Teil 2
Im ersten Teil habe ich euch berichtet, wie unterschiedlich die Behandlungen in schottischen und deutschen Notaufnahmen bei Gallenkoliken war. Nun aber stand die Entfernung der Gallenblase an und auch da lagen Welten zwischen der deutschen und der schottischen Herangehensweise.
Ein paar Tage später bin ich dann wieder im Krankenhaus. Diesmal für die OP. Danach geht es mir wie immer schlecht. Die OP ist gut verlaufen, aber mir ist sowas von schlecht. Ich frage die Schwester, ob sie mir Antihistamine geben kann. Die hatte ich in Schottland bekommen und die hatten geholfen.
verschreibungspflichtige Medikamente in Schottland
Damit kann die Krankenschwester aber nichts anfangen. Es ist nachts und kein Arzt wach im Krankenhaus. Der Mann whatsappt seiner vor Übelkeit fast verzweifelnden Deutschen ein Foto von ihrem schottischen Medikament, das man in schwächerer Form dort auch bei ALDI kaufen kann. Das zeige ich dann der Schwester.
Sie will helfen, geht raus, fünf Minuten später kommt sie zurück mit Rüge im Blick.
„Dieses Medikament verabreichen wir nur sterbenden Kindern und außerdem haben wir sowas gar nicht da. Haben Sie vielleicht jemand, der morgen für sie in die Apotheke gehen und welches besorgen kann?“
Ich liege als Privatpatientin im Krankenhaus und soll jemanden organisieren, der mir meine Medikamente aus der Apotheke besorgt???
Im Laufe der Nacht bekommen sie die Übelkeit aber auch mit den im Krankenhaus vorhandenen Medikamenten in den Griff.
schottische Medikation und deutsche Standards
Ganz offensichtlich haben beide Länder nicht nur zwei grundsätzlich unterschiedliche Gesundheitssysteme, auch die Medikation ist gänzlich anders. Wahrscheinlich ist das auch eine Frage der Pharmaindustrie im jeweiligen Land. Keine Ahnung, ich bin keine Expertin. Ich bin im deutsch-schottischen Medikations-Limbo.
In Schottland bekomme ich Medizin, die man in Deutschland nur in der Palliativmedizin verwendet.
In Deutschland bekomme ich Medikamente, die in Schottland verboten sind und soll mir andere ins Krankenhaus bringen lassen. Ich bin im deutsch-schottischen Medikations-Limbo.
Schräg, oder?
Wenn ich nach er OP nicht meine Bauchmuskeln schonen müsste, ich würde Limbo tanzen bis zum Abwinken – großes hippokratisches Ehrenwort!