drei gefährliche Frauen

Der Glaube an Hexerei war wahrscheinlich einer der häufigsten Aberglauben in Schottland und im Rest der christlichen Welt. Hexen waren nicht unbedingt böse, aber dort, wo sie die Mächte der Dunkelheit befehligten, waren sie wie nichts anderes zu fürchten, denn sie konnten eine tödliche Spur der Zerstörung hinterlassen. So geschehen auf der Isle of Mull, vor langer, langer Zeit.

Dies ist eine romantische und grausame Geschichte in deren Zentrum gleich drei gefährliche Frauen stehen: einer einheimische Hexe, eine heißblütige spanische Prinzessin und eine betrogene Ehefrau. Und so hat es sich zugetragen…..

Eines Tages hatte die Tochter des spanischen Königs einen lebhaften Traum, in dem sie einen außerordentlich gut aussehenden Mann sah, in den sie sich sofort verliebte. Sie befahl ihren Männern, ein Schiff fertig zu machen und segelte nach Schottland, um diesen Mann zu finden. Das tat sie auf der Isle of Mull, aber leider war der hübsche MacLean of Dowart bereits verheiratet und seine Frau nicht besonders erfreut darüber, ihren Ehemann im Bett dieser ausländischen Prinzessin zu finden. Deshalb ließ sie einen ihrer Männer, ein Mann namens Smollet, das Schiff der Prinzessin in die Luft jagen. Die Explosion war so gewaltig, dass der Schiffskoch bis nach Tobermory geblasen wurde und Prinzessin Viola im Sound von Mull starb. Ihr Körper wurde den Hügel hinauf zum Friedhof auf Lochaline getragen und bestattet.

Als ihr Vater, der spanische König, von dem Mord an seiner Tochter hörte, schickte er ein weiteres Schiff Richtung Norden, um die Tat zu rächen. Als das Schiff entdeckt wurde, rief die Ehefrau die örtliche Hexe namens Doideag herbei, die mit Hilfe einiger weiterer Hexen und vielerlei weiterer Beschwörungsformeln das zweite spanische Schiff in einem riesigen Sturm versenkte, den sie während der Nacht heraufbeschworen hatten.

Anscheinend hatte der spanische Kapitän vergeblich versucht, die Hexen mit Gegenzauber zu bekämpfen – es waren einfach zu viele gefährliche Frauen, als dass ein einzelner Mann hätte Erfolg haben können.

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Teppich-Matrosen aus dem Fachhandel

Neulich nachts musste ich mal und machte mich auf dem Weg ins Badezimmer.

„Komisches Geräusch.“ denke ich und öffne die Tür, um Sekunden später plötzlich hellwach und völlig durchnässt vor einer großen Frage zu stehen.

„Was zum Neptun ist hier los?!“

Wir haben einen Wasserrohrbruch und das eiskalte Wasser schwappt schon in den Flur. Ich wecke den Mann, der dreht das Wasser ab, setzt sich die Kopflampe auf und sucht Werkzeug im Schuppen. Ich wische derweil eimerweise Wasser auf. Am nächsten Morgen kommt ein befreundeter Installateur und bringt uns Abklemmschrauben, die neuen Leitungen kommen tags drauf von Amazon.

Nachdem alles getrocknet ist, ist klar, der Linoleumboden muss erneuert werden. Wir fahren also am Wochenende nach Inverness zum Fachbetrieb für Bodenbeläge und finden schnell, was wir suchen. Weil ich mir nicht sicher bin, ob die Rolle in den kleinen Panda passt, frage ich vorsichtshalber nach, ob sie auch liefern?

„Klar.“ sagt der Verkäufer und stellt eine kleine Frage, die bei mir große Wirkung erzielt.

By boat?

Boote

Ich sehe ihn vor mir, den schwimmenden Teppich Händler, das stolze, weiße, Boot, das majestätisch in den Meeresarm vor unserem Haus gleitet. Die Möwen rufen und der Mann rudert hinaus durch türkisblaue Wellen und lädt kostbare Seidenteppiche und duftendes Echtholzparkett in sein Boot. Teppich-Matrosen winken mir von Deck aus zu. Ich stehe an der Mole, den Wind im Haar und die Kreditkarte in der Hand.

Ja, so muss er sein, der Teppichkauf. Ob der Kapitän zum Kassieren kommt?

Mole

No, we live on the mainland. antwortet der Mann, nichtsahnend von meinem Bootsfantasien. Nein, wir leben auf dem Festland.

Puff!

Der Traum ist futsch.

„Ah gut, das macht es billiger,“ erwidert der Teppichverkäufer, der auch nicht ahnt, was ich gerade für ein Kopfkino hatte.

Natürlich liefern die Bodenbeläge per Boot nur auf die Inseln. Zu uns käme ein schnöder Transporter. Da zwänge ich mich doch lieber neben die Linoleumrolle auf den Beifahrersitz. Wenn ich das Fenster aufmache und die Augen schließe, kann ich das Meer riechen. Immerhin!

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Pirat und Held John Paul Jones

Einer der berühmtesten Piratenund Seefahrer, den Schottland je hervorgebracht hat, ist Paul Jones, Sohn eines Gärtners aus Kircudbright. Geboren wurde er am 6. Julie 1747 auf dem Herrensitz von Lord Selkirk, in Arbigland. Der Sohn trug (wie es in Schottland auch heute noch häufig üblich ist) denselben Namen wie sein Vater: John Paul. Seine Mutter war Jean MacDuff.

frozen bramblesDer Vater war ein echtes Unikum.

Einmal, als sein Herr durch den Garten ging, entdeckte der in den beiden baugleichen Sommerhäusern je einen jungen Burschen im Fenster. Er ging zu  Gärtner, um sich zu erkundigen, was es damit auf sich hatte.

„Der Junge hat Obst im Garten gestohlen.“ sagte der alte John Paul. „Da haben ich ihn eingesperrt.“

„Aber es sind zwei Jungen.“ berichtigte Lord Selkirk mit einer gewissen Logik.

„Meinen Sohn habe ich nur aus Gründen der Symmetrie ins andere Haus gesperrt.“ erwiderte der Gärtner.

Es war eben dieser Sohn, der ein ganz außergewöhnliches Leben haben würde.

Isle of Skye view from Carr Brae one autumn evening

Nicht lange nach der Symmetrie-Episode wurde das Arbeitsverhältnis mit John Paul Senior  beendet und die Familie zog um. Weil der alte John Paul ohnehin eher als Seefahrer denn als Gärtner taugte, ging er auch zur See. Mit 12 Jahren trat auch der junge John Paul in Whithaven sein Leben auf See an, zunächst als Lehrling, dann als Steuermann auf Sklavenschiffen, bereits mit 21 Jahren wurde er Kapitän. Er sah bald, wie viel lukrativer plündern war und wurde Pirat, nannte sich um von John Paul in Paul Jones. Er kannte die schottische Küste wie seine Westentasche, was ihm natürlich auf See sehr zugute kam. Bei einem Angriff auf seine Stadt Whitehaven war er zunächst Teil der Plünderer, warnte aber dann die schlafenden Bewohner vor der Gefahr und rettete so ihr Leben.

Überhaupt war Pirat Paul wohl der Netteste seiner Spezies. Nach den Ereignissen von Whitehaven machte sich die Besatzung des Schiffs auf nach Arbigland. Den Herrensitz von Lord Selkirk konnte man über das Wasser erreichen. Man ankerte und enterte, doch Lord Selkirk war nicht anwesend. Nur Lady Selkirk, die natürlich in dem Piraten vor ihr nicht den Gärtnerssohn erkannte. Eigentlich hatte die Crew Lord Selkirk entführen und Lösegeld fordern wollen., Was nun? Pirat Paul hielt die anderen davon ab, Schlimmeres zu tun und bat (!) Lady Selkirk um das teure Geschirr, das man gut verkaufen konnte. Die Lady, in vollen Bewusstsein, dass alles noch viel schlimmer sein könnte, ließ alles einpacken und steckte obendrein noch ihre silberne Teekanne, die sie noch warm vom Frühstückstisch nahm, an dem sie gesessen hatte, bevor die Piraten auftauchten.

Man zog von dannen. Bevor er das Haus verließ versprach Paul Jones ihrer Ladyschaft, dass sie eines Tages alles zurück bekommen würde. Es dauerte ein paar Jahre aber im Frühjahr 1783 war es soweit. Ein Paket traf ein mit dem Geschirr und der Teekanne, die Teeblätter vom Frühstück der Lady Selkirk waren noch immer darin. Die Teegeschichte erzählte  vom Charakter des „Piraten“, der in den nächsten Jahren zu einem amerikanischen See-Helden werden würde.

wake sea water ship

John Paul Jones kämpfte im Unabhängigkeitskrieg für Amerika gegen das Vereinte Königreich. Sein Schiff war zunächste die Bonhomme Richard, mit der er (zu der Zeit in französischem Dienst) auf die Serapis traf. Die fügte ihm in heimischen Gewässern einen solchen Schaden zu, dass er zu sinken begann. Gönnerhaft bot ihm der Kapitän der Serapis an, zu kapitulieren worauf Paul Jones antwortete: „Sir, ich habe noch nicht einmal angefangen zu kämpfen.“

John Paul Jones kommandierte das erste sinkende Schiff der Geschichte, das eine Seeschlacht für sich entscheiden  konnte. Für die Amerikaner war er ein Held der See und ein Unabhängigkeitskämpfer, der ganze acht Schiffe sank und mindestens ebenso viele plünderte.

Sein bewegtes Leben zog ihn weiter in andere Länder, er kämpfte für Russland gegen die Türken, lebte in Holland und in Frankreich wo er Ende des 18.Jahrhunderts auch starb. Über hundert Jahre später überführten die Vereinigten Staaten von Amerika die Überreste des schottischen Piraten in die USA, wo er in einem Bronzesarg in der US Navy Akademie liegt, von amerikanischen Marinesoldaten als einer ihrer Idole seit über einhundert Jahren bewacht.

 

Quellen: 

Biografie John Paul Jones auf Britannica.com

History of Paul Jones the pirate auf History.Navy.mil