Der Mann hat ein Boot gekauft.
Das hat er mir nicht erzählt in all den vielen Skype Gesprächen, die wir hatten, während ich in Deutschland war. Stunden über Stunden reden und das verschweigen. Jetzt bin ich wieder zurück in den schottischen Highlands und das erste was ich bei meiner Ankunft sehe ist ein kleines Boot auf einem Anhänger in der Auffahrt zum Haus.
Wie können Männer ein solches Ereignis denn nur geheim halten?
Ich überlege natürlich sofort einen Namen, sehe aufregende Fahrten zu einsamen Inseln vor meinem geistigen Auge und überlege, ob wir noch Champagner für eine Taufe haben. Wie viel idyllische Bootszenen hab ich schon gesehen, seit ich ein zweites Leben in Schottland habe. Ein Traum!
Auf den zweiten Blick und mit etwas weniger Abstand betrachtet sieht das Boot dann doch eher wie ein etwas ältliches „Bootle“ aus und ich frage mich, wie viel Platz noch für ein Picknickkorb bleibt, wenn ich und der Mann in See stechen…..
Der Mann erklärt mir jedenfalls all die Extras, die er mit dem Boot und für ganz wenig Geld dazu bekommen hat: Anker, Hänger (Er besitzt kein Auto mit Anhängerkupplung aber vielleicht ist das ja nicht so wichtig.) und Seile (Ich habe keine Ahnung, wie man diese Seemannsknoten macht, die man doch bestimmt braucht auf See). Und natürlich zwei Rettungswesten, die sich automatisch aufblasen, wenn sie mit Wasser in Berührung kommen.
Dann erklärt mir der Mann, das man als erstes die Nummer der Küstenwache ins Handy programmieren soll, falls was schief geht. Dann kann man nur hoffen, das sollte was schief gehen, es in den wenigen Gegenden passiert, wo man auch Handy Empfang hat.
Ich sehe der ersten Ausfahrt mit gemischten Gefühlen entgegen und frage, wann die denn stattfinden soll.
„Ach“, sagt der Mann „wir müssen erst noch einen Außenbordmotor besorgen.“ Der war nämlich nicht mit dabei. Einen Motor zu kaufen, scheint aber ein größeres Projekt zu sein: Fahrt nach Inverness, Auswahl, Testlauf, Auswahl, Öl und Benzin wieder aus Motor lassen, dann nach Tagen verschicken….
Ich verstehe langsam. Das Boot ist ein Projekt und gehört in den Garten wie in manchen Ecken Deutschlands die Gartenzwerge. Alle haben ein Boot im Garten oder mit Glück auch vor dem Haus im Meer, fahren sieht man allerdings die wenigsten.
Und dann brauchen wir noch einen Anlegeplatz und wir müssen…..
Ich wäre ja mit der Champagnertaufe schon zufrieden, wir haben aber nur noch eine Flasche im Haus. Das reicht nicht für taufen und trinken.
Ich beschließe noch welchen zu kaufen, sollte das Bootprojekt irgendwann mal in die Motorkaufphase übergehen.
In der Zwischenzeit bleibe ich an Land und schau mir das Wasser aus der Ferne an. Erst am Wochenende haben wir Pilotwale gesehen, ein wunderbares Erlebnis. Aber ob ich die (nur mit einer sich automatisch aufblasenden Rettungsweste „bewaffnet“) neben unserem kleinen ungetauften Boot ohne Namen auftauchen sehen möchte, ist eine andere Frage.
Wie gut, dass Projekte in den Highlands immer länger dauern, als man denkt!
Abenteuer Highlands 
Hallo meine Liebe, ich dachte dieser Tage an dich, weil es doch nun auf dem Papierkalender Juni ist und du gesagt hattest „im Juni bin ich wieder da“. Das Winterwetter hat dich also nicht zurueckgehalten, und die Highlands heissen dich herzlich willkommen. Hattest du ein bisserl Waerme und Sonne im Gepaeck? Wie du wohl bemerkt hast, ist der Winter leider immer noch nicht gewichen – es ist zum Haare ausraufen – immer mal zwischendurch ein sonniger Tag, damit wir nicht total verzweifeln, aber ansonsten…. 0 bis 5 Grad den ganzen Juni durch. Ich weiss ja nicht, wie es in eurer Gegend ist, aber Skye bleibt kalt – fuer die Laemmer war’s eine echte Tragoedie – zu viele tot, sogar Mutterschafe starben. Ich hoffe nun auf den Jackpot im Lotto, damit ich einen RIESENSHED fuer die armen Viecher bauen lassen kann – so einen wie Adam Henson hat.
Ansonsten freue ich mich, dass ihr nun ein Boot habt – der Rest wird sich finden, glaub‘ mir – es dauert halt bloss ein bisschen – aber das ist doch das Schoene: man hat laenger was von der Vorfreude, die doch – wie bekannt – die Beste ist. Viel Spass bei dem Unternehmen und GUTE FAHRT (oder Schiff Ahoi), wenn ihr im naechsten Jahrzehnt in See stecht. Vielleicht kommt ihr dann mal von der Seeseite hier vorbei und macht das Boot beim Lealt Wasserfall fest.
Aber wunder-wunderschoene Fotos hast du wieder gemacht. SAGENHAFT! Da ist es doch eigentlich egal, ob das Bootchen jemals faehrt 😉
Muss jetzt den Bullerofen anmachen, damit ich nicht erfriere, wenn ich TENNIS gucke.
Freue mich, dass du wieder da bist und gruesse dich herzlich!
karinonskye mit sweepiedo xx
Hallo liebe Karin, wie schön, von dir zu lesen. Ich bin seit einer Woche wieder hier und ein paar Tage waren tatsächlich sonnig und warm. Das ist heute auch hier vorbei. So schade mit den Lämmern. „Riesenshed“ klingt gut. Das wäre auch was für „Shed of the year“ 🙂
Viel Spaß mit Herrn Nadal und ganz liebe Grüße zurück!
Hallo zurueck, das war ja nix mit Nadal – schon lange vorbei, dass ich ihm zugeschaut hab‘ – ich als schottischer Patriot schau nur Andy Murray zu – habe gelesen und nur ab und zu mal in die Roehre geschaut und so die ersten Ballwechsel von unserem Helden versaeumt. Hier stuermt und regnet’s wie Hoelle. Wie gut, dass mein Hund diesen Winter soviel Uebung hatte im „nicht auf Strasse walken“ und dass es uns genuegt, im Garten die Geschaefte zu erledigen. Er hat sich fein rausgemacht in den 4 Jahren mit mir.
Hab‘ mal das Wetter fuer Portree gecheckt: wie es aussieht, wird’s erst am Freitag besser. Naja, dann kann ich wenigstens im Trocknen einkaufen fahren und werde hoffentlich nicht von der Strasse geweht.
Liebe Gruesse und habt einen schoenen Abend sowie eine schoene Woche!