Schottland ist voller Geschichten, schräge und schreckliche, lustige und unheimliche und wahrscheinlich ist das ein Grund, warum so viele Menschen nicht mehr von dem Land lassen können, haben sie es einmal besucht. Der Glaube an das Übernatürliche ist weit verbreitet und auch heute noch für viele Schotten eine Selbstverständlichkeit. Was für ein Land für Gruselgeschichten!
In den Zentren wie Edinburgh werden die Geistergeschichten als Touren vermarktete un finden reißenden Absatz. Doch man kann sie auch selbst entdecken, die Geister der Toten. Eine Geschichte spielt weit ab von Touristentrubel der Hauptstadt im Süden, in Dumfries am Fluss Nith gelegen: Sanquhar. Einst eine freie Stadt beherbergt sie das älteste noch aktive Postamt der Welt und gleich drei gruselige Geister. Ich war für mein nächstes Buch auf einem Recherchetripp in die Borders und wollte die Geister von Sanquhar unbedingt suchen. Der Mann hielt sich lieber von den Geistern fern. Man weiß ja nie.
Den einen Geist findet man in der Nähe von Sanquhar Castle. Die Burg liegt gleich am südlichen Ortseingang. Leider ist die Ruine in einem derart schlechten Zustand, das man sie vollständig eingezäunt hat. Betreten verboten. Der Zaun wäre einem Gefängnis würdig. Aber kann er auch Geister aufhalten?
Könige und Königinnen gingen einst hier ein und aus. Ursprünglich war Sanquar Castle die Heimat der Familie Crichton und damit des Earls of Dumfries. Sie verkauften die Burg 1639 an Sir Willliam Douglas of Drumlanrig. Als der zum Duke of Queensberrry ernannt wurde, brauchte er ein etwas imposanteres Haus und baute Drumlanrig Castle. Der Verfall hatte begonnen.
Warum die Crichtons die Burg verkauften. Man möchte annehmen, es hatte finanzielle Gründe aber möglicherweise spielten auch John Wilson und Marion of Dalpeddar eine Rolle. Beide sollen in den bröckelnden Mauern der Crichtons spuken.
Marion war eine Schönheit mit langem, flachsblondem Haar und einem weißen Spitzenkleid. Sie tauchte das erste Mal 1590 in der Burg auf. Keiner weiß genau, was sie für ein Schicksal hatte. Es wird vermutet, dass sie ein Opfer sexueller Übergriffe von Robert Crichton, Lord Sanquhar und damit auch Sheriff von Nithsdale geworden war. Bei dem Renovierungsversuch der Burg durch John Crichton-Stuart, dem Marquess of Bute im 19. Jahrhundert wurde das Skelett einer jungen Frau außerhalb der Burgmauern ausgegraben. Sie hatte noch lange blonde Haarreste am kalten Schädel. War sie die weiße Lady?
John Wilson dagegen erlitt ein ganz anderes Schicksal aber erstaunlicherweise genau zur gleichen Zeit wie die weiße Lady, im Jahr 1590. Sein Verderben war es, dass er zwischen die Fronten zweier mächtiger und selbstherrlicher Männer geriet. Ein Streit, der John Wilson sein Leben kostete. Der eine Mann war ein Freund von Lord Robert, dem Hauptverdächtigen beim Tod der jungen Frau und ihrer „Entsorgung“ außerhalb seiner Burgmauern, Douglas of Drumlanrig. Der andere war Sir Thomas Kirkpatrick, in dessen Dienst John Wilson stand. Wilson wurde mehrere schlimmer Taten beschuldigt, Sir Thomas verteidigte ihn aber Douglas of Drumlanrig ließ seine Beziehungen spielen und John Wilson hängen. Nur um Sir Thomas zu zeigen, dass er es konnte. So gesehen geht auch dieser Tod auf das Konto des gnadenlosen Sheriffs. John Wilson soll seitdem Ketten rasselnd und klagend durch die Mauern der Burg spuken.
So zumindest ist die gängige Variante. Aber vielleicht war John Wilson ja gar nicht so unschuldig und vielleicht war er eingesperrt und gehängt worden, weil er etwas mit dem Verschwinden der blonden Schönheit zu tun gehabt hatte?
Aber als wäre das nicht genug der mitternächtlichen Unruhe – es spukt nicht nur rund um die Burg, es spukt auch auf dem Friedhof von Sanquhar. Dieser Geist tauchte etwas später auf als die beiden von der Burg aber er scheint der deutliche gruseligere Geist zu sein. Die Geschichte von Abraham Crichton. Crichton war wohlhabend mit Gutsbesitz und ausgedehnten Ländereien in der Gegend. Dennoch meldete er Bankrott an. Man glaubte ihm nicht, dass er kein Geld mehr hatte und war in Sanquhar vielmehr davon überzeugt, Crichton habe es irgendwo versteckt. Er starb im Jahr 1745, vier Jahre nachdem er bankrott gegangen war.
Nun gab es in Sanquhar eine bereits lange anhaltende Diskussion um die Kirche von St. Bride, die nicht mehr genutzt wurde und verfiel. Einige wollten sie abreißen, andere hielte das für ein Sakrileg, das Gottes Zorn hervorrufen würde.
Abraham Crichton scherte sich nicht darum und ließ mit den Abrissarbeiten beginnen. Am Abend ritt er nach Hause als ein Blitz sein Pferd erschreckte, es bäumte sich auf und Crichton verlor den Halt. Das Pferd in Panik rannte los und zog Crichton, den Fuß im Steigbügel eingeklemmt, hinter sich her. Als Pferd und Reiten Dalpeddar erreichten, war der Reiter tot. Die Strafe Gottes für seine Lügen und seine Missachtung der Kirche, dachte man in Sanquhar und war nicht sonderlich traurig.
Abraham Crichton wurde im Friedhof bestattet, doch er tauchte immer wieder auf, verfolgte Trauernde, flehte sie an, erschreckte sie zu Tode. Keine wollte mehr im Dunkeln über den Friedhof gehen. Die Stadt war in Aufruhr.
Bis Pfarrer Hunter die Initiative ergriff und mit Schwert und Bibel bewaffnet die Nacht auf dem Friedhof verbrachte. Am nächsten Morgen verkündete er müde, dass der Geist nun nie mehr auftauchen würde. Er sollte recht behalten. Das Grab von Abraham Crichton hat man dennoch mit Ketten gesichert, für alle Fälle.
Die Kirche auf dem Friedhof ist ebenfalls eingezäumt. Bauarbeiten scheinen erneut zum Erliegen gekommen zu sein. Vom Grab Abraham Crichtons keine Spur.
Drei Geistergeschichten auf einem so kleinen Gebiet – Die Familie Crichton scheint (zumindest in Sanquhar) recht spukanfällig gewesen zu sein.
Wer mehr über schottische Geister lesen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen:
Lily Seafield: Scottish Ghosts. Lomond Books, Dale House, New Lanark, 1999
Guten Morgen Nellie,
Gut, dass ich heute länger Tee trinke und entspanne. So hat Deine heutige Geschichte zeitlich noch gut rein gepasst.
Ich muss zugeben, dass ich die Borderlands bisher sträflich vernachlässigt habe.
Aber durch solche Geschichten wächst meine Neugier diese Gegend doch mal genauer zu erkunden.
Und da ich seit letzter Woche mein Cottage bis Juni nächsten Jahres an eine Lehrerin aus Frankreich (die als Englischlehrerin 🤣dort in der Gegend arbeitet) bin ich jetzt erst mal quasi heimatlos – D.h. ich bin jetzt gezwungen mir bei meinen Reisen eine andere Unterkunft zu suchen und kann natürlich dadurch andere Gegenden erkunden.
Ich bin auch immer wieder fasziniert wieviele Geschichten Du auf Lager hast. Und ich freue mich umso mehr auf Dein nächstes Buch. Wie weit bist du eigentlich damit? Auch mein Angebot mit dem Korrekturlesen steht ja noch…
Ganz liebe Grüße in den Schwarzwald
Andi
Lieber Andi,
die Borders habe ich auch lange unterschätzt. Aber sie haben mir wirklich sehr gut gefallen.
Oh du Armer (kein zu Hause) und du Glücklicher. Da hast du jetzt die Chance Neues zu erkunden. 😉
Dein Angebot mit dem Korrekturlesen nehme ich sehr gerne an. Kar hat sich ja auch angeboten. Dann wird das was! Was habe ich für ein Glück mit euch!!
Es wird allerdings noch etwas dauern. Ich habe etwa 2/3 geschrieben. Das neue Buch wird recht umfangreich.
✍️ ✍️ ✍️ 😀
Hab noch einen schönen Sonntag.
Danke und liebe Grüße,
Nellie
Naja,
wenigstens habe ich zu Weihnachten mein vertrautes Heim. Da fährt meine Mieterin nach Frankreich und ich kann das Haus netterweise in der Zwischenzeit nutzen.
Umfangreich? Das hört sich super an!! 👍😁 Je mehr, desto besser.
Das war nämlich das einzige Manko bei Deinen bisherigen Büchern- sie sind viel zu kurz.😉😩.
Ja, vielleicht ist das ja sogar schon Weihnachten fertig… dann kann ich mir meine langen einsamen Winterabende damit versüßen.
Jetzt werde ich wohl mal eine Runde joggen gehen (Radfahren ist ja nicht🤣😝).
LG
Andi
Lieber Andi,
Was, du bist doch nicht heimatlos, nur wohnungslos, daß ist doch in Schottland kein Problem, es gibt reichlich B&B’s die einem die Reise versüßen können.
Noch hast du ja Zeit, dir was nettes zu suchen, dauert ja noch bis du rüber fährst.
Wenn du dir die borders anschaust musst du unbedingt, wie es sich für uns Bücherwürmer gehört, in scotland’s National Book Town “ Wigtown“ vorbei schauen. Dort ist vom 27.09. bis 06.10. das Buch Festival. Du könntest ja versuchen dort einen Buchladen mit Wohnung zu mieten, soll es dort geben, und dann einmal Buchhändler sein. 😉😉😉😉
Ich wünsche dir auch einen wunderschönen Wochenstart
Liebe Grüße
Kar
Liebe Kar,
schön von Dir zu hören. Ja, ich gebe ja zu, dass es einiges an Vorteile hat wenn ich aktuell in Schottland nicht ortsgebunden bin. Es gibt ja wirklich noch sehr viel zu entdecken. Das mit dem Buch-Festival hört sich super an, allerdings zieht ja meine Liebste im September nach Leipzig (Studienplatz dort – 440 km weg😢, aber wo ein Wille da ein Weg…) und ich werde wohl einiges mithelfen.
Vielleicht schaffe ich irgendwann Mitte Oktober ein paar Tage rüber zu fliegen und dann bin ich Weihnachten dort (in meinem eigenen Haus da meine Mieterin in Frankreich ist). Im Frühjahr ist aber definitiv ein zweiwöchiger Urlaub geplant und da werde ich mir sicherlich die Borderlands ansehen.
Wie geht es dir sonst?
Liebe Grüße und eine schöne Woche
Andi
Lieber Andi,
Ja so ein Mist, jetzt dachte ich
Ich würde dir, und natürlich auch Nellie und mir was Gutes tun.😉😉 Macht nix, deine Freundin geht ganz klar vor!!!
Vielleicht klappt es ja nächstes Frühjahr wenn du länger dort bist.
Wie es mir sonst so geht
Ich buddel mit beiden Armen im Dreck und komm einfach nicht vorwärts 😁😁
Aber wie heißt es so schön
Kommt Zeit kommt Rat
LG
Kar
Liebe Nellie,
Jetzt hätte ich doch fast meinen Lady Grey verschüttet.
Du warst in Dumpfries & Galloway.
Oh wenn ich das gewusst hätte, hättest du von mir gleich auch noch einen Auftrag bekommen. 😎😎😉😉😊
Was, der Mann mag keine Geister, kaum zu glauben, sind es doch nur die geschundenen Seelen derer die zurück geblieben sind. Auch die Geister bitten nur um die Erlösung ihrer Seelen.
Gut, manchmal wollen sie auch Vergeltung 😉😉
Hach, Schottland ist das mystischte Land für mich, dass jede Faser meines Seins beherrscht und immer bei mir sein wird, auch wenn ich es nicht mit meinen Füßen betreten habe.
Sollte ich es nicht mehr schaffen mein geliebtes Land zu betreten, habe ich zumindest dafür gesorgt, daß mein Rest und meine Seele dort sein werden, aber bis dahin werden fleißig weiter Bäume gepflanzt😉😉😉 Ich kann nur hoffen, daß mir dieser mistige Brexit nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht.
So, jetzt hüpf ich noch schnell zu Andi und wünsche dir und dem Mann einen tollen Wochenstart
Liebe Grüße
Kar
Liebe Kar,
Jetzt bin ich aber neugierig…. was für ein Auftrag wäre das denn gewesen? 🙃
Ja, die Schotten und Gespenster 😂
Deine Sorcha wächst und gedeiht. Auch wenn sie derzeit wenig Sone bekommt. Der Mann kümmert sich gut um sie, schließlich schützen die Ebereschen vor bösen Geisten 😆
Hab auch eine gute Woche und bis bald.
Liebe Grüße,
Nellie
Liebe Nellie,
Hihi, jetzt habe ich Andi darauf angesetzt, mal sehen ob ich den Bücherwurm in ihm Nahrung verschafft habe 😉😉😉😉😉😉😉😉😉😉
Wigtown gehört für jeden Bücher Freund zum Pflichtprogramm.
Ahhhhhh, wie schön dass es meiner Sorcha gut geht. Dein Mann ist ein Schotte, er wird sein Hab und Gut immer gut verteidigen und gut versorgen.
Grüße ihn und Sorcha von mir.
LG
Kar