Schottland und der Nikolaus

Es gibt nicht viele Dinge, die mir an Deutschland besser gefallen, als an Schottland. Wirklich nicht viele. Aber gerade jetzt, wo in den Geschäften in Deutschland die Lebkuchen verkauft werden – Adventsgebäck und Nikolaus. Die gibt es in Schottland in dem Sinne einfach nicht. Klar, inzwischen kann man auch Marzipanstollen überall in den Geschäften kaufen, sogar in den Highlands. Aber am 6. Dezember passiert in Schottland ganz einfach NICHTS. Keine Rute, kein Obst, kein Mandelkern, kein Knecht Ruprecht und vor allem: kein Nikolaus.

Aber wenn man genau hinschaut, dann gibt es ihn doch, in Peebles nämlich. So haben wir das im Sommer auf unserem Kurztrip in Schottlands Süden festgestellt.

©AbenteuerHighlands Peebles Nikolaus Nellie Merthe Erkenbach

Die Cross Kirk spielte in der Vergangenheit eine wichtige Rolle für die Menschen in Peebles. Davon ist nicht mehr viel übrig, die Kirche ist nicht mehr als ein steinernes Skelett. Die Ruine weist auf eine massive und Burg ähnliche Konstruktion hin, die an Krieg als an Gebet erinnert. Hier war einst ein Kloster, eines von vielen, das im Mittelalter florierte und nach der Reformation aufgegeben wurde. Es sind nicht mehr als ein paar Mauern übrig, aber die Geschichte dieses Ortes ist spannender, als es diese kahlen grauen Mauern vermuten lassen.

©AbenteuerHighlands Peebles und der Nikolaus Nellie Merthe Erkenbach

Im 13. Jahrhundert wurde fast überall in Europa das Kreuz und die Reliquien des hl. Nikolaus von Myrna (in der heutigen Türkei) als Heiligtümer verehrt. Diese historische Person gilt als der geschichtliche Ursprung der Nikolaustradition, wie sie in Deutschland und anderen Ländern gepflegt wird.

Es ist nicht bekannt, wie die Reliquien des Hl. Nikolaus nach Peebles gelangten, doch sollen sie hier in Gegenwart von König Alexander III entdeckt worden sein. Sobald die Reliquien gefunden worden waren, geschahen in Peebles einige Wunder, die den König veranlassten, 1296 vor Ort ein Kloster zu gründen.

©AbenteuerHighlands Peebles und der Nikolaus Nellie Merthe Erkenbach

Die Cross Kirk war ein einfaches Gebäude ohne Trennung zwischen Kirchenschiff und Chor, die Kammern des Priors befanden sich am nördlichen Ende der Kirche, was eher ungewöhnlich war, da der Prior normalerweise die sonnigeren und damit wärmeren Bereiche im Süden nutzte. 1474 wurde Peebles ein unabhängiges Kloster und bekam einen Glockenturm. Die Reformation von 1560 beendete die Existenz der Cross Kirk als Kloster. Die Kirche wurde später als Pfarrkirche genutzt und 1548 von den Engländern niedergebrannt.

Heiligenverehrung ist im weitestgehend protestantischen Schottland unüblich und wohl der Hauptgrund, warum sich die Nikolaustradition in Ländern wie Deutschland oder auch Italien ausbreitete aber in Schottland nie wirklich Fuß fasste.

Wie gut, dass ich in der Adventszeit fast immer in Deutschland und bei der Arbeit bin. Ich habe Nikolaus und dem Mann schicke ich dann einfach Carepakete in die Highlands. Mit Schokolade kann er ja durchaus was anfangen, mit Knecht Ruprecht eher weniger.

Diese und viele andere Geschichten findet ihr in meinem neuen Buch Schottland für stille Sunden – ein Reiseführer in die Seele Schottlands. Jetzt als eBook und Taschenbuch bei Amazon erhältlich.

Schottland für stille Stunden #metime

3 Gedanken zu “Schottland und der Nikolaus

  1. Guten Morgen Nellie,

    erfrischende Grüße aus den Highlands… es ist zwar tagsüber herrlich sonnig aber nachts schon recht frisch.

    Es ist doch immer wieder faszinierend, welche Rolle in der Geschichte auch oft sehr kleine unscheinbare Plätze gespielt haben. Die wird dann dank dir kennen kennenlernen dürfen.

    Gestern war ich mal wieder in der Klosterkirche in Loch Awe, da sind ja angeblich auch Reliquien von Robert the Bruce.
    Das Herz an Melrose, der Körper in Dunfermline… Ganz schön rumgekommen nach dem Ableben..

    Jetzt muss ich reingehen sonst gefriert mein Tee.
    Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag in Deutschland.

    LG
    Andi

    • Lieber Andi,

      wie schön. dass du dein Schottland wieder genießen kannst. Keine Sorge, du hast nichts falsch gemacht. In Deutschland ist es auch kalt, wenn auch ein paar wenige Grad wärmer.
      Genieße den Sonntag und lass es dir gut gehen. Vielleicht mal wieder mit ein paar Scones???
      Liebe Grüße und einen ruhigen ersten Advent,
      Nellie

      • Gestern hatte ich leider eine weitere Fressanfall..
        Als Vorspeise Fisch SMS Chips und anschließend meinen Lieblingsburger…

        Am Freitag zwei Scones – man wird ja vernünftig..

        Leider geht es morgen schon wieder zurück. Aber in 18 Tagen bin ich schon wieder hier..

        LG

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