Sommer ist eine Sache, die in Schottland nicht oft vorkommt. Kalendarisch natürlich schon aber die Temperaturen hinken dann doch meist den Erwartungen hinterher.
Lebt man eine Weile hier oben im Norden, dann passt sich der körpereigene Temperaturhaushalt der Umgebung an und man beschließt es ist Sommer, wenn es der Kalender sagt und die Sonne scheint. Dann trägt man sommerlich, auch wenn die Temperaturen einstellig sein sollten. Alles eine Frage der inneren Einstellung. Der Schotte an sich ist leidensfähig.
Also schlappt man mit blaukalten Zehen in sommerlichen Flip Flops durch den Supermarkt (der im Übrigen immer auf einstellige Temperaturen heruntergkühlt ist) und erkennt die Touristen aus dem europäischen Festland unschwer an ihren wärmenden Schichten bunter Funktionskleidung. Touristen, die aus England oder Wales kommen, tragen unweigerlich kurze Shorts und Spaghettitops. Und während man sich tapfer Richtung Kase friert und auf besseres Wetter hofft, bricht draußen der erste Regenschauer des Tages nieder.
Natürlich ist das nicht immer so. Es gibt ihn auch hier, den echten Sommer mit fast 30 Grad. Dann bleiben die meisten Einheimischen im Haus während die Deutschen ihre Handtücher am Strand platzieren und tapfer den Algen und Quallen trotzen. Im Wasser bleibt man allerdings nicht lang, die Temperaturen sind einstellig und der Gedanke Haie und andere Lebewesen, lässt die Verweildauer im Wasser unabhängig von seiner Temeratur, auf ein Minimum schrumpfen.
Die Einheimischen baden sowieso nicht im Meer, ich habe noch nie einen am Strand liegen sehen. Sie suchen sich sogenannte rockpools, die kleinen Vetiefungen in den Gebirgsbächen, die hier überall von den Hängen rauschen. Dort ist das Wasser stiller und wärmer.
Und wärmer kann man brauchen, im schottischen Sommer.