Schottland Foto Challenge – Schnappschüsse von Ewan Roy MacGregor

Here are five photographs, which I call quick snatches. So called because there is a lot of luck involved, but also in being prepared. I carry a camera most of the time and I’m always ready to capture what comes into view or the unexpected. It is being prepared for the unexpected and reacting quickly that makes it a quick snatch. Sometimes it’s a terrible shot and sometimes it’s just luck.
These photographs were taken near or close by my home in the North west Highlands.

Slainte mhath, Ewan.

 

Hier sind fünf Fotos, die ich Schnappschüsse nenne, weil es dabei um viel Glück geht, aber auch darum, vorbereitet zu sein. Ich trage die meiste Zeit eine Kamera mit mir herum und bin immer bereit zu fotografieren, was ich sehe oder was unerwartet ist. Auf das Unerwartete vorbereitet zu sein und schnell zu reagieren ist, was es zu einem schnellen Schnappschuss macht. Manchmal ist es ein schreckliches Foto und manchmal ist es einfach nur Glück.

Diese Fotos wurden in der Nähe oder in der Nähe meines Hauses im Nordwesten der Highlands aufgenommen.

Slainte mhath, Ewan.

Der Sturm

Du weißt, wo der Campingkocher ist?

Findest du die Taschenlampen?

Ich hab nochmal heißes Wasser gemacht, falls der Strom ausfällt.

Wenn der Mann sich Morgens so wortreich und fürsorglich verabschiedet, dann ist Sturm in den Highlands.

Sturm Seit gestern reißen die Windmassen aus den Bergen an allem, was ihnen im Weg steht. Es heult um die Hausecken. Früher haben sie hier Häuser ohne Ecken gebaut, die Blackhouses waren sehr flach und ohne einen einzigen 90° Winkel. Da glitt der Wind einfach drumherum. Heute gleitet nix.

Loch DuichEs ist Sturm, Windgeschwindigkeiten von bis zu 115 Meilen sagt das Internetwetter. Ich rechne um, also knapp 190 Kilometer in der Stunde. Klingt unentspannt, vor allem, weil der Wind nicht wie sonst von Westen und damit vom Meer kommt.

SaltireWir haben Ostwind, im Frühjahr gut weil warm, im Spätjahr alles andere als angenehm.

WellenDas Loch schlägt hohe Wellen, der Wind treibt Schaumkronen und Gischt über die aufgerissene Oberfläche. Hohl hallt der Kamin im Wetterrausch. Es fühlt sich gut an, nicht da draußen zu sein

Gestern Abend haben wir den Marder beobachtet, wie er fast schon panisch versucht hat ein Schlupfloch in den Dachstuhl zu finden. Der wusste, was kommt.

Der Regen fällt waagrecht und ohne Unterlass.

DSC_0001[1]Noch funktionieren Heizung und Licht. Doch ein Blick nach draußen macht klar, es dauert nicht mehr lange, dann fällt irgendwo ein Strommast um, weil er im durchnässten Grund nicht mehr genügend Halt hat. Und dann wird es dunkel und kalt.

Ich ertappe mich dabei, wie ich die Schreibtischlampe anstarre und förmlich darauf warte, daß sie ausgeht.

Und dann fällt mir ein, was der Mann noch gesagt hat, als er ins Auto stieg.

Wenn ein Baum umfällt ruf mich an, dann komme ich nach Hause.

Wenn ein Baum umfällt…..??

Neben dem Haus, direkt in Sturmrichtung, steht eine Handvoll Rotfichten, gut und gerne 30 Meter hoch.

Fichten

Ich checke das bei Wikipedia und finde folgenden Eintrag:

Auf schweren Böden, bei Staunässe und hohem Grundwasserspiegel entwickelt sie ein tellerförmiges, flaches und weitreichendes Wurzelsystem, was eine erhöhte Windwurfgefährdung zur Folge hat. (Wikipedia)

Windwurfgefährdung!

Gegen Mittag soll der Sturm nachlassen. Bis dahin werde ich die Rotfichten ganz genau beobachten.

Fenstersimszoo

Wir werden von einem Werwolf heimgesucht. Jeden Abend, Vollmond oder Neumond. Irgendwie unheimlich. Jeden Abend pünktlich um sechs ist er da, draußen in der Dunkelheit, im Regen, im Sturm und wartet, lauert, still und geduldig, macht kein Geräusch. Ich weiß, daß er da ist und er weiß, daß ich da bin.

Ich nähere mich vorsichtig dem Küchenfenster und starre in die Dunkelheit. Da sind sie, zwei grüne Augen glitzern aus der Schwärze – Wolfie. Zeit, zum fressen und der kleine Kopf mit den zotteligen langen Haaren kommt dem Fenster erwartungsvoll näher und näher.

Ich öffne das untere Fenster ein wenig und lege ein Stück rohen Fisch auf das Fenstersims. Dann schließe ich das Fenster und sehe zu, wie Wolfie ganz vorsichtig den Fisch schnappt und die Dachstreppe hinunterschleicht.

Wolfie ist eine sehr scheue wilde Katze, der letzte Neuzugang im Fenstersimszoo. Wir nennen sie Wolfie, weil sie das zottelige Aussehen eines Werwolfs hat. Wolfie weiß genau, wann ich koche und schaut dann vorbei. Wolfie mag Käse, Fisch und Fleisch, inzwischen sogar Trockenfutter. Ich rede Deutsch mit ihr, denn Wolfie ist sehr schlau. Vor dem Mann hat sie ein wenig Angst aber der kann ja auch nur wenig Deutsch.

Es hat ganz harmlos angefangen, mit ein wenig Haferflocken für die Vögel am Morgen, dann kamen Nüsse dazu, dann Rosinen und nun schauen von der Amsel über sämtliche Finken, Spatzen, Rotkehlchen und Krähen nun sogar Möwen vorbei. Ich kaufe Bircher Müsli für die Vögel und gebe täglich frisch gebackenes Brot aus. Ja, man wird sonderlich mit einem Fenstersimszoo.

A propos sonderlich.

Der Mann hat insgesamt 4 Außenkameras installiert. Die kann man über eine kleine Schalteinheit im Wechsel auf den Fenseher geben. Ja, damit kann man auch nachts den Garten überwachen, weil die Kameras überraschend lichtempfindlich sind. Vor allem kann man das Küchenfenstersims überwachen. Wenn man will 24 Stunden lang…..

Dougie hinter beschlagener Scheibe

Dougie hinter beschlagener Scheibe

Wir füttern auch den Marder, da kommt fast jedes Jahr ein neuer, wahrscheinlich immer der letzte Wurf. Wir nennen sie nach dem Alphabet, haben mit Agnes angefangen und sind nun bei Dougie. Wir denken es ist ein Junge, so wie der frisst. Dougie ist auch sehr scheu, frisst Fleisch aber kein Trockenfutter und Dougie liebt Schokolade. Wenn er ganz viel Hunger hat, frisst er auch Brot. Dougie versteht kein Deutsch.

Eines Abends, wir saßen gemütlich auf der Wohnzimmercouch und schauten Fenstersimskamera, da kam etwas dunkles und schwerfälliges Großes den Kiesweg entlang zum Fenstersims. Ein Dachs! Er roch und schnüffelte, reckte die spitze Nase in die Luft. Das Fenstersims war voller Essensreste und Mister Badger hatte ganz offensichtlich Hunger. Nur ist Mister Badger nicht so gelenkig wie Wolfie oder Dougie oder hat gar Flügel. Er ist allerdings überraschend sportlich, denn Mister Badger versuchte es mit Klimmzügen, um an das Futter zu kommen. Es mißlang und irgendwann trottete Mister Badger hungrig von dannen.20140131_143525[1]

Ich sage dem Mann, das er etwas tun muß. Ich dulde keinen Darwinismus im Garten und bei mir bekommt jeder zu fressen. Der Mann zieht seine Gummistiefel an und beginnt Steine zu schleppen. 20140131_143602Er baut eine Dachstreppe, die Mister Badger inzwischen sehr gerne nutzt, denn dank der Treppe kommt der dicke Dachs nun auch ans Fensterbrett. Mister Badger frisst alles und versteht Deutsch, denn wenn ich Abendessen rufe, dann kommt er meist bald vorbei. Das direkte Gespräch scheut er allerdings, ich schätze weil er einfach ein alter Eigenbrötler ist.

Tolle Sache, so ein Fenstersimszoo. Egal wieviel oder was ich am Abend aufs Fenstersims lege, am nächten Morgen ist es weg. Sogar Melone, Radieschen und Krautwickel aus der Dose. Dann gieße ich einen Wasserkessel kochendes Wasser über den Stein und serviere Frühstück für alle, die zum fressen an unserem Fenstersims vorbei schauen.

Eilean Donan

Ich hoffe nur, dass die Pläne den Wolf in Schottland wieder heimisch zu machen nicht verwirklicht werden. Echte Wölfe haben bei uns Fenstersimsverbot, wir füttern höchstens kleine Möchtergernwölfe wie Wolfie.