Verkehr passieren lassen, der sich hinter einem angesammelt hat.

Verkehr Schottische HIghlands Camper @nme Nallei Merthge Erkenbach

Und wer nicht im Konvoi mit einer Horde Traktor-Enthusiasten, einer Clique Porschefahrer, einem Rudel Motorroller oder einer Bande Oldtimer stecken will, der meidet Marketing-Routen wie die NC500 lieber. Ganz zu schweigen von den Unimogs, den Range Rovern und den Radfahrern, Ehrlich! Ist besser für die Nerven.

Cluanie no authorised vehicles beyond this point @nme Nellie Merthe Erkenbach

7 Preise

Die Preise für Benzin und Diesel steigen, je weiter man in den ländlichen Raum kommt, während die Tankstellen gleichzeitig abnehmen. Deshalb ist es klüger, in größeren Ortschaft tanken, das macht mitunter über 20 Cents pro Liter aus. Im Gegensatz zu den deutschen Tankstellen ändern sich hier die Preise aber eher selten und schon gar nicht im Laufe des Tages. Ein Preisvergleich macht immer Sinn, wenn man die Möglichkeit hat, zwischen mehreren Anbietern zu wählen.

Preisvergleich ist auch bei den Campern entscheidend. Verschiedene Wohnmobilvermietungen miteinander zu vergleichen, ist oft der beste Weg, um Schnäppchen zu machen oder auch das Steuer auf der Seite zu haben, die man beim Fahren gewohnt ist. Mit dem Camper Champ kann man die Top-Marken auf der ganzen Welt vergleichen, um das beste Angebot zu erhalten, ohne Buchungsgebühr. Wohnmobile sind in Deutschland und Großbritannien sowie an anderen Reisezielen verfügbar.*

Und jetzt bleibt mir nur noch, Euch einen schönen Urlaub zu wünschen:

Fàilte gu Alba! Willkommen in Schottland!

Eilean Donan Castle at night @nme Nellie Merthe Erkenbach

*sponsorend content

Kein Cappuccino für Boris Johnson

„Ich mache mich jetzt auf den Rückweg. In etwa 6 Stunden bin ich zu Hause.“ Ich drücke senden und starte den Motor.

Es ist Sonntagnachmittag und Saison, es wird also viel Verkehr sein aber Google Maps sagt, die Strecke ist weitgehend frei. Ich war ein Wochenende allein unterwegs, weil Verwandte des Mannes länger zu Besuch geblieben waren, als angekündigt. Die Übernachtung für unser zweites Wochenende in den Borders war aber bereits gebucht und wir hätten das Zimmer bezahlen müssen, ohne es zu nutzen. Das schien uns nicht die beste Lösung also hatten wir beschlossen, dass der Mann zu Hause die Stellung hält während ich alleine in die Borders fahre, um zu recherchieren. Blöd aber nicht zu ändern.

Deshalb war ich also allein unterwegs, rund 500 Kilometer nach Süden am Samstag und rund 500 Kilometer wieder zurück am Sonntag.

Dumfries Coast (1)

Ich hatte Glasgow hinter mir gelassen und war bereits aus Dumbarton raus, hatte am Lomondgate Roundabout bei Costas einen großen Cappuccino geholt und war auf der Toilette gewesen. Ich war gerüstet für die Highlands und alle Abenteuer, die da auf einen warten.

Am übernächsten Kreisverkehr plötzlich ein langer Rückstau, die Straße nach Loch Lomond abgeriegelt, ein Polizeifahrzeug mit Blaulicht blockiert den Weg, ein Polizist im Kreisverkehr dient als Erklärer.

„Sorry, die A82 ist bei Luss gesperrt. Wissen sie, wie sie umfahren müssen?“

„Ja, kein Problem!“ sage ich. Zumindest trifft das ungefähr zu aber ich habe sowohl Karte als auch Telefon und Ladekabel im Auto, ich werde also keine Probleme bekommen. Zumal – ich muss einfach nur allen anderen hinterher fahren. Die A82 ist die Hauptverkehrsader nach Norden, wenn man im Westen des Landes unterwegs ist.

Google Maps hatte nur von einem Unfall und 15 Minuten Zeitverzögerung gesprochen. Die Straße ist  bei Luss sehr gut ausgebaut, da kann man einen Unfall eigentlich umfahren. Wenn die Polizei aber die Straße komplett sperrt, dass hat es Tote gegeben. Und das dauert meist mindestens einen halben Tag, bis sie die Straße wieder für den Verkehr freigeben wird.

Ich texte dem Mann, aktiviere meine Position auf Google Maps und teile sie mit ihm. So kann er immer sehen, wo ich gerade bin.

Ich fliege auf der westlichen Umfahrung, die Straße ist super ausgebaut. Warum fahre ich hier eigentlich nicht öfter? Schließlich ist der enge obere Abschnitt der A82 am Loch Lomond immer schlecht zu fahren, weil die entgegenkommenden Busse und LKW fast nicht aneinander vorbei kommen.

Dann sehe ich die ersten Schilder (MOD) und es wird mir klar, warum die Straße hier so hervorragend ausgebaut ist. Das MOD ist das Verteidigungsministerium und ich fahre geradewegs auf Faslane zu, den Flottenhafen der Marine, in dem die Atom U-Boote cAuto mit Bootsanhänger verursacht Stausitzen, die und wer weiß was noch alles. Passend zum Thema wird das Wetter plötzlich dunkel und regnerisch und selbst Gare Loch, der Meeresarm an dem ich nun vorbei fahre, wirkt düster und bedrohlich. Was hier unter der Wasseroberfläche liegt, hat die Macht zur totalen Zerstörung. Ich würde am liebsten so schnell wie möglich an dem Stützpunkt vorbei fahren aber ein entgegenkommendes Auto mit Bootsanhänger blockiert den gesamten Verkehr. Der Fahrer hat schließlich ein Einsehen und fährt soweit das auf der engen Straße geht links ran. Damit kann der Verkehr auf meine Spur an ihm vorbei aber der Verkehr auf seiner steht.

Und genau ist das Problem für die nächsten Stunden (Google liegt leider völlig falsch mit der Prognose). Der umgeleitete Verkehr (die meisten werden über die östliche Umfahrungsroute geleitet aber manche eben über die im Westen) kommt auf dem engen Teilabschnitt entlang des Gare Loch nicht aneinander vorbei, normale Autos ja aber Busse, Bootsanhänger oder Camper nein. Und es gibt viele Busse, Bootsanhänger und Camper an einem Sommersonntag rund um Loch Lomond. Und weit und breit gibt es so gut wie keine Ausweichbuchten oder Parkplätze. Es gibt kein Entkommen.

Das stop and go zieht sich über Stunden, bis sich mein operierter Meniskus beschwerte. Ich sehne mich nach meinem deutschen Auto mit Automatik. Ansonsten vertreibe ich mir die Wartezeit, bis es wieder weiter geht mit Instagram Posts und Serien, die ich auf das Tablett heruntergeladen habe. Ich bin entspannt. Die meisten Menschen sehen allerdings ziemlich genervt aus in ihren Autos. Kein Wunder, es geht ja auch kaum voran.

Auf deutschen Autobahnen ist das mit dem Ferienverkehr sicher auch nicht anders Auto wendet im Staudenke ich und entspanne. Schließlich habe ich allen Grund, nicht gestresst zu sein, ich habe Café und Schokolade und brauche keine Toilette. In diesem Monsterstau gibt es bestimmt einige, die nicht so glücklich sind. Manche versuchen sogar zu wenden, um ihr Glück in der anderen Richtung zu suchen. Und ich schaffe es noch vor Sonnenuntergang nach Hause.

Am nächsten Tag besucht Prime Minister Boris Johnson Faslane, um sich über das Prozedere im Falle eines nuklearen Angriffs zu informieren. Natürlich wird er per Helikopter eingeflogen, was bedeutend schneller und unproblematischer ist  aber ich wette keinen Cappuccino von Costa beinhaltet, denn die haben zwar einen drive-thru aber keinen Heli-Landeplatz. Wahrscheinlich mag Boris Johnson ja gar keinen Cappuchino, der Europa Verweigerer genießt sicher viel lieber echt „britischen Tee“ aus Assam, China oder Ceylon.

Fremde

SchreibhütteEs ist Sommer, wenn auch nicht unbedingt erkennbar an der Temperatur aber immer erkennbar am „Füllgrad“ der Highlands. Im Juli ist es voll, überall, in den Hotels, den B&Bs, auf den Straße, voll, voll, voll. Ich bleibe soweit es geht zu Hause und bewege mich allenfalls vom Haus zur Schreibhütte und zurück. Mit dem operierten Knie ist joggen und wandern ohnehin noch nicht drin. Die Bewegung fehlt mir aber nicht der Trubel, der derzeit da draußen herrscht. Es ist als wäre die ganze Welt in Schottland.

Heute aber fühlte ich mich wagemutig und habe den Mann auf eine Dienstreise begleitet. Das klingt irgendwie hochtrabender wenn man es schreibt. Sagen wir, ich habe den Mann auf eine Dienstfahrt begleitet: nach Kinlochewe, Plockton und Kyle of Lochalsh, drei zentrale Anlaufstellen für Touristen an der Westküste der Highlands. Wenn man lange genug wartet, dann schafft man auch ein Foto ohne Verkehr.

Der Verkehr ist nervenaufreibend, ständig bremst irgendwo einer unvermittelt, weil er ein Fotomotiv zu erkennen glaubt oder er macht ganz bewusst langsam, weil er schließlich im Urlaub ist.

Der Mann ist leicht genervt, kein Wunder, der macht das Montags bis Freitags mit. Und er weiß, es dauert noch ein paar Monate, bis es wieder stiller wird. Ich wäre noch viel genervter an seiner Stelle.

A pro pos stiller.

BankWährend der Mann ein paar Dinge erledigt, suche ich mir eine stille Bank, um zu lesen. Es ist sonnig und warm heute, ausnahmsweise mal. Ganz Europa leidet unter der Hitzewelle und wir haben jeden Abend die Heizung an. Aber heute brennt die Sonne und es ist trotz Wind fast schon zu warm, um in der Sonne zu sitzen. Ich aber genieße es und fühle förmlich, wie ich Vitamin D tanke. Ich halte mein Gesicht in die Sonne. Schottland ist wunderbar!

railway Plockton

Dann, wie aus dem Nichts, ein Dutzend Amerikanerinnen mit Handgepäck. sie kommen von oben und rollen bergab. Lautstark, mit Stimmen wie aus einer amerikanischen Sitcom, unnatürlich schrill und laut. Da geht sie hin, die Idylle und ich frage mich, wo diese US Invasion herkommt.

Zug! Es fällt mit schnell ein. Gerade eben ist der kleine Regionalzug (zwei Waggons) vorbeigerattert. Da sind sie wohl ausgestiegen.

Plockton„Oh look at the view!“ stellen mindestens sieben von ihnen lautstark und nacheinander fest. Wunderbare Aussicht. Ich krame in meiner Handtasche und suche die Ohrstöpsel.

„Girls, let’s take a picture.“ Die Mädels zücken ihre Handys und versuchen sich sinnvoll aufzustellen. Ich stelle fest, dass ich die Ohrstöpsel vergessen habe.

Weitere giecksende Begeisterungsstürme, die Damen aus Übersee sind resistent gegenüber meinen Ignorierungsversuchen.

Irgendwann trollen sie sich bergab mit ihren Handgepäckkoffern.

Stille. Wunderbare Stille. Nur der Wind, die Bäume und ich….

Ein deutsches Auto hält neben mir. Ein Kennzeichen aus Rheinland-Pfalz. Eine Frau in den Sechzigern steigt aus und kommt herüber.

„What a lovely view.“ sagt sie.

„Ja. Wunderbar.“ Sage ich, damit sie weiß, dass ich auch Deutsche bin. Ich habe ja kein Kennzeichen, das mich verrät.

Sie geht wieder zurück zum Auto. Habe ich sie erschreckt? Nein, sie hat ihren Mann geholt.

„Stört es sie, wenn wir ihnen Gesellschaft leisten?“ fragt sie, diesmal auf Deutsch.

„Nein, natürlich nicht.“ Sage ich und wir genießen gemeinsam. Sie trinken ihren Kaffe, essen ihre Blätterteigtaschen und wir plaudern, über die beste Route, den Verkehr, ihren Urlaub und Camping. Und irgendwie ist es richtig nett (und nein, das meine ich nicht blöd sondern genauso wie ich es schreibe), mal wieder Deutsch zu reden.

Nach einer Viertelstunde verabschieden sie sich, es gibt ja noch so viel zu sehen.

Ich sitze noch ein wenig und genieße die Stille. Man wird ein wenig zum Eigenbrötler, wenn man nur in seiner Schreibhütte sitzt und vor sich hinschreibt, denke ich. Manchmal muss man einfach raus und mit Fremden reden. Ganz besonders dann, wenn man das Glück hat, in diesem wunderbaren Land nicht fremd zu sein.