Wintersonnenwende in Schottland: Mystik, Tradition und ein Hauch von Humor

Die Wintersonnenwende, auf Gälisch „Oidhche nan Seachd Suipearan“, ist in Schottland – besonders in den Highlands und auf den Inseln – ein bedeutendes Ereignis. Sie markiert den kürzesten Tag und die längste Nacht des Jahres, wenn das Licht zurückkehrt und die Tage wieder länger werden. Für viele Menschen in Schottland hat die Sonnenwende sogar mehr Bedeutung als Weihnachten selbst.

Die Wurzeln der Tradition

Die Kelten verehrten die Sonnenwende als spirituellen Wendepunkt: Das Wiedererwachen der Sonne symbolisierte den Triumph des Lichts über die Dunkelheit. Noch heute zeugen alte Steinmonumente wie die Callanish Stones auf der Isle of Lewis oder die Clava Cairns bei Inverness von dieser Ehrfurcht vor der Natur und den Sternen. Diese steinernen Zeitzeugen sind so ausgerichtet, dass sie die ersten Sonnenstrahlen des neuen Zyklus einfangen – ein beeindruckendes Zeugnis alter Himmelsbeobachtung und Spiritualität.

Clava Cairns near Inverness

Die Nacht der sieben Abendessen

Eine besondere gälische Tradition ist „Oidhche nan Seachd Suipearan“ – die „Nacht der sieben Abendessen“. Der Brauch sieht vor, dass man sieben kleine Mahlzeiten zu sich nimmt, um Fülle und Wärme während der dunkelsten Nacht des Jahres zu feiern. Moderne Varianten dieses Festes könnten ein gemütliches Beisammensein mit Freunden am Kamin sein, begleitet von Glühwein, Suppe oder köstlichem Gebäck. Doch der Kern der Tradition bleibt: Dankbarkeit und Freude über das Überstehen der dunklen Jahreszeit.

Clava Cairns

Wie die Schotten heute feiern

Auch heutzutage wird die Sonnenwende in Schottland mit einer Mischung aus alten Ritualen und modernen Eigenheiten gefeiert. Im Maeshowe Chambered Cairn auf Orkney zum Beispiel tauchen die letzten Sonnenstrahlen der Wintersonnenwende die alte Grabkammer in ein magisches Licht. Solche Momente verbinden Geschichte und Natur auf eine einzigartige Weise.

Doch das Wetter, das typisch schottisch sein kann – mit Regen, Wind und eisigen Temperaturen –, macht diese Feiern oft zu einem Abenteuer. Die Schotten nehmen das jedoch mit Humor: „Wenn dich der Wind nicht wegweht, bleibst du wenigstens warm am Feuer.“

Tipps für die Wintersonnenwende in Schottland

  1. Besuche einen Steinkreis: Die Callanish Stones oder die Clava Cairns sind beeindruckende Orte, um die Sonnenwende zu erleben.
  2. Zieh dich warm an: Wetterfeste Kleidung ist ein Muss – Schottland bleibt auch bei der Sonnenwende unberechenbar.
  3. Mach mit bei lokalen Bräuchen: Vielleicht findest du ein gemeinsames Festmahl oder eine Geschichtenerzählung – die Schotten teilen ihre Traditionen gerne.
  4. Nimm dir einen Moment für dich: Die Highlands bieten mit ihrer Weite und Stille den perfekten Ort für Reflexion und einen Neuanfang.

Warum die Sonnenwende wichtig bleibt

Die Wintersonnenwende erinnert uns an den Zyklus der Natur und die Kraft, die uns in den dunkelsten Momenten des Jahres am Leben hält. Es ist ein Fest der Hoffnung, des Lichtes und der Gemeinschaft. In Schottland, wo sich alte Bräuche mit modernem Leben vermischen, wird dieser Tag zu einem besonderen Ereignis, das Herz und Seele berührt.

Wenn du also jemals die Gelegenheit hast, eine Sonnenwende in Schottland zu erleben, nutze sie. Es ist eine Zeit der Magie, des Lachens und der kleinen, aber bedeutsamen Momente – sei es beim siebten Gang des Festmahls oder beim ersten Lichtstrahl, der über die uralten Steine tanzt. Und vergiss nicht, einen kleinen Schluck Whisky einzupacken, um die Nacht zu wärmen.

burial chamber Clava Cairns

Parkwächter und andere Armleuchter

Awa’ an bile yer heid ist ein Satz, den man in Schottland verwendet, wenn einem jemand wirklich auf die Nerven geht. Im Klartext bedeutet es: „Geh und koch deinen Kopf“. Die nette Übersetzung ist „verschwinde“, das Wort, das den Begriff korrekter beschreibt, hat ein „p“ und zwei „s“. Ihr wisst, was ich meine. Ich umschreibe das lieber, falls noch nicht alle Kinder im Bett sind.

old Sleat road Isle of Skye @nme Abenteuer Highlands

Die andere Nellie und ich haben uns an einem Tag im Februar früh aus den jeweiligen Betten gequält, denn wir wollen ausnahmsweise mal nicht nur Kaffee trinken gehen, sondern richtig frühstücken. Blöd nur, dass es ausgerechnet in der Nacht wie verrückt geschneit hat und wir am Morgen eine geschlossene Schneedecke auf der Straße vorfinden. Nicht, dass das uns zwei von einem Frühstück auf der Isle of Skye abhalten würde. Ich bin aus dem Schwarzwald, die andere Nellie aus dem Sauerland. Wir können Berge und Winter.

bagel and book Deli Gasta @nme Abenteuer Highlands

Außer uns anscheinend nicht viele andere, denn wir sind so ziemlich allein unterwegs. Dummerweise auch mit zwei Autos, weil Nellie davor noch einen Arzttermin hat und ich anschließend noch Besorgungen machen will. Deshalb sind wir mit zwei Autos unterwegs. Ich bin als erstes am verabredeten Ort. Auf der steilen, gewundenen Abfahrt zum Café liegen ungefähr drei Zentimeter Schnee. Hinunter käme ich ohne Probleme, ich bin mir nur nicht sicher, ob ich dann auch wieder raufkomme. Dass Schnee geräumt wird, ist hier keine Selbstverständlichkeit. Ich beschließe, das Auto oben an einer Seitenstraße abzustellen und die paar Meter zu laufen. So komme ich auf jeden Fall wieder weg.

Als ich gerade losgehen will, kommt die andere Nellie. Sie hatte denselben Gedanken und stellt sich auf die andere Straßenseite vor ein weiteres Café, das geschlossen aussieht. Dann gehen wir gemeinsam zu unserem Frühstück. Wir sitzen in einer ehemalige Mühle an Holztischen zwischen alten Steinmauern und bestellen erst mal zwei Latte, bevor wir uns der Speisekarte widmen. Noch ist es sehr ruhig. Sie haben gerade aufgemacht. Außer uns sitzt nur noch ein junges Paar im Raum.

Da kommt Sean, einer der beiden Betreiber des Cafés. Er hat ein Telefon am Ohr und schaut uns an.

„Hat eine von euch ein deutsches Kennzeichen?“

Nellie nickt.

„Du sollst umparken. Ich hab den Mann vom anderen Café oben in der Seitenstraße dran. Er sagt, du blockierst den Verkehr“, berichtet Sean und sein Gesicht sagt, dass er Parkrügen wohl nicht zum ersten Mal weitergibt. Wahrscheinlich ist der Typ oben genervt von der Tatsache, dass die Leute bei ihm parken aber bei Sean Kaffee trinken.

Broadford and Beinn na Cailich @nme Abenteuer Highlands

Nellie ist entrüstet. Da war kein Schild, dass man da nicht parken darf. Sie fragt nach:

„Und es geht nur um das Auto mit dem deutschen Kennzeichen?“

Tim nickt und Nellie schnappt ihre Autoschlüssel.

Mit einem „Das wollen wir ja mal sehen!“ zieht sie indigniert in den Kampf.

Kurze Zeit später sehe ich ihr Auto auf den Parkplatz vor unserem Café fahren. Sie hat offensichtlich beschlossen, umzuparken.

Empört berichtet sie von der Auseinandersetzung mit dem Anwohner an der Straße. Der hatte ihr nicht nur eine sehr unfreundliche Notiz am Scheibenwischer hinterlassen, sondern auch noch mit ihr gestritten, als sie zum Wagen kam. Nellie ist richtig in Rage. Auf Deutsch hätte sie ihn in Grund und Boden geredet.

„Der spinnt, der Typ“, sagt sie. „Ich hab ihn gefragt, warum ich umparken muss und du auf der anderen Straßenseite nicht. Weißt du, was er geantwortet hat?“

Ich schüttle den Kopf.

„Die arbeitet hier. Die kann stehen bleiben“, ergänzt Nellie voller Entrüstung.

Das ist natürlich eine Frechheit, wenn von uns beiden ist die andere Nellie diejenige, die in Schottland arbeitet. Sie ist Frühstücksköchin in einem Guesthouse. Ich schreibe hier nur Bücher und war zeitweise remote für meinen deutschen Arbeitgeber tätig. Aber ich bin eben mit einem einheimischen Auto unterwegs, während das der anderen Nellie nach Touristin aussieht.

„Besser, du parkst auch um!“ rät sie.

Ich denke nach. Ich weiß, dass ich nicht im Parkverbot stehe und von mir aus kann dieser Möchtegern-Parkwächter einen Kopfstand machen und mit den Zehen wackeln, ich muss nicht umparken. Aber ich würde mir den gerne mal ansehen. Also gebe ich meine Frühstückbestellung auf und mache mich auf den kurzen Weg zum Wagen.

Als ich um die Ecke biege sehen ich einen Mann Mitte Dreißig in Jogginghosen, der gerade ein Handyfoto von meinem Auto macht, dann aber so tut, als würde er, in Ermangelung eines anderen Motivs, das Café fotografieren.

„Pass auf!“, ruft er mir entgegen. Seinen Akzent kann ich nicht richtig verorten, aber er klingt nicht, als wäre er von hier. „Die Reifenspuren auf der Straße sind gefroren. Es ist sehr glatt, nicht stürzen.“

Aha, denke ich. Warum auf einmal so freundlich? Ich bin ein Meter achzig groß und blond. Als Schottin gehe ich niemals durch.

„Keine Sorge“, sage ich, steige in das Auto und wende auf der Straße. Der Mann geht schnell ins das Café, in dem nun Licht brennt. Es hat offensichtlich inzwischen auf und jetzt auch genügend Stellfläche für potenzielle Kunden. Die andere Nellie wird jedenfalls nicht mehr dazu gehören. Die hat er vergrault. Für immer. Kein so richtig schlauer Schachzug, wenn man ein Café betreibt.

old Sleat road Isle of Skye @nme Abenteuer Highlands

Wie sich später herausstellt, ist der „Parkwächter“ wohl einer der beiden Besitzer. Der eine ist aus Nordirland, der andere aus Tasmanien. Das erfahre ich, als ich zu einem späteren Zeitpunkt alleine dort bin. Von den Besitzern keine Spur, die Belegschaft ausgesprochen nett und freundlich. Eine junge Frau, gerade mit der Schule fertig, erzählt mir, sie könne sich nicht vorstellen wegzugehen. Das kann ich verstehen und wir unterhalten uns angeregt.

Geht doch, denke ich. Vielleicht kann ich die andere Nellie dazu bewegen, sich das nochmal anzusehen. Obwohl die beiden haben wegen des Parkplatzes aneinandergeraten sind. Das kommt mir so deutsch und so gar nicht schottisch vor.

Ein Schotte hätte Awa’ an bile yer heid gesagt und gut wäre gewesen. Nellies Kopf hat noch eine ganze Weile danach vor sich hin gekocht. Vielleicht ganz gut, denn Nellie wohnt im Kühlschrank.

Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.

Broadford and Beinn na Cailich @nme Abenteuer Highlands

Highland Crime Band 2: Im Dunkel von Skye

Ich habe ein Leben lang leidenschaftlich gerne Krimis gelesen und 2021 meinen ersten geschrieben: Schatten über Skiary, Band 1 der Highland Crime Serie um DI Robert Campbell und die deutschen Übersetzerin Isabel Hartmann. Der Krimi spielt in Glenelg und an einem der abgelegensten Orte Lochabers – Skiary.

In Band 2 finden die Ermittlungen auf der Isle of Skye statt.

DI Robert Campbell genießt seinen Motorrad-Urlaub an der schottischen Westküste. Übersetzerin Isabel, Issy, Hartmann ist auf der Insel Skye, um Gälisch zu lernen. Am Sabhal Mòr Ostaig College stößt sie unvermittelt auf einen ungeklärten Todesfall.

Starb die Studentin wirklich eines natürlichen Todes? Issy hat ihre Zweifel und stellt Nachforschungen an. Wer im Sprachkurs könnte ein Motiv gehabt haben? Und wie war es gelungen, die Tat zu verschleiern?

Weil Isabel Hartmann ihn um Hilfe bittet, nimmt sich DI Robert Hartmann inoffiziell des Falls an. Doch dann gibt es einen weiteren Toten, der offensichtlich mit den ursprünglichen Ermittlungen in Verbindung steht. Unvermittelt wird Isabel von der Hobbydetektivin zu einer Verdächtigen.

Schneetage sind Schreibtage

Der März ist frostig und immer wieder schneit es kräftig. Es ist kalt genug, dass der Schnee auch liegen bleibt. Ich liebe den Blick auf die Berge, wenn die Luft frisch und alles weiß ist und Himmel und See ihr klares Blau dazu geben.

Der Schneepflug kommt morgens gegen sieben Uhr vorbei und streut eine Prise Sand-Salz Gemisch in vereinzelte Kurven. Ansonsten muss jeder sehen wie er klar kommt. Was zur Folge hat, dass alle Schulen schließen, sobald man auch nur aus der Ferne eine Schneeflocke erahnt. Aus Sicherheitsgründen. Health and safety, heißt das Schlagwort.

Wenn die Kinder nicht in der Schule sind, gehen die Mütter und Väter auch nicht arbeiten, weil sie die Kinder nicht alleine lassen sollen, solange sie unter zwölf Jahren sind. Das ist zwar kein Gesetz, aber ein dringlicher Rat der Regierung. Somit findet einfach gar nichts statt, wenn es schneit. Ruhe. Herrlich!

Wie gut so ein Leben mit einer Schreibhütte ist, obwohl ich zugeben muss, wenn es richtig kalt wird, arbeite ich lieber im Haus. Die Hütte ist nicht isoliert, es steht nur ein Heizlüfter drin. Außerdem ist an Schneetagen der Mann zu Hause statt bei der Arbeit. Somit sind Schneetage wie Wochenenden ruhig und entspannt.

Ich gebe zu, ein wenig amüsiert mich die schottische Haltung zum Schnee schon so als Schwarzwälderin. Schade, dass es hier keine Loipen gibt, die Pisten sagen wir mal, locken mich nicht.

Selbst unsere Dachse kommen an Schneetagen selten vorbei. Die schlafen lieber, als sich durch Eis und Schnee zu unserem Futter vorzukämpfen. Ich habe also Zeit. Zeit! Wann hat man schon Zeit in Deutschland?

Schneetage sind Schreibtage, ganz eindeutig. Die Frage ist nur, was schreibe ich?

Von Januar bis Ende Februar habe ich den zweiten Band der Highland Crime Reihe um DI Robert Campbell geschrieben. Bis Anfang März dann noch einmal drüber gearbeitet und feingeschrieben und nun ist das Manuskript bei der zweiten Testleserin. Ich bin manuskriptlos. Was soll ich sagen? Es ist ein komisches Gefühl, wenn ein Autor ohne Manuskript ist.

Mir fehlt was!

Natürlich gilt es jede Menge andere Dinge zu organisieren. Social Media zum Beispiel. Ich arbeite mit Facebook, Instagram, TikTok und LinkedIn. Es müssen Posts entworfen und bearbeitet werden. Die Werbung braucht auch Zeit. Auf Facebook sind Anzeigen recht intuitiv zu begreifen und zu managen. Bei Amazon sieht das schon anders aus. Seit Tagen mache ich Tutorials für Amazon Ads. Jetzt ist mir klar, wie es funktioniert, aber noch scheue ich die Ausgaben, die dafür notwendig sind. Nach Steuern und Kosten für Coverdesigner, Formatierer und Korrektorat sind die Einnahmen nicht so, dass man gerne noch mehr Ausgaben generieren möchte. Und so gerne ich Marketing und Management mache, die eigentliche Leidenschaft ist das Schreiben.

Was macht also eine Autorin ohne Manuskript, wenn es Schnee hat?

Sie beginnt ein neues Buch!

Doch welche Reihe will ich fortsetzen. Schreibe ich Band 3 der Highland Crime Serie. Die Idee zum Plot ist schon recht weit gereift und ich bin gerade im Thema und gedanklich in der Welt des Verbrechens. Aber ein Krimi schreibt sich schlecht in Happen. Man muss alle Fäden in der Hand halten und darf die Übersicht nicht verlieren. Das wird schwierig, denn sobald das Manuskript von Band 2 von der Testleserin zurückkommt, muss ich es überarbeiten und an die nächste Testleserin schicken.

Damit ist die Entscheidung gefallen: Ich beginne Abenteuer Highlands 3!

Es ist schließlich einiges passiert, seit Abenteuer Highlands 2.0. Schon komisch, eigentlich war Abenteuer Highlands als einmaliges Buch gedacht. Dann kam noch ein zweites dazu, hauptsächlich deshalb, weil viele danach gefragt haben, wann und wie es weitergeht mit meinem Abenteuer. Und ganz offensichtlich ist es ja auch nicht zu Ende. Ich lebe das Abenteuer seit zwölf Jahren.

Also mache ich auf Amazon aus Abenteuer Highlands eine Reihe. Damit wird die Struktur klarer, man kann der Serie folgen und wird automatisch benachrichtigt, wenn es einen neuen Band gibt. Als Nächstes mache ich mir Gedanken über den Untertitel und entscheide mich schnell: Ja, hört das denn nie auf. Das ist ein guter Titel. Was denkt ihr?

Abenteuer Highlands 3: Ja, hört das denn nie auf?

Doch noch immer komme ich nicht zum Schreiben, denn bevor ich loslege, sammle ich, was es schon gibt. Schließlich habe ich auf dem Blog Abenteuer Highlands ja auch schon den ein oder anderen Post geschrieben seit Abenteuer Highlands 2.0.

Nach dem Sammeln sortiere ich, ergänze weitere Ideen für die einzelnen Kapitel und bringe alles in eine ungefähre Reihenfolge. Jetzt habe ich ein Gerüst. Danach kann ich endlich wieder schreiben. Bis Ende Juni habe ich Zeit, dann geht es zurück nach Deutschland und zur Arbeit. Dort ist keine Luft für Bücher und Schnee hat es dann auch nicht. Deshalb gilt es jetzt, die Schnee- und Schreibtage zu nutzen, die man bekommt.

Ich mach dann mal weiter!

Magische Wintermomente

Glen Gloy @nme 2023 Nellie Merthe Erkenbach Abenteuer Highlands

Oft sind die Wintertage schneelos in den Highlands, zumindest, wenn man wie wir auf Meereshöhe lebt. Dann bleibt allenfalls der Blick auf ein paar Schneeflecken weiter oben in den Bergen. Aber gerade dann, wenn alles so trübe scheint, sind die Farben ganz besonders.

Glen Gloy 2023 @nme Nellie Merthe Erkenbach

Inzwischen ist der Winter meine liebste Jahreszeit. Diese Fotos habe ich auf dem Heimweg von Supermarkt gemacht. Nur ein kurzer Fußweg abseits der Hauptverkehrsader und schon ist man in einer anderen Welt. Schön!

Glen Gloy 2023 @nme Nellie Merthe Erkenbach

Grüße zur Wochenmitte

©nme Nellie Merthe Erkenbach Abenteuer Highlands 2022 Winterblick

Am Wochenende hat es hier in den Highlands ziemlich gewütet und ein Sturm folgte auf den nächsten. Tagsüber war mal kurz Zeit zum Luft holen. Wie ich diese Momente genieße. Einfach mal Stille, Natur und Raum, die Gedanken schweifen zu lassen. Ich bin gespannt, wie es diese Woche hier aussieht und ob bald der Schnee kommt, der sonst den Januar so schön macht. Statt dessen tauchen hier schon die ersten Frühlingsblumen auf.

©nme Nellie Merthe Erkenbach Abenteuer Highlands 2022
Frühlingsgrüße

Es lebt sich am Meer einfach so viel enger mit der Natur, als man das von zu Hause und den Städten kennt.

Jeder Tag ist anders. Selbst wenn man auf dieselbe Szenerie schaut. Die Sonne, die Wolken, das Wasser, die Berge, Schnee oder kein Schnee, Regen oder trocken. Ich freue mich über alles und über die Abwechslung.

©nme Nellie Merthe Erkenbach Abenteuer Highlands 2022
Schreibhüttenblick

Ich hoffe ihr hattet alle ein wunderbares Wochenende und seid entspannt in der Mitte der neuen Arbeitswoche angekommen

Das Monster vom Odal Pass

Eines der Bücher, die ich in letzter Zeit verschlungen habe, ist die Neuauflage von John Gregorson Campbells Klassiker The Gaelic Otherworld. Das Original stammt aus dem Jahr 1900. Campbell war viele Jahre Pfarrer auf der Insel Tiree und einer der herausragenden Sammler alter Mythen und Legenden der gälischen Kultur.

John Gregorson Campbell The Gaelic Otherworld

Natürlich haben mich ganz besonders die Gruselgeschichten von den Orten interessiert, an denen ich schon öfter bin, wie zum Beispiel der Odal Pass auf der Insel Skye.

Glenelg Ferry

Nimmt man die kleine Fähre von Glenelg nach Kylerhea, dann fährt man auf einer der ältesten Straßen der Insel Skye Richtung Norden. Diese Single Track Road windet sich in steilen und schmalen Kurven hinauf zum Odal Pass und mündet nach ein paar Meilen am kleinen Flughafen in die A87. Sie war eine der ersten öffentlichen Straßen auf der Insel.

In den Sommermonaten ist sie wegen der vielen Touristen, die das Erlebnis der kurzen Fährfahrt genießen wollen, oft voll und frustrierend zu fahren. Außerhalb der Saison oder während der Corona Pandemie fährt die Fähren nicht und es wird sehr ruhig.

Dieser Teil der Insel ist ohnehin ruhiger, es gibt kaum Häuser hier, weshalb ich sie im Winter auch schon von der Skye Seite kommend häufiger gewandert bin, denn die Straße wird geräumt und man vermeidet die Eisflächen und den knöcheltiefen Matsch der eigentlichen Wanderwege. Im  Winter ist die Straße einsam und verlassen. Hätte ich vom Monster vom Odal Pass gewusst, ich hätte mich wohl nicht einfach hingesetzt, die Aussicht genossen und mein Sandwich verspeist.

view from Odal Pass

Angeblich konnte das Monster in allen möglichen Formen in Erscheinung treten, als Mann, als Mann mit nur einem Bein, als Hund oder als ein anderes Tier. Manchmal soll die Erscheinung fürchterliche Schreie ausgestoßen haben, so dass die Arbeiter, die die Straße bauten, in Panik aus ihren Hütten flüchteten.

Allerdings wäre ich wohl sicher gewesen vor dem Monster, es erschien nämlich nur nachts und nur so lange, bis man eines Morgens einen Mann tot am Rande der Straße fand. Er hatte zwei seitliche Wunden am Körper gehabt und eine am Bein. Seine Hände bedeckten die Wunden, als habe er das Blut stoppen wollen.

Und was schrieb Campbell dazu?

„It was considered impossible these wounds could have been inflicted by human agency. „

Es wurde als unmöglich angesehen, dass ihm diese Wunden durch eine menschliche Macht zugefügt worden waren.

Das Monster vom Odal Pass hatte zugeschlagen.

towards Broadford

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Caféshopping – ein Winterausflug nach Gairloch

Es war in diesem Januar einfach kein Ausflugswetter in den Highlands. Entweder es war trüb und regnerisch oder stürmisch oder wir hatten Eis. Heute aber sollte es ein schöner Tag werden und nach Minustemperaturen über Nacht am Morgen schnell aufwärmen. Das war der Tag.

Abenteuer Highlands Caféshipping Winterausflug Gairloch

Der Mann musste beruflich nach Gairloch. Schon letzte Woche eigentlich. Es war der erste Tag mit richtigen Schneefällen in diesem Jahr und die Straßen sahen alles andere als sicher aus aber wir wollte es dennoch wagen. Wir, weil ich in Gairloch den Friedhof fotografieren wollte und er, weil er dort arbeiten musste.

Nach  Minuten in einem Mitsubishi Outlander (geländegängiges Farmerauto) mit Vierradantrieb (cool) aber Sommerreifen (uncool aber Dienstwagen und deshalb eben nicht änderbar) beschlossen wir, wieder aufzugeben und umzukehren, am ersten Berg schwammen wir bereits bedenklich auf der geschlossenen Schneedecke. Der Winterdienst war weit und breit nicht in Sicht. Wie sich später herausstellen sollte – der eine von insgesamt zwei Schneepflügen in der Gegend hing im Graben, der andere kam mit räumen und streuen nicht hinterher.

Abenteuer Highlands Caféshipping Winterausflug Gairloch

Heute also der zweite Versuch und dieses Mal hat der Mann Vorsorge getroffen. Fast schon Deutsch irgendwie. Er hat mit den Jungs vom Strassenkommando gesprochen und der Chef hat ihm zugesagt, dass unsere Strecke am Morgen geräumt sein würde. Zumindest bis Kinlochewe. Danach ist eine andere Dienststelle zuständig. Ein Wagnis aber wir waren durchaus mutig gestimmt. Und es versprach ein schöner Tag zu werden, sobald die Sonne aufgegangen war. Die Straßen waren ok, teilweise schneebedeckt aber überall war gestreut worden, es löste sich mit zunehmendem Verkehr  auf.

Abenteuer Highlands Caféshipping Winterausflug Gairloch

Der Mann ließ mich am Friedhof etwa eine Meile außerhalb von Gairloch aussteigen und ich war erst mal beschäftigt. Ein fantastisches Licht und dunkle Schneewolken über der See gaben der ganzen Szenerie etwas Magisches.

Abenteuer Highlands Caféshipping Winterausflug Gairloch

Nach einer Weile setzte dann aber mehr Schneefall ein (war im Wetterbericht überhaupt nicht angekündigt) und ich machte mich mit kalten Füßen auf in Richtung Ortszentrum, irgendwo würde ein Café auf haben. Und ich hatte recht. Das GALE community centre, ein von den Einwohnern in und um Gairloch gebautes und betriebenes Café mit allem, was man so braucht und noch viel mehr.

Abenteuer Highlands Caféshipping Winterausflug GairlochHier kann man Unterkünfte buchen, wunderbare Mitbringsel kaufen, die Strickwaren der Frauen aus Gairloch studieren, die Werke der Künstlerinnen und Künstler hier bewundern oder einfach am Kaminfeuer sitzen und einen Café Latte trinken.

Zeit ein wenig mit der jungen Frau plauschen, die hier Dienst hat. Außer mir ist keiner da aber gibt man mir ein Sofa, Internet, Kaffee bis zum abwinken und einen Kaminofen samt Shop dann gibt es nicht mehr viel im Leben, was ich mir sonst noch wünsche. Allerdings wird der Stapel von Dingen, die ich einkaufe neben mir immer größer: Duftkerze, Kalender, Tasse, Tweedkram, Strickmütze.… Alles zu vernünftigen Preisen, nicht billig aber auch keine Touristenpreise. Nicht um diese Jahreszeit.

Ich zücke das iPad und beginne zu schreiben. Auch um mich von übermäßigem Shoppinggenuß abzuhalten. Nach einer Weile des Nachdenkens über einen grobmaschigen graublauen Strickpullover aus recycelter Baumwolle für 50 Pfund (Handwäsche erforderlich) kommen die ersten Einheimischen. Eine Frau in Designergummistiefeln und ebensolcher Winterjacke bringt die Suppe, die hier zu Mittag verkauft wird. Kurzer Plausch mit der Frau hinter der Theke, sie lebt wohl hier aber ist ganz offensichtlich nicht von hier. Ihrem Akzent nach zu urteilen kommt sie aus Südengland. Eine grauhaarige Frau betritt frisch und fröhlich das Gemeindezentrum, in ihrem Schlepptau ein junger Mann mit Down Syndrom. Sie setzten sich an einen Tisch und arbeiten etwas. Hier wird also einfach Zeit verbracht, gerne auch gemeinsam. Wie wunderbar schottisch!

Ich genieße meine kleine Beobachtungsecke am Kamin und bestelle noch einen Kaffee. Draußen wechselt das Wetter von intensiver Sonne vor schwarzblauem Himmel zu graunebligem Dauerschneeregen. Laut Wetterbericht heute erst am Abend Niederschlag. Von wegen!

Die grauhaarige Frau putzt jetzt Fenster. Der junge Mann, vermutlich ihr Sohn, folgt ihr überall hin. Ich werde ihm ein freundliches Lächeln zu aber er schaut scheu zur Seite. Nach einer Weile stelle ich fest, dass er auch mit seiner Mutter nicht spricht. Vielleicht kann er nicht. Ich lächle jedenfalls weiter.

Die Kaffeemenge zwingt mich bald auf die Toilette, mit richtigen kleinen Handtüchern zum luxuriösen Händetrocknen. Dieses Gemeindezentrum hat Stil und es ist bei weitem nicht das einzige in den Highlands. Auf der Halbinsel Sleat aus der Insel Skye gibt es auch ein wunderbares, An Crùbh, sehr stylisch und cool, zweimal die Woche mit frisch gebackenen Brot aus Mallaig, das kommt mit der Fähre. Gerade in Orten, in denen sonst nicht viel ist, sind solche Eigeninitiativen besonders wertvoll.

Die Bedienung kommt und legt mehr Holzbriketts auf. Ich habe so langsam Saunagefühle, heute Morgen hatte ich noch Eiszehen. Also reden wir über das Wetter, das ist immer ein guter Anfang. Sie erzählt, dass sie drei Kinder hat, eins im Kindergarten, eins in der Grundschule und eins in der weiterführenden Schule. Der Mann ist nach Inverness gegangen. Nun ist sie alleinerziehend und arbeitet in der GALE Regionalinitiative. Zu Hause sagt sie, ist es nicht so warm. Die Häuser sind oft feucht und nur schwer zu heizen. Wie bei uns ist auch hier das Meer der große Feuchtigkeitsspender.

Der Mann schreibt, dass er so schnell nicht wegkommt und voraussichtlich noch eine ganze Weile zu tun hat. Ich lächle beglückt und überlege, ob ich nicht doch noch einen Strickschal und eine Teekanne brauche. Oder ein Bild? www.lisafenton.co.ukIch glaube schon….

Draußen zieht sich der Schnee zum Horizont zurück, schwere Wolkenschwaden drücken dunkel auf silberne Meer. Die Sonne gibt ein kurzes Gastspiel.

Ich durchforste das kleine Bücherregal neben dem Kaminofen. Man kann auch einfach hier hinsetzen und lesen. Wunderbar. Natürlich bin ich mit meinem Kindle eigentlich bestens versorgt aber wer kann schon einem unbekannten Bücherregal widerstehen? Ich jedenfalls nicht! Nach genauerem, Nachforschen stelle ich fest es ist ein Frauenromantik Regal und deshalb nicht so ganz meins. Danielle Steele und ich werden wohl keine Freundinnen mehr. Da schreibe ich lieber weiter diesen Blogpost während ich auf den Mann warte.

Drüben bastelt der junge Mann was, in der Küche wird Gemüse geschnitten. Es ist einfach hier ein Gefühl von Gemeinschaft zu entwickeln, auch wenn man fremd ist. Nun sind zwei ältere Damen eingetroffen, ganz offensichtlich von hier. Sie bestellen Suppe und setzen sich an den Tisch nebenan. Sie unterhalten sich über Bitcoins. Wahrscheinlich stricken sie auch.

Ich überlege auf Tee umzusteigen. Meine Magengeschichte im Sommer hängt mir immer noch ein wenig nach. Im Büro im hinteren Teil sind mehrere Frauen zu hören. Die arbeiten im Hintergrund. Wahrscheinlich irgendwas Verwaltungstechnisches. Ich sitze nun schon über zwei Stunden auf meinen Sofa und beobachte das Leben während ich zeitgleich darüber schreibe. Spannend.

Abenteuer Highlands Caféshipping Winterausflug Gairloch

Gegen zwei Uhr kommt Hunger auf. Suppe des Tages: Tomate und Süßkartoffel mit selbst gebackenem Brot. Wunderbar. Inzwischen hat die Sonne beschlossen, sich doch noch einmal heraus zu wagen und scheint mir von hinten so warm durch die Scheibe in den Rücken, dass ich den Strickpullover ausziehen muss.

Nach der Suppe überlege ich Nachtisch. Die süßen Teile sind mit Herkunftsbezeichnung versehen. Die Flapjacks sind von Marie, Lisa hat Millionair’s Shortbread und Mandelschnitten gebacken, Annie zeichnet für den Karottenkuchen verantwortlich. Ich sehe sie bildlich vor mir aber ich mag mich auch täuschen.

Dann geht die Tür auf und der Mann ist da. Heimfahrt.

Ich nehme den Korb mit meinen Einkäufen und gehe zu Kasse. Der Mann schaut leicht entgeistert aber weitgehend amüsiert, die Rechnung ist nicht gerade klein. Trotzdem werfe ich zwei Pfund für die Nutzung des Internets in das Spendenkässchen. Cafés wie dieses muss man unterstützen. Je mehr es gibt, desto öfter kann ich den Mann auf Dienstreise begleiten. Und das hat sich heute wirklich gelohnt.

 

 

 

 

Moorleiche

Ja, ich bin schon ein paar Jahre Teilzeitschottin und ich hege den festen Glauben, alle Fallen zu kennen, die dieses wunderbare Land Fremden zu stellen in der Lage ist.

Wenn ein Blogpost so beginnt, dann weiß der geneigte Leser selbstverständlich, was nun folgt…

Ja!

Pustekuchen!

Ich bin reingefallen.

Aber der Reihe nach.

Die Geschichte beginnt wie so oft ganz harmlos und mit einem gar nicht so dummen Gedanken.

Der Winter hält das Land fest im kalten Griff. Eis und Schnee machen das Wandern zu einer Rutschpartie. Ganz oft fließt hier das Wasser von den Bergen die Wanderpfade entlang. Wie das bei Eis aussieht, kann man sich vorstellen.

Als denke ich: Besser nicht rauf auf die Berge oder ab von der Straße. Ich gehe auf eine kleine Fototour auf einer wenig befahrenen Sackgasse entlang eines Meeresarms. Alles sicher geteert. (1)

Ein, zwei Stunden laufen, die Stille genießen, den weißen Winterberge entgegen, vor mir das Meer und die Sonne glitzert im Eis. Und die Kamera bereit, das alles einzufangen.

Nach einer Dreiviertelstunde Fahrt bin ich am Parkplatz angekommen und beginne mich einzumümmlen. Ist das kalt aber sooooo schön. Atemberaubend. An sonnigen Tagen sind die Highlands im Winter fast noch schöner als im Sommer.

Klick. Klick… ich kann gar nicht mehr aufhören. Und dabei bin ich noch nicht einmal richtig losgelaufen. Gerade mal 150 Meter vielleicht. Dieses Panorama!

Ich mache einen Schritt von der Straße weg, um die vereisten Zweige besser in den Bildvordergrund zu bekommen.

Ich fokussiere und…

…aaahhhhh sinke mit meinem rechten Bein urplötzlich ein. Bis weit übers Knie. Und dann gibt das Eis unter dem linken Bein nach. Ich reiße die Kamera nach oben, halte sie weit über dem Kopf und sehe vor meinem inneren Auge eine 300 Jahre alte Moorleiche mit einer altertümlichen Spiegelreflexkamera in der Hand, wie sie 2318 von schottischen Paläanthropologen ausgegraben und untersucht wird.

Ich will nicht ausgegraben und untersucht werden. Auch nicht in 300 Jahren. Also versuche ich mich unter Sicherung der Kamera wieder rauszukämpfen aus dem Loch, in das ich eingebrochen bin. Nur 30 cm neben der Straße. Aber dramatische 65cm tief.

Ich schaffe es irgendwie und stehe triefend am Straßenrand. Wasser läuft aus den Schuhen und der Hose wie aus einer Wasserleiche bei der Bergung. Und irgendwie fühle ich mich auch so.

Die Algen haben sich schon wieder über der Falle zugezogen. Ein tiefer, Wasser führender, überwachsener Graben. Zugefroren. Eigentlich nicht zu erkennen.

Da triefe ich nun bei -3°C. Im Fernsehen schauen der Mann und ich oft Life Below Zero. Aussteiger in Alaska. Die erklären fast in jeder Folge, wie gefährlich es ist, in der Kälte ins Eis einzubrechen. Man stirbt unweigerlich, wenn man sich nicht sofort auszieht und ein Feuer macht.

Davon sehe ich zunächst mal ab. Die Postfrau, die hier auf ihrer Runde ist, würde das zu Recht etwas befremdlich finden.

Ich laufe Richtung Auto. So kann ich ja wohl nicht weiter gehen.

Aber wenn ich schnell laufe?

Nein, lieber wieder zurück und raus aus den nassen Klamotten.

Aber dann bin ich anderthalb Stunden umsonst gefahren!

Aber es ist so kalt, dass selbst das Meer zufriert!

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Mir wird klar, dass ich mich seit Minuten auf einem Straßenstück von 5 Metern in eine Richtung bewege, anhalte, umdrehe, anhalte…

Ich gebe mir einen inneren und äußeren Ruck und laufe los. Unterwegs friert mir der nasse Teil der Hose ein. Das macht ein lustiges Geräusch beim Laufen. Als wäre sie aus Pappe.

Aber solange ich schnell gehe, ist mir nicht kalt und auch das Quietschen der Schuhe wird bald leiser.

Nur die Knie tun mir weh, die habe ich mir bei meinem Grabenunglück aufgeschürft. Ich sehe aus wie ein Fünfjähriger, der vom Spielplatz kommt.

Aber lieber das, als auszusehen wie eine 300 Jahre alte Moorleiche mit Kamera.

***

(1) Bei geteerten Straßen fällt mir ein, meine Großeltern nannten das manchmal noch Makadam. Kommt, wie ich jetzt weiß, von MacAdam , John MacAdam. Schotte natürlich. Aus Dumfries.